Hallo,
ich bin durch Google auf diesen Forum gestoßen. Aktuell habe ich ein großes Problem, weine oft und brauche ganz dringend einen guten Rat. Hoffentlich könnt ihr mir helfen.
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Mein Freund und ich haben uns während Olympia in Tokio kennengelernt. Wir sind beide Journalisten und haben dort zwei Monate zusammengearbeitet. Anfangs haben wir uns nur gut verstanden. Gegen Ende des Aufenthalts gestand er mir dann, dass er sich in mich verliebt hat. Mir ging es ähnlich und so kamen wir uns näher. Da ich früher zurückfliegen musste, verbrachten wir wundervolle 7 Tage miteinander. Wir sind uns so ähnlich, haben die gleichen Interessen, Ansichten und Träume. Ich schwebte auf Wolke 7 und er wirkte ebenfalls sehr verliebt und glücklich. Er überhäufte mich mit Geschenken, überraschte mich mit Blumen und lud mich jeden Abend zum Essen ein.
Alles war wie im Traum - bis zum Abend vor meiner Abreise. Unter Tränen gestand er mir, dass er eine 4-jährige Tochter hat. Ich war verärgert, dass er mir das verheimlich hatte, aber für mich war das kein Ausschlusskriterium. Da ich selbst keine Kinder bekommen kann und möchte, habe ich mit der Situation absolut kein Problem. Schlimmer war die Tatsache, dass er mit der Mutter des Kindes das "Nestprinzip" lebte. Heißt: sie lebten in einer Wohnung, hatten aber getrennte Schlafzimmer und sind seit einem Jahr getrennt. Ich war darüber sehr sauer, enttäuscht und verletzt. Fühlte mich betrogen und hintergangen.
Er sagte mir, dass er so nicht mehr leben und die Wohnsituation für mich ändern möchte. Schon vor seinem Geständnis hatte er sie um eine räumliche Trennung gebeten und sie hatte mit der Wohnungssuche angefangen. Da sie sich die Wohnung alleine nicht leisten konnte, sollte sie mit dem gemeinsamen Kind ausziehen. Dennoch war ich sehr wütend und traurig und wir stritten drei Tage lang sehr hitzig und emotional. Mein Vertrauen war angeknackst und ich hatte Probleme, ihm zu glauben. Immer wieder stellte ich mir die beiden zusammen vor, legte jedes Wort auf die Goldwaage und verdächtigte ihn alle zwei Tage, mich zu belügen und zu hintergehen. Ich wollte wirklich Verständnis zeigen, aber das fiel mir schwer, nachdem er mir so etwas Wichtiges vorenthalten hatte.
Als er zurück in Deutschland war, trafen wir uns. Es war wundervoll. Wir gingen essen, spazieren, ins Kino - alles war perfekt. Er wickelte den Umzug innerhalb von 14 Tagen ab und sorgte dafür, dass ich ihn in seiner Wohnung besuchen konnte. Richtete sein Badezimmer neu ein, besorgte mir frisches Bettzeug und Handtücher und bemühte sich sehr, damit ich mich dort wohlfühlte. Als ich ihn das erste Wochenende besuchte, kochte er für mich, ließ mir Badewasser ein und schenkte mir eine Spieluhr, in die er "unser Lied" programmiert hatte. Er bediente mich von vorne bis hinten und nahm sich mehrere Tage Urlaub, um Zeit mit mir zu verbringen.
Das Problem an der Sache: Er legte sehr viel Wert darauf, dass seine Ex und das Kind nichts von mir mitbekamen. Zwar holte er mich vom Bahnhof ab und brachte mich auch zurück, aber Küsse vor der Wohnungstür und Händchen halten im Garten waren Tabu. Da die Nachbarn sehr eng mit seiner Ex befreundet sind, wollte er nicht, dass sie ihr so kurz nach dem Auszug von mir erzählten. Immerhin war sie erst seit drei Tagen ausgezogen, als ich ihn in seiner Wohnung besuchte. Er wollte vermeiden, dass sie ausflippt, das Kind aufhetzt und dass der weitere Umgang schwierig wird. Wenn wir bei mir sind, ist alles völlig normal zwischen uns. Er küsst mich in der Öffentlichkeit und alles fühlt sich gut an. Seinen Freunden hat er mich bereits vorgestellt und auch seine Eltern wissen von mir. Aber diese Heimlichtuerei vor der Ex, den Nachbarn und dem Kind irritiert mich sehr. Ich weiß nie, wann es okay ist, seine Nähe zu suchen und wann ich mich zurückhalten sollte. Das belastet mich.
Ich habe ihn gefragt, was das alles soll. Er sagte mir, dass er seinem Kind so kurz nach der räumlichen Trennung keinen Ärger zumuten will. Und dass es zu früh ist, ihr jetzt schon von der neuen Frau zu erzählen. Weil sie ja immer noch hofft, dass ihre Eltern sich wieder vertragen. Ich kann das ja auch alles verstehen. Aber ich habe mich ursprünglich nicht in einen Mann mit Kind verliebt und es fällt mir schwer, mich jetzt damit zu arrangieren.
Dazu kommt, dass es keine festen Besuchszeiten gibt. Ich weiß also nie, wann er Zeit für mich hat und es fällt mir schwer, unsere gemeinsame Zeit zu koordinieren. Dadurch kommt es immer wieder zu Diskussionen, die unsere Beziehung überschatten. Ich möchte ihn unterstützen und nicht nörgeln oder Druck machen. Aber ich wurde schon häufig von Männern ausgenutzt und hingehalten und habe einfach Angst, wieder verletzt zu werden.
Nun meine Frage: Habt ihr Erfahrung mit so etwas gemacht? Bin ich zu egoistisch und ungeduldig? Muss ich ihm mehr Zeit geben? Oder ist das alles zum Scheitern verurteilt? Wie sollte ich mich verhalten?
02.11.2021 14:38 •
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