@julia41
Ich denke, dass es nicht nur mit Schwäche zu tun hat. Wobei ich dieses Wort eh nicht mag. Man kann es auch anders betrachten...Du hast über 20 Jahre eine Stärke gehabt, das alles mitzumachen. Was nicht den Eindruck erwecken soll, dass es einhergeht mit für Dich alles richtig gemacht.
Die Überlegungen sind angebracht die Du mitbringst, auch wenn es nur ein ganz grober Querschnitt ist, an dem Du uns teilhaben lässt.
Deine Schwäche die Du da in Dir trägst, kann eventuell auch aus einer Gewohnheit heraus existieren. Denn...nach 20 Jahren neu anzufangen macht man sich bei Gott nicht leicht. Unabhängig davon, wie die Beziehung gelaufen ist, hat man 20 Jahre Tisch, Bett,Sorgen, Freizeit, Kosten ect. geteilt. Entsprechend hat man eine verdammt lange Zeit einen Partner an der Seite gehabt, unabhängig davon, wie die Beziehung an sich bewertet werden kann. Auch in Deinem Fall...20 Jahre! Das ist verflucht lange. Und auch wenn Du Dich im Rückblick und auch aktuell damit auseinander setzt, dass es das nicht gewesen ist und Du für Dich sagst: nein, das will ich nicht mehr, sind und bleiben es 20 Jahre. Und ist und war eine Komfortzone für Dich...wenn auch mit Abstrichen, verstehe mich da nicht falsch....aber Du wusstest was Du hast und halt auch was Du nicht hast. Es ist ein bekanntes Terrain für Dich gewesen und ist es immer noch. Du kennst die Macken, Schwachstellen, das pro und contra...Dein/Euer Leben kennst Du aus dem ff. Keine unbekannten Faktoren...das Pflaster ist Deins. Daher der Begriff Komfortzone (ob es wirklich so heißt weiß ich nicht, das ist halt meine eigene persönliche Definition).
Aus dieser Komfortzone auzubrechen ist halt schwer, das hat primär noch nicht mal was mit Schwäche zu tun, wie ich finde. Man will das gewohnte Pflaster verlassen, das Terrain was man so gut kennt....es ist Neuland und das nicht gerade wenig. Alleine alles managen, einrichten, organisieren, auf sich selbst gestellt sein, eigene Entscheidungen treffen, keine Absprachen treffen müssen....für sich selbst einstehen, allein für sich selbst da sein und und und... das ist Neuland und dafür benötigt es Mut. Ich spreche da jetzt einmal von mir selbst....ich war über 20 Jahre in einer Beziehung. Wir haben Kinder, wir haben uns was aufgebaut, es war eine gute Ehe, es gab kaum Streit, wir hatten nur wenig Sorgen, wir kamen zu recht. Ich hatte weder mit Gewalt, noch mit Ekzessen irgendeiner Art zu tun. Aber auch so, war es eine verdammt lange Zeit in der mich fragte: kann ich das noch mal? Kann ich noch mal neu anfangen?
Denn...wenn Deine Angabe stimmt, bist Du ein Jahr jünger als ich. Also hast auch Du Dich recht früh gebunden. Man kennt das Single-Dasein nicht, weiß nicht wie das ist... ich bin aus dem Elternhaus direkt in die gemeinsame Wohnung gezogen. Man war es gewohnt, nie alleine zu sein, immer jemanden im Haus zu haben. Unabhängig davon wie es gelaufen ist, eine weitere Verantwortung war immer präsent. Eine Beziehung will gepflegt werden, ma muss sich abstimmen, sich ein Stück weit anpassen, sich arrangieren, Rücksicht nehmen ect.pp. Und in Deinem Fall hast Du noch mit ganz anderen Sorge zu tun gehabt.
Und das alles will man irgendwie nicht mehr. Nach diesen ganzen Jahren stellt man aus den unterschiedlichsten Gründen fest: nein, es geht nicht mehr und fängt an mit dem Gedanken zu spielen, dass es einem nicht mehr gut tut. In Deinem Fall um einige Ecke prägnanter als in meinem Fall.
Von daher...schaue einmal in Dich, ob es wirklich Schwäche ist....vielleicht ist es auch das große Unbekannte was Dir Angst macht. Und das hat dann nix mehr mit Schwäche zu tun....das ist normal und gehört irgendwie dazu. Es wird Deinen Blick schärfen und Dein Bauchgefühl ins Boot holen. Es wird Dich sensibler machen für alle Entscheidungen die Du für Dich treffen wirst. Gehe diesen Weg ruhig weiter. Es kann Dir nichts passieren, solange Du für Dich einstehst. Und wenn Du diesen Weg gehst...gibt es keine Schwäche, sondern nur Deine Stärke, die Dich ins Leben zurückbringt!
02.05.2017 11:03 •
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