Lieber kleiner Tiger,
den nachfolgenden Text habe ich vor langer Zeit mal in diesem Forum geschrieben und ich denke mal, dass sich sehr viele User in diesen Phasen wiedergefunden haben.
Wie wir letztendlich eine Trennung erleben und damit umgehen, dies hängt von vielen Faktoren und insbesondere von uns selber ab. Viele Fragen und Tatsachen spielen hier eine tragende sowie ganz entscheidende Rolle.
Wer hat sich getrennt, ist es die Trennung der ersten großen Liebe oder hat man schon mehrere Trennungen durchlebt, hat es bereits schmerzliche Trennungen in der Kindheit gegeben und wie gut kommt man mit sich selbst zurecht.
In der Trennungszeit sollte man wissen, dass es immer gewisse Phasen gibt und vor allem, dass es auch einmal wieder bergauf gehen wird. Für die Dauer und Intensität der einzelnen Phasen gibt es natürlich keine Zeitfenster und diese Phasen sind genau so unterschiedlich, wie wir Menschen selbst.
In der ersten Phase werden wir mit völlig neuen Tatsachen konfrontiert, denn der geliebte Mensch ist plötzlich weg. Wir sind geschockt, innerlich total aufgewühlt sowie durcheinander. Wir spüren totale Leere sowie Verzweiflung und wir können es gar nicht glauben bzw. wollen es einfach nicht wahrhaben. Wir glauben in dieser Phase noch immer, dass es sich der Ex-Partner vielleicht doch anders überlegt und klammern uns dabei an jede Hoffnung und greifen nach jeden noch so dünnen Strohhalm der sich bietet, um die verflossene Liebe vielleicht irgendwie umzustimmen sowie zurück zu gewinnen. Am Ende müssen wir mit der neuen Situation klarkommen Der geliebte Partner, das gemeinsame Leben und die gemeinsamen Zukunftsträume sind geplatzt. Wir können und wollen uns gar nicht mehr vorstellen, dass wir je wieder aus dem tiefen Loch herauskommen und jemals wieder glücklich werden können.
In der zweiten Phase kommt dann irgendwann doch die bittere Erkenntnis und das damit im Zusammenhang stehende Eingeständnis, dass die Beziehung wohl tatsächlich vorbei ist (!). Wir zeigen diesbezüglich die unterschiedlichsten Gefühle wie Trauer, Wut, Schmerz, Selbstmitleid, Hoffnung und auch Hoffnungslosigkeit. Wir glauben diesen Gefühlen vollständig und für immer ausgeliefert zu sein und fühlen uns so, als hätten wir den Boden komplett und für immer unter den Füßen verloren. Deshalb fehlt uns jegliche Motivation und teilweise stellen wir sogar den Sinn unseres Lebens in Frage.
In der dritten Phase erkennen wir wieder halbwegs einen Sinn in unserem Leben. Wir nehmen dann aktiver am Leben teil und sehen wesentlich positiver in unsere Zukunft. Nach den vielen Monaten des Leidens wird die Distanz zu der verflossenen Liebe spürbar größer und die Augenblicke, in welchen wir an die Exen denken, werden immer kürzer und immer weniger. Nun entwickeln wir endlich wichtige Energie für Neues, wir lernen neue Menschen kennen und gehen wieder unseren eigenen Wege.
In der vierten Phase gehören die Expartner der Vergangenheit an und mit Stolz stellen die meisten Menschen fest, dass sie es geschafft, die Zeit doch ganz gut überstanden und sich nicht nur persönlich weiterentwickelt haben, sondern auch an den vielen vergangenen Erfahrungen gewachsen sowie wesentlich stärker geworden sind. Nun sind alle Wege offen und es besteht der Drang, jede weitere Minute nur noch glücklich nutzen zu wollen.
Erfahrungen für den Umgang mit Trennungen
In der ersten Phase fällt es natürlich ganz besonders schwer, die Realitäten zu akzeptieren. Man ist deshalb auch kaum bereit, sich die Tatsache einzugestehen, dass die Partnerschaft für immer vorbei ist. Jetzt ist es ganz wichtig, dass man seine Gedanken sowie Gefühle mit Freunden und der Familie oder mit diesem Forum teilt. Natürlich sollte jeder noch gleichzeitig versuchen, sich gelegentlich auch einmal abzulenken, also so gut es nur irgendwie im Rahmen des Möglichen ist.
In der zweiten Phase reift langsam die Erkenntnis, dass es so ist, wie es gerade ist (!). Da es vermutlich auch die längste sowie schwierigste Phase ist, dürfen Gefühle nicht unterdrückt werden. Es ist wichtig zu trauern und die Gefühle nicht wegzuschieben. Also gilt es, mit Freunden oder mit der Familie über alles zu reden und auch die eigenen Gedanken irgendwo mal aufzuschreiben. Jeder verspürt wohl gerade in dieser Phase das große Verlangen, dem Ex-Partner noch soooo viele Dinge sagen zu müssen. In diesem Forum gibt es verschiedene Threads, wo man seinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen kann und keinerlei Rücksicht nehmen muss. Das Schreiben wird bei der Verarbeitung wirklich sehr helfen, denn das Gedankenkarussell wird kurzzeitig unterbrochen und man bekommt halbwegs eine Klarheit über seine wahrhaftigen Gefühle.
In der dritten Phase wird man langsam wieder offen für Neues sein und einige wichtige Dinge anpacken und auch wieder selber meistern können. Hier bietet es sich an, wenn man vernachlässigte Gewohnheiten wieder aufleben lässt und sich eventuell völlig neue Ziele setzt, welche bisher vielleicht nicht möglich waren.
In der vierten Phase beginnt der Neuanfang und endlich ein neues Leben.
Fazit
Irgendwann muss jeder mit der Trennung abschließen. Man sollte versuchen, die gemeinsame Zeit und die vielen gemachten Erfahrungen (positive und negative) schätzen zu lernen, da sie unser Leben irgendwo doch auch ein wenig reicher gemacht haben. Mit einer positiven inneren Haltung gilt es zu versuchen, sich vollständig und friedlich von der ehemaligen Beziehung lösen. Wenn man sich nicht wirklich von Gefühlen wie Wut, Ärger oder Enttäuschung trennen kann, dann wird dies letztendlich immer dazu führen, dass man ewig mit dem Ex-Partner verbunden bleibt und die Beziehung nicht wirklich abgeschlossen wird. Natürlich ist es nur schwer vorstellbar, einen Sinn in einer Trennung zu sehen, aber nach gewisser Zeit wird wohl jeden Betroffenen bewusst werden, dass alles in unserem Leben etwas Gutes bzw. einen Sinn hat (auch eine Trennung). Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnen sich immer neue Türen und somit ungeahnte Möglichkeiten.
VG Holzer60