Hallo, ihr Lieben.
Zu meiner Geschichte:
Mein Freund, jetzt leider Exfreund, war meine erste Beziehung. Sie hielt 5,5 Jahre lang. Da er mit sich selbst nie im Reinen war, dachte ich, ihm ging es schlecht, weil er die Stadt hasste, in die er meinetwegen gezogen war (in der er aber nie richtig Anschluss gefunden hat und dies auch nur halbherzig versucht hatte) und weil er seinen gewählten Ausbildungsberuf und -betrieb nicht mochte.
Ich habe ihn immer unterstützt und versucht, aufzubauen, und wahrscheinlich zu viel von mir selbst aufgegeben.
Im Februar sollte seine Ausbildung beendet sein. Ich hatte mir erträumt, dass wir dann weiter aus der Stadt herausziehen (in der ich einer sehr guten Job habe), er sich eine Arbeit sucht, die ihm Spaß macht, und eine Wohnung schön als Nest gestalten. Bisher waren wir hier in einer möblierten Wohnung, aus der ich schon seit Jahrenn ausziehen wollte, was er aber nie gewollt hat (Geld, Bequemlichkeit).
Die Gründe für die Trennung spielen in diesem Thema ein untergeordnete Rolle, auf jeden Fall hat es mich zerschmettert. Ich dachte, in zwei Jahren wären wir verheiratet und würden unser erstes Kind planen. Das war mein Lebenstraum! Mein großes Ziel! Ich hätte auch meinen sicheren Job gekündigt und wäre mit ihm an seinen Wunschort gezogen, aber das wollte er nicht.
Nach ganz viel Weinen und unglaublichen Schmerz habe ich eingesehen, dass die Trennung wohl das richtig war, weil jeder zu sich selbst finden muss. Jetzt zum eigentlichen Problem. Nachdem Schluss war, konnte ich, weil ich krank geschrieben war, erstmal für eine Woche zu meiner besten Freundin und zu meinen Eltern ziehen. Ich musste da raus. Als ich wieder kam, dachte ich, Freitag ist der Abschluss seiner Ausbildung, am Samstag zieht er aus, zu seinen Eltern. An diesem Tag hat er aber erfahren, dass er durch die Prüfung gefallen ist und jetzt 6 Monate verlängern muss. Demzufolge kann er nicht zu seinen Eltern ziehen, das wäre 3 Stunden vom Ausbildungsbetrieb weg.
Nun sitzen wir also hier zusammen in der Wohnung fest und haben beide hier unsere Arbeit, der wir nachgehen müssen. Er ist lahmarschig, also wird das wohl noch dauern, bis er sich eine Bleibe bei seiner Arbeit sucht. Freunde hat er hier auch keine, zu denen er ziehen kann.
Ich wollte ja schon lange hier raus und habe seit Montag für mich selbst eine Wohnung gesucht. Das ist mein erstes Mal mit richtiger Besichtigung und alles drum und dran. Die ganze Zeit denke, das wollte ich doch immer mit ihm zusammen - Wohnung suchen, besichtigen, Umzug planen - Vorfreude auf eine gemeinsame Zukunft. Zwar helfen mir meine Freunde und Familie, wo sie können, aber trotzdem fühlt es sich so verdammt allein an.
Die Wohnungssuche ist wenigstens noch ein Projekt, in das ich mich hineinsteigern kann. Am schlimmst sind die Abende, an denen wir hier zu zweit in der Wohnung sind. Es schläft zwar jeder in einem anderen Zimmer (3-Raum-Wohnung), aber im Wohnzimmer, dem bisherigen Mittelpunkt, können wir uns nicht aus dem Weg gehen. Ich habe die Trennung akzeptiert, versuche also nicht, ihn zwanghaft zurück zu gewinnen und wir können auch friedlich miteinander reden.
Trotzdem habe ich jedes Mal, wenn ich daran denke, dass er im gleichen oder im Nachbarzimmer ist, einen riesen Kloß im Hals. Ich versuche, viel zu unternehmen, aber eigentlich habe ich gar keine Kraft dazu + es ist ja auch meine Wohnung + ER wollte gehen. Ich habe den Eindruck, er kann mich gar nicht gut in Erinnerung behalten, weil unser Umgang miteinander jetzt so schwierig ist.
Fühl mich grad total in der Opferrolle (deshalb auch der Username).
Danke für alle, die den langen Text gelesen haben. Ich bemühe mich nach Kräften, so schnell wie möglich auszuziehen. Besichtigungen fallen mir eigentlich schwer, weil ich da sehr unsicher bin, ich hatte aber schon eine (schlecht) und morgen ist die nächste. Wie kann ich aber damit umgehen, dass wir noch zusammenwohnen müssen, wie kann ich das aushalten? Wie sind eure Erfahrungen dazu?
Viele traurige Grüße,
kleiner Vogel
01.03.2015 10:21 •
#1