Liebes Forum,
mir geht es sehr schlecht und ich wollte an dieser Stelle einfach meine Situation beschreiben, ohne Erwartungen. Einfach um es loszuwerden. Momentan möchte ich nicht mehr aufwachen morgens.
Vor fast 12 Jahren habe ich (36) meine Ex-Freundin (33) kennengelernt, un vor 10 Jahren sind wir dann zusammengekommen. Wir haben zusammengewohnt in Hamburg, waren sehr eng und waren ein Herz und eine Seele. Ich habe nie jemanden so geliebt, ich denke umgekehrt war es auch so. Ein Problem war, dass ich in meinem Job unglücklich war und nochmal eine Promotion machen wollte, was aber nicht in derselben Stadt möglich war. Zum Glück habe ich dann 2011 eine Stelle gefunden, nur ein paar Stunden mit dem Zug entfernt von ihr. Sie hat ebenfalls promoviert und dann in Hamburg in einer Firma angefangen, in der sie bis heute ist.
Während der Fernbeziehung ist die Beziehung zerbrochen. Es ging von mir aus. Letztendlich habe ich festgestellt, dass ich nur in der Arbeit an einer Universität glücklich sein kann, aber die Uni-Karriere bedeutet, dass man örtlich flexibel sein muss. Das heisst auch der Partner. Ihre Meinung war aber immer, sich nie von jemandem abhängig zu machen (was sie oft gesagt hat) und ich habe nie gespürt, dass sie mich auch in der Hinsicht möglicher Umzug für mich etc. unterstützen würde. Und entsprechend war sie auch total auf ihre Karriere fixiert. Es kam ein paarmal vor, dass ich mit dem Zug ankam und am Bahnhof alleine stand, weil sie wieder zu spät aus der Arbeit kam. Wir beide haben unser Ding gemacht, vermutlich waren wir beide nicht bereit zu einem Kompromiss. Die Trennung war heftig und schmerzhaft, speziell für sie. Sie war völlig aus der Bahn. Und ich konnte meinen Grund nicht einmal so formulieren wie heute hier, ich habe einfach nicht diesen Willen gespürt, sich wirklich auf mich einzulassen, ohne erstmal meine Karriere. Insofern stand sie ratlos da und es ging ihr sehr sehr schlecht. Wir haben es zeitnah dann nochmal versucht, aber es hat nicht funktioniert. Wir hatten dann kaum Kontakt.
Nach meiner Promotion bin ich 2015 nach Hamburg zurück und in dieser Zeit hatten wir ebenfalls wenig Kontakt. Die Trennung war noch zu frisch und ich war unglücklich, viele alte Erinnerungen an sie und mein Leben zuvor. 2016 habe letztes Jahr beschlossen ins Ausland zu gehen nach Finnland, wo ich heute bin. Ich habe ihr das dann mitgeteilt und ich erinnere mich, dass sie sehr geschockt war. Ich hatte auch Angst vor dem Schritt.
Zu meiner Überraschung sind wir uns durch den Abstand wieder viel nähergekommen. Es ging verstärkt von ihr aus. So rief sie mich an nach meinem Umzug, wollte alles wissen. Wir haben in den letzten Monaten oft mehrmal pro Woche getextet. Wenn ich in unserer Stadt bei meiner Familie war, waren wir auf Volksfesten zusammen, ich war sogar mal wieder bei ihren Eltern. Wir waren wandern, in Museen. Sie hat mich sogar besucht, weil auch eine Cousine in meiner Stadt in Finnland wohnt. Sie hat mir Geschenke gemacht, aber keine banalen sondern sehr aufmerksame, wie früher. Ich habe die Zeit genossen, auch weil die Vergangenheit nicht mehr Thema war und wir uns einfach mochten. Und so sind meine Gefühle wieder hochgekommen und ich habe mich wieder neu verliebt. Und ich hatte durch ihre Signale (Beispiel: vor wenigen Wochen hat sie mich an einem Sonntag um 8 Uhr früh am Flughafen abgeholt, nur um mich kurz zu sehen, als ich auf der Durchreise durch Hamburg war sie war zurechtgemacht) das Gefühl, sie würde ähnlich fühlen.
Kürzlich meinte sie dann plötzlich zu mir als ich einsam war in Finnland ich solle mir vielleicht eine neue Freundin suchen. Das war für mich ein Schock, da es nicht gepasst hat zu der Entwicklung (aus meiner Sicht). Und da habe ich beschlossen, dass ich diese Freundschaft nicht fortführen kann. Verliebt und bester Freund, das geht nicht. Das habe ich ihr vor 2 Wochen gesagt, als ich in Hamburg war und sie wieder traf. Ich war überfordert mit der Situation, ich habe es ihr kurz erklärt (5min). So sind wir auseinander. Ich war sehr kühl, weil überfordert und enttäuscht. Sie war geschockt. Ich habe ihr dann noch einen Brief geschrieben, in dem ich ihr gesagt habe, dass Kontakt nicht geht, weil ich sie noch liebe. Habe ihr aber die Tür aufgelassen. Letztendlich war der Brief Neuanfang ja oder nein.
Sie hat mir per Mail geantwortet und meinte, sie sei traurig, weil ich nicht ersetzbar bin und fehle. Aber dass die Trennungen extrem schlimm waren und sie sich mit der Freundschaft arrangiert hat. Auch dass uns viel vereint, aber auch trennt (Lebenseinstellung). Heisst kein Neuanfang. Ich kann ihr nichts vorwerfen, die Trennung ging damals von mir aus. Aber die letzten Monaten waren zweideutig, ich glaube nicht, dass ich mir das eingebildet habe. Ich war ja auch bei ihr zuhause, sie saß ganz nah bei mir etc. Die vielen Unternehmungen, die Geschenke. Für mich passt es trotzdem nicht vollständig zusammen. Vielleicht war es auch Genugtuung für sie, dass ich nochmal ankam. Ich weiß es nicht. Vielleicht hat sie einen neuen, auch das weiß ich nicht.
Ich mache mir heute schlimme Vorwürfe. Was ich ihr angetan habe. Dass ich insgeheim wusste, was mich stört, aber es nicht formulieren konnte bei der Trennung und sie dadurch verloren war. Dass ich so kühl war bei dem Treffen, in dem ich ihr gesagt habe, dass ich sie zu sehr mag und die Freundschaft nicht weiterführen kann. Und jetzt habe ich den Schmerz wie sie damals, der mich fast umbringt. Sie fehlt mir, ich liebe sie noch immer. Und ich bin ratlos zurück, was in den letzten Monaten passiert ist. Ich bereue auch, dass ich diese enge Freundschaft zugelassen habe. Sie scheint darüber hinweg zu sein, ich stehe nach Jahren wieder am Anfang. Mir geht es so schlecht, ich kann nicht mehr essen. Ich schlafe nicht. Und ich habe das Gefühl, dass ich nie mehr glücklich werden kann. Ich sitze alleine im dunklen Finnland und möchte eigentlich nicht mehr aufwachen morgen. Und ich vermisse sie nicht nur als Partner, sondern auch als Freund, den ich vor 12 Jahren kennengelernt habe und der mir einfach so extrem wichtig ist. Auch dass sie meinte unsere Lebenseinstellung sei anders, macht mich unendlich traurig. Ich hatte das Gefühl, dass wir extrem eng waren die letzten Monate, derselbe Humor, dieselben Werte. Ich habe auf ihre Mail nicht mehr reagiert.
Danke fürs Lesen!
Marcel
05.11.2017 12:33 •
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