Hallo Dom,
mit welchen Absichten auch immer (können eigentlich nie positive Beweggründe sein)
ich würde das nicht einmal unterstellen, daß da solche negativen Beweggründe da sind, eher sehe ich die Ursache in den Zwängen und Ängsten.
Und dieses Gewissen diktiert mir: sei offen, ehrlich und spiele nie mit den Gefühlen Dritter!
Das ist gut, DOM. Aber zumindest das schlechte Gewissen ist meiner Meinung nach auch einer der Hauptgründe, warum oft Menschen, die gut zueinander passen würden, NICHT zusammen kommen werden. Viele steigern sich da hinein, übertreiben es. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß auch sehr geduldige Erklärungen nichts bewirken, wenn jemand stur sein schlechtes Gewissen pflegt und nicht bereit ist, das anzunehmen, was der andere klar und deutlich sagt. Ich habe schon bei einigen Frauen, in die ich verliebt war, immer wieder deutlich gesagt, daß ich KLARHEIT will, daß ich eine Verletzung gerne in Kauf nehme, um zu wissen woran ich bin. Diese Klarheit ist mir leider immer wieder mehr oder weniger verweigert worden, und als Ursache sehe ich das Gewissen. Liege ich hier falsch? Was kann es sonst sein?
Dagegen muss ich aber auch zugeben, dass ich ein allzu analytisches Verhalte genau so ablehne: es besteht dann die Gefahr einiges zu zerstören, zu zerreden, fehl zu interpretieren...
Das ist wahr. Hier kann man nur immer wieder die Weisheit zitieren, daß man ein mit Dreck aufgewühltes Wasser erst mal zur Ruhe kommen lassen sollte und nicht darin rumrühren, um auf den Grund schauen zu können.
Und verletzen zu können kann ich nicht als eine Tugend ansehen!
Es ist sicherlich keine Tugend, aber eine eventuelle Verletzung ist weniger schlimm als die Lüge. Jeder, der einmal in einer festen oder langjährigen Beziehung war kennt das doch, es werden irgendwann Dinge und Ansprüche verheimlicht um dem anderen nicht weh zu tun. Daraus entwickeln sich Mißverständnisse, die zum Super-Gau führen. Ich habe das schon oft hier geschrieben. Die kleine Verletzung ist oft notwendig, damit die Mauern nicht immer höher werden. Und was noch wichtig ist: Der Verletzte hat die Chance rechtzeitig zu reagieren auf das was der Verletzende sagt, das ist fair! Unfair ist, wenn ein Partner vor vollendete Tatsachen gestellt wird, wenn einer der Partner sich innerlich aus der Beziehung schleicht ohne dem anderen rechtzeitig klaren Wein einzuschenken. Also was findet ihr besser? Die kalte Dusche oder das langsame Sterben der Liebe und Freundschaft?
Kann es sein, dass Du zu viel auch von Dir selbst verlangst?
Nein, ich weiß ganz genau, was ich an Offenheit geben kann, und ich weiß auch, daß diese Offenheit für Viele verletzend wirkt, aber das ist IHR Gefühl und nicht meine ABSICHT. Sie ist keine reine Provokation. Selbstbetrug KANN NICHT die Lösung sein. Wenn sie es wäre, gäbe es nicht so viele Probleme hier und woanders. Menschen, die das verstanden haben, können daraus innere Stärke ziehen, die ihnen in JEDER Situation hilft, nicht nur in Sachen Beziehung. Sich eine Phantasiewelt zu schaffen und zu erhalten wird davon nicht berührt, aber sie darf nicht den größten Einfluß haben. Wir leben in einer Realität, die immer wieder von Neuem schwere Anforderungen an uns stellt, und man kann diese nicht mit Romantik und Surrealismus angehen. Was nicht heißt, daß man nicht dabei romantisch und versponnen sein darf! Aber das sollte gleichzeitig, parallel passieren können.
Ich weiß auch ganz genau was ich ertragen kann und was nicht. Und wenn es mich mal erwischt, daß ich tief verletzt bin, arbeite ich daran, meine Sichtweise zu ändern, und das hat bisher immer funktioniert, teilweise über Nacht. Ich habe in den letzten 2,5 Jahren einen Schnellkurs gemacht auf fast allen Ebenen der Liebe und Beziehung, habe nachgeholt, was den meisten Singles viel früher passiert. Habe gelernt konsequent zu sein, mich zu entlieben, ja sogar zu verlieben. Mit Herz, aber auch mit Verstand. Ich kenne das Risiko, was das mit sich bringt, wenn man auf Sand baut. Es ist alles eine Frage der Wertigkeit, was tut mir gut und was nicht, was macht mich glücklich oder nicht. Wenn ich z.B. nach 6 Monaten Beziehung feststelle, daß eine Frau sich nicht in mich verliebt hat, dann kann ich jetzt die Konsequenzen ziehen, ohne zu Leiden, bei meinem Eintritt in dieses Forum konnte ich das noch nicht. Ich akzeptiere das Schicksal weil ich inzwischen der Meinung bin, daß man im Privatleben nicht planen kann. Und ich hoffe, daß es Leute gibt, die mal zumindest darüber nachdenken.
cu
09.01.2003 12:44 •
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