Hallo Leute!
Ich möchte Euch mal wieder ein paar Zeilen schreiben.
Heute vor einem Jahr war mein Urknall!
Ja, es tut manchmal noch weh, aber nur ein wenig die Erinnerung an den Urknall. Mich belastet eher, dass ich noch immer sehr häufig über meine Beziehung und die Geschehnisse nachdenke. Es ist nicht mehr ansatzweise mit dem Ohnmachtsgefühl von vor einem Jahr zu vergleichen.
Zum Glück!
Ich habe Mitgefühl für jeden, der hier ist und sich in einem Tief befindet. Ich kann Euch nur versprechen, es wird besser und je mehr man selber an sich und mit sich arbeitet, je schneller kann das gehen.
Ostern hat meine Frau mir ein Osterei geschenkt. Ich guckte wohl etwas irritiert und sie bat mich, es zu öffnen. Ich weiß nicht, wie sie das Schokoladenei geöffnet hatte, aber in dem Ei waren zwei Ringe auf einem Papierherz gemalt.
Sie schaute mich mit feuchten Augen an und sagte, dass sie ihre Lektion auf ewig gelernt hätte. Ihr würde so etwas garantiert nicht noch einmal passieren. Sie hätte in den letzten 9 Monaten sehr wohl erkannt, welcher Mann ich für sie sei. Zum Schluss sagte sie, dass sie gerne wieder einen gemeinsamen Ehering mit mir tragen würde, weil sie mich liebe.
Ich liebe dich, das hat sie bestimmt 15 Jahre nicht mehr zu mir gesagt.
Ihr Verhalten ist nach wie vor absolut transparent und authentisch. Es gibt für mich keinen Ansatz, auch nur den geringsten Zweifel an ihr zu hegen.
Wir haben eine tolle Zeit der Zweisamkeit, deutlich anders als vor dem Urknall. Unser Zusammenleben hat sich gravierend geändert und ist einfach nur schön. Wir führen beziehungstechnisch ein anderes Leben. Es ist nicht mehr mit dem Leben zu vergleichen, was wir vor dem Urknall führten. Meine Frau ist glücklich und das zeigt sie mir und auch unserem Umfeld. Sie ist glücklich, mich als Mann zu haben.
Eine Woche nach Ostern hatte ich meinen 50-ten. Auf der Feier hat sie jedem gezeigt, wer zu mir gehört und wie stolz und glücklich sie darüber ist. Es fühlt sich gut an, wenn ein anderer Mensch einem seine Liebe so deutlich zeigt.
Ihr seht also, es lohnt sich zu kämpfen und hin wieder gibt es auch Hoffnung, auf einen erfolgreichen gemeinsamen Weg …
Es fragte mal jemand, was ich von Symbolen wie Eheringen halte. Vor einiger Zeit schrieb ich noch, dass mir das gar nicht so wichtig sei. Über das, was meine Frau gemacht hat, habe ich mich sehr gefreut. Es hat mich berührt, da es insgesamt wie ein zweiter Heiratsantrag war. Der Erste kam ja vor gut 19 Jahren von mir. Wir haben schöne Ringe ausgesucht und der Juwelier fragte nach dem Datum, was eingraviert werden soll, ob wir schon einen Termin hätten. Als wir das Datum aus dem Jahr 1997 nannten, guckte er schon etwas verwirrt. Scheint nicht die Regel zu sein. Man merkte, dass er sich eine Frage nur schwer verkneifen konnte.
Die Ringe waren jetzt nicht so teuer, da wir noch diverse andere Ausgaben hatten/haben. Meine Frau meint, wir können ja nächstes Jahr vielleicht noch mal nach etwas höherwertigen Ringen schauen. Scheinbar hat sie dabei auch in Hinterkopf, dieses dann mit einer Erneuerung unseres Eheversprechens zu verbinden. Mals sehen, was die Zeit so bringt.
Der Urknall war gut!
Ich habe mich doch sehr deutlich verändert. Durchgängig zum Positiven. Allein mein Empfinden für andere, meine Empathie, auch in Bezug auf Frauen, ist eine enorme Bereicherung für mein Leben. Die Partnerschaft und Beziehung mit meiner Frau war wohl nie so gut und intensiv wie heute, außer vielleicht in den Anfangsjahren, als wir um die 20 waren …
Der Grund/Auslöser für den Urknall war große schei. und wird es immer bleiben!
Das es mir über Monate nicht wirklich gut ging, lag wohl zum größten Teil an mir und nicht am Verhalten meiner Frau. Nicht ihre Handlungen haben mir innere Schmerzen bereitet, sondern meine Gedankengänge, die immer wieder die wildesten Fantasien gezeichnet haben. Vielleicht hätte ich mir hierfür psychologische Hilfe holen sollen. Jetzt meine ich zu spüren, dass ich das nicht mehr benötige, sondern selbstständig klarkomme.
Darum auch erneut mein Dank an Euch!
Ihr habt mir in manch schwerer Stunde den notwendigen Support gegeben.
Vielen, vielen Dank!
Ich möchte Euch aber auch nicht verheimlichen, dass ich manchmal sehr wohl meine Zweifel habe. Nicht an den Gefühlen meiner Frau mir gegenüber, sondern an dem, wie ich mein Leben aufgestellt habe. Das sind keine Schmerzen der Verletztheit, sondern vielmehr Gedanken, was noch so alles kommt, was ich wirklich will, ob mir das was kommen mag genügt und und und …
Vielleicht komme ich auch langsam in eine Midlife-Crisis …
Eine Veränderung bei mir wird in jedem Fall auch dauerhaft sein. Ich werde meine Beziehung nie wieder ignorieren. Wenn ich merke, dass etwas nicht passt, werde ich dies nach kurzer Zeit ansprechen. In diesem Punkt werde ich meine Sensoren immer eingeschaltet haben, um auch kleinste Abweichungen wahrnehmen zu können. Ich werde dann gegensteuern. Sollte dies keine Wirkung zeigen, werde ich noch intensiver gegensteuern oder aber beginnen mich zu schützen. Ich werde es nicht noch einmal zulassen, dass ich so dermaßen verletzt werde, wie vor einem Jahr.
Ich kann nur jedem Empfehlen zu kämpfen. Den Mut aufzubringen, sich die eigenen Fehler einzugestehen, diese ehrlich zu analysieren und dann beginnen, eine massive Veränderung dauerhaft einzuleiten. Natürlich sollte die Basis, für das, wofür man kämpfen möchte, passen. Nicht kämpfen um des Kampfes willen, sondern kämpfen, um etwas zu retten (oder zu bekommen), was sich zu retten (oder zu bekommen) lohnt. Um die Rettung einer langjährigen Beziehung zu kämpfen, wird sich in der Regel immer lohnen!
Versucht Euch klar zu machen, für was ihr kämpfen wollt. Findet Ihr eine Basis, dann geht den Weg, solange Ihr es könnt und solange eine Chance besteht, das Ziel erreichen zu können. Wenn Ihr so was erlebt wie ich, dann kann man zu Beginn gar nicht klar erkennen, wofür man kämpft. Zu Anfang sind es nur Verlustängste. Erst viel später wird einem bewusst, ob da wirklich noch Liebe ist, für die es sich lohnt zu kämpfen. Nur abzuwarten und zu meinen, der andere muss doch kämpfen, ist ein schlechter Weg. Dann kann es zu spät sein, nur weil man sich selbst im Wege stand. In einer Beziehung und im Kampf um die Beziehung kann es immer mal notwendig werden, dass man viel geben muss, bevor man endlich etwas zurückbekommt.
Ich meine, sehr viel in den Kampf um die Rettung meiner Ehe investiert zu haben und nun genieße ich es, dass meine Frau mir einiges von dem zurückzahlt … ein sehr schönes Gefühl …
Erst letzten Sonntag sagte meine Frau zu mir, warum ich so melancholisch sei. Sie möchte das nicht, ich hätte es verdient, glücklich und fröhlich zu sein. Schön, dass sie so etwas erkennt und schön, dass sie auch Wege findet, mich da raus zu holen …
Vorgestern Nacht habe ich im Unterbewusstsein mitbekommen, das sie aufgestanden war. Morgens fragte ich, was los war. Sie sagte, sie hatte schlecht geträumt und war auf Toilette. Anschließend rückte sie näher zu mir und legte ihre Hand auf meinen Arm. Sie sagte, sie wollte spüren, dass ich da sei, dadurch könne sie besser einschlafen …
Ich befinde mich mit meiner Frau auf einem guten Weg, von dem niemand weiß, wo er enden wird. Wir wissen nun beide, das nichts von alleine kommt und es für nichts Garantien gibt. Wir müssen uns unser Glück erarbeiten und das wird immer so bleiben. Ich freue mich auf diesem Weg zu sein und möchte gar nicht, dass dieser Weg irgendwo endet. Wie ich schon mal früher geschrieben habe, scheint in diesem Fall der Weg das Ziel zu sein. Alles andere wird sich zeigen …
Wenn man so will, hatte ich mein Ziel bereits letztes Jahr im Mai/Juni erreicht. Meine Frau hatte uns nicht verlassen und hat sich gemeinsam mit mir auf den Weg gemacht. Dieser Weg war stellenweise sehr verschlungen und düster, mit vielen undurchsichtigen Gabellungen. Gut, dass wir an unübersichtlichen Stellen oder wenn wir uns aus den Augen verloren hatten, aufeinander gewartet haben. Wenn ich heute zu schnell bin, sagt sie mir das. Wenn sie zu langsam ist, motiviere ich sie aufzuschließen. Der Weg wird immer übersichtlicher und wir können wieder die schönen Seiten links und rechts des Weges genießen. Wir müssen auch nicht mehr so viel auf den anderen warten, da wir den Weg meistens Hand in Hand gehen …
Bildlich passiert uns das übrigens tatsächlich. Wenn ich in der Stadt oder auf dem Flohmarkt vorgehe, sagt sie zu mir du bist schon wieder zwei Schritte voraus. Ich warte dann, bis sie bei mir ist. Sie nimmt mich dann bei der Hand und wir setzten den Weg Hand in Hand gemeinsam im gleichen Tempo fort.
Ich war jetzt viele Wochen nicht mehr auf den Seiten dieses Forums. Scheinbar brauche ich das nicht mehr und ein Stück weit ist es Selbstschutz. Selbstschutz, da mir die Schicksale hier sehr nahe gehen. Anfangs fühlte ich mich hier angenommen, da ich meinte, meinen Schmerz hier teilen zu können. Das war auch ganz sicher so! Langsam muss ich mich aber von Euch lösen, damit ich meine Gedankengänge wieder in andere Bahnen lenken kann. Ich werde das Forum also nur noch selten besuchen. Ich verspreche Euch aber, wirkliche Veränderungen in meinem Status hier zu schreiben. Ich werde dieses Forum immer in dankbarer Erinnerung tragen und viele Namen fallen mir ein, ohne dass ich die Personen dahinter kenne. Es sind so viele, die mir hier geholfen haben, darum möchte ich hier keine einzelnen Namen nennen …
Ich wünsche jedem, dass er dieses Forum nicht braucht. Wenn doch, kann ich es nur empfehlen. Schön, dass sich hier Menschen mit ähnlichen Schicksalen austauschen können, um Ratschläge zu bekommen und neuen Lebensmut zu tanken. Ich wünsche jedem, der hier sein musste, dass er irgendwann wieder den Weg aus dem Forum heraus findet.
Bleibt mir vorerst nur Euch viel Kraft und Glück zu wünschen!
Es würde mich freuen, wenn meine Geschichte diesem oder jenen etwas Mut machen könnte. Egal wie es bei Euch aussieht, es gibt immer Hoffnung, Hoffnung auf ein anderes Leben, man muss sich nur aufraffen einen neuen Weg zu gehen, anstatt in Selbstmitleid darauf zu warten, dass andere einen glücklich machen.
Wir können uns nur selbst glücklich machen!
Das gilt leider auch dann, wenn wir uns gerade in einem tiefen Loch aus Selbstzweifeln befinden, weil unsere Partnerschaft zu scheitern droht (oder gescheitert ist) …
Bis irgendwann mal,
Tundil
13.04.2016 10:45 •
x 12 #235