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Nach Seitensprung Happy End mit Beigeschmack

K
Hey blechpirat,

nun ich kann dich vollkommen verstehen wie du dich fühlst, ich kenne diese Gedanken, die aufeinmal kommen und einen total in die Depression schmeißen. Man ist total schlecht gelaunt in dem Moment, man kann sich auf nix positives konzentrieren. Man hält sich an dem Partner fest, will seine Stimme hören, von ihm eine Antwort kriegen, dass man geliebt wird u.s.w. Das hat mich immer meist beruhigt. War schon fast wie eine Sucht.

Jeder erlebt hier seine Situation anders. Ich hab natürlich auch eine andere Vergangenheit als du.
Ich habe ganze 3 Jahre gebraucht und hab es leider nicht geschafft. Es ging einfach nicht mehr, ich habe mich getrennt (8 Jährige Beziehung ohne Heirat, ohne Kinder nur eine gemeinsame Wohnung). Du bist verheiratet und hast Kinder, Haus u.s.w. Da kämpft man wirklich auch mehr...

Gib nicht auf! Wenn es nicht anders geht würde ich dir raten eine pyschologische Beratung zu machen.
Meist können so diese Denkmuster gelöst werden. Ich selbst habe vieles über mich selbst erfahren.
Das was du hast ist normal, du bist verletzt und mir ging es da nicht anders.

Ich wollte nur die eine sein! Keine andere!
Aber dieser Traum ist futsch, ich kann nur mein Ego stärken und wissen, dass man selbst auch was besonderes ist und das man sich nicht mit dem anderen vergleichen sollte.

Versuche du selbst zu sein, so wie du bist. Es ist nicht dein Fehler!

Ich wünsche dir Alles Gute!

17.12.2014 14:31 • #211


blechpirat
Hallo Kopfsalat,

vielen Dank für Deine Worte. Ja, so bleiben wie ich bin, das möchte ich gerne. Oder eher: wieder so werden wie ich war. Lockerer, unbeschwerter, weniger nachdenklich. Ich habe bis vor einigen Monaten viele kreative Sachen gemacht. Fotografieren (nicht mal schlecht sogar), habe verrückte Veranstaltungen organisiert, mal was gemacht was keinen Sinn aber dafür Spaß macht. Ohne allzu viel drüber nachzudenken. Inzwischen denke ich nur noch. Das andere mache ich nicht mehr. Einzig der Job lenkt mich ab, aber der ist nicht sonderlich kreativ. Es geht ums verkaufen, und das kann ich irgendwie im Schlaf. Zudem ist es spießig und vernünftig.


Zitat von _Kopfsalat_:
Es ist nicht dein Fehler!


Komischerweise ist irgendwie genau das das Problem. Nach diesem ganzen Hin und Her, nach der ganzen Rekonstruktion der Abläufe, nach diesem ganzen der Betrogene ist auch immer mit Schuld Gesabbel sieht es inzwischen fast so aus, dass sie auch nicht wirklich Schuld sondern eher ein Opfer der Umstände war. Und wenn sie nicht schuld ist, sagt mein Unterbewusstsein, dann muss ich es ja wohl sein. Und das, obwohl mein Verstand das genaue Gegenteil behauptet. Grundsätzlich könnte ich mit meiner Schuld ja klar kommen, wenn ich denn wüsste, worin sie besteht. Aber meine Frau beantwortet ja (wie die meisten anderen) die Frage nach dem WARUM mit Keine Ahnung. Und daraus ergibt sich, dass immer dann, wenn ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen und mir die Frage der Schuld, die Liste der möglichen Fehler und meine Wünsche für die Zukunft in klaren Sätzen zu formulieren, meine Gedanken im Kreis rennen und ich nie zu einem Ergebnis komme.

Aber Du hast recht: ich sollte vielleicht mal mit jemandem reden, der sich mit sowas auskennt. Darum habe ich heute Nachmittag auch schon einen Termin bei einem Seelenklempner gemacht. Ich habe nämlich kein Lust, den Rest meines Lebens als grübelnder Psycho rumzurennen. Dafür ist mein Leben irgendwie zu kurz.

17.12.2014 19:51 • #212


A


Nach Seitensprung Happy End mit Beigeschmack

x 3


Hey
Hallo blechpirat (wie kommst du nur auf diesen putzigen Namen ),

danke für das Update. Das mit dem neuen Job klingt gut, aber der Rest klingt nach Rückschritt Da fände ich es fast besser, wenn du, anstatt so viel zu grübeln und sogar nachts wach zu liegen, lieber wieder etwas Wutenergie mobilisierst!

Ich find's nämlich alarmierend, dass du dich wie ein Bittsteller fühlst, bzw. in einer Schwächeposition. Da muss ich an das Buch Ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst denken, dessen Titel total irreführend klingt, aber der Inhalt, wenn ich mich recht entsinne, das Kräfteverhältnis mit seinen Konsequenzen für die wechselseitigen Liebesgefühle unglaublich differenziert beschreibt und analysiert. Kennst du es? Empfehlenswert.

17.12.2014 20:41 • #213


F
Zitat:
Dadurch bedingt fühle ich mich oft wie ein Hündchen, dass Frauchen hinterher rennt, damit Frauchen bloß nicht abhaut


Das ist, wie ich finde, eine herrliche Beschreibung ...

Mir ging es bei mir und meiner Frau ähnlich . Lange Zeit hatte ich das Gefühl, nicht wirklich sauer sein zu dürfen, weil wir ja beide parallel eine Affäre hatten. Nur halt mit dem Unterschied, dass sie ihre Affäre als Arbeitskollegen danach noch über sechs Jahre auf Facebook als Kontakt hatte und ich sie dann dabei erwischte, wie sie in Erinnerungen schwelgte, während ich mit den Kindern daneben stand . Kann man hier nachlesen ...

Eigentlich ist bei uns alles wieder gut und ihr tut alles wahnsinnig leid und sie weiß, dass bei allen meinen Fehlern sie das Ganze getoppt hat . Nur dieses Gefühl, als Idiot und dann noch mit den Kleinen daneben gestanden zu haben, während sie sich mit ihm über seine anatomischen Begebenheiten zwischen den Beinen austauschte , kocht in mir immer wieder hoch ...
Letztes Wochenende ist es dann trotz aller rosa Wolken eskaliert . Ich konnte mal wieder nicht schlafen und habe um 04:00 Uhr gearbeitet. Sie kam ins Home Office und hat gefragt, was denn eigentlich schon wieder mit mir los sei. Da bin ich explodiert und habe ihr einen wütenden , zehnminütigen Monolog lautstark vorgetragen und noch einmal mein ganzes Seelenleben vor ihr ausgekotzt. Sie hat mich entsetzt und wie ein Auto angeguckt. Aber was soll ich sagen: mir geht es seitdem richtig prima und sie ist auch froh, dass ich das noch einmal auf den Tisch gepackt habe ( nachdem sie sich von dem Schock erholt hat ) . Sie sagt, ihr sei erst nach diesem Ausbruch klar geworden , wie sehr mich ihr agieren verletzt hat ...

Was ich damit sagen will : es ist wichtig, dass man das , was noch tief im Inneren grummelt, ans Tageslicht lässt . Ob nun schreiend im Wald, schreiend im Home Office oder bei einem Spezialisten ist egal - wichtig ist, dass es rauskommt.

17.12.2014 22:06 • #214


blechpirat
Hallo Hey,

ja, es klingt nach Rückschritt. Und es ist auch einer. Ich weiß gar nicht mal, ob Bittsteller das richtige Wort ist. Es ist eher so, dass ich mir wie ein Versager vorkomme und Angst habe, wieder alles in den Sand zu setzen. Der Typ durfte ja nicht nur vor Jahren mal meine Frau vög..n und später ihr Kopfkino sein dürfen, sie hat ihn ja auch dankenswerterweise bei letzterem immer über mein berufliches Versagen auf dem Laufenden gehalten. Klar, sie brauchte sicher jemanden zum Reden, jemanden der ihr ein wenig Mut zuspricht, aber musste sie sich dafür gerade ihn aussuchen? Ich fühle mich inzwischen doppelt erniedrigt und damit wächst einfach meine Angst, noch einmal zu versagen. Ich fühle mich quasi unter einem ständigen Leistungsdruck. Geld verdienen, vernünftig sein, immer Herr der Lage sein, keine Schwächen zeigen, immer dafür sorgen, dass es ihr gut geht. Bloß nicht umständlich sein. Es ist nicht so, als würde sie das aktiv fördern, aber sie tut auch nichts dagegen. Wahrscheinlich weil ich selbst nicht genau weiß, was sie tun könnte. Aber ich weiß, dass ich diesen Druck nicht ewig durchhalten kann. Deshalb habe ich mir jetzt professionelle Hilfe gesucht. Damit ich überhaupt mal auf den Schirm bekomme, ob das ein Ich-Problem oder ein Wir-Problem ist. Vielleicht vermischen sich da auch gerde Beziehungsproblem und geschäftliche Pleite. Das will ich jetzt erstmal für mich klar haben.


Hallo Flo,

genau das ist es. Ich fühle mich nicht mehr als der starke Mann an ihrer Seite, sondern als der Idiot, der gerade ganz praktisch ist und den man so mit durchzieht weil es gerade keine bessere Alternative gibt. Ich fühle mich verdammt erniedrigt und kämpfe quasi um meinen Rang. Auch wenn ich es im echten Leben vielleicht gar nicht muss, aber es ist fast schon ein innerer Zwang. Als würde man den Rowdy aus der Grundschule, der einen in der Pause immer traktiert hat 20 Jahre später in der Stadt wieder treffen und man hat immer noch Angst, dass der einem gleich wieder eine verpassen könnte. Völlig hirnrissig eigentlich.

18.12.2014 10:09 • #215


N
Hey Blechpirat!
Ich denke die Freundin hat Recht. Nur solltest DU diese Gefühle selbst ausleben.
Und etwas zur Schuldfrage:
Du hast KEINE Schuld daran. Wenn die Ehe so schlecht gewesen wäre hätte sie ihre Bedürfnisse kommunizieren müssen. Wäre das zwecklos gewesen hätte sie sich trennen müssen. Nichts rechtfertigt diesen anhaltenden Verrat und Betrug.
Und es wäre gerecht wenn sie sich um dich bemühen würde und nicht andersherum.
Hau mal auf den Tisch. Sie hat dich zutiefst verletzt, jetzt schone sie nicht auch noch vor ihrem schlechten Gewissen.
Und es wäre gut für dein Selbstbewusstsein, wenn du dir klar machst das ein Leben ohne sie auch schön sein kann. Male dir das einfach mal aus. Wie du dein Leben nach Trennung einrichten würdest, denk ruhig 5-15 Jahre in die Zukunft.

18.12.2014 11:10 • #216


J
Wow Blechpirat.........ein ängstliches Hündchen?
Sorry, aber das solltest DU SCHNELLSTENS ändern.

Das Betrüger ihren Part nicht voll verstehen (so wie N-ever schreibt....es gibt niemals eine rechtfertigung)
und sich sogar gern mal als Opfer fühlen, ist so ein Phänomen.
Nur nimm das nicht an. Akzeptiere es als Beweis für Beschränktheit.
Ich hab meiner mal gesagt, dass sie so einiges erst verstehen wird, wenn ich ihr eine 10 monatige S.affäre gestehe.

Ein Mensch, der einen Betrug verzeiht ist ein Großer. Der Betrüger sollte das auch reichlich spiegeln.
Eben auch, weil die Gesellschaft das ganz anders deutet.

Mein Lieber... so wird das nix. Du fühlst Dich sch.. Und Sie akzeptiert dich (das Hündchen) nicht als S.ualpartner.

18.12.2014 12:03 • #217


E
Ich habe auch den Neuanfang mit meinem EX gewagt. Er ist fremdgegangen.Wie waren 19 Jahre zusammen und haben ein gemeinsame Tochter. Nach der Ternnung hat er mir alle Dinge dieser Welt versprochen. Er wird mit mir reden, wenn es Probleme gibt und er will alles besser machen. Dann ist er plötzlich wieder in das gleiche Muster verfallen, wie vor der Trennung. Jedesmal wenn es irgendwelche Probleme gab, ist er abgehauen. Hat mich wieder alleine gelassen. Mit seiner Affäre war er tanzen und wenn ich gefragt habe gehen wir zum tanzen... keine Bock und das ist nur ein Beispiel.
Ich habe echt gedacht, er hätte verstanden, wie sehr er mir mit seinem Seitensprung weh getan hat, aber nichts.
Nun nach vielen hin und her habe ich die Sache beendet. Ich hatte plötzlich so ein blödes Bauchgefühl, das sich nichts ändern wird.
Er ist natürlich aus allen Wolken gefallen und konnte garnicht verstehen, was mit mir los ist.
Jetzt bin ich der Meinung, das ich mich in der Zeit der Trennung verändert habe, ich bin viel selbstbewusster geworden, ich spreche die Dinge an, die mich stören und das gefällt ihn scheinbar garnicht.Er ist aber auf der Stelle stehen geblieben und hat sich vorgegaukelt es wird alles wieder so, wie vor der Trennung und das geht ja nun mal garnicht.
Also bei mit gab es keine Happy-End, aber ganz ehrlich ich lebe jetzt viel ruhiger. Keine Gedanken mehr, das er es wieder tun könnte, mich wieder hintergehen, mir wieder weh tun. Ich lebe glücklicher.

18.12.2014 13:19 • #218


blechpirat
Hallo zusammen,

erstmal muss ich mich korrigieren. Es sind nicht 5, sondern erst 4 Monate seit der Entdeckung. Rechnen ist also auch nicht so mein Ding....

Seltsamerweise haben die Worte von Hey dazu geführt, dass in mir tatsächlich wieder Wut aufsteigt. Wut auf meine Frau. Wut, die ich offen gestanden bisher immer unterdrückt habe. Ich war immer nur fair und darauf bedacht, sie nicht traurig zu machen.

Inzwischen sehe ich das Ganze aber so, wie es einige mir hier schon in den ersten Tagen erklärt haben. Das ganze Geflecht aus Lügen, Verrat, Respektlosigkeit und Gewissenlosigkeit. Und ichbhabevdas Gefühl, dass meine Frau das alles nicht wirklich erfasst hat oder erfassen will.

Nun stelle ich mir die Frage, ob ich alles wieder kaputt mache, wenn ich ihr einfach mal ganz unverblümt sage, wie ich mich fühle. Natürlich ohne ausfallend zu werden. Oder ob es vielleicht doch besser ist, wenn ich ihren Blick mal ganz krass erweitere... vielleicht würde es igr ja auch Sicherheit geben wenn sie weiß, was mich quält.

Ich weiß es einfach nicht.

20.12.2014 08:37 • #219


VerloreneBlume
Hallo Blechpirat,

ich habe mir Deine Fragen mal durch den Kopf gehen lassen. Ich selbst habe die Affäre meines Mannes aufgedeckt, als ich genau, wie Du, merkte, dass er nur noch mit dem Handy durch die Gegend lief und sich immer komischer verhielt. Ich habe eine sehr harte Zeit nach Aufdeckung der Affäre hinter mir und wir hattenn ebenfalls das hier vorgeschlagene Buch von Marshall gelesen (ich! habe es besorgt und es vorschgeschlagen). Ich kann Dir aus meiner Perspektive nur raten: eine Fortführung der Beziehung nach einem Betrug, egal wann er passiert ist, geht nur, wenn der Betrüger stärker kämpft und er auch sagt, dass dies der allergrößte Fehler seines Lebens war. Das merkt man, wenn man ehrlich ist und ganz genau in sich geht, seeeeeeehr gut, sprich: ob er emotional bei einem ist oder nicht. Man neigt als Betrogener gerne dazu, sich schwach zu fühlen und möchte einfach, dass alles in gelenkte Bahnen wieder kommt. Aber ich sage Dir, wenn ein Urlaub geplant war, dann ist diese Fantasie nicht tot im Kopf Deiner Frau. Ich weiß, dass sich das jetzt hart anhört, aber mir ist Ähnliches passiert und ich habe immer gedacht, nein, er ist ja noch bei mir, aber im Nachgang beurteile ich alles anders. Sie war und blieb seine Fanatasie und alleine, dass sich Deine Frau so etwas vorgestellt hat, zeugt irgendwie davon, dass sie nicht wirklich bei Dir ist. Reden kann man viel. Aber DU musst es spüren! Und Du bist es schließlich auch wert, als Partner mit Haut und Haaren geliebt zu werden und nicht betrogen zu werden.
Letztenendlich bist DU es, der es entscheiden muss. Du darfst nicht der Spielball werden. Ich habe mich selbst damals viel zu klein gemacht und wollte einfach nur alles gerade biegen wieder, aberich kann nur sagen: das war ein Fehler und man muss manchmal auch auf den Tisch hauen und gehen, wenn der Andere einfach die Einzigartigkeit und Größe des Bleibens (!) nach so einem Betrug nicht sieht.
Ich wünsche Dir alles Gute für Deine Entscheidung!

20.12.2014 09:58 • #220


blechpirat
Hallo VerloreneBlume,

ich danke Dir sehr für Deinen Beitrag. Es tut gerade sehr gut, wenn jemand fremdes mal das aufschreibt, was man eigentlich schon selbst die ganze Zeit denkt, sich aber immer fragt, ob man das überhaupt denken darf. Oder gar aussprechen.

Du hast recht, ich habe in den letzten vier Monaten auch viel dafür getan, alles einfach nur wieder hin zu biegen und dabei einige Gefühle einfach runter geschluckt anstatt sie auszuleben. Immer mit dem Wunsch, alles nicht noch schlimmer zu machen zu wollen. Ich bin am Anfang in einen fast blinden Aktionismus verfallen, habe mich untergeordnet, sofort versucht meine Fehler zu korrigieren. Ja, auch ich war es, der das Marshall-Buch gekauft hat. Ich war es, der viel zu dem Thema gelesen und letztlich Vorschläge gemacht und Verbesserungen in unserer Ehe angeschoben hat. Zumindest sehe ich das so. Und ich fürchte, ich könnte mich irgendwann selbst aufgeben, wenn ich so weiter mache.

Ich kann nicht behaupten, dass meine Frau eine Mit-Egal-Haltung eingenommen hätte. Ich sehe, dass sie helfen will, dass sie verarbeiten, erklären und unterstützen will. Dass sie mich liebt und ihre Tat bereut. Aber ich habe das ständige Gefühl, dass ich viel mehr an der Bewältigung arbeite als sie.

Am Anfang war es der Seitensprung von vor 12 Jahren, der mich zu 90% beschäftigt hat. Die spätere virtuelle Affäre habe ich schnell als es ist ja nichts reales geschehen abgetan und ich glaube, meine Frau hat das dankbar angenommen. Das merke ich vor allem daran, dass wenn wir miteinander reden, sie nur noch von dem eigentlichen Seitensprung spricht und die Chats total verharmlost oder ganz ignoriert.

Inzwischen hat sich mein Blick auf diese ganze Sache aber ein wenig erweitert. Viele hier haben mir schon früh geschrieben, ich solle den Chats viel mehr Bedeutung beimessen als ich es bis dato tat. Statt das zu beherzigen habe ich es weiter verharmlost und immer nach Rechtfertigungen dafür gesucht, warum ich mich mehr auf den Seitensprung konzentrieren sollte. Und dafür habe ich Erklärungsversuche meiner Frau, vor allem im Bezug auf unsere damalige finanzielle Situation, viel zu schnell angenommen.

Heute, vier Monate danach sehe ich das gesamte Chaos offen vor mir liegen. Der Nachmittag vor 12 Jahren, als sie unsere Wohnung verließ und ich noch sagte Geh nicht. Ich habe kein gutes Gefühl bei Thomas. und sie trotzdem ging. Der Abend als sie wieder kam und sie mir glaubhaft versichern konnte, dass sie nur über seine Beziehung zu ihrer besten Freundin gesprochen hätten. Die Monate danach, in denen sie dabei zusah, wie ich meine vermeintlich unbegründete Eifersucht schmerzhaft runter schluckte, bis nur noch blindes Vertrauen da war. Die zwei Jahre, in denen wir immer noch regelmäßig mit ihm und seiner Freundin verkehrten, in denen ich ahnungslos und wie ein Idiot dazwischen saß und ihn noch immer für einen echten Freund hielt.

Und dann der Sommer diesen Jahres. Als ich alle meine Kraft aufgewandt habe, um unsere eingefahrene Ehe wieder zu verbessern. Die Freude darüber, dass wir uns wieder zusammen gerauft hatten, dass es wieder Bergauf ging. Den atemberaubenden S. den wir hatten. Und in Wirklichkeit hat sie über Wochen ein regelrechtes Doppelleben geführt. Mir Freude und Glück vorgespielt, meine Aufmerksamkeit und meine Mühen voll genossen und gleichzeitig ihre Fantasien mit ihm gepflegt. Schlimmer noch: er hat sogar mehr bekommen als ich. Meine Frau arbeitet in der ambulanten Pflege. Nie konnte sie mir während der Arbeitszeit eine Nachricht schicken. Aber ihm schickte sie Selfis in einem trägerlosen Top, in einer aufreizenden Pose, direkt aus einem Patientenbadezimmer. Mir konnte sie nicht einmal die Frage beantworten, ob ich noch etwas kochen soll für uns oder ob wir was bestellen wollen, wenn sie wieder zu Hause sei. Er bekam freche Bilder, die sie zwischen Patientenwohnung und Dienstwagen im Laufen aufgenommen hatte. Mir konnte sie nicht einmal Zig. mitbringen auf dem Heimweg. Sogar in unser Haus hat sie ihn geholt und wir saßen wie damals zusammen, ich wieder ahnungslos dazwischen, während er mit meinen Kindern und meinem Hund spielte. Und weil dieses Doppelleben über mehrere Wochen lief, mit Fantasieaustausch, Bildern und was weiß ich noch alles, muss ich mir so langsam eingestehen, dass meine Frau keinen Seitensprung bzw. ein kleines virtuelles Abenteuer hatte, sondern eine echte Affäre. Gepaart mit allem was dazu gehört.

Aus dieser Erkenntnis erwächst nun wieder diese Wut, die ich bisher einfach runter geschluckt habe. Und mit ihr kommen die Fragen zurück, die ich ihr eigentlich schon viel früher hätte stellen sollen. Warum ich eigentlich glauben soll, dass sie mich nur einmal betrogen hat. Warum ich glauben soll, dass der Chat nicht doch irgendwann zu einem fröhlichen Treffen in einem billigen Hotel am Stadtrand geführt hätte. Ob sie überhaupt eine Form von Achtung und Wertschätzung mir gegenüber hat, wenn sie doch in der Lage war, mich so sehr zu erniedrigen. Wie man so eiskalt sein kann, seinem Mann die große Liebe und den Willen zum Neuanfang vorzuspielen, dabei aber doch an einen anderen zu denken. Ob es die beiden amüsiert hat, als ich ahnungslos zwischen ihnen saß und erzählt habe, wie sehr ich mich auf meinen neuen Job freue, wie sehr ich meine Familie liebe. Und die vielleicht schmackhafteste Frage: Wie kann man, als Mutter von zwei kleinen Kindern, so gewissenlos sein, dass man seine ganze Familie, sein Heim, seinen Freundeskreis und alles drumherum einfach so auf's Spiel setzt? Was wäre denn gewesen, wenn ich in der Nacht vor vier Monaten diese Sichtweise von heute schon gehabt hätte? Was wäre mit uns und unseren Kindern geschehen, wenn ich vor Verzweiflung und Enttäuschung nicht den Willen oder die Kraft gehabt hätte zu sagen: ICH BLEIBE UND ARBEITE MIT DIR DARAN.? Wäre es das Wert gewesen? Und wie schiebt man dieses Risiko über Wochen einfach beiseite?


Zu Gute halten muss ich ihr, dass sie seit vier Monaten immer da ist, wenn ich Redebedarf habe. Dass sie nie genervt wirkt oder mir das Gefühl vermittelt, ich solle sie in Ruhe lassen. Aber sie sagt oft, dass sie einfach nicht weiß, wie sie mir helfen kann. Und inzwischen denke ich, dass sie das auch tatsächlich nicht wissen kann, weil ich ihr bisher nicht wirklich offenbart habe, was in mir vorgeht, was ich von ihr erwarte und was meine Forderungen sind. Weil dieses Wissen auch in mir erst reifen musste um alles wirklich überblicken zu können. Und ich glaube, dass ihr deshalb auch überhaupt noch nicht bewusst ist, welche Dimensionen ihr Treiben für uns in Wahrheit hatte.


Tja, und nun stehe ich vor der schwierigen Aufgabe, sie an genau diese Gedanken teil haben zu lassen. Damit sie mich verstehen kann. Damit sie unserer Situation richtig bewerten kann. Und damit sie endlich sieht, wo und wie sie handeln kann. Denn dass sie handeln will, dass sie an uns glaubt und kämpfen will, das sehe ich nach wie vor. Daran habe ich bis heute keinen Zweifel. Aber auf dem bisherigen Weg kann das alles nur Flickwerk sein. Nichts, was wirklich Zukunft hat. Jeder Fehler tut früher oder später weh.

Nur... wie tue ich es? Ich weiß es nicht.

20.12.2014 11:28 • #221


Hey
Ich denke, sie wird wissen, dass manchmal zwar verziehen wird, aber sich trotzdem nach Wochen und Monaten heraus stellt, dass der Vertrauensverlust so massiv ist, dass es doch nicht funktioniert.

Zitat von blechpirat:
Heute, vier Monate danach sehe ich das gesamte Chaos offen vor mir liegen. Der Nachmittag vor 12 Jahren, als sie unsere Wohnung verließ und ich noch sagte Geh nicht. Ich habe kein gutes Gefühl bei Thomas. und sie trotzdem ging. Der Abend als sie wieder kam und sie mir glaubhaft versichern konnte, dass sie nur über seine Beziehung zu ihrer besten Freundin gesprochen hätten. Die Monate danach, in denen sie dabei zusah, wie ich meine vermeintlich unbegründete Eifersucht schmerzhaft runter schluckte, bis nur noch blindes Vertrauen da war. Die zwei Jahre, in denen wir immer noch regelmäßig mit ihm und seiner Freundin verkehrten, in denen ich ahnungslos und wie ein Idiot dazwischen saß und ihn noch immer für einen echten Freund hielt.

Du könntest ihr sagen, dass du in dem Dilemma steckst, ihr zwar zu verzeihen, aber das oben zitierte Szenario in Wahrheit als Scheitern der Beziehung ansiehst (ist es nicht so?).

Dieser Wahrheit ins Gesicht zu schauen, wird natürlich schwer, da Ende der Komfort-Zone

Aber möglicherweise ist es doch heilsam für dein Selbstwertgefühl, wenn du dir und ihr das eingestehst: das Scheitern der Beziehung nach DEINEN Maßstäben. Wenn sie dich wirklich aufrichtig liebt, müsste sie spätestens dann tiefe Reue und intensive Bemühungen zeigen. Wenn nicht .... oje

edit: hatte zuerst das falsche Zitat. Geändert!

20.12.2014 11:55 • #222


blechpirat
Zitat von Hey:
Du könntest ihr sagen, dass du in dem Dilemma steckst, ihr zwar zu verzeihen, aber das oben zitierte Szenario in Wahrheit als Scheitern der Beziehung ansiehst (ist es nicht so?).


Ja, ich stecke da gerade wirklich in einem Dilemma. Allerdings sehe ich das zitierte Szenario (auch das neu zitierte ) nicht als Scheitern unserer Beziehung sondern eher als Zeichen dafür, dass wir in unserer Verarbeitung noch nicht den direkten Weg zum Ziel gefunden haben.

Ich meine, ich bin mit dieser Frau nun schon seit fast 16 Jahren zusammen und wir haben schon einige Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert. Dies ist jetzt zwar eine ganz besonders tiefe Tiefe, aber ich kann und will unsere komplette Beziehung nicht auf dieses eine Tal reduzieren und sie nur daran messen. Das entspricht weder meinem Wunsch, noch meinem Naturell. Ich glaube eigentlich immer bis zum Schluss an das gute im Menschen, weiß aber auch, dass niemand perfekt ist. Mich eingeschlossen.

Ich möchte mit meiner Frau alt werden. Das wollte ich immer und das will ich immer noch. Nur müssen wir einen Weg finden, der uns dahin führt, ohne dass einer von uns dabei auf der Strecke bleibt. Ich denke es liegt in der Natur der Sache, dass jemand, der Mist gebaut hat, viel Hoffnung auf eine baldige Besserung der Situation aus erstmal geschluckten Begründungen und Erklärungen schöpft, die der andere bereitwillig akzeptiert hat. Ich unterstelle ihr da also wirklich keine böse Absicht oder geplante Ignoranz.

Natürlich habe ich Angst, mich ihr so zu offenbaren. Zumal ja nicht alles schlecht war, was wir in den letzten vier Monaten überdacht und überarbeitet haben. Ich sehe es jetzt mehr als die Chance, ihr auf ihren Satz Ich weiß einfach nicht, wie ich dir helfen kann endlich eine Antwort zu geben, die uns beiden hilft.

20.12.2014 12:16 • #223


J
willst Du nicht vielleicht erst mal Weihnachten und Sylvester zu Gunsten der Kids gut meistern?.

Was Dir passiert ist - und ich meine im Wesentlichen den neuerlichen Chat-Verkehr - ist so durch alle Instanzen hin schmerzhaft und verletzend, dass mir Deine Genesungsversuche bislang wie ein braves Piep Klingen, wo ein ROOOOOAAAAAARRRRRR sein sollte.

Was soll Sie denn tun? Mit einem kognitiven Mann. Ja Reden halt.

DU musst an deine Gefühle kommen. Und Die muss Sie dann mit Dir teilen und aushalten wollen und Dir ihre Liebe zeigen.

20.12.2014 12:31 • #224


Hey
Zitat von blechpirat:
Ich sehe es jetzt mehr als die Chance, ihr auf ihren Satz Ich weiß einfach nicht, wie ich dir helfen kann endlich eine Antwort zu geben, die uns beiden hilft.

Ich weiß nicht, aber irgendwie willst du doch nicht (weiterhin) der Hauptakteur bei der Wiedergutmachung sein, und wenn du ihr nun sagen musst, was sie tun soll, damit dir geholfen ist ... hm ... wird da nicht etwas wichtiges übersprungen? Solltest du/ihr den Film nicht erst einmal (oder wieder) an der Stelle anhalten, wo dir das oben zitierte Szenario eben DOCH als mega Enttäuschung immer wieder und wieder im Kopf herum geht? Und du bitter enttäuscht bist?

Ich persönlich würde das Gewesene, das ohne meine Kenntnis abgelaufen ist, sehr wohl nachträglich als Scheitern empfinden Naja ... ich kann die Lage nicht wirklich beurteilen. Aber wenn ein Mensch tiefe Reue empfinden soll, muss er das volle Ausmaß seines Handelns hautnah spüren. Und daher würde ich wahrscheinlich weniger rational und vernünftig diskutieren wollen sondern meine archaischen Gefühle rauslassen und durchleben (aber ohne Theatralik). Damit bekommt sie Gelegenheit, selbst aktiv zu helfen. Hilfe wären ja in dem Sinne keine Handlungen, die du brauchst, sondern jetzt das echte bei dir sein, das sie durch volle Konzentration auf dich, und durch ihre Reue ausdrücken würde?

Du aber scheinst IHR Hilfe zu signalisieren.

20.12.2014 12:34 • x 1 #225


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