Liebe Raja,
Zitat:Was ich bei meinem Wissen über Narzissmus nur nicht kapiere: dann ist es also doch möglich, dass sich Ns entwickeln/ändern?! Und das wohl im Fall deiner Mutter sogar ohne Therapie.
Sie hat viele Therapien in ihrem Leben gemacht. Früher recht unfruchtbar...aber es kam mit der Zeit und mit der abnehmenden Schönheit (und dem Machtverlust) trotzdem etwas ins Rollen. Kieselstein für Kieselstein
Und später hatte sie den festen Willen, gesund bzw. gesünder zu werden. Ich habe selbst selten einen Menschen erlebt, der eine derartige Willensstärke entwickelte. Aber es bedeutete Blut, Schweiß und Tränen.
Zitat:Man spricht ja oft von Altersmilde etc, auch mein Vater ist im Alter nicht mehr der Choleriker, der er früher war, einfach weil er die Energie dafür schlicht nicht mehr hat. Aber das sich ein Mensch so komplett dreht wie deine Mutter, schon erstaunlich.
Ja, es bedingt sich gegenseitig und ist eigentlich kein so ungewöhnliches Phänomen: wir alle führen die erlernten Muster fort, so lange sie eben funktionieren. Bei einer Persönlichkeitsstörung mag das etwas unverständlicher sein weil das daraus resultierende Unglück für andere so deutlich ist...
Aber wenn ein Mensch nicht einmal erahnt, was Liebe und Selbstliebe ist, dann greift er auf das zurück, was er gelernt hat- z.B. auf seine Schönheit. In diesem Sinne kam der Altersmilde-Anstoss tatsächlich durch den Machtverlust, nicht durch Mitgefühl für andere.
Die Frage ist dann, ob man sich geschlagen gibt weil einem nichts anderes übrig bleibt, oder ob man sich auf den Weg zu sich selbst macht. Ob man das Potential dazu hat, hängt natürlich von vielen kleinen Bedingungen und frühen Prägungen ab...
Meine Mutter hat zunächst einfach kapitulieren müssen, dann aber hat sie noch viel mehr daraus gemacht...
Ich vermute, dass auch ich dazu beigetragen habe denn ich verfolgte nie ihr Lebenskonzept. Sehr früh nahm ich wahr: aha, Schönheit und dieser Umgang mit Partnern macht nicht im mindesten zufrieden (meine Großmutter lebte auch schon genau das gleiche Leben wie meine Mutter. Eine Diva, die sogar hysterisch um ihren Diva-Status ringend und schwer geschmückt ins Grab stieg) und so waren weder Selbstinszenierung, noch wechselnde Partner je für mich ein Thema. Ich bin auch eine ganz Hübsche aber wenn man in so einer geballten Ladung das Unglück miterlebt, das aus aus solch einer Lebensführung resultiert, dann weiß man: es macht unglücklich. Und so führte ich wenige, langjährige und stabile Beziehungen.
Und eines Tages bekam meine Mutter (nachdem sie einen weiteren Liebhaber in den Wind geschossen hatte) tellergroße Augen und sagte Lamilia, Du scheinst glücklich zu sein... und das gab ihr zu denken...
Bei meinem Bruder das gleiche: auch er entschied sich für einen ähnlichen Weg wie ich...gründete eine Familie...
Familiendynamiken spielen eine wesentliche Rolle auch für die Entwicklung jedes einzelnen Familienmitglieds.
Oft ist es aber so, dass auch die Kinder (verständlicherweise) eine große Ablehnung gegenüber ihren (narzisstischen) Eltern hegen...Und so schleicht sich eine extreme Lieblosigkeit in die Familie ein und jeder kämpft für sich allein.
Mein Bruder und ich haben meine Mutter auch eine zeitlang abgelehnt...aber wir beide begaben uns früh in Therapie und ich lernte, den Spieß umzudrehen: nicht gegenan kämpfen, sondern es einfach anders machen...Meine Mutter keifte..ich distanzierte mich klar, blieb aber liebevoll...So auch mein Bruder...Ich glaube, mit den Jahren ist der Funke quasi übergesprungen...
Und trotz aller schwerer Probleme die ich durch diese Erziehung als Gepäck mit auf den Weg bekomme habe, bin ich der Überzeugung, dass man aus Trümmern schöne Häuser bauen kann...Denn vielleicht wäre auch ich in diese Falle getappt wenn mich das negative Beispiel nicht so abgeschreckt hätte.
Allerdings muss ich auch sagen, dass auch ich meine Blessuren davon getragen habe. Ich habe Schwierigkeiten mit Körperkontakt und zu viel Nähe (Berührung war etwas völlig fremdes für mich). Aber ich arbeite daran. Ich versuche, vernünftig damit umzugehen. Ich sage dann beispielsweise zu meinem Freund: es ist mir gerade zu viel. Ich halte es nicht aus und ziehe mich ein Weilchen in mein Zimmer zurück. Oder ich mache allein ausgedehnte Spaziergänge im Grünen. Und er hat die Stärke, mich dann in Ruhe zu lassen. Da er da so stark ist und bei sich bleibt, kuschel ich mich dann irgendwann von ganz alleine in seine Arme Ich übe auch in Therapie. Es hat lange gedauert, bis ich es zugelassen habe, dass meine Psychologin mich berührt.
Mein Bruder und ich haben eine sehr liebevolle Beziehung aber auch wir lachen manchmal weil wir uns fast nie berühren. Ganz selten mal ein distanziertes Herzen
Aber wir sind uns bewusst, woher das kommt und akzeptieren uns so...
Ich weiß viel über die NPS und die Schwierigkeiten der Therapie...und viele ändern sich wirklich nie. Mein Vater fährt z.B. immer noch den gleichen Film wie damals aber wenn so gar nichts auszurichten wäre, dann würden die Krankenkassen wahrscheinlich garkeine Therapie bezahlen...
Zudem gibt es unterschiedliche Schweregrade bei einer PS und meistens noch Zweitdiagnosen...
Aber damit möchte ich Partnern von NPSlern keineswegs Hoffungen machen! Ich selbst würde mich nie auf einen Mann mit dieser Diagnose einlassen. Wenn man nur den Hauch einer Chance haben möchte, eine gute Beziehung zu einem Menschen mit NPS zu haben, dann darf man in keiner Weise von ihm abhängig oder auf ihn angewiesen sein. Das ist man als Partner aber immer. Ein Mensch mit NPS wird diese Bindung immer ausnutzen und sich- wenn überhaupt- nur dann ändern wenn er keine Macht (über andere hat). Ich habe damals nach langem Lernen und viel verzicht gelernt, meiner Mutter jede Macht über mich zu entziehen.
Das ist sehr schwer da man als liebshungriges Kind (das man auch als Erwachsener bleibt), dazu neigt, etwas von den Eltern zu wollen...Und so gibt man ihnen Macht in die Hand...Und die werden NPSler aufgrund ihrer Srukturen leider immer ausnutzen. Denn es geht für sie ums Überleben (gefühlt). Und wenn man sich als Partner wie ein Therapeut selbst so sehr zurück nimmt (damit der Partner vielleicht irgendwann gesund wird), dann kann von Beziehung nicht mehr die Rede sein. Zudem wird die (verheimlichte Botschaft: ich will von dir geliebt werden) immer mitvermittelt und so nimmt das traurige Spiel seinen Gang...
In mühselger Therapiearbeit lernte ich damals, diese Hoffnung auf Liebe aufzugeben und mir woanders Liebe zu suchen. Das war sehr schwer! Aber ich fand z.B. andere erwachsene, ältere Frauen und baute einen liebevollen Kontakt zu ihnen auf...
liebe Grüße