Hallo,
wenn ich hier meine GefühlslagEN zum Zeitpunkt der Trennung beschreiben sollte, so könnte ich alternativ mein damals geführtes, 418-blättriges (A4, beidseitig beschrieben und ich schreibe klein!) Tagebuch hier veröffentlichen... die Kurzfassung ist aber, dass sich meine Gefühlslage nahezu stündlich verändert hat: von weinerlich, zur Kreuze kriechend bettelnd bis hin zu tatkräftig und wütend war alles dabei.
Gott sei Dank habe ich - und dafür bin ich mir selbst auch außerordentlich dankbar - einen Freundeskreis, auf den ich mich 100 %ig, 24 Stunden von Montag bis Sonntag zählen konnte und kann. So haben wir beizeiten begonnen, Hexentreffen zu veranstalten, in dem ich immer davon berichten konnte, was mir zwischen den Treffen widerfahren ist und wir haben uns gemeinsam ausgemalt, wie wir dem Ungemach begegnen können... zugeben muss ich, dass ich - wenngleich ich meinen Freundinnen versprechen musste, NIEMALS eine dieser Ideen umzusetzen, doch schon einige Böcke in dieser Zeit geschossen habe, für die ich mich zwar auch heute noch NICHT schäme, die aber zugegebenermaßen nicht ganz fair den Beiden (damals Noch-Ehemann und Geliebter) gegenüber waren.
An der Grenze zur Legalität bewegend kann ich hier nun nicht alle meine Sünden offenbaren - ich kann aber mitteilen, dass Stöckelschuhe wunderbare Dellen, ein Schlag mit einer Brechstange auch die beste Frontscheibe und genügend Nägel auch die teuerste Bereifung niegelnagelneuer PKW`s und Transporter kaputt kriegen. Kennt ihr das Gefühl, etwas tun zu müssen, nur damit es einem selbst besser geht... auch wenn es nicht korrekt oder fair ist?! Und wenn man es dann getan hat - so geht es einem ja doch erstmal für ein paar Stunden/Tage besser?! Ich fand das alles zum damaligen Zeitpunkt mehr als angemessen, schließlich ist mit mir ja auch keiner der Beiden fair umgegangen... denn: trotz zweier Gespräche zwischen der Geliebten und mir (zu der ich sie unter Androhung eines meinerseitigen Besuchs im Großraumbüro ihrer Arbeitsstätte zwingen musste) und trotz des Versprechens, die Affäre zu beenden, haben sie munter hinter meinem Rücken weiter gemacht.
Natürlich habe ich - so feige war ich dann schon - keinen Zettel am Ort des Geschehens zurück gelassen, dass ich es war... aber ich bin davon überzeugt, dass beide wussten, wer sich da an ihren Fahrzeugen etc. ausgelassen hat. Gesprochen haben mein Mann und ich über diese Vorkommnisse allerdings nie.
Ich hatte ja schon geschrieben, dass es mehrere Jahre gebraucht hat, um wieder Vertrauen zu fassen und auch heute noch kriege ich mitunter Entenfolie den ganzen Rücken runter, wenn sein Handy klingelt, weil er zu einem Notfall muss... das kann ich nicht steuern, ist halt so... einen Schaden trägt nach so einer Sache halt jeder davon. Da aber sein Handy immer offen in der Wohnung herum liegt, und mir inzwischen auch sehr viele der infrage kommenden Anrufer bekannt sind, hege ich da keinerlei Verdacht mehr. Auch sonst haben wir uns Dinge angewöhnt, die vorher unvorstellbar - weil auch nicht nötig - waren, z. B. ruft er mich an, wenn er länger unterwegs ist, sagt genau, wo er ist, was er dort tut und wie lange es voraussichtlich dauern wird - immer in dem Bewusstsein seinerseits, dass ich direkt mal dort auftauchen könnte, auch sowas habe ich während unserer unzähligen Rettungsversuche gemacht. Das sind jetzt nur so kleine Beispiele, ich kann die vertrauensbildenden Maßnahmen gar nicht alle aufzählen..
Zugeben muss ich weiterhin, dass mir auch bestimmte Vorfälle im Umfeld - hier im Forum oder im Freundes- und Kollegenkreis mitunter noch triggern, sprich - wenn sich ein Paar trennt oder eine Beziehungskrise bewältigen muss, von der wir hören, dann bin ich durchaus in der Lage, auch noch mal den Urschleim rauszukramen. Hier haben wir uns aber einen Codesatz entwickelt: Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, aber unsere Zukunft bestimmen. Dann ist das Thema zwischen uns beendet... denn es bringt gar nix, nach Jahren immer wieder die gleichen Fragen und Thesen aufzustellen, die Antworten werden deswegen nicht anders oder besser.
Um den TE zu motivieren, es weiterhin mit seiner Frau zu versuchen und ihrem Wunsch nach mehr gemeinsamer Freizeitgestaltung nachzukommen möchte ich sagen: auch wir hatten unsere gemeinsamen Ziele und Unternehmungen gaaanz hinten in unserem Zeitmanagement angestellt... ist halt so bei 2 Kindern, Haus, Selbstständigkeit, Berufsleben, Verpflichtungen der Familie gegenüber... aber Geld ist eben nicht alles und so genießen wir jetzt die Radtour zum Biergarten an einem lauen Sommerabend oder einen Kinobesuch vieeel mehr, als z. B. die 14-tägige Reise in die Karibik oder ein neues Auto.
Beispiel gefällig? Vergangenen Sonntag habe ich am Badesee laut vorgelesen, dass am Abend ein Maffay-Konzert in Magdeburg stattfindet, für das noch Restkarten an der Abendkasse zu haben sind... also über die Badebekleidung ein Hemdchen drüber und auf nach Magdeburg... dass wir dafür 200 km pro Tour fahren, erst um 2 Uhr wieder daheim und nach nur 4 Stunden Schlaf am Montag völlig platt waren - egal, just fun. Das wäre uns vor dem Urknall (so nennen wir das heute im Rückblick) nicht im Traum eingefallen... 1000 wenn und aber hätte es dagegen gegeben.
Ich wünsche dem TE und allen anderen hier Mitlesenden alles Gute... Beziehung ist Kampf, aber es lohnt sich... nicht immer, aber gebt nicht zu vorschnell auf. Wenn es doch in die Hose geht, so habt ihr es wenigstens versucht und braucht euch nicht im greisen Alter zu fragen: was wäre gewesen wenn damals...
Ups... lang geworden
Liebe Grüße story 2015
17.06.2015 12:30 •
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