Manch ein
e hat hier mit erhobenen Finger auf die Kinder hingewiesen… Ich muss da mal was zu sagen…
Es ist richtig, dass man die Kinder nicht instrumentalisieren darf. Aber kann und soll man sie wirklich raushalten?
Ich wünschte, man könnte so stark sein, so rational handelnd selbst in den dunkelsten Stunden seines Lebens. Alles immer richtig machen. Selbst wenn der geliebte Partner einem gerade auf brutalste Weise mitgeteilt hat, dass er nicht mehr mit einem zusammenleben will, weil er jemand anderes hat, schluckt man einfach kurz, packt in aller Stille seinen Koffer, fährt in ein Hotel und heult dort. Alles für die Kinder. Anschließend kommt ihr wieder zurück und spielt den Kinder eine halbwegs heile Welt vor: Mami und Papi haben im Moment ein paar Probleme...
Ihr habt ja prinzipiell Recht. Natürlich sollten Kinder von so etwas nichts mitbekommen.
Noch besser wäre, so etwas würde überhaupt nicht passieren.
Aber Kinder haben feine Antennen. Sie bekommen mit, dass da etwas brodelt. Und sie kennen das auch schon von Freunden, deren Eltern geschieden sind. Außerdem müssten sie früher oder später eh mit der Trennung leben.
Auf der anderen Seite, warum ist die emotionale Verfassung eines betrogenen Mannes oder einer betrogenen Frau mehr wert als die eines Kindes?
Muss ich mich als Erwachsener emotional selbst vergewaltigen, nur um Kindern eine halbwegs heile Welt vorzuspielen?
Was ist mit meiner Psyche? Ist sie angesichts von Kindern bedeutungslos?
Was ist, wenn ich nicht mehr kann, wenn ich kraftlos den Tag verbringe, keine Verantwortung mehr übernehmen kann?
Was ist, wenn ich mich an jedem noch so kleinen Strohhalm festhalten muss, den ich erreichen kann, um nicht zu ertrinken?
Ist das alles ohne Belang? Bedeuten Kinder so viel, dass „ich“ mich selbst verleugnen muss?
Nein! Ich stimme nicht zu! Hier wird die Realität unzulässig verschoben! Verantwortung an Ehekrisen ohne Rücksicht auf Auslöser bzw. Schuld/Schuldlosigkeit verharmlost und auf beide Partner
gleich verteilt. (Oh, ich vergaß – das gilt natürlich nur, wenn die Frau fremdgeht, wenn der Mann fremdgeht, ist die Frage von Schuld/Unschuld viel klarer…) Nein, das geht so nicht, und es wird dem Betrogenen nicht gerecht.
Richtig ist, dass immer beide Partner Schuld an einer Ehekrise haben. Aber es gibt ein Schuldgefälle! Der Fremdgeher hat unzweifelhaft einen
Betrug begangen.
Im Geschäftsleben nennt man sowas Veruntreuung. Es bedeutet, dass jemand sich zum Schaden seiner Firma bereichert hat. Recht/Unrecht? Klar geregelt. Keiner spricht davon, dass seine Firma ihn besser hätte bezahlen können. Oder dass er besser vorher gekündigt hätte. Nein, er wusste, dass er Unrecht tat und hat es trotzdem getan.
So anders ist das in einer Partnerschaft nicht. Egal, ob der Lohn in einer Partnerschaft immer gerecht ist und die Konten immer ausgeglichen sind. Es gibt einen Vertrag, ein Versprechen. Wenn die Partnerschaft nicht mehr funktioniert, muss ich sie im schlimmsten Fall beenden. Frühestens dann darf ich eine neue Beziehung beginnen.
Wenn eine Partnerschaft am Ende ist, ist das schlimm genug. Aber Frau und Mann sind zuvor durch einen Prozess gegangen, der halbwegs auf Augenhöhe verlief. Beide konnten Vor- und Nachteile abwägen – ggf. unter Beteiligung einer Paartherapie. Hier haben Mami und Papi gerade nachvollziehbar ein paar Probleme… Und wenn die Trennung kommt, dann verabschiedet man sich mit Traurigkeit, aber auf Augenhöhe.
Aber Ehebetrug ist so ziemlich das schlimmste was man dem Partner antun kann. Und wir sollten hier klar Ross und Reiter nennen und nicht verständnisvoll drum herum eiern...
Und jetzt noch den Zeigefinger zu heben und zu sagen: Die Kinder müssen geschont werden!
Natürlich müssen sie das! Sie sollten zumindest. Aber meist geht das gar nicht. Und was sollen sie dadurch lernen? Hey, Mama ist fremd gegangen. Aber das ist in Ordnung. Papa ist ausgezogen…
Könnte es nicht hilfreicher sein, offen damit umzugehen? Ohne Instrumentalisierung und alleinige Schuldzuweisung natürlich!
Was sollen die Kinder aus der Ehekrise der Eltern lernen, wenn ihnen nicht die Wahrheit gesagt wird? Dass sie selber zukünftig auch mal eben so untreu werden können?
Klar, es ist natürlich auch eine Frage wie alt die Kinder sind. Meine waren damals 14, 16 und 19. Sie haben alle damit zu kämpfen gehabt. UND ich habe sie ebenfalls nicht instrumentalisiert. Nach bestem Wissen!
Um auf Tundil zurück zu kommen…
Die unangemessene Freundschaft – das ist eine tiefgehende Freundschaft zu einer Frau bzw. umgekehrt zu einem Mann – steht auf der Kippe zur Affäre. Seine Gedanken drehen sich herzklopfend um eine andere Frau, die er „nur“ geküsst hat. Küssen ist natürlich kein Fremdgehen! Oder doch? Jain! Aber mehr Ja als Nein.
Ein ONS ist eine Sache für eine Nacht und fertig. Nur S.x!
Hier aber ist mehr im Spiel. Hier entwickeln sich tiefe Gefühle, Seelenverwandschaft… Genau das war auch bei Tundils Ehefrau passiert, aber sie hatte die „Eier“ es Tundil zu sagen.
Was hat Tundil gelernt aus dem was ihm widerfahren ist? Ich meine, nachhaltig?
Bei der ersten Gelegenheit vergisst er sein „Eheversprechen“ und redet sich ein, es wäre nichts.
Doch! Es ist etwas! Etwas Tiefgehendes!
Ich verstehe gut, dass Tundil dieses kribbelnde Gefühl genießt. Er ist verliebt! Wie wunderbar! Ich meine das ehrlich! Seine „alte“ Frau ist für ihn mit Schmerz und Ungewissheit verbunden. Diese „neue“ Frau ist unbelastet (auch unbelastet vom Alltagsleben!). Sie ist attraktiv, intelligent, einfach wunderbar! Und sie findet auch Tundil toll! Gegenseitigkeit!
Ich erhebe nicht den Zeigefinger! Ich war als Betrogener auch in der Situation, wo ich nur zu gern zugegriffen hätte. Es hat sich bei mir nur nicht ergeben… Leider!? ? ? (Bitte beachtet die Fragezeichen!)
Ich glaube, ein Betrogener ist im Höchstmaß anfällig für eine neue Liebe.
Diese unerwartete Wendung in diesem Thread wirft einige grundsätzliche Fragen auf:
Was ist ein Treue-Verprechen wirklich wert?
Kann man das Flehen eines Betrogenen wirklich ernst nehmen, wenn er „so“ anfällig ist?
Ist das Zögern des Fremdgehers bei der Rückkehr nicht gerechtfertigt? So oder so?
Drehen sich zwangsweise irgendwann die Gefühle des Betrogenen, sobald er wieder gefestigt ist?
Hat der ganze Kampf überhaupt Sinn oder ist es verlorene Zeit?
Wäre es nicht besser, Eheverträge auf Zeit (z. B. 5 Jahre) abzuschießen, die dann einfach enden, wenn man sie nicht ausdrücklich verlängert?
Vielleicht wäre das die Lösung… Denn sie macht jedem deutlich: Ich muss mich anstrengen, um eine Verlängerung zu erreichen. Ich muss an der Beziehung arbeiten, jeden Tag. Nichts ist von Dauer! Es gibt keine Garantie!
Ich habe keine Antworten auf diese Fragen.