Hallo zusammen,
ich muss mir das mal von der Seele schreiben und vielleicht hilft es sich auszutauschen.
Ich bin Anfang 30, seit circa 9 Monaten in einer Beziehung mit einem Mann den ich auf einer Dienstreise kennengelernt habe. Es hat sofort gefunkt, wir waren sofort auf einer Wellenlänge und es ist sehr schnell sehr ernst geworden. Wir planen gerade zusammenzuziehen und es passt wirklich alles. Gemeinsame Wertvorstellungen, gemeinsame Zukunftspläne, gute Kommunikation und harmonischer Alltag (- soweit man das nach der Zeit natürlich beurteilen kann ).
Und jetzt kommt wie zu erwarten das ABER: ich bin seit über 10 Jahren mit einem Mann befreundet der etwas jünger ist als ich, nennen wir ihn mal H., wir sind also quasi zusammen erwachsen geworden und waren die meiste Zeit so eng befreundet das zwischen uns kein Blatt gepasst hat. Wir sind in der ganzen Zeit mehr als ein paar Mal miteinander im Bett gelandet und haben es auch zweimal als Paar versucht, sind aber aus verschiedenen Gründen gescheitert, die Freundschaft – wenn man es so nennen kann – hat das aber immer überdauert und die Gefühle jeglicher Art ebenfalls. Das "gute" alte "wir können nicht mit und nicht ohne einander".
Schon bevor ich meinen jetzigen Freund kennengelernt habe, war mir klar, dass das mit H. ein Ende finden muss, damit wir beide irgendwie nach vorne blicken können. Ich konnte es nie durchziehen, weil mir so viel am ihm liegt und ich ihn einfach nicht verlieren wollte, – auf der Gegenseite ähnlich. Als ich dann meinen jetzigen Freund kennengelernt habe und es direkt funkte, habe ich für mich beschlossen das es dieses Nebeneinander mit H. nicht weiter sein kann, besonders für ihn, so nah dran zu sein und das mitanzusehen. Ich dachte mir das kann niemals gut gehen mit uns, also lass ihn gehen, es wird das beste sein für ihn. Wir haben ein langes Gespräch geführt und ich habe ihm gesagt das die Freundschaft und alles was war wunderbar war, aber dass wir irgendwie erwachsen werden müssen. Wir haben dann den Kontakt erst ganz abgebrochen und sich dann auf Smalltalk alle paar Wochen ausbreiten lassen. Er hat mir oft gefehlt, aber wir haben schließlich auch unser halbes Leben miteinander verbracht.
Vor ein paar Tagen schrieb er ob wir uns nochmal zum Spazieren gehen treffen und unterhalten können, einfach nur aus guten alten Zeiten willen. Ich dachte mir "Kein Problem, du bist so gefestigt und alles war die richtige Entscheidung" und meinem jetzigen Freund habe ich das auch mitgeteilt und es stellte auch kein Problem dar. Gesagt, getan und getroffen.
Wir sind spazieren gegangen und haben uns unterhalten und es war als wäre keine Zeit vergangen. Und jetzt werden viele sagen "Selbst Schuld du doofe Kuh" – aber ich bin am Boden zerstört und von Gefühlen überrannt. Er hat mir oft gefehlt, aber als ich ihn gesehen habe ich gedacht und es hat mich echt getroffen wie ein Schlag: sch. du liebst den Kerl noch und ich wäre ihm am liebsten in den Arm gesprungen, was ich natürlich nicht getan habe!
Er sagte das er noch Gefühle habe, aber mich sehr freut für mich, dass ich jemanden gefunden habe der zu mir passt und er noch nicht dazu bereit wäre auf die Suche zu gehen, einfach weil die Gefühle für mich zu stark wären (das wusste ich nicht, sonst hätte ich das Treffen vermutlich abgelehnt).
Jetzt ist meine Seifenblase zerplatzt aus rosaroten Zukunftsplänen und ich sitze hier und heule wie ein Schlosshund. Bis zu dem Moment war ich super glücklich mit der jetzigen Beziehung und habe nur immer mal wieder gedacht "sch., irgendwie fehlt dir H. doch mehr als gedacht". Am liebsten würde ich das Treffen rückgängig machen.
Ich habe auch gar keine richtige Frage die ich stellen könnte an euch, ich wollte es mir einfach mal von der Seele schreiben. Ich fühle mich grauenvoll und wie der schlimmste Mensch der Welt alles gegenüber, einfach weil er mir so fehlt. Ich meine Zukunft irgendwie anders aussehen sollte als jetzt in dieses Loch zu fallen - Selbstmitleid Ende.
11.04.2022 14:46 •
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