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Neuauflage der Beziehung gescheitert - selbst Schuld?

LillyP
Zitat von Jane_1:
Ich kenne ihn ja nicht, aber von dem was du schreibst, vermute ich, dass er einfach nicht wusste (und weiß) was er eigentlich will und von Impulsen getrieben Entscheidungen trifft, die er dann - von anderen Impulsen getrieben - widerrufen möchte.

Sehr gut beschrieben. Und ohne ein Wertesystem, welches die Impulse bewertet und einsortiert, bzw, die Impulse unterdrückt, brandgefährlich für die Umwelt.

12.03.2021 17:27 • x 1 #31


Nachtlicht
Zitat von Anna_A:
War es einfach nur das eigene Schuldgefühl, das Gefühl, etwas wieder gut machen zu müssen, Scham, die ihn zunächst um- und dann zurücktrieben und sich dann ab Januar wieder einstellten. Dachte er, er MUSS das mit mir auf die Reihe kriegen, weil er SCHULD hat?


Möglich, aber welchen Sinn sollte eine Beziehung haben, die man nur aus Schuldgefühlen heraus wieder aufgreift? Er hat den Warmwechsel zu ihr gemacht, gemerkt dass es das irgendwie gerade doch nicht ist (oder vielleicht wollte sie auch nicht mehr), dann fielst du ihm wieder ein, das war dann schwieriger/langweiliger/doch nicht so toll wie er dachte oder die andere trat wieder auf den Plan ... ich glaube, es ist müßig, über die genauen Gründe oder den genauen Hergang nachzudenken, denn entscheidend ist, dass dein Ex in keiner Version als verantwortungsvoller, reifer Mann (mit dem man eine Familie gründen möchte) geglänzt hat. Letztendlich ist das alles, was du wissen musst, um in deiner Trauerarbeit weiter in Richtung Akzeptanz zu gelangen.

Zitat von Anna_A:
Entweder ist sie abgebrüht und nahm in zurück in dem Denken na ich habs dir doch gesagt, du hast nur an der Vergangenheit festgehangen und jetzt bist du frei für mich oder sie weiß von den letzten Monaten nichts. Ich muss ehrlich sagen, dass er mir ja schon in den Fingern juckt...


Das musst du für dich selbst überlegen, ob du sie kontaktieren möchtest oder nicht. Im Zweifelsfall würde ich aber immer eher dazu raten, es mit dir selbst auszumachen, anstatt potentiellen zusätzlichen Ärger ins Haus zu holen.

Wenn du tatsächlich mal hier im Affärenforum stöberst (falls du Zeit, Lust und die Nerven dazu hast) wirst du vielleicht Ideen bekommen über die Dynamik, die hinter dem Pendeln deines Ex zwischen zwei Frauen stecken könnte. Ganz oft geht bei allen Beteiligten große emotionale Bedürftigkeit einher, und bei einigen leider auch ausgeprägter Egoismus. Auf keinen Fall aber solltest du den Fehler machen, dich mit der neuen Frau zu vergleichen und denken, schlechter weggekommen zu sein als sie. Sie hat einen halbherzigen Warmwechsler und eine Beziehung, die von vornherein auf Lügen und Unausgegorenheit sowie der zweiten Wahl aufbaut, ich bin sicher du willst nicht mit ihr tauschen.

12.03.2021 21:12 • x 9 #32


A


Neuauflage der Beziehung gescheitert - selbst Schuld?

x 3


A
Guten Abend, ihr Lieben,

ich brauchte die letzten zwei Tage etwas Zeit für mich.
Danke für eure Antworten und eure Unterstützung!
Morgen habe ich einen Termin bei einem Psychotherapeuten, bei dem ich schon mal war.
Danach melde ich mich nochmal zurück!

Viele Grüße und einen schönen Sonntagabend
Anna

14.03.2021 21:05 • x 4 #33


A
Hallo zusammen,

ich bin heute mit den gleichen Fragen, die ich auch an euch gerichtet habe, zu meinem Therapeuten gegangen. Zudem habe ich ihm auch geschildert, dass es mich seit einigen Tagen stark verfolgt, dass ich vergangenes Jahr mit zur Absage der Hochzeit beigetragen habe und dahingehend starke Schuldgefühle entwickle, es mir selbst durchtrieben zu haben. Mein Ex hat in den letzten Jahren einiges für mich getan, hat sich um alles rund ums Haus gekümmert und war in schwierigeren Zeiten für mich da. Auf ihn war immer Verlass und er hat mich gut behandelt - bis zum vergangenen Jahr. Sonst wäre ich nicht die Jahre mit ihm zusammen gewesen. Ich habe mich dennoch öfter als zweite Wahl gefühlt, weil so viel anderes gefühlt interessanter war als Aktivitäten mit mir. Er war viel unterwegs und es war okay, er sagte mir aber Anfang dieses Jahres einmal, dass ich ihm nie das Gefühl gegeben hätte, dass es wirklich okay sei. Im Gegenzug hat er sich immer sehr für mich gefreut, wenn ich unterwegs war, neue Dinge ausprobieren wollte und mich darin unterstützt. Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, macht es mich traurig, dass ich ihm dieses Gefühl vermittelt habe. Ich weiß nicht, ob er es in der Beziehung mal angesprochen hat, ich erinnere mich jedenfalls nicht daran. Rückwirkend tut es mir sehr weh, weil ich mir vorstelle, dass ihn mein Verhalten mitunter auch traurig gemacht hat und das hätte ich gerne verändert. Durch die Negativspirale, in der ich mich vergangenes Jahr befand, den Rückzug von Freunden und Familie und meine Fixierung auf ihn habe ich meinen Teil zum Scheitern der Beziehung beigetragen und das kann ich mir aktuell nicht verzeihen.

Natürlich weiß ich, dass der Betrug und was in der Folge alles passierte nicht direkt meine Schuld ist, aber es fühlt sich teilweise an, als hätte ich ihn schon verloren, bevor er ging.

Mein Therapeut sagte heute, dass ich mich nun bei der Neuauflage der Beziehung nicht anders hätte verhalten müssen oder können. Auch in meiner Wut oder meinen Vorwürfen sieht er keinen Fehler, sondern empfindet sie als berechtigt. Mein Ex erweise sich nicht als verlässlicher und ehrlicher Partner, der sein Fehlverhalten aus dem letzten Jahr mit der aktuellen Aktion noch einmal untermauert habe. Er habe mich lange hingehalten und sich eine Hintertür offen gelassen - auch, indem er den Betrug nicht von Anfang an gestanden habe. Genauso versuche er mich jetzt hinzuhalten, indem er mir weiterhin sagt, er liebe mich und ich sei der wichtigste Mensch, aber jetzt gerade wolle er etwas anderes.
Er sagte, ich mache mir deshalb selbst Vorwürfe, weil ich mich mit meinem Ex immer noch emotional verbunden fühle, obwohl er die Verbindung längst gekappt hat (danke @Nachtlicht für deinen Input!). Er habe sich in den letzten Wochen schon selbst von mir abgegrenzt, mir diese Abgrenzung aber nicht deutlich mitgeteilt, um nicht als Ar***loch dazustehen, zu dem er aber genau durch dieses Verhalten wird.

Er sagte, er merke bei mir deutlich, dass ich unterbewusst immer noch eine Chance sehe, dass alles in Ordnung kommt, aber das sehe er nicht - nicht meinetwegen, sondern wegen meines Ex, weil er keine Verantwortung für sein Handeln und seine Entscheidungen übernehmen möchte und so mit mir umgehe.
Er meinte, er könne natürlich nicht sagen, was nun die Beweggründe für meinen Ex waren, bei mir wieder anzuklopfen, aber er hätte mich insofern für seine Zwecke benutzt, als dass er in mir eine Person sah/sieht, die immer zu ihm hielt, loyal ist und zuhört. Er habe ins Warme zurück gewollt. Er schließe aus, dass mein Ex aus dem gleichen Impuls wie letztes Jahr (wie er selbst sagt) Ich kann den Konflikt nicht auflösen, ich finde keinen Zugang, ich muss weg! gehandelt habe, da er ja schon letztes Jahr gesehen habe, dass ich sehr wohl kritikfähig bin und Dinge annehmen und verändern kann. Wenn er jetzt den gleichen Ausweg wieder wähle, machte er den gleichen Fehler zweimal.

Mein Ex bekäme den Konflikt zwischen seinem Selbstbild und seinem tatsächlichen Handeln nicht gelöst und tendiere deshalb dazu wegzulaufen, weil auch ICH SEINEN Konflikt nicht auflösen könne. Zudem hätte ich leider - so weh das auch täte - keine Priorität (mehr) für ihn oder zumindest nicht genug, um mehr von sich selbst zu investieren.

Zitat von Femira:
ER kann es nicht. Das hat nichts mit dir zu tun. NICHTS! Er kann das mit Verpflichtungen udn Verantwortungen nicht. Das macht ihm offensichtlich Angst und er kann sich nicht angemessen verhalten.

Ich habe meinem Therapeuten auch die Frage gestellt, ob er glaube, dass es an mir liege...weil mein Ex und ich vielleicht einfach doch nicht kompatibel sind miteinander. Das lässt sich natürlich nur sehr schwer beantworten, aber er meinte, für ihn stelle es sich eher so dar, als sei das ein generelles Problem, ohne Bezug auf meine Person. Er meinte, leider geschehe das alles eher ohne Bezug auf mich als Person, im Endeffekt hätte ich den Augen meines Ex-Freundes nur noch einen geringen Stellenwert (der natürlich nicht meinem reellen Wert entspricht) und die gemeinsame Zeit, meine Verlässlichkeit als Partnerin seien in den Hintergrund gerückt.

Zitat von Femira:
Warum gehst du nicht? Warum hast du das mit dir machen lassen? Dein Bauchgefühl war da. Du warst schon so weit, ihn loszulassen und nun das?!

Zitat von Femira:
Nicht ER darf nachdenken, sondern du! Deine Beziehung ist kaputt, weil ER sie beendet hat und dann zu wenig Eier hatte. Was will er denn da denken? DU wirst denken. DU brauchst Abstand. Kannst du da ein Riegel vorschieben? Zumindest für 3 Monate, damit du wirklich wirklich zur Ruhe kommen kannst?! Dich selbst finden? wer du bist ohne ihn? Das ist schwer und harte Arbeit.

Zitat von Nachtlicht:
du hast den Teil, in dem du herausfindest ob du wirklich verzeihen kannst und willst, ausgelassen.

Der Therapeut meinte, der einzige Fehler, den ich gemacht hätte, sei der, dass ich mich nicht abgegrenzt habe oder abgrenzen konnte. Er meint, es sei nicht so, dass ich nicht schnell genug verziehen hätte, sondern mir im Gegenteil viel zu wenig Zeit genommen hätte. Ich hätte Übermenschliches von mir verlangt, um dem Bedürfnis meines Ex nachzugehen, der von Angst sprach, mich mit dem Betrugsverständnis vollends verloren zu haben, statt auf mein eigenes Bedürfnis zu hören. Er sagte, meine Abgrenzung müsse jetzt stattfinden, Abstand!

Zitat von LillyP:
Wenn du das Gleiche mit ihm gemacht hättest - wie würde er sich da fühlen? Könnte er dir so schnell oder überhaupt verzeihen, wie er es von dir wünscht? Wenn etwas so falsch gelaufen ist, braucht es Zeit und bei einer so schlimmen Geschichte.

Er sagte mir, dass es in der Vergangenheit immer so war, dass er verlassen und auch betrogen wurde. Die Frau vor mir hätte sich nie richtig auf ihn festlegen wollen und parallel jemand anderen gehabt. Er habe das hingenommen, weil er sie toll fand. Die Ex davor habe ihn für einen anderen verlassen. Wenn man das erlebt hat, kapiere ich nicht, warum man diese Erfahrung weitergibt. Gerade, wenn man mir zudem sagt, ich sei die erste und einzige Frau, die ihn so loyal behandelt habe...warum stößt man diese Personen von sich weg?

Zitat von Löwin45:
Damit du ihm wieder hättest vertrauen können, wären auch Taten (und nicht nur Worte) von ihm erforderlich gewesen.
Dazu gehören Ehrlichkeit, ein klar zu erkennender Wille und vieles mehr, um sich deines Vertrauens und deines Verzeihens würdig zu erweisen.

Könntest du vieles mehr für mein Verständnis bitte noch etwas weiter definieren?

Zitat von LillyP:
Schuldgefühle sind der deutliche Hinweis, dass man von seinen Werten abgewichen ist. Im Grunde sehr gesund, man hat etwas falsch gemacht und das Schuldgefühl weist darauf hin. Die wird er auch so innerlich haben, allerdings zur Zeit wegwischen um dem Bauchgefühl nachzugeben. Das kann man tun und ein eher hohles Leben führen. Oder man lässt sich mal durch den Kopf gehen, was man da mit dem Gegenüber gerade veranstaltet. Die gute Nachricht: dies ist eine gute Gelegenheit zur Persönlichkeitsreife, wenn man sich aktiv und reumütig mit den eigenen Schatten auseinandersetzt.

Zitat von LillyP:
Bei diesem Mann besteht, böse formuliert, vermutlich auch nicht die Gefahr einer Überverantwortlichkeit. Der befindet sich in der Lustmaximierung ( andere Frauen, Golf, Alk., das warme Nest bei dir mit minimalem Einsatz) und in der Unlustvermeidung (keine ordentliche Klärung mit Einsatz eurer Situation, da zu aufwendig oder anstrengend). Das ist das Bauchgefühl, nachdem jeder Zweijährige tickt. Erwachsen ist der Mann noch lange nicht.

Zitat von LillyP:
Sehr gut beschrieben. Und ohne ein Wertesystem, welches die Impulse bewertet und einsortiert, bzw, die Impulse unterdrückt, brandgefährlich für die Umwelt.

Zitat von Nachtlicht:
Ganz oft geht bei allen Beteiligten große emotionale Bedürftigkeit einher, und bei einigen leider auch ausgeprägter Egoismus.

Eine Freundin von mir beschrieb die letzten Monate so, dass er wohl eine innere Leere verspüre - vielleicht gleichzusetzen mit der Bedürftigkeit, die du nennst @Nachtlicht. Er stehe im Schatten und als ich weiterging, aufblühte und mein Licht wiederfand, folgte er diesem Licht und wollte etwas davon abhaben. Als er sich aufgeladen hatte und mein Licht dadurch wieder verblasste, sodass er davon nicht mehr profitieren konnte, jagte er dem nächsten Licht hinterher.

Ich habe schon das Gefühl, dass ein Wertesystem hat, nach dem er es einfach nicht schafft zu handeln - weil er impulsgesteuert handelt, so wie von euch beschrieben. Vielleicht empfindet er seine Schuldgefühle als störend und meint sie damit, wenn er sagt, er wolle nicht aus den falschen Beweggründen handeln? Weil er denkt, stattdessen seinem Herzen zu folgen?

Zitat von Heffalump:
Kannst du dir das nicht denken, irgendwann wird ihm die Golferin auch zu wenig und er streckt seine Fühler wieder aus..

Zitat von Heffalump:
Was hat er nun ... Lotterleben und alle paar Wochen kriecht er an und winselt was von tut mir leid, liebe dich, gibt mir Zeit und andere Wischiwaschi-Sachen

Bis zum letzten Jahr empfand ich ihn immer als sehr konstant und erkannte ihn ab Sommer nicht wieder, weil er sich genau gegenteilig verhielt. Ich meine, wir waren auch ein paar Jahre zusammen und bis zum letzten Jahr gab es keinen solchen Zwischenfall. Meinst du etwa, dass er es nochmal bei mir versuchen wird?

Zitat von Jane_1:
Vermutlich quält ihn sein Gewissen und er möchte mit dir befreundet bleiben und sich gut fühlen. Bei der ersten Anbandelung haben die Gedanken an dich ihn ja auch gestört. Und jetzt sollst du doch bitte nicht mehr böse sein, damit er die neue Liebe so richtig genießen kann. Sorry für die Überzeichnung, aber ich finde sein Verhalten ziemlich unverschämt, dafür konsequent auf Linie. Nämlich konsequent egoistisch.

Zitat von Jane_1:
Das befreundet bleiben wollen hatte ich auf die jetzige Situation bezogen.

Ich habe sehr oft und deutlich geäußert, was ich möchte (Beziehung) und was ich nicht möchte (Freundschaft). Es habe keine Zweifel daran gelassen, was ich will. Wie kann man sich so verhalten....ich bekomme es nicht in meinen Kopf!

Zitat von Nachtlicht:
Auf keinen Fall aber solltest du den Fehler machen, dich mit der neuen Frau zu vergleichen und denken, schlechter weggekommen zu sein als sie. Sie hat einen halbherzigen Warmwechsler und eine Beziehung, die von vornherein auf Lügen und Unausgegorenheit sowie der zweiten Wahl aufbaut, ich bin sicher du willst nicht mit ihr tauschen.

Solange sie nicht weiß, worauf ihre Beziehung aufbaut, fühlt sie sich doch bestätigt, weil er zu ihr zurück wollte, oder? Sie hat ihn wieder gewonnen. Bin ich nicht eher die zweite Wahl in diesem Fall?

Liebe Grüße
Anna

15.03.2021 20:48 • #34


LillyP
Liebe Anna, für mich hört sich das nach einem sehr gutem Gespräch mit deinem Therapeuten an. Wichtig ist es, erstmal rational zu verstehen, die Gefühle folgen dann später, die sind immer langsamer.

Ich kenne die Gedankenspirale um den anderen und die Nachfolgerin, das bringt allerdings nicht viel. Man schadet sich irgendwann selbst damit. Der Focus nur auf dich wird dich weiterbringen.

Wenn für mich hier jemand gewonnen hat, falls man das überhaupt so ausdrücken möchte, dann bist du es. Aus dem einfachem Grunde, da du dein Wertebild nicht verkauft hast. Ich kann mir gut vorstellen, dass du deinen Hänger während der Beziehung auch hattest, weil die Beziehung vielleicht nicht so nah verlaufen ist, wie du dir das tief drinnen gewünscht hättest und du dich ein bisschen weggedrückt hast, sowas raubt viel Energie.
Gut wäre vielleicht, wenn du deine Single Zeit für dich nutzt und dir genau überlegst, wie du deine nächste Beziehung gerne führen würdest.
Zitat von Anna_A:
Ich habe schon das Gefühl, dass ein Wertesystem hat, nach dem er es einfach nicht schafft zu handeln - weil er impulsgesteuert handelt, so wie von euch beschrieben. Vielleicht empfindet er seine Schuldgefühle als störend und meint sie damit, wenn er sagt, er wolle nicht aus den falschen Beweggründen handeln? Weil er denkt, stattdessen seinem Herzen zu folgen?


Das Buch von Raphael Bonelli selber Schuld fand ich sehr erhellend und lustig zu der Thematik. Ich habe da viel verstanden, was ich vorher gefühlt habe und schlecht in Worte fassen konnte, er hat auch einige YouTube Videos zu den Thematiken rund um Beziehungen und auch Schuld. Da erklärt er auch gut sein Modell Kopf Herz Bauch, wo die unterschiedlichen Anteile des Menschen und wie sie zusammen spielen, erklärt werden. Das erklärt auch das Ablaufdatum der Beziehungen nach ca 4 Jahren, die nur auf Bauchgefühl (seiner Seite, deine nicht) beruhen. Ich fand es für mich sehr erhellend.

15.03.2021 22:25 • x 3 #35


LillyP
Zitat von Anna_A:
Er sagte mir, dass es in der Vergangenheit immer so war, dass er verlassen und auch betrogen wurde. Die Frau vor mir hätte sich nie richtig auf ihn festlegen wollen und parallel jemand anderen gehabt. Er habe das hingenommen, weil er sie toll fand. Die Ex davor habe ihn für einen anderen verlassen. Wenn man das erlebt hat, kapiere ich nicht, warum man diese Erfahrung weitergibt. Gerade, wenn man mir zudem sagt, ich sei die erste und einzige Frau, die ihn so loyal behandelt habe...warum stößt man diese Personen von sich weg?

Diese Erfahrung habe ich mit meinem Ex auch machen müssen. Er hat sogar noch einen drauf gesetzt und mich nach Strich und Faden belogen, seine Ex war in seinen Erzählungen zumindest ehrlich zu ihm. Letzten Endes kenne ich aber nur seine Version seiner Beziehungsenden und würde im Nachhinein auch nicht mehr die Hand dafür ins Feuer legen, dass er mir darüber die Wahrheit erzählt hat. Ich habe mir sehr lange darüber den Kopf zerbrochen, irgendwann kann man nur weiterziehen. Vielleicht misst er einfach mit anderem Maßstab bei sich und anderen.

15.03.2021 22:36 • x 1 #36


Löwin45
Liebe Anna
Sehr gerne möchte ich auf deine Bitte eingehen und meinen Kommentar etwas genauer erklären.
Zitat von Anna_A:
Könntest du vieles mehr für mein Verständnis bitte noch etwas weiter definieren?

Da sich mein Kommentar auf deinen Versuch des schnellen Verzeihens bezog, würde ich gerne zuvor etwas zu den Aussagen deines Therapeuten sagen.
Damit erklären sich auch schon etwas meine Formulierungen.
Zitat von Anna_A:
Er meint, es sei nicht so, dass ich nicht schnell genug verziehen hätte, sondern mir im Gegenteil viel zu wenig Zeit genommen hätte.

Ganz genau!
So ähnlich hatte ich es auch gemeint.
Wirkliches Verzeihen ist ein Riesenakt, der nicht so schnell Mal eben gelingt, damit alles möglich schnell wieder läuft.
Auch wenn sich dein Ex genau das gewünscht hätte, konnte das nicht klappen.
Das funktioniert einfach nicht.
Zitat von Anna_A:
Ich hätte Übermenschliches von mir verlangt, um dem Bedürfnis meines Ex nachzugehen, der von Angst sprach, mich mit dem Betrugsverständnis vollends verloren zu haben, statt auf mein eigenes Bedürfnis zu hören. Er sagte, meine Abgrenzung müsse jetzt stattfinden, Abstand!

Ganz genau.
Du hast viel zu viel von dir selbst verlangt und erwartet.
Das funktioniert so einfach nicht.
Zudem waren es alles Erwartungen, die eigentlich dein Ex an dich hatte.
Fragte er dich auch nach deinen Erwartungen?

Warum war es ihm so wichtig, dass du ihm verzeihst?
Wenn er dir im Gegenzug nicht einmal so viel Respekt entgegen brachte und ehrlich war.
Warum hatte er es sich gewünscht - so wie du schreibst?
Wenn du mich fragst...
Na, um sein schlechtes Gewissen und das beschämende Gefühl endlich loszuwerden.
Du warst Mittel zum Zweck.
Okay, ich kenne ihn nicht, aber seine Taten sprechen für sich.
Was hättest du stattdessen gebraucht?
Spielte das bei ihm eine Rolle?

Um wirklich zu verzeihen, müssen etliche Bedingungen erfüllt sein.
Ganz besonders wichtig sind dabei die Intention und darauffolgende Taten desjenigen, der um Verzeihung bittet.

Ich beschreibe es jetzt an meiner Person. Dann muss ich nicht so allgemeingültig formulieren - naja, mal ganz abgesehen davon, dass auch nichts allgemeingültig ist, von dem was ich schreibe, sondern nur meine Erfahrungen widerspiegelt .

Meine Geschichte in Kurzform, die schon etliche Jahre zurück liegt:
Mein Mann hatte eine Affäre, die er selbst beendete und dann hoffte, dass ich es nie erfahren würde.
Nun, es flog auf und das Drama begann.
Er bat mich inständig um Verzeihung, die ich ihm anfangs nicht gewähren konnte und wollte, da ich verletzt, traurig, wütend, enttäuscht und zu tiefst verunsichert war und ihm auch nicht mehr vertrauen konnte und wollte.
All die Lügen und Heimlichkeiten hatten mein Vertrauen zerstört.
Es dauerte sehr lange und viele Gespräche, bis sich daran etwas änderte.
Wichtig waren (ab sofort) Offenheit und absolute Ehrlichkeit, auch wenn beides manchmal schwer zu ertragen war- für beide von uns.
Wir gerieten beide manches Mal an unsere Grenzen.
Alles kam auf den Tisch.
Alle Wünsche, Erwartungen, Enttäuschungen, Zweifel... wurden ehrlich und aufrichtig besprochen.
Irgendwann erkannte ich, dass wir immer noch eine Basis haben und uns immer noch lieben.
Aber, es war ein steiniger und harter Weg für uns beide.
Mein Mann musste mit dem, was er angerichtet hatte, klarkommen.
Zu erkennen, wie sehr er mich verletzt hatte und wie enttäuscht ich über ihn war, empfand er als beschämend.
Nun, Scham ist schwer ertragbar.
Sein Selbsbild litt.
Aber auch ich musste mir über mein eigenes Selbstbild klar werden, denn ich mochte mich weder als Opfer noch als Richterin sehen.
Nun, ich erkannte, dass Wut und Groll keine Gefühle sind, die ich dauerhaft haben möchte.
Somit war letztendlich der Akt des Verzeihens auch für mich und mein Wohl sehr wichtig.
Trotzdem...
Erst als ich tatsächlich glauben konnte, dass er mich noch liebt und alles tut, damit ich ihm wieder vertrauen kann, konnte ich mich diesbezüglich öffnen.
Erst dann war erneutes Vertrauen möglich.
Trotzdem ist Verzeihen nicht leicht, denn eines muss dabei sichergestellt sein:
Verzeihen heißt, dass es ab dann auch bei Streitigkeiten keine Rolle mehr spielen darf.
Erst als ich mir dessen sicher war, konnte mir dies dann auch gelingen.

Liebe Anna
Wie hättest du das in der kurzen Zeit schaffen sollen?
Außerdem hatte es sich dein Ex einfach nicht verdient.
Er log weiter und gab nur zu, was er nicht leugnen konnte.
So ein Verhalten verhindert neues Vertrauen.
Ohne neues Vertrauen kannst du nicht wirklich verzeihen.
Ein Teufelskreis, der letztendlich nicht zu bewältigen ist.

Aber wie ich schon schrieb...
Auch wenn es dir nicht möglich war, ihm zu verzeihen, nimm dir Zeit, um dir selbst zu verzeihen.
Denn im Gegensatz zu ihm, hast du es dir verdient.

16.03.2021 00:19 • x 6 #37


Heffalump
Zitat von Anna_A:
Bis zum letzten Jahr empfand ich ihn immer als sehr konstant und erkannte ihn ab Sommer nicht wieder, weil er sich genau gegenteilig verhielt. Ich meine, wir waren auch ein paar Jahre zusammen und bis zum letzten Jahr gab es keinen solchen Zwischenfall. Meinst du etwa, dass er es nochmal bei mir versuchen wird?

Menschen entwickeln sich stetig weiter. Nicht immer zu deren Vorteil.

Ihr wart lange ein Paar, das gut funktionierte, bis er, warum auch immer ausbrach. Natürlich kann sich das auch mit der Golfkollegin wiederholen, das es ihm dort zu fade wird und er zurück schwenkt, um zu sehen, ob sich bei dir etwas tat, was ihn mehr reizt.

Die Frage ist folglich nicht, wird er es wieder versuchen, sondern lasse ich es wieder zu, das er mich verletzen kann.

16.03.2021 05:58 • x 2 #38


A
Guten Morgen zusammen,

danke für eure Antworten und Rückmeldungen zu meinem Thread am Montag.
Eure Eindrücke und das Gespräch mit meinem Therapeuten haben meine Gedanken durcheinander gewirbelt und erst langsam legt sich das Chaos ein wenig. Die Nächte sind kurz und essen kann ich wenig, es läuft alles wie in Zeitlupe ab und ich merke, ich muss etwas ruhiger machen.

Zitat von LillyP:
Wenn für mich hier jemand gewonnen hat, falls man das überhaupt so ausdrücken möchte, dann bist du es. Aus dem einfachem Grunde, da du dein Wertebild nicht verkauft hast.

Etwas ähnliches hat auch der Therapeut zu mir gesagt - ich ginge für ihn als moralische Siegerin aus dieser Geschichte hervor. Allerdings bin ich mir noch unschlüssig darüber, was mir das aktuell bringen sollte. Langfristig hilft es mir bestimmt, meine eigenen Schuldgefühle zu verarbeiten und die Selbstzweifel aufzulösen, aber aktuell fühle ich mich schlicht wie eine Verliererin - ich stehe draußen am Fenster in der Kälte, während es drinnen warm und gemütlich ist. Ich schaue nur zu, wie meine Wünsche und meine Hoffnungen langsam dahingehen.

Zitat von LillyP:
Ich kann mir gut vorstellen, dass du deinen Hänger während der Beziehung auch hattest, weil die Beziehung vielleicht nicht so nah verlaufen ist, wie du dir das tief drinnen gewünscht hättest und du dich ein bisschen weggedrückt hast, sowas raubt viel Energie.

Ja, es kann durchaus sein, dass die fehlende Nähe in der Beziehung zu meinem Hänger beigetragen hat. Es war vergangenes Jahr auch so: je mehr Aufmerksamkeit ich mir wünschte und einforderte, desto weiter hat er sich entfernt. Gleichzeitig habe ich aber auch häufig versucht, meinen Unmut, der generell durch Corona, Arbeit, Schwierigkeiten mit meiner Familie etc. entstand, bei ihm abzuladen. Dabei habe ich mir rückblickend betrachtet in erster Linie erhofft, dass er Verständnis zeigt, mir Zuspruch gibt, mich fragt, wie er mir helfen kann, mich fragt, was ich brauche. Dass er nicht meine Probleme lösen kann und soll, weiß und wusste ich. Ich habe mir Mitgefühl erhofft - dass er mir sagt Es werden bessere Zeiten kommen, es wird alles gut - das war eigentlich schon alles. Er sagte mir erst im November, dass ihn das damals sehr beschäftigt habe und er nicht wusste, wie und wann er ansprechen solle, dass er sich unwohl fühlte, dass es ihn runterzog und unzufriedener wurde. Ich glaube, das bemerkte er in Wahrheit auch erst, als die andere Frau auf den Plan trat. Sie habe ihm vor der Trennung wohl auch den freundschaftlichen Rat gegeben, dass er wohl die Konsequenzen ziehen müsse, wenn er unzufrieden sei....nun denn, mein freundschaftlicher Rat hätte wohl eher gelautet: Ihr wolltet doch heiraten, euch verbindet etwas, such das Gespräch, bevor es zu spät ist.

Zitat von LillyP:
Das erklärt auch das Ablaufdatum der Beziehungen nach ca 4 Jahren, die nur auf Bauchgefühl (seiner Seite, deine nicht) beruhen.

Sehr interessant - das habe ich vergangenes Jahr bereits irgendwo gelesen. Ich werde mal reinschauen, danke!
Für mich war und ist es mehr als Bauchgefühl - so viel kann ich mit ziemlicher Sicherheit von mir sagen. Ich habe mich bewusst für ihn entschieden. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich auf Biegen und Brechen mit einem Menschen zusammen bleiben würde, der gewalttätig wird o. ä.! Ich meine es so, dass ich ihn so sehr wollte, weil ich auch seine Eigenheiten, seine Fehler und Unzulänglichkeiten sehen und ihn mit allem lieben konnte. Ich dachte eigentlich, dass es ihm auch so geht - zumindest sagte er stets, dass er am Ende nur mich sieht, wenn er in die Zukunft blickt, sich niemand anderen mehr an seine Seite wünscht und wir ein super Team seien - das waren wir auch bis zum vergangenen Jahr.

Letztes Jahr in der Trennung sagte er etwas wie eine Beziehung sollte doch von sich aus einfach sein und nicht so viel Arbeit bedeuten - nach dem Motto entweder es passt oder es passt nicht. Das stellt man doch nicht erst nach viereinhalb Jahren, einem Heiratsantrag und einer bevorstehenden Hochzeit fest?! Als er im November zurückkam, sagte er dann, er wisse jetzt, dass sich etwas verändern kann, wenn man es möchte und gemeinsam daran arbeitet. Nun sagte er wieder etwas wie, wenn man sich wirklich liebe, wolle man den anderen doch die ganze Zeit um sich herum haben und ihn überraschen wollen etc. - wie ich es in dieser Intensität nur von Frischverliebten kenne?!
(Anmerkung: er sagte mir das am Samstag vor zwei Wochen, an dem er mir auch sagte, er denke doch oft an die andere, nachdem er mir zwei Tage zuvor gesagt hatte, sie sei unser geringstes Problem. Für diesen Samstag hatte er VON SICH AUS vorgeschlagen, Waffeln zu machen und alles besorgt, weil ich die so gerne mag...hä?!)

Zitat von LillyP:
Und ohne ein Wertesystem, welches die Impulse bewertet und einsortiert, bzw, die Impulse unterdrückt, brandgefährlich für die Umwelt.

Zitat von LillyP:
Vielleicht misst er einfach mit anderem Maßstab bei sich und anderen.

Zitat von Femira:
ER kann es nicht. Das hat nichts mit dir zu tun. NICHTS! Er kann das mit Verpflichtungen udn Verantwortungen nicht. Das macht ihm offensichtlich Angst und er kann sich nicht angemessen verhalten.

Zitat von Anna_A:
Im Grunde sehr gesund, man hat etwas falsch gemacht und das Schuldgefühl weist darauf hin. Die wird er auch so innerlich haben, allerdings zur Zeit wegwischen um dem Bauchgefühl nachzugeben.

Hierauf möchte ich gerne nochmal eingehen bzw. euch Fragen hierzu stellen.
Ich stimme euch zu und im Grunde sind das auch die Dinge, die mein Therapeut gesagt hat.
Was ich nicht verstehe oder eventuell noch nicht verstehen kann - Impulse spielen an sich doch auch eine wichtige Rolle, oder? Irgendwie entstehen sie ja durch eine innere Eingebung, einem Drang danach, etwas tun oder nicht tun zu wollen. Sie haben demnach doch eine gewisse Berechtigung. Ist es also normalerweise so, dass das übergeordnete Wertesystem diese Impulse zunächst einmal ausführlich bewertet und einordnet? Meint ihr, er gibt seinen Impulsen unmittelbar nach, obwohl sein Wertesystem (das er wohl hat - schlechtes Gewissen) ihnen entgegensteht? Wie könnten diese Impulse aussehen - Angst vor Verpflichtungen, (S.) Anziehung zu einer anderen, Lustmaximierung?

Liebe @löwin45, danke für deine Geschichte. Es tut mir Leid, dass dir/euch das widerfahren ist. Ich finde es super stark, wie du den Prozess des Verzeihens in deinem Fall schilderst.
Zitat von Löwin45:
Wirkliches Verzeihen ist ein Riesenakt, der nicht so schnell Mal eben gelingt, damit alles möglich schnell wieder läuft.
Auch wenn sich dein Ex genau das gewünscht hätte, konnte das nicht klappen.

Zitat von Löwin45:
Zudem waren es alles Erwartungen, die eigentlich dein Ex an dich hatte.
Fragte er dich auch nach deinen Erwartungen?

Zitat von Löwin45:
Er log weiter und gab nur zu, was er nicht leugnen konnte.
So ein Verhalten verhindert neues Vertrauen.
Ohne neues Vertrauen kannst du nicht wirklich verzeihen.
Ein Teufelskreis, der letztendlich nicht zu bewältigen ist.

Zitat von Löwin45:
Was hättest du stattdessen gebraucht?
Spielte das bei ihm eine Rolle?

Was ich gebraucht hätte: Ehrlichkeit, Offenheit, Verständnis und Opferbereitschaft.
Ich sagte ihm bereits im November, dass ich alles wissen möchte und muss, was da im Sommer passiert ist. Erfuhr es aber erst häppchenweise im Januar...auf mehrmaliges Nachfragen zunächst die Info, dass sie an dem Abend, den ich schon im Verdacht hatte, dabei gewesen war. Er hätte mir das nicht erzählt, weil ich mir dann bereits eine Meinung gebildet oder mich in meinem Verdacht bestätigt gesehen hätte, obwohl mein Bild gar nicht der Wahrheit entsprechen müsste. Nach zwei Tagen Funkstille meinerseits dann das Geständnis, dass er mich an dem besagten Abend betrogen habe. Alles, was er mir danach erzählte, konnte ich endgültig nicht mehr glauben. Wenn ich äußerte, ich möchte nicht, dass da irgendein Kontakt besteht und dass ich auch verlange, dass er sich von irgendwelchen Aktivitäten fern hält, wenn er weiß, dass sie dabei ist, sagte er nicht ich verstehe das und ich tue mein Bestes, um dem nachzukommen, sondern na ich kann ja nicht einfach vom Tisch aufstehen, wenn sie sich dazu setzt. Auch erzählte er mir erst Tage später davon, dass sie ihn einen Tag, nachdem sie vor drei Wochen das erste mal am Golfplatz wieder aufeinander getroffen waren, angerufen hatte. Ich war und bin der Meinung, dass er mir das direkt hätte sagen müssen, um mir zu zeigen, dass es ihm wichtig ist, ehrlich zu mir zu sein.
Mir zu sagen, sie sei unser geringstes Problem, wir hätten andere Probleme, spielte zum einen meine Befindlichkeiten in diese Richtung herunter, zum anderen verlor diese Aussage ja zwei Tage später an Bedeutung, als er mir sagte, er hätte da ein gewisses Gefühl, er denke an sie, er wolle ihr schreiben, er fühle sich hingezogen etc....
Das ist auch etwas: wenn er mir von Anfang an gesagt hätte, sie sei interessant für ihn, es hätte eine gewisse Anziehung gegeben und es war eine schöne Zeit mit ihr, die er nicht missen möchte, aber doch gemerkt habe, dass die Bindung zu mir sehr stark sei - okay, hätte auch wehgetan, aber okay! Stattdessen hat er diese Verbindung heruntergespielt, mir gesagt, es hätte da keine Beziehung nach uns gegeben, es täte ihm einfach Leid für sie.

Zitat von Löwin45:
Mein Mann musste mit dem, was er angerichtet hatte, klarkommen.
Zu erkennen, wie sehr er mich verletzt hatte und wie enttäuscht ich über ihn war, empfand er als beschämend.
Nun, Scham ist schwer ertragbar.
Sein Selbsbild litt.

Zitat von Löwin45:
Na, um sein schlechtes Gewissen und das beschämende Gefühl endlich loszuwerden.
Du warst Mittel zum Zweck.

Ich glaube, meinem Ex war auch gar nicht bewusst, wie tief mich diese ganze Geschichte im vergangenen Jahr getroffen hat - auch ohne den Betrug schon. Dass ich wochenlang bei meinen Eltern wohnen musste, weil ich nicht alleine sein konnte, dass ich nicht essen konnte, nicht mehr als zwei Stunden die Nacht schlafen, dass ich stundenlang heulend wie ein Kleinkind in den Armen meines Vaters lag. Hinzu kam dann der Betrug, der mich nochmal zurückwarf. Er sagte hin und wieder, meine Vorwürfe und meine Wut seien berechtigt, aber zeigten auch, wie viel eigentlich kaputt gegangen und wie tief ich verletzt sei. Es sei fraglich, ob sich das wieder in Ordnung bringen lasse.
Nur Mittel zum Zweck gewesen zu sein tut weh...aber ist auch genau das, was mein Therapeut sagt. Ich sollte wohl seinen Konflikt auflösen, ihm Absolution erteilen. Was wäre gewesen, wenn ich das geschafft hätte - wäre er dennoch wieder gegangen, dann aber mit leichterem Gepäck?
Wie gesagt...es ist schrecklich für mich, dass ich so wenig Wert für ihn habe.

Zitat von Löwin45:
Nun, ich erkannte, dass Wut und Groll keine Gefühle sind, die ich dauerhaft haben möchte.
Somit war letztendlich der Akt des Verzeihens auch für mich und mein Wohl sehr wichtig.

Zitat von Löwin45:
Trotzdem ist Verzeihen nicht leicht, denn eines muss dabei sichergestellt sein:
Verzeihen heißt, dass es ab dann auch bei Streitigkeiten keine Rolle mehr spielen darf.
Erst als ich mir dessen sicher war, konnte mir dies dann auch gelingen.

Ich äußerte auch oft, dass ich nicht ewig in Wut leben wolle, dass das für mich selbst irgendwann ein Ende haben müsse, weil ich so nicht weitermachen könne. Aber zwischen Betrugsgeständnis und dann doch wieder eher Schluss lagen 6 Wochen....6 Wochen....

Zitat von Heffalump:
Die Frage ist folglich nicht, wird er es wieder versuchen, sondern lasse ich es wieder zu, das er mich verletzen kann.

Zitat von Pinkstar:
Ich hoffe sehr, dass du eine Frau bist, die soviel Stärke und Selbstwert hat, dass du diesen Typen, der dich in keinster Weise mehr schätzt, nicht mehr in dein Leben lässt.

Einige meiner Freundinnen sagen, er wird es bestimmt versuchen. Ich bezweifle es eigentlich deshalb stark, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass jemand so dreist ist und nach dieser zweiten Aktion überhaupt den Mumm hat, es noch einmal zu versuchen. Ich selbst würde mich in Grund und Boden schämen und schauen, dass ich das Weite suche.
Nein, ich will das nicht mehr zulassen! Ich hoffe sehr, dass ich weit genug bin, sollte er es doch nochmal in irgendeiner Form bei mir versuchen. Gleichzeitig wünsche ich mir insgeheim die Genugtuung, dass er es tut und ich längst weiter bin und ihn abblitzen lassen kann.

Folgendes verstehe ich auch nicht - letztendlich ist es doch so: er hat nun wieder etwas mit dieser Frau angefangen. Eigentlich müsste er sich seiner Sache doch nun ziemlich sicher sein, oder? Denn wenn er sie nun auch ein zweites mal sitzen lässt, steht er doch wieder vor dem gleichen Problem und fühlt sich unwohl, wenn er zum Golfplatz fährt, weil sie verletzt ist.
Sie wurde bereits letztes Jahr von ihm enttäuscht - nach einigen Wochen Beziehung. Das bedeutet, ihr liegt etwas an ihm und selbst wenn sie jetzt sagt, sie wolle es langsam angehen, bestehen doch auch da irgendwann Forderungen und Ansprüche an den Partner. Wenn sie am Golfplatz, seinem Rückzugsort und Ort der Freiheit für ihn, immer anwesend und präsent ist und er eigentlich jemand ist, der seine Freiheit braucht und genießen möchte, wird ihn das nicht irgendwann nerven? Sie hat Pferde, Hund und Katze, ist quasi rund um die Uhr mit ihren Tieren beschäftigt, hat Verpflichtungen, er ist (in nicht-Corona-Zeiten) viel unterwegs, besucht verschiedene Veranstaltungen, verreist oft und gerne, feiert etc.

Zitat von Anna_A:
Er habe sich in den letzten Wochen schon selbst von mir abgegrenzt

Hierzu habe ich eine abschließende Frage, die ich meinen Therapeuten am Montag nicht mehr fragen konnte: Kann es auch sein, dass er sich zum Selbstschutz abgegrenzt hat? Weil er gemerkt hat, es geht nicht weiter, er und ich tun uns mit der Situation schwer und gegenseitig nicht gut, sodass er trotz Liebe entschieden hat, es sein lassen zu wollen und seine Gefühle durch die Abgrenzung beiseite geschoben hat? Kann es sein, dass er die andere Frau als Ausweg sah/sieht (das Licht am Ende des Tunnels), um das, was an Gefühl für mich noch da ist, beiseite zu schieben?
Keine Sorge, ich möchte hier nichts reinlesen oder reininterpretieren, möchte ihn nicht zurück. Ich möchte versuchen, die Geschehnisse zu verstehen, soweit das möglich ist und mir ein möglichst umfangreiches Bild machen.

Viele Grüße und allen einen schönen Tag
Anna

17.03.2021 10:29 • x 1 #39


LillyP
Hallo liebe Anna, ich versuche mal so gut wie es geht zu antworten.
Zitat von Anna_A:
Allerdings bin ich mir noch unschlüssig darüber, was mir das aktuell bringen sollte. Langfristig hilft es mir bestimmt, meine eigenen Schuldgefühle zu verarbeiten und die Selbstzweifel aufzulösen, aber aktuell fühle ich mich schlicht wie eine Verliererin - ich stehe draußen am Fenster in der Kälte, während es drinnen warm und gemütlich ist. Ich schaue nur zu, wie meine Wünsche und meine Hoffnungen langsam dahingehen.

Im akuten Liebeskummer bringt es natürlich noch nicht viel. Da geht es um Nahrungsaufnahme und durchstehen der ersten harten Zeit. Die Anna in ein paar Monaten wird den Vorteil sehen: du hast einen gradlinigen Plan und deine Werte erhalten. Er hat vermutlich die gleichen Werte (wenn du das gleiche mit ihm gemacht hättest, hätte er sich bitter beschwert) und sie verkauft. Und nein, du guckst nicht von draussen ins Warme. Er mag jemanden an seiner Seite haben, aber auf welcher Basis? Wärest du wirklich gerne an seiner oder ihrer Stelle?
Du hast jetzt die Möglichkeit, dich ganz neu zu finden und zu erfinden.

Zitat von Anna_A:
Ja, es kann durchaus sein, dass die fehlende Nähe in der Beziehung zu meinem Hänger beigetragen hat. Es war vergangenes Jahr auch so: je mehr Aufmerksamkeit ich mir wünschte und einforderte, desto weiter hat er sich entfernt. Gleichzeitig habe ich aber auch häufig versucht, meinen Unmut, der generell durch Corona, Arbeit, Schwierigkeiten mit meiner Familie etc. entstand, bei ihm abzuladen. Dabei habe ich mir rückblickend betrachtet in erster Linie erhofft, dass er Verständnis zeigt, mir Zuspruch gibt, mich fragt, wie er mir helfen kann, mich fragt, was ich brauche. Dass er nicht meine Probleme lösen kann und soll, weiß und wusste ich. Ich habe mir Mitgefühl erhofft - dass er mir sagt Es werden bessere Zeiten kommen, es wird alles gut - das war eigentlich schon alles

Das ist tatsächlich nicht zu viel verlangt, ein erwachsener junger Mann mit einem gewissem Reifegrad sollte in der Lage sein, das zu leisten. Er wollte halt nur die angenehme Seite der Beziehung, etwas wenig.

Zitat von Anna_A:
Sie habe ihm vor der Trennung wohl auch den freundschaftlichen Rat gegeben, dass er wohl die Konsequenzen ziehen müsse, wenn er unzufrieden sei.

Da ist ihre Absicht recht klar. Da haben sich ja zwei Schätzchen gefunden. Gut, wenn sie gemeinsam vom Markt sind, machen sie nicht noch andere kaputt.
Zitat von Anna_A:
Was ich nicht verstehe oder eventuell noch nicht verstehen kann - Impulse spielen an sich doch auch eine wichtige Rolle, oder? Irgendwie entstehen sie ja durch eine innere Eingebung, einem Drang danach, etwas tun oder nicht tun zu wollen. Sie haben demnach doch eine gewisse Berechtigung

Ja haben sie. Sind aber teils widersprüchlich und sehr flüchtig. Beispiel:
Man hat ein paar Kilos zuviel und möchte abnehmen das ist der erste Impuls, eine Bikinifigur haben wollen. Zweiter Impuls: ich brauche aber die Tafel Schokolade abends. Abnehmen wird so nicht funktionieren. Da braucht es übergeordnete Mechanismen um sich diszipliniert zu verhalten. In der Beziehung genau so: Feste Freundin haben wollen und nicht vom Tisch aufstehen, wenn die Affäre sich dazu setzt, geht einfach nicht. Man kann nicht alles haben! An dieser Stelle merkt man auch den mangelnden Einsatz seinerseits. Hauptsache bequem und alles mitnehmen. Für die Langfristplanung ist das übergeordnete Wertesystem notwendig und auch eine gewisse Frustrationstoleranz.
Zitat von Anna_A:
Folgendes verstehe ich auch nicht - letztendlich ist es doch so: er hat nun wieder etwas mit dieser Frau angefangen. Eigentlich müsste er sich seiner Sache doch nun ziemlich sicher sein, oder? Denn wenn er sie nun auch ein zweites mal sitzen lässt, steht er doch wieder vor dem gleichen Problem und fühlt sich unwohl, wenn er zum Golfplatz fährt, weil sie verletzt ist.

Nö. Er ist sich für die Dauer des Impulses sicher. Unwahrscheinlich, dass er sich jetzt um die Gefühle der Anderen sorgt,hat er bei dir nicht, macht er bei der Nächsten vermutlich auch nicht. Ist aber müssig zu spekulieren, das hat mit deiner Geschichte nichts zu tun.
Zitat von Anna_A:
Einige meiner Freundinnen sagen, er wird es bestimmt versuchen. Ich bezweifle es eigentlich deshalb stark, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass jemand so dreist ist und nach dieser zweiten Aktion überhaupt den Mumm hat, es noch einmal zu versuchen. Ich selbst würde mich in Grund und Boden schämen und schauen, dass ich das Weite suche.
Nein, ich will das nicht mehr zulassen! Ich hoffe sehr, dass ich weit genug bin, sollte er es doch nochmal in irgendeiner Form bei mir versuchen. Gleichzeitig wünsche ich mir insgeheim die Genugtuung, dass er es tut und ich längst weiter bin und ihn abblitzen lassen kann.

Der tickt ganz anders als du. Der schämt sich garantiert sehr viel weniger als du, sonst wäre er im Vorfeld nicht so dreist gewesen. Lieber auf den worst case vorbereitet sein. Wenn er es nicht wieder versucht: Glück gehabt. Und das Gefühl mit der Genugtuung wird vergehen.

Mach dir am besten so wenig Gedanken wie möglich, ob und wie es mit den beiden weitergeht. Ablenken ist in den Momenten gut.
Zitat von Anna_A:
Kann es auch sein, dass er sich zum Selbstschutz abgegrenzt hat? Weil er gemerkt hat, es geht nicht weiter, er und ich tun uns mit der Situation schwer und gegenseitig nicht gut, sodass er trotz Liebe entschieden hat, es sein lassen zu wollen und seine Gefühle durch die Abgrenzung beiseite geschoben hat? Kann es sein, dass er die andere Frau als Ausweg sah/sieht (das Licht am Ende des Tunnels), um das, was an Gefühl für mich noch da ist, beiseite zu schieben?

Wissen wir nicht. Vermutlich ist er einfach feige und bequem, deshalb auch dieses ehrenlose Verhalten: in einer Salamitaktik sein Fehlverhalten zuzugeben. Das Wort Liebe hat für ihn eine andere Bedeutung als für dich. Mit der anderen Frau kann man sich natürlich ablenken und hat überhaupt keine Zeit, sich mal mit sich selbst und seinem Verhalten zu beschäftigen.

Lass dir Zeit, du musst das nicht in einem Turbotempo wegstecken. Gönn dir mal ne Runde Wut auf ihn!

17.03.2021 22:09 • x 2 #40


sos
meine liebe anna: nachtigall ick hör dir trapsen: so ein ähnliches jahr wie du habe ich hinter mir. und auch die zweite chance trotz anderer frau gabs. unnu? der typ bleibt so egozentrisch, wie er immer war (komisch, die ersten vier jahre hatte er für mich ads, nicht erkannt in seinem damaligen alter von 43, jetzt ist er nur noch ein mensch, der nur an sich denkt. und dabei aber every bodys darling sein möchte, daher muss immer ich herhalten, der schuld an irgendwelchen problemen ist. nunmehr haben wir seit 10 tagen kontaktsperre (vielmehr erst einmal: er meldet sich nicht mehr und ich schreib auch nix, aber das wird kommen, das kenne ich schon.

Wir in bayern sagen: der ist gut weiter! so musst du denken. oder dir die frage stellen, wann es dir besser geht: MIT oder OHNE ihn? und dann entscheiden
ich weiß: leichter gesagt als getan. aber: wir schaffen das

17.03.2021 22:34 • x 1 #41


sos
übrigens: mein hoffentlich/vielleicht/undauchleider ex ist egozentrike. bei folgender defintion musste ich fast alles anleuchten: (etwas lang, aber sehr interessant


Ihrer angeblichen Selbstsucht wegen wird über Egozentriker viel geschimpft. In Wirklichkeit sind das aber ganz arme Menschen und weniger selbstsüchtig, als es vielleicht den Anschein hat. Der Mensch wird nicht zum Egozentriker erzogen, denn er kommt mit einer egozentrischen Haltung auf die Welt und muß dann lernen, sich seinen Mitmenschen anzuvertrauen. Sozial eingebettet hat der Mensch bereits mit sechs Jahren einen Großteil dieser Haltung aufgegeben. Viele vernunftwidrige Verhaltensweisen entsprechen bei einem Egozentriker diesem Altersbereich. Wendet er sich zB. von einem ab, dann ist der andere für ihn nicht mehr existent oder die eigenen Emotionen nehmen ihn so sehr in Besitz, daß ihm der Blick zum Überwinden selbst kleinerer Hindernisse verwehrt bleibt. Bei genauer Beobachtung wird man beim Egozentriker immer wieder das kleine Kind in ihm entdecken. Er agiert nach Vorgaben und stereo-typischen Mustern. Deshalb ist von einem Egozentriker auch kein lösungsorientiertes Handeln zu erwarten, denn die Emotionen verhindern ein klar strukturiertes Denken.
Auf Grund kindlicher Traumata hat der Egozentriker seine Wahrnehmung nicht nach außen gerichtet und nimmt sein Umfeld nur oberflächlich war. Die ständige Sorge um sich selbst, die im Kindesalter durchaus einmal berechtigt war, läßt die Auseinandersetzung mit dem anderen auch nicht zu. Einfühlungsvermögen und der Sinn für andere Lebensformen sind ihm fremd. Wenn andere Menschen nicht nach seiner Vorstellung denken oder handeln, ist er kategorisch intolerant. Die fehlende Selbstkritik führt dazu, daß sich der Betroffene seine Störung als besondere Individualität interpretiert. Diese Kartenhaus-Individualität will er natürlich schützen. Prinzipiell hat der Egozentriker natürlich recht mit seinem Wunsch nach Anerkennung, nur verhindert sein Verhalten den unabdingbaren Humor, um mit sich selbst und den Mitmenschen auszukommen.
Wenn im späteren Leben versucht wird, eine seelische Nähe aufzubauen, läuft die Angst davor parallel, vom anderen assimiliert zu werden und sich selbst aufgeben zu müssen. Gleichzeitig aber besteht eine Angst vor dem Verlust der Nähe zu anderen. Nicht selten entwickelt sich daraus die heute als Borderline- Syndrom bezeichnete psychische Störung. Alles in seinem Leben ist bedroht, weil ihm das Urvertrauen fehlt, das er als Kind nie haben durfte. Der Egozentriker neigt zum Fundamentalismus. Fehlendes Gottvertrauen wird zB. mit religiösem Fundamentalismus kompensiert, oder ein Atheismus ist solcher Natur. Damit verbaut er sich die ruhende Mitte und kann keinen Seelenfrieden finden. Überhaupt besteht seine Sichtweise aus Schwarz und Weiß. Innerhalb einer Beziehung ist er beleidigend und ungerecht, um sich vor allzu großer Vereinnahmung zu schützen und um sich nicht erniedrigt zu fühlen. Manchmal stellt er Forderungen, die im gleichen Atemzug auch schon wieder abgelehnt werden. In der Öffentlichkeit bemüht er sich darum, lieb und angepaßt zu erscheinen und erntet dafür nicht selten viel Lob. Die eigentliche Dramatik findet in den eigenen vier Wänden statt und bleibt damit der Öffentlichkeit verschlossen. Im Privaten erwartet er, daß man ihn so anerkennt, wie er ist und pocht auf seine Individualität, die aber in Wirklichkeit keine eigenständige Qualität hat. Seine Individualität ist ihm deshalb so wichtig, weil man seine kindliche Persönlichkeit ignorierte und ihn so bei der Persönlichkeitsentwicklung behinderte. Sie ist ein Nachholbedarf.
In seiner Grundstruktur gleicht ein Egozentriker wie ein Ei dem anderen. Sein gesellschaftliches Leben ist ein Zwang, das nach festen Mustern abläuft. Zu Beginn einer Beziehung kann er sehr nett und charmant sein, aber nur für eine kurze Zeit. Er leidet oft unter Verlassenheitsangst, wie auch unter der Angst vor zu großer Nähe, weil er sich immer einen Weg offen halten muß. In seinem Kopf träumt er von einer märchenhaften Beziehung, die von einem idealen Partner abhängig ist, für den er immer bereit sein muß, sollte er ihm einmal begegnen. Er hat aber auch Angst vor dem Alltag, Angst in ein starres Muster zu verfallen und überrollt zu werden, weil er seine Wünsche nicht zu äußern und auf normalem Wege durchzusetzen versteht. Auf Kritik reagiert er unangemessen impulsiv oder er beginnt innerlich zu erstarren, manchmal auch mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Es ist ein Lächeln ohne Teilnahme. Die Entwertungen, die der Egozentriker früher hinnehmen mußte, lassen einen normalen Umgang mit Kritik nicht zu. Auch daß er sich nicht entschuldigen oder weinen kann, weist auf einen Seelenpanzer hin, den er sich zum Selbstschutz einmal angelegt hat.
Fühlt er sich überfordert, sind seine Gedanken ein Konstrukt seiner Emotion - irrational und für den normalen Menschen kaum nachvollziehbar. Ein solches Denken führt zu keiner Lösung und verschlimmert die bestehende Situation. Die einzige Möglichkeit, die der Egozentriker für sich selber sieht, ist sich so schnell als möglich aus der belastenden Situation zu entziehen.
Werden bedürfnisrelevante Zustände in den ersten Lebensjahren nicht erreicht, also wenn zB. die kindlichen Bedürfnisse keine Berücksichtigung finden oder eine verläßliche Nähe nicht genügend hergestellt wird, dann kann der Mensch auch in seinem späteren Leben kein vertrauensvolles Verhältnis mehr aufbauen. Das Vertrauen schaffende Gefühl, irgendwo aufgehoben zu sein, stellt aber ein Grundbedürfnis der Menschen dar. Deshalb versuchen diese Menschen dann immer wieder mit ihrem Verhalten eine Situation herzustellen, die an die problembehaftete Ausgangslage ihrer Kindheit anknüpft. Diese Wiederholungen dienen dem Versuch, das Problem zu lösen, natürlich vergeblich, denn es muß mißlingen, weil die Handlungen unbewußt bleiben, und das Umfeld nicht adäquat auf so ein Benehmen reagieren kann. Wer als Kind keine echte Zuwendung erfahren hat, wird zB. seinen Partner immer wieder in Frage stellen und ihm Liebesbeweise abverlangen. Was sich diese Menschen wünschen, hat oftmals den Anschein widersprüchlicher Natur. Wenn sie wütend und ungerecht sind, wollen sie in den Arm genommen werden - weil sie dann wieder unter der selbstgemachten Distanz leiden, die sie an ihre kindliche Frustration erinnert, nämlich fehlende Zuwendung. Oder - auch wenn sie lieben, brauchen sie Distanz, wollen "in Ruhe gelassen werden", denn interaktive Auseinandersetzung fordert auch immer Auseinandersetzung mit sich selbst. Werden sie zu einer Auseinandersetzung gezwungen, kann das bei einer ausgeprägten egozentrischen Störung zur absoluten Gleichgültigkeit gegenüber dem Partner führen und sogar zu Haßgefühl. Das erlaubt er sich aber meist nur dann, solange der Verlust des Partners nicht droht oder wenn ein neuer Partner in Aussicht steht. In den meisten Fällen sind die Verhaltensweisen unterschwellig und verdeckend und bleiben diesbezüglich erst einmal getarnt.
Außenstehende geben diesen Leuten nicht selten auch noch recht, denn auch dumme Handlungen haben ihre Logik.
Diskutieren Sie mit keinem Egozentriker, gehen Sie auf keine Meinungsverschiedenheiten ein. Lassen Sie so gut es geht die Probleme auf sich beruhen, klagen Sie ihn niemals an und erklären Sie sich nicht, denn der Egozentriker wird prinzipiell alles als Angriff gegen sich selbst betrachten und wenn Sie es noch so gut mit ihm meinen und es ihm noch so verständlich erklären. Ein Egozentriker fühlt sich immer bedroht. Von seinem Partner erwartet er ein Spiegelbild seiner selbst, was eine harmonische Partnerschaft natürlich
unmöglich macht. "Du bist nicht wie ich!" wird man von ihm des öfteren zu hören bekommen. Wer mit einem Egozentriker auskommen möchte, sie können auch sehr liebenswerte Seiten haben, von dem wird sehr viel Disziplin und innere Stärke abverlangt. Wer Schwäche zeigt, hat von vornherein bei einem Egozentriker verloren, denn der sucht trotz seines Strebens nach Unabhängigkeit eine feste Hand, die ihn führt. Mit diesen schwer zu vereinbarenden Widersprüchen hat der Egozentriker ständig zu kämpfen, denn zum einen sucht er noch immer die kindliche Geborgenheit und auf der anderen Seite versucht er krampfhaft sich zu behaupten. Eine Zerreißprobe, die ihm sehr viel Kraft abverlangt und immer wieder zu Erschöpfungszuständen führt. Läßt seine Kampfkraft nach und er beginnt zu resignieren, folgt darauf die Depression.
Also der Märchenprinz oder die Prinzessin wird nie gefunden, das wäre ja auch ein zu einseitiger Akt, denn auf Grund ihres Verhaltens sind sie nun wahrlich keine Traumpartner. Das bedeutet, daß keiner die egozentrische Haltung kompensieren wird. Der Wunsch nach emotionaler Nähe, dessen Erfüllung durch die ambivalente Zerrissenheit unmöglich ist, hält die emotionale Distanz vom Partner aufrecht, weil der Prinz oder die Prinzessin ja noch kommen könnte. Diese permanente emotionale Unbefriedigtheit führt nicht selten zu einer kompensierenden Steigerung der S. Körperlichkeit. Diese Einseitigkeit interpretiert sich der Egozentriker als S. Abhängigkeit, die er dem Partner vorwirft und sogar als Trennungsgrund instrumentalisiert. Hat die partnerschaftliche Beziehung ein Fundament, ist die Trennung nicht von Dauer. Denn das erwähnte scheinbare solitäre körperliche Verlangen ist auch immer ein seelisches Verlangen.
Entwickelt man Verständnis für sein Verhalten und reagiert, wenn es notwendig erscheint, mit Rückzug, ohne ihm die Tür zu versperren, dann findet der Egozentriker mit der Zeit Vertrauen in sich selbst und die Beziehung wird somit auch ruhiger. Seine größte Angst ist, daß er wirklich verlassen wird, auch wenn er sich immer wieder dazu gezwungen fühlt, dies zu provozieren.
Wurde der Egozentriker zu einem verwöhnten Kind erzogen, dann ist er ein Nimmersatt, dessen Hunger man irgendwann nicht mehr befriedigen kann. Wer seine Erwartungen nicht mehr erfüllt, wird stehengelassen, als hätte es ihn nie gegeben.
Wenn das Kind nichts von der Schwere des Lebens erfährt, und sei es nur durch Literatur, dann kann es die Privilegien, die es hat, nicht schätzen. Das sogenannte Undankbare Kind.
Will man sich aus der Beziehung eines Egozentrikers lösen, sollte man immer bedenken, daß die Argumente gegen ihn sowieso falsch interpretiert werden. Wirft man dem Egozentriker vor, daß er eine zu große Belastung für einen darstellt, bekommt er wieder nur bestätigt, daß ihn niemand liebt und er deshalb sowieso keinem trauen könne, also daß er sowieso moralisch recht habe. Aber wer die Liebe zu ihm nicht verneint und angibt, wegen der Liebe zu gehen, etwa weil er sich selbst nicht für gut genug hält, gibt ihm dann nicht diese Bestätigung und beläßt ihn in der Eigenverantwortung. Verläßt der Egozentriker seinen Partner, dann läßt man ihn besser gehen. Je gleichgültiger Sie seinem Weggang gegenüberstehen, um so wahrscheinlicher ist seine schnelle Rückkehr.
Ein Egozentriker ist im Vorfeld als solcher leicht zu erkennen, wir müssen ihn nur um etwas bitten, was von ihm eine kleine Mühe abverlangt. Für jemanden etwas tun, mit Ausnahme der eigenen Kinder, fällt dem Egozentriker schwer. Wobei er auch für seine Kinder kein wirkliches Mitgefühl aufbauen kann. Was nicht im eigenen Interessenszusammenhang steht, wird nur schwerfällig, oberflächlich oder gar nicht erfüllt. Diese Menschen sind so sehr durch eigene Sorgen blockiert, daß für alles andere kein Raum mehr bleibt. Ein Egozentriker ist nicht unbedingt ein Egoist, auch wenn es manchmal damit verwechselt wird, denn er kann auch sehr großzügig sein - wenn er sich damit nicht überfordert fühlt. Der Egozentriker ist auch kein Narzißt, denn er liebt sich nicht - und schon gar nicht uneingeschränkt und absolut. Und wenn er vor dem Spiegel steht, übt er die Korrektur.
Begegnet der weibliche Egozentriker einem Mann, von dem er sich Schutz und Behütung verspricht, regrediert er zum hilflosen Kind, um in ihm den rettenden Helden hervorzuwecken. Ist die Anfangsbegeisterung erst einmal verflogen, wird der vermeintliche Held auch schon wieder abgewertet und der vorausgegangene Eifer wird
geleugnet.
Im allgemein tut man gut daran, sich nicht so sehr auf solch einen Menschen zu verlassen, seine Meinungen und Ansichten sind sprunghaft und äußerst temporär. Auch wenn es uns manchmal schwerfällt; Mitgefühl kann man haben, denn ein Egozentriker hat sich sein Schicksal nicht selbst ausgesucht. Er ist Opfer einer sich selbst versklavenden Gesellschaft geworden, durch irrationale Rituale und Zwänge. Er selbst leidet am allermeisten darunter.
Warum kommt es zu keinem Wandel bei so vielen geschundenen Seelen und warum spitzt sich die Situation verhaltensgestörter Menschen immer weiter zu? - muß man sich fragen. Es ist die angeborene Schutzreaktion des Menschen, wenn er beginnt, mit seinen Peinigern zu sympathisieren. Seelisches Leid läßt sich stillen, indem Unrecht in Recht umgedeutet wird. So werden zB. geschlagene Kinder im späteren Alter auch ihre Kinder schlagen, weil sie selbst geschlagen wurden. Die diskriminierende Schule wird damit gerechtfertigt, weil man sie auch durchlaufen mußte. "Mir hat es ja auch nicht geschadet", bekommt man immer wieder zu hören. Und wie es ihnen geschadet hat! Obwohl ungefähr 70% des Lerninhalts der Schule nur Ballast war und sie auch heute noch keinen Sinn darin entdecken können, kommen sie nicht auf die Idee, ihre Kinder davor zu
bewahren. Sogar die meisten Lehrer sind sich dieses Unsinns bewußt, nur wissen sie sich nicht dagegen zu wehren. Dieser Druck auf die Lehrer, diesen Unsinn fortzuführen, geht auch sehr von den Eltern der Schüler aus. Sie würden am lautesten schreien, würde man die Last der Notengebung und die Wissensstopfmaschinerie von ihren Kindern nehmen. Was gibt es immer für ein Gezeter, fällt mal wieder eine Schulstunde aus, anstatt sich für seine Kinder zu freuen!
Nur jene, die das Unrecht und das Leid, das man ihnen angetan hat, nicht verdrängen oder nicht rechtfertigen wollen, können daran etwas ändern. Denn, wie schon erwähnt, wer seine Kinder schlägt, fühlt sich nicht mehr genötigt, böse zu sein auf jene, die ihn auch geschlagen haben. Wer geschlagen wurde und jetzt seine eigenen Kinder schlägt, hat mit seinen Peinigern inneren Frieden geschlossen.
Besonders schlimm ist es, wenn ein Schleier angeblicher Liebe über das Unrecht ausgebreitet wird. Das Kind leidet und kann keinen Schuldigen außer sich selbst dafür ausmachen - "Man hat es ja nur gut mit mir gemeint, und wer kann denn was dazu, daß ich so dumm und unbeholfen bin." Diese Kinder können nicht merken, daß das, was man von ihnen verlangt und was man ihnen antut, Unrecht ist, und so werden sie in ihrem späteren Leben auch das Unrecht vertreten, um wenigstens jetzt den von ihnen gewünschten Beitrag leisten zu können.
Will ein Egozentriker seine gestörte Welt verlassen, muß er sich dem Leben stellen. Er muß sich desensibilisieren, indem er unangenehme Situationen auszuhalten versucht, ohne gleich darauf zu reagieren. Entscheidungen sollte er nur dann treffen, wenn er innerlich ruhig geworden ist. Bevor er über etwas klagt oder jemanden beschimpft, muß er sich vorher fragen: "Habe ich meinen Wunsch klar und deutlich zum Ausdruck gebracht?" Denn die anderen sind nicht dafür da, um meine Wünsche zu erraten und müssen schon gar nicht durch Beschimpfungen oder meine schlechte Laune dazu animiert werden. Um die Sensibilität für die Mitmenschen zu schärfen, soll er sich in die Körperhaltung anderer Menschen hineinbegeben, um sich vorstellen zu können, was sie gerade fühlen. Er muß auch verstehen lernen, daß die an ihn gerichtete Kritik ihm Vorteile verschafft. Nur unverbesserliche egoistische Menschen kritisiert man nicht. Werde ich mir meiner Fehler bewußt, kann ich etwas daran ändern. Bei einer unberechtigten Kritik lernen wir das Problem des anderen kennen, das er mit uns und damit auch mit sich selber hat. Das nennt man Projektion oder man sagt auch: Der Mensch schließt von sich auf andere. Auch diese Erfahrung kann zu unserem Nutzen sein. Menschen, die sich an ihm schuldig gemacht haben, soll er sich vor Augen führen und sich dann fragen, wo er in ähnlicher Weise in diesem Bereich auch schon einmal schuldig geworden ist. Das ist ein schwerer Akt, den man erst einmal auf sich laden muß. Aber nur so sind Täter und Opfer miteinander zu vereinen, um wirklichen Frieden mit sich und den anderen zu schaffen. Der größte Feind des Menschen ist er sich selbst.


Leider werden solche Beziehungsstörungen immer häufiger. Ein Arbeitsalltag, der keine Zeit mehr für die Familie läßt, mit sich selbst überforderte Eltern, ein Heranwachsen ohne feste Bezugsperson wie zB. durch Tagesmütter, Kindergrippen oder Ganztagskindergärten sind nicht unschuldig an dieser Situation. Hinzu kommt noch, daß sich viele Eltern nicht mehr imstande fühlen, ihren Kindern die Einhaltung von Verhaltensregeln abzuverlangen. Was hier fälschlicherweise als Toleranz ausgelegt wird, ist eine Entwertung des Kindes, weil die eigentliche Grundhaltung der Eltern mangelndes Zutrauen ist. Mangelndes Zutrauen ist es auch, wenn die Kinder mit Konsumgütern überschüttet werden, weil man glaubt, das Kind könne darauf nicht verzichten. Oder die Kinder werden unentwegt für Dinge gelobt, deren es kein Lob bedarf. Später merken sie dann, daß Lob einer Leistung bedarf, mit der sie sich dann überfordert fühlen. Es müssen also nicht immer traumatische Erlebnisse sein, damit der Mensch kein Selbstvertrauen entwickelt. Überhütung, übertriebene Umsicht und unangebrachtes Loben wirken sich ebenso negativ aus, denn auch hier erfahren die Kinder eine nicht ernsthafte Achtung ihrer Persönlichkeit und Hinwendung mit wirklichem Interesse. Wer bis zur Einschulung keine vertrauensvolle Beziehung aufbauen konnte, dem wird spätestens jetzt der letzte Riegel vorgeschoben. Bis auf die sehr guten Schüler sind die Kinder dann ständig der Gefahr einer Entwertung ausgeliefert. Daß sich daraus keine selbstbewußten Menschen entwickeln, die dem Weltenlauf vertrauen können, liegt auf der Hand. Egozentriker gibt es immer mehr. Ein Nährboden, auf dem sich viele weitere Verhaltensstörungen aufbauen: zB. Amokläufer, Psychopathen, die gefährliche Dinge entwickeln oder die Natur zu manipulieren versuchen.

17.03.2021 22:38 • x 2 #42


sos
und: diese erkenntnis, dass der mann egozentriker ist habe ich nach lnagjährigem recherchieren und erfahrungen mit ihm gefasst nur mal so nebenbei

17.03.2021 22:40 • x 1 #43


Löwin45
Liebe Anna
Sehr gerne möchte ich auf deine Kommentare eingehen.
Zitat von Anna_A:
Was ich gebraucht hätte: Ehrlichkeit, Offenheit, Verständnis und Opferbereitschaft.

Ja, genau!
Ganz besonders die Ehrlichkeit, nachdem es so viele Lügen gab, ist soooo SUPER wichtig.
Das Vertrauen ist weg.
Weitere Lügen sind zerstörerisch.

Zitat von Anna_A:
Aber zwischen Betrugsgeständnis und dann doch wieder eher Schluss lagen 6 Wochen....6 Wochen....

Wie ich schon vorher beschrieb, es dauert sehr sehr lange, bis es wieder weiter gehen kann - wenn überhaupt.
6 Wochen sind nix.
Innerhalb von 6 Wochen kann es nicht funktionieren!
Das geht einfach nicht.

Jetzt benutze ich mal die Worte deines Therapeuten: das wäre unmenschlich.

Zitat von Anna_A:
Hierzu habe ich eine abschließende Frage, die ich meinen Therapeuten am Montag nicht mehr fragen konnte: Kann es auch sein, dass er sich zum Selbstschutz abgegrenzt hat? Weil er gemerkt hat, es geht nicht weiter, er und ich tun uns mit der Situation schwer und gegenseitig nicht gut, sodass er trotz Liebe entschieden hat, es sein lassen zu wollen und seine Gefühle durch die Abgrenzung beiseite geschoben hat?

Möglicherweise hat er seine Gefühle (wie auch immer) beiseite geschoben, unterdrückt, nicht zugelassen... vielleicht aus reinem Selbstschutz.
Aber, Fakt ist, dass er immer NUR sich sah.
Sein Agieren war und ist sehr egoistisch.
Ganz ehrlich, wenn er dich tatsächlich jemals mit Liebe gesehen hätte, wäre er nie so rücksichtslos über deine Gefühle getrampelt.

Hatte er sich je Gedanken, um dein Wohl gemacht?
Hatte er darüber nachgedacht, was es für dich bedeutet, wie sehr es dich verletzt?
Sah er überhaupt (wirkliich) deine Verletzung?
War es ihm so richtig bewusst?
Oder sah er nur - mit viel Selbstmitleid - sein eigenes Unwohlsein und sein schlechtes Gewissen?
Das empfand er als unerträglich und machte sein Unwohlsein zu deinem Problem.
Wenn er es schwierig findet, das Gefühl zu ertragen Menschen (dich, die Golf-Dame,...) enttäuscht zu haben und daher sein Selbstbild beschädigt sieht, dann ist es ganz alleine sein Problem. Deines ist es ganz sicher nicht.

Ganz ehrlich , du denkst viel über seine Beweggründe nach.
Dachte er auch über deine nach?

Zitat von Anna_A:
Kann es sein, dass er die andere Frau als Ausweg sah/sieht (das Licht am Ende des Tunnels), um das, was an Gefühl für mich noch da ist, beiseite zu schieben?

Ja vielleicht.
Aber, spielt es eine Rolle?

Ganz ehrlich, glaubst du, dass es richtig ist, seine Intentionen so zu sezieren?
Ob er die andere Frau als Ausweg sah, oder als verheißungsvolle Abwechslung,... so what.
Fakt ist, dass er rumeierte, wenig Rücksicht auf deine Gefühle nahm und sich eigentlich IMMER alles nur um sein Wohl drehte.

Vergiss seine Intention!

Du hast einen Mann verdient, der dich nicht solche Überlegungen wälzen lässt, sondern sich ganz klar für dich entscheidet.

Du bist wichtig, wertvoll und liebenswert - vergiss das nie!

Schau auf dich - nur auf dich.
Gehe achtsam mit dir um und kümmere dich um dein Wohl.
Denn dein Ex schaut ganz sicher auch nur auf sich und sein Wohl.

Weißt du, dass er eure Beziehung mit der Golf-Dame diskutierte, ist schon sehr illoyal.
Sich von ihr diesbezüglich beraten zu lassen und dabei so insdiskret zu werden und Geheimnisse von eurer Beziehung auszuplaudern, ist ebenfalls inakzeptabel.
Nun, sind dabei ihre Ratschläge verwunderlich?
Unvoreingenommen sind sie ganz sicher nicht.

Liebe Anna,
du hast viel investiert.
Jetzt ist es genug!
Jetzt solltest du im Fokus stehen.
Deine Gefühle, deine Enttäuschung, deine Traurigkeit... ist wichtiger!
Du hast einen Partner verdient, der sich aus vollem Herzen für dich entscheidet - nichts weniger!

18.03.2021 02:06 • x 3 #44


I
Zitat von Anna_A:
Ja, es kann durchaus sein, dass die fehlende Nähe in der Beziehung zu meinem Hänger beigetragen hat. Es war vergangenes Jahr auch so: je mehr Aufmerksamkeit ich mir wünschte und einforderte, desto weiter hat er sich entfernt


Das hat nix mit zu viel Nähe zu tun, denn warum sucht er dann bei einer anderen aber Nähe ?
Er will diese Nähe ja, aber leider nicht von dir.


Zitat von Anna_A:
Meint ihr, er gibt seinen Impulsen unmittelbar nach, obwohl sein Wertesystem (das er wohl hat - schlechtes Gewissen) ihnen entgegensteht? Wie könnten diese Impulse aussehen - Angst vor Verpflichtungen, (S.) Anziehung zu einer anderen, Lustmaximierung?


Ist das wirklich das was dich beschäftigt ? Warum er nach bereits 4 Jahren fremd geht ?
Ich empfehle dir dringend da nicht irgendwelche Last auf dich zu nehmen...

Zitat von Anna_A:
Wenn ich äußerte, ich möchte nicht, dass da irgendein Kontakt besteht und dass ich auch verlange, dass er sich von irgendwelchen Aktivitäten fern hält, wenn er weiß, dass sie dabei ist, sagte er nicht ich verstehe das und ich tue mein Bestes, um dem nachzukommen, sondern na ich kann ja nicht einfach vom Tisch aufstehen, wenn sie sich dazu setzt


Damit hast du alles gesagt bekommen.
Ein Mann der für dich noch was empfindet, der merkt was er mit einer Affäre anrichtet, der tut alles für eine 2. Chance.
Von sich aus, dürfte er nicht einmal in den Dunstkreis der anderen sein wollen.

Du bringst Zuviel Verständnis für ihn auf. Viel zu viel, und das ist neben der mangelnden Liebe von ihm zu dir, das grosse Problem.

Das klassische ist eigentlich , als Betrogene zieht man sich zurück, Beendet die Beziehung und der Betrüger tut ALLES um dich genau davon abzubringen und um dich wahrhaft davon zu überzeugen, dass das mit der anderen der grösste Fehler seines Lebens war.

Und selbst wenn er all das tut, liegt es nur an dir, ob du weiter machen willst....

Aber das hängt ALLES von seinen weiteren Taten ab.

All das ist nicht gegeben... du willst ihn quasi überzeugen, du willst das er etwas einsieht, du willst das er sie nicht mehr trifft...,
Das ist überhaupt nicht dein Part, sondern seiner!
Aber da versagt er kläglich!

18.03.2021 09:29 • x 2 #45


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