Liebe Forumsteilnehmer,
vielen Dank! Ihr rührt mich mit Eurem Lob!
Wenn ich schon mal aktiv bin und ich in meinem Thread nach so langer Zeit noch Rückmeldungen bekomme, dann will ich auch antworten.
@gast59
Es ist für uns Betrogene nicht einfach zu verstehen, warum sich unser Partner nicht so einfach von dem Affären Partner lösen kann. Eine schnelle Trennung sollte doch das Mindeste sein, was er zur Rettung der Ehe beizutragen hat.
Rein sachlich sollte das wohl so sein.
Sind wir ehrlich und unser Partner normal, so hat es ja auch eine lange Zeit gedauert, bis sich unser Partner aus der Ehe so weit gelöst hatte, das er bereit war, alles für die Zweisamkeit mit der Affäre aufs Spiel zu setzen. Normalerweise hat er das für sich getan und nicht, um uns zu schaden. Er hatte dann die tollen Gefühle mit der Affäre. Diese haben sich natürlich langsam und stetig aufgebaut und sind am Ende nichts anderes, als tiefe emotionale Gefühle für den Affären Partner. So was kannst Du hier im Forum reichlich nachlesen.
Was sich also langsam aufbaut und immer tiefer wird, kann sich vermutlich auch nicht auf Knopfdruck in Luft auflösen. Warum sollte das bei unseren Partnern anders sein. Für eine Affäre, die länger lief, benötigt man nach meiner Auffassung auch länger, um sich davon emotional lösen zu können. Aus meiner Sicht ist das ein ganz normaler Prozess. Leider.
Das muss Dir bewusst sein und das meine ich mit kämpfen, ggf. mit sehr langem kämpfen.
Wie lange man kämpfen muss, kann ich Dir nicht sagen, das muss auch jeder für sich selbst ausmachen. Es muss uns aber bewusst sein, dass es dafür keine vergleichbaren Werte gibt, da jeder Kampf individuell und anders ist. Gib Deinem Mann Zeit, den Weg von seine Affäre weg zu finden und gib ihm Gründe, den Weg zurück zu Dir zu finden (dazu unten mehr).
Professionelle Hilfe kann ich Dir (Euch) nur empfehlen. Eine Gute sollte es sein. Die bekommst Du meistens leider nicht kostenlos. Hinterher, wie bei uns, kann sie aber unbezahlbar sein.
Ich wünsche Dir die notwendige Kraft, Deinen Kampf anzunehmen und durchzustehen. Das bisschen Glück, was Du dann auch brauchst, wirst Du schon haben …
Ich bedanke mich auch für die PN's, die ich bekommen habe. Aus diesen möchte ich auch noch auf ein Thema eingehen.
Ihr (und ich auch) meint, ich bekomme nun von meiner nun Frau zurück, was ich investiert habe. Das fühlt sich auch so. Ein sehr gutes Gefühl. Das Gefühl hatte ich aber längst nicht immer und häufig habe ich gar nicht spüren können, wenn meine Frau etwas in unseren Kampf investiert hat. Viele Dinge erkenne ich erst jetzt, nachdem es mit deutlich besser geht und ich auf meine Ehe nicht mehr ängstlich blicken muss.
Es wird auch zu Eurem Kampf gehören, sich in diesem Punkt in Geduld zu üben. Es kann sehr lange dauern, bis der Partner bereit ist, Euch für Euren Kampf zu belohnen und Gefühle zurück zu spiegeln. Aus meiner Sicht ist das im Übrigen kein gesteuerter Prozess Eures Partners, sondern kommt von ganz alleine, ohne dass dies bewusst gesteuert wird.
Ich hole zur Erklärung etwas weiter mit einem Ereignis aus.
Vor ein paar Wochen hatte ich mit meiner Frau darüber gesprochen, dass wir das Geschäft, in dem der andere arbeitet, nicht ein Leben lang meiden können. Erstens gibt es dort ein paar gute Waren und zweitens will ich das nicht. Meine Frau sah das ähnlich, obgleich es ihr schwer viele, dorthin zu fahren. Sie meinte dann aber, so auch einen Schlussstrich ziehen zu können, indem sie noch ein paar letzte Worte mit dem anderen wechselt. Als Abschluss.
Zwei Tage später fuhr sie hin. Sie rief mich an, als sie Zuhause losgefahren ist. Sie hat mich angerufen als sie da war und bevor sie das Geschäft betreten hatte. Es tat in keiner Weise weh, mir war nur etwas mulmig zumute. Irgendwie gefiel mir sogar der Gedanke der letzten Worte, zumal ich meinte, den groben Inhalt zu kennen. Es ist nicht zu den letzten Worten gekommen. Nach 10 Minuten rief mich meine Frau an. Der andere arbeitet dort schon länger nicht mehr. Abends sagte sie zu mir, dass dies nun ihr Abschluss war. Sie würde keine anderen Wege mehr beschreiten, um irgendwelche Abschlussworte auszutauschen. Sie hat sich bei mir noch sehr emotional für das Vertrauen bedankt, welches ich ihr für diesen Besuch entgegen gebracht habe …
Warum tat mir das gar nicht weh, warum habe ich das unterstützt?
Vor ein paar Monaten hätte ich das noch anders gesehen.
Achtung, jetzt versuche ich Euch allen, etwas Wichtiges zu erklären! Eine wichtige Erkenntnis für mich!
Ich habe mich verändert, mehrfach in meinem Leben.
Ich war früher ein aktiver Junge, dann ein aktiver junger Mann. Die Frauen mochten mich. Ich hatte viele Freunde und war einfach ein toller Typ.
Im Familienleben habe ich mich verändert. Bin zum Couch-Potato geworden. Habe viel gearbeitet und mein privates Umfeld vernachlässigt. Einzig Fußball hatte mich interessiert. Meiner Veränderung durftet Ihr beiwohnen, sofern Ihr meinen Thread verfolgt habt.
Heute bin ich ein aktiver Mann. Durchaus attraktiv, was mir die Frauen manchmal sehr charmant zeigen. Ich mache viel mit meinen Kindern und habe wirklich einen tollen Draht zu ihnen. Ich mache sehr viel mit meiner Frau, wir führen ein anderes, viel bewussteres, Leben. Viele Freunde habe ich immer noch, alleine schon durch den Fußball. Meine Arbeit vernachlässige ich natürlich nicht. Kurzum, ich bin rundherum zufrieden und somit ein attraktiver Mann. Manchmal bin ich auf dem schmalen Grat zwischen ausgeprägtem Selbstbewusstsein und Arroganz. Ich strahle etwas aus, was mein Umfeld wahrnimmt und was mich interessant macht. Das ist unabhängig von jeglicher Beziehung, ein gutes Gefühl für mich, für mich alleine. Es gibt mir Kraft und das Bewusstsein, Krisen meistern zu können, ohne von anderen abhängig zu sein.
Was hat mir die Veränderung gebracht?
Meine Frau nimmt mich wieder als attraktiven Mann wahr. Ein Mann, den andere Frauen gerne hätten. Ein Mann, um den man sich bemühen muss. Sie ist auf dem Weg, sich wieder in mich zu verlieben. Nicht aus Mitleid, weil ich doch so lange an ihrer Seite war. Sie verliebt sich wieder in mich, weil ich ein Mann bin, in den man sich verlieben kann. Sie gibt mir die tollen Momente nicht, weil sie denkt, jetzt bin ich mal dran, wo Tundil so um uns gekämpft hat. Sie gibt mir die tollen Momente aus freien Stücken, weil sie will, dass ich sie auch liebe. Sie hat manchmal ganz brutale Momente, wenn ihr bewusst wird, für was sie mich fast eingetauscht hätte.
Lange Zeit hatte ich von meiner Frau erwartet, dass sie doch endlich auch auf mich zugehen muss, endlich auch kämpfen muss, endlich Dinge tun muss, die ich einfach erwartete. Teilweise hat sie das auch getan, aber ihre wirklichen Emotionen kommen erst jetzt. Die kommen zum Glück nicht aus Mitleid, sondern aus Interesse an mir.
Leute, das ist der Weg, den wir alle gehen müssen. Wir müssen uns für unsere Partner wieder so interessant machen, dass sie uns lieben müssen (so wie damals, als sie sich das erste Mal in uns verliebt hatten). Und ja, es hört sich beschissen an, es ist aber wahr. Wir müssen für uns selbst wieder so attraktiv werden, dass wir uns selber lieben, dann klappt es auch mit anderen …
Wenn wir die Liebe der anderen nur aus Mitleid erwarten, dann machen wir das auf einer ganz schwachen Basis …
Ich bringe noch ein anderes Beispiel. Meine Tochter hatte eine Aufführung ihres Literaturkurses (Sommernachtstraum). War übrigens gut (die Aufführung und meine Tochter). In der Pause stänkerte ein junger Mann, er wolle doch die Getränke und Essen kostenlos, schließlich würde er sich ja das Stück ansehen. Das wurde für die Mädels hintern Tresen schon unangenehm. Ich tippe ihm freundschaftlich auf die Schulter und sagte ihm, sein Verhalten wäre uncool. Die Mädels würden das Geld für die ABI-Feiern sammeln und daran könnte dann auch er partizipieren. Cool wäre, wenn er dieses Vorhaben unterstützen würde. Wenn er nun aber echte Geldprobleme hätte, würde ich ihm das bezahlen. Er hat dann bezahlt. Später (Zuhause) sagte mir meine Tochter, ihre Freundinnen hätten von dem Ereignis erzählt. Ein smarter Vater hätte auf coole Art und Weise Mister X bekehrt. Er hätte eine schwarze Jacke mit gelbem Innenfutter angehabt. Meine Tochter sagte dann wohl in der Runde, der coole Mann wäre ihr Vater gewesen. Zuhause fragte sich mich dann …
Könnt Ihr Euch das Gefühl (für mich und für meine Tochter) vorstellen, wenn man von den Schulfreundinnen seiner Tochter als smarter cooler Vater angesehen wird?
Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass meine Veränderungen Auswirkungen auf allen Ebenen haben. Meine Ausstrahlung hat sich somit auch auf allen Ebenen verändert. Das ist im Übrigen auch beruflich kein Nachteil.
Ich fühle mich mittlerweile wieder recht gut und glaube, dass ich locker noch ein Jahr brauche, bis ich da bin, wo ich eigentlich sein möchte. Wie schon in meinem letzten Post geschrieben, können wir uns nur selbst glücklich machen. Eine brutale aber wichtige Erkenntnis. Machen wir uns nicht auf den Weg dies zu erreichen, werden uns auch jene nicht folgen, von denen wir möchten, dass sie uns lieben.
Diese Erkenntnis ist besonders hart für jene von Euch, die sich gerade in der schwersten Krise ihres Lebens befinden. Dennoch ist es nun mal so. Wer sich dem nicht stellen kann, sollte sich professionelle Hilfe suchen. Bitte wartet nicht darauf, dass Euch jemand aus Mitleid oder sonstigen sozialen Gründen aus Eurem Loch holt. Ihr müsst selbst wieder rausklettern oder Euch Hilfe zum Rausklettern suchen. Es dauert lange und der Weg ist mit vielen Zweifeln besetzt. Dennoch, je früher wir uns auf den Weg machen, um so früher geht es uns wieder besser und wir erreichen viel von dem, was wir erreichen möchten.
Zu meinem Weg zu mir selbst gehört leider auch, dass ich den Weg aus diesem Forum finden möchte. Diesmal, wo ich nur meinen Thread betrachtet habe, hat es mir nichts ausgemacht. So werde ich es wohl zukünftig handhaben. In meinen Thread und in meine Nachrichten werde ich gelegentlich reinschauen. Andere, neue Schicksale, tut ich mir nicht mehr an.
Ich wünsche Euch viel Kraft und ein schönes Wochenende!
Bis demnächst,
Tundil
15.04.2016 14:20 •
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