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Nach Seitensprung Happy End mit Beigeschmack

J
.....was hast Du getan?

Ich wusste schon sehr früh, dass ich ihr alles verzeihen werde. Beim Blick in ihre Augen, beim beobachten, wie Sie ist. Ich habe gesehen wie es wird.

Und dann kam die Arbeit, der Berg, den es zu erklimmen gilt. Tausendmal habe ich es gehasst ihr zu verzeihen. Tausend mal war ich sicher, es nicht zu tun. Das war Teil des Wegs.

Du kannst jetzt nichts machen. Er muss es wollen. Er muss es sehen.
Kriechen, flehen, in Sack und Asche gehen......alles vergebens.

30.10.2014 09:48 • #196


blechpirat
@Gast_ohne Worte

Echtes Verzeihen braucht neben Taten auch Zeit. Zeit, in der die Erinnerung verblassen kann. Zeit, in der man das Gefühl bekommt, dass die Vergangenheit Vergangenheit ist. Dass die Zukunft nicht mehr so sein kann wie man es sich vorgestellt hat.

Weißt Du, für mich ist im Moment der eigentliche Seitensprung gar nicht mehr das Schlimmste. Auch die Tatsache, dass sie ihn mir verheimlichen konnte und die damit verbundene Frage, ob ich es überhaupt merken würde, wenn sie es noch einmal täte ist nicht mehr sonderlich präsent. Eigentlich drehen sich meine Gedanken inzwischen um zwei andere Fragen:

1. Seit einigen Wochen haben wir wieder eine Basis. Wir reden, wir kämpfen, wir gehen wieder Hand in Hand durchs Leben. Aber was passiert, wenn es wieder stressiger wird? Wenn ich im neuen Job erstmal wieder stärker eingebunden bin und unsere gemeinsame Zeit dadurch weniger wird? Wird sie dann wieder unzufrieden? Werde ich dann wieder misstrauisch? Wir arbeiten gerade so hart an unserer Ehe und es fühlt sich richtig gut an, mit allen Leichen im Keller aufzuräumen, aber es ist immer die Angst da, dass irgendwas kommen könnte, was diese Arbeit wieder zunichte macht.

2. Ich weiß jetzt etwas, was ich niemals wissen wollte. Meine Frau hat mit meinem Kumpel geschlafen. Natürlich verblassen diese Bilder in meinem Kopf, natürlich tut es immer weniger weh. Aber ich werde es bis zu dem Moment, in dem ich den Ar*ch zukneife wissen. Werde mich daran erinnern. Werde den Gedanken geschieben müssen. Und ich habe Angst davor, dass mir das vielleicht nicht gelingt. Wenn ich abends neben meiner Frau im Bad stehe, beide nur in Unterwäsche, dann sehe ich sie manchmal an und überlege, wo er sie wohl berüht haben mag. Und dann denke ich ganz schnell an was anderes und alles ist wieder gut. Aber ich hasse diesen Moment, in dem der Gedanke über mich kommt. Ich hoffe zwar, dass das irgendwann vorbei ist, aber ich habe Angst, dass es immer so bleiben wird.

Bei beiden Fragen kann mir aber meine Frau nicht helfen. Oder mein bester Freund. Oder meine Schwester. Oder meine Oma. Das muss ich einfach abwarten. Irgendwann ist das alles vielleicht aus meinem Kopf verschwunden. Irgendwann muss ich vielleicht sogar schmunzeln, wenn ich daran denke. Aber das wird allein die Zeit zeigen.


Opel nennt es momentan Umparken im Kopf. Und ich denke, das ist genau das, was bei mir gerade passiert. Kein Klick-AHA! Erlebnis, sondern eine sich einschlechende Erklenntnis. Eine langsam wachsende neue Sichtweise. Und vielleicht passiert bei Deinem Mann im Moment auch genau das.

30.10.2014 13:21 • #197


A


Nach Seitensprung Happy End mit Beigeschmack

x 3


J
Blechpirat

zu1. Das wird erst die Zeit und einige durchgestandene, schwierigen Phasen zeigen.
So wird dann Theorie und Hoffnung zur Praxis und kann im Hirn fest wachsen...zur gefühlten Gewissheit.
Geduld!

zu2. Hasse mal daran gedacht, wie und wo Männer vor Deiner Zeit deine Frau angefasst haben?
Warum ist das kein Thema?
Verstehste, ich denke, Du vermischst da was.
Nur die Tatsache, dass das beim S. mit dem Kumpel nicht erlaubt war, bleibt übrig.
Ein Ego-Thema. Lass es los. Es ist passiert und keine einzige Zelle Deiner Frau ist noch da wo sie war, als es passiert ist.

30.10.2014 13:49 • #198


blechpirat
Zitat von jay da b:
Blechpirat

zu1. Das wird erst die Zeit und einige durchgestandene, schwierigen Phasen zeigen.
So wird dann Theorie und Hoffnung zur Praxis und kann im Hirn fest wachsen...zur gefühlten Gewissheit.
Geduld!


Also diesen Zeit-Ding, von dem ich schrieb... quasi.


Zitat von jay da b:
zu2. Hasse mal daran gedacht, wie und wo Männer vor Deiner Zeit deine Frau angefasst haben?
Warum ist das kein Thema?
Verstehste, ich denke, Du vermischst da was.
Nur die Tatsache, dass das beim S. mit dem Kumpel nicht erlaubt war, bleibt übrig.
Ein Ego-Thema. Lass es los. Es ist passiert und keine einzige Zelle Deiner Frau ist noch da wo sie war, als es passiert ist.


Versteh mich nicht falsch, ich mache mir diesen Gedanken nicht. Er kommt einfach. Ich kann ihn inzwischen auch verdrängen. Aber es nervt, dass er noch kommt. Ist aber auch wieder so ein Zeit-Ding, denke ich.

Ego. Hm... Ego. Tja... ich glaube, das ist, zumindest gegenüber meinem Ex-Kumpel (sehr wichtig, das genau zu betitel! ) eher gewachsen. Mag jetzt sogar ein wenig überheblich klingen, aber im Gegensatz zu ihm habe ich Werte, die ich lebe. Die ich einhalte. Weil ich sie für unumstößlich halte. Für Freundschaften, für Partnerschaften, für das Miteinander mit Menschen die einem vertrauen.

30.10.2014 14:31 • #199


N
Hey Blechpirat,
ich bin wohl am selben Punkt der Verarbeitung (allerdings lautet mein offizieller Kurs: Trennung),
und genau diese beiden Punkte sind es, die mich gegen seine Bemühungen hart machen,
1.Die Annahme: in schlechten Zeiten wird er wieder einknicken.
Und er würde mich im Stich lassen, wenn ich auf ihn angewiesen bin.
2.Die Trigger: unangekündigt kommen schmerzhafte Bilder/Überlegungen zu dem Vorfall hoch.

Ich möchte keine Schere im Kopf. Wieso meine Gedanken zensieren, auf die Gefahr nochmal das Gleiche zu erleben, weil ich die Anzeichen ausgeblendet habe.

Und zum 3. hoffe ich auch auf die Zeit, die Alles nach seiner Richtigkeit ordnet. Was zusammen gehört, wird wieder zusammen wachsen. Und wenn der Schaden zu groß ist wird das auch allmählich deutlich werden.

Du bist da nicht ganz so fatalistisch wie ich und entscheidest dich willentlich FÜR sie.
Ich finde das super. Da du diese Entscheidung treffen konntest, zeigt sich darin auch schon das ihr es schaffen werdet, außer Jemand handelt grob fahrlässig.

Das du noch sagen kannst: du liebst sie und du willst mit ihr zusammen sein ist für mich der beste Beweis dafür dass es für euch Hoffnung gibt.

Edit:
wie ist es mit deiner Partnerin und ihren Werten?

30.10.2014 16:51 • #200


S
Hallo ihr liebe Leidensgenossen, ihr Kämpfer,

@blechpirat: Deine Gedanken, dein Hoffen und deine Erwartungen sind immer noch die gleichen wie bei mir. Daher schaue ich immer noch auf deinen Thread vorbei.
Geteiltes Leid - halbes Leid. Zu wissen, dass es eben noch mehr von meiner Sorte gibt, die eben weitermachen, weil man an ihnen hängt, an dem halben Leben, das von heute auf morgen nicht weggeschmissen werden kann. Weil man schwach ist oder weil man diesen Menschen wirklich liebt? Ich grübel und denke immer noch viel zu viel und komme daher auch nicht weiter. WEil ich eben auch gewisse Erwartungen an den Betrüger habe und weil die Bilder und Taten so im Kopf vermeiselt sind. Und wie du sagst, das kein einem keiner abnehmen. Wenn man nur wüßte, was einem die Zeit bringt. Wieder diese Gemeinsamkeit oder wieder ein neuer Betrug? Tja,....

@jai da b: du leidest genauso als Betrüger? Ja, das nenne ich Reue, die wirkliche
Erkenntnis, einen großen Fehler gemacht zu haben.

Ich weiß es selber, es muß irgendwann vom Tisch sein. Nach vorne schauen. Entweder oder. Sch..... Leider verdammt nochmal schaffe ich es nicht.
Wünschte mir es wären schon 5 Jahre verstrichen und es wäre wieder alles gut.
Und wie du schreibst blechpirat, was ist, wenn neue Probleme, die zum Alltag dazugehören, auftauchen. Flüchten sie dann gleich wieder?
Es ist bei uns jetzt schon so, dass die Alltagssorge pupertierendes Kind einem gerade auch noch ganz schön viel Kraft kostet. Vielleicht auch die Frage, ob er so
reagiert unsere Großer, nachdem was letztes Jahr passiert ist?
Es ist einfach keine Unbeschwertheit mehr in unserer FAmilie.

SChwere Zeit. Doch selbst eine Trennung wäre für mich die gleich schwere Zeit.
Bin sehr zerrissen. Die Worte eurer GUTEN Freundin treffen es richtig, blechpirat.
Schön wenn man gute Freunde hat, die ehrlich zu einem sind in so einer schwierigen Situation. Das muß ich nebenbei auch noch verdauen. Dass langjährige Freunde, oder nennen wir es lieber Bekannte, mir zeigten, zu wem sie hielten.

Alles wird gut............HOFFENTLICH

30.10.2014 18:26 • #201


P
Lieber Blechpirat. Ich dachte mir wirklich schon, dass ich allein so mühsam im Verarbeiten bin. Selbst weiss ich es (bin ein Mann) seit 4 Monaten. Bin zufällig auf Whatts App Nachrichten gestoßen, Beziehung dauerte 1 Jahr, all inkl., ... Wir haben nun eine sehr gute Zeit. Sie kämpft sehr. Aber sie ist leider auch im negativen mein Anker. Sie bzw. sie in dieser Zeit hält mich oft in der Vergangenheit fest. Wir unternehmen viel, gehen oft gemeinsam (ohne Kinder) weg. Alles ist toll. Ups, 5 Minuten später wieder in meinen Loch. Genau deine 2 Fragen stelle ich mir auch. Aber die größte Sorge ist, dass ich nun alles kaputt mache, weil ich eben noch nicht mit der Vergangenheit loslassen kann. Sch...

03.11.2014 14:55 • #202


J
bei mir hat es zwei jahre gedauert.
ich wollte es aber auch komplett komplett aus dem weg räumen.
man sollte es so kurz wie möglich halten...klar.
aber so lange wie nötig.
dauert es ihr zu lange? Pech baby....kannst ja gehen!

03.11.2014 19:29 • x 2 #203


estafadora
Lieber Blechpirat!
Deine Frau kann sich unglaublich glücklich schätzen, dich an ihrer Seite zu haben. Nur zur Info: So jemanden wie dich wünscht sich jede Frau! Jemanden, der sich mit der Situation auseinandersetzt, der sich kümmert und sich Gedanken macht, wenn es noch nicht einmal seine Pflicht ist. Ich finde es toll, dass du kämpfst und wie du mit der Situation umgehst! Ich wünsche euch beiden einen wunderschönen Neustart!
Nur eins noch: Wenn du selbstständig warst und das ganze schief gelaufen ist. schei. drauf, geld ist geld. eshat euch sicher belastet, aber so ganz verstehen kann ich trotzdem nicht, warum jemand in so einer schwierigen situation sich lieber ablenkt als unterstützt.

03.11.2014 21:24 • #204


blechpirat
Hallo zusammen,

sorry, dass ich einige Tage lang offline war. Habe am letzten Freitag meinen sinnlosen Laden endgültig abgeschlossen, danach ein schönes Wochenende zu Hause bei meiner Frau und meinen Kindern verbracht und bin seit Montag im Ruhrpott zur Einarbeitung; lebe also diese Woche im Hotel.... bin erst heute mal dazu gekommen, mir das WLAN-Passwort zu besorgen...

@estefandora:
Vielen Dank erstmal für Deine Worte. Als ich sie gelesen habe, haben sie mich wirklich sehr aufgebaut. Nicht, dass ich diese Worte unbedingt von meiner Frau erwarten würde, aber es tut gut, wenn es jemand anerkennt. Zudem wenn er auch noch weiß, wovon wir hier schreiben.


Eigentlich geht es mir hier trotz der Entfernung zu meiner Familie ganz gut. Die vielen neuen Eindrücke in der neuen Firma lenken sehr ab und die Zeit geht extrem schnell um. Meine Frau und ich telefonieren jeden Abend und es ist okay.

Vorhin war ich nach Feierabend in der Stadt. Als ich bei so einem Duftshop vorbei kam dachte ich, es wäre mal Zeit für einen neuen Duft an mir. Irgendwas, was dynamisch und erfolgreich riecht. Keine Ahnung. Ich hab hier ja abends nix zu tun. Wieso also nicht die Zeit mi sowas tot schlagen? Also bin ich fröhlich rein, hab mir von der Duft-Tante diverse Düfte vorführen lassen und plötzlich schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich keinesfalls das gleiche Aftershave haben will wie der Typ, mit dem meine Frau mich betrogen hat. Keine Ahnung, wo der Gedanke her kam, aber er war plötzlich da und ich saß in einem Loch.

Gekauft habe ich nichts. Statt dessen habe ich irgendwo drei B. getrunken und bin ins Hotel zurück. Jetzt, nachdem ich mit meiner Frau telefoniert habe, ist alles wieder okay. Bis auf die Tatsache, dass ich irgendwie Bock auf noch ein B. habe... naja.

Auch wenn die Löcher immer weniger werden, kommen sie doch einfach aus dem Nichts. Völlig unerwartet und völlig unlogisch. Aber die abnehmende Häufigkeit lässt mich hoffen, dass sie irgendwann ganz verschwinden.

05.11.2014 21:22 • #205


G
Hallo blechpirat,

bei dir ist es jetzt auch etwa 1/4 Jahr her?
Und ihr habt so tolle Fortschritte gemacht.
Bei uns geht es mal so mal so. Die Attacken werden weniger, dafür aber umso heftiger.
Wo ich anfangs noch hoffnungsvoll entgegenblickte, sticht jetzt die blanke Angst hervor.
Wir haben sehr schöne Zeiten, intensive, wundervolle, die ich niemals missen möchte.
Dann kommt die Attacke, die zerreisst uns, reisst uns in die Hölle und lässt nicht mehr los.
Wie ergeht es euch, wenn die Attacken/Löcher etc kommen?
Hass, Wut, Zorn, Ekel, Trennung, ..?

Wenn ich lese, dass es mindestens 1-2 Jahre dauert bis es besser wird,
möchte ich gar nicht mehr kämpfen. Meine Kraftreserven sind aufgebraucht.
Ich esse nicht mehr, schlafe nicht mehr, bin verwirrt und überhaupt mutlos.
Wie soll ich um meinen Partner kämpfen und ihm helfen, wenn ich doch selbst
nicht mehr in der Lage bin, mich um mich zu kümmern. Wie soll ich ihm zeigen,
dass ich ihn liebe, wenn ich mich doch lieber hängen lasse, in Selbstmitleid suhle
und vor Schmerzen wälze? Wie kann ich mir selbst jemeils verzeihen?
Ich glaube, solange ich so fest stecke ist eine Heilung unserer Partnerschaft gar nicht möglich?!
Macht man wirklich diese brutalen Rückschritte? Wird es wirklich wieder besser?

06.11.2014 14:03 • #206


G
Das, was wir alle durchmachen/ten ist kein kämpfen, es ist vor allem hadern, handern mit dem Schicksal. Wir wollen bewußt oder unbewußt den Zustand, wie VORHER, den wird es aber nicht wieder geben (vielleicht bei sehr wenigen doch..) Als ich dies persönlich realisierte, ging mit mir aufwärts, langsam aber eindeutig. Am diesen Punkt haben wird die Wahl, sich zu trennen oder die Beziehung auf eine solche Basis zu stellen, daß man mit dieser Verletzung leben kann und zwar gemeinsam. Mir ist dies nach diesem Prozess zwar gelungen...aber vor dem VORHER ist sehr viel verloren gegangen. Ich habe mich damit abgefunden.

06.11.2014 15:04 • #207


K
Zitat von blechpirat:
@Gast_ohne Worte


1. Seit einigen Wochen haben wir wieder eine Basis. Wir reden, wir kämpfen, wir gehen wieder Hand in Hand durchs Leben. Aber was passiert, wenn es wieder stressiger wird? Wenn ich im neuen Job erstmal wieder stärker eingebunden bin und unsere gemeinsame Zeit dadurch weniger wird? Wird sie dann wieder unzufrieden? Werde ich dann wieder misstrauisch? Wir arbeiten gerade so hart an unserer Ehe und es fühlt sich richtig gut an, mit allen Leichen im Keller aufzuräumen, aber es ist immer die Angst da, dass irgendwas kommen könnte, was diese Arbeit wieder zunichte macht.

2. Ich weiß jetzt etwas, was ich niemals wissen wollte. Meine Frau hat mit meinem Kumpel geschlafen. Natürlich verblassen diese Bilder in meinem Kopf, natürlich tut es immer weniger weh. Aber ich werde es bis zu dem Moment, in dem ich den Ar*ch zukneife wissen. Werde mich daran erinnern. Werde den Gedanken geschieben müssen. Und ich habe Angst davor, dass mir das vielleicht nicht gelingt. Wenn ich abends neben meiner Frau im Bad stehe, beide nur in Unterwäsche, dann sehe ich sie manchmal an und überlege, wo er sie wohl berüht haben mag. Und dann denke ich ganz schnell an was anderes und alles ist wieder gut. Aber ich hasse diesen Moment, in dem der Gedanke über mich kommt. Ich hoffe zwar, dass das irgendwann vorbei ist, aber ich habe Angst, dass es immer so bleiben wird.

Bei beiden Fragen kann mir aber meine Frau nicht helfen. Oder mein bester Freund. Oder meine Schwester. Oder meine Oma. Das muss ich einfach abwarten. Irgendwann ist das alles vielleicht aus meinem Kopf verschwunden. Irgendwann muss ich vielleicht sogar schmunzeln, wenn ich daran denke. Aber das wird allein die Zeit zeigen.



Ich verspreche dir, dass diese quälenden Fragen und das Kopfkino mit der Zeit nachlassen. Du musst aber auch versuchen, diese quälenden Gedanken aus deinem Kopf zu verbannen. Klammere dich an die schönen Momente, die du jetzt mit ihr erlebst und schöpfe daraus Kraft.

Du kannst die Vergangenheit nicht ändern. Aber an der Zukunft arbeiten.

Hier ist es so, dass mein Mann mir mit einer Arbeitskollegin fremd gegangen ist. Es war nicht sein erster Fehltritt (was ich aber erst im Laufe der Eheberatung festgestellt habe). Du kannst meine Geschichte hier im Forum verfolgen.
Es hat mich irrsinnig viel Kraft gekostet und mich vor die Herausforderungen gestellt, OB ich diese Ehe wirklich noch will. Explizit die ersten 6 Monate danach! So manches Mal hat mich eine Welle negativer Gedanken überrollt. Eine Welle, die wie bei dir aus quälenden Fragen bestand - von denen ich längst die Antwort wusste. Ein regelrechter Film spielte sich in meinen Augen ab...


Wir haben einige Monate Ehetherapie (Caritas) hinter uns und haben viel an uns gearbeitet. Der Betrug ist nun mehr als 2 Jahre her und ich behaupte, dass wir heute eine gute Ehe führen. Eine, auf Augenhöhe. Wir schätzen einander heute viel mehr, als jemals zuvor. Unsere Kommunikation hat sich verändert. Früher haben wir viel in uns hineingefressen, heute reden wir offen miteinander, wenn uns etwas beschäftigt. Und so ist es in vielen Dingen.

Insofern war die Vergangenheit für uns notwendig, um etwas besseres daraus entstehen zu lassen.

Ja. Sicher. Auch heute kommen noch irgendwann Bilder in meinen Kopf. Explizit wenn ich SIE sehe. Mein Mann nimmt mich dann in die Arme, drückt mich und ich drücke ihn zurück.

Damit kein Alltag entsteht, unternehmen wir regelmäßig 1x pro Woche etwas miteinander. Und: Wir schenken uns Zeit für den anderen. Mal massiere ich ihm den Rücken, mal er mir die Beine...Kleinigkeiten im Prinzip...Aber genau DIE sind es, für die wir dem anderen dankbar sind. Wir sehen einander NICHT mehr als Selbstverständlich.

Ich wünsche allen, die den Wunsch haben, es noch einmal mit dem Partner zu versuchen, viel Kraft. Seid nicht wütend auf euch, wenn ihr negative Gedanken wegen des Betrugs habt. Schämt euch nicht eurer Tränen. Und erwartet keine Wunder. Es geht mit KLEINEN Schritten vorwärts. Jeden Tag ein klitzekleines Stück. Und manchmal auch recht Große Zurück. Aber alles in allem geht es vorwärts.

06.11.2014 15:28 • #208


K
Zitat von gast_m:
Das, was wir alle durchmachen/ten ist kein kämpfen, es ist vor allem hadern, handern mit dem Schicksal. Wir wollen bewußt oder unbewußt den Zustand, wie VORHER, den wird es aber nicht wieder geben (vielleicht bei sehr wenigen doch..) Als ich dies persönlich realisierte, ging mit mir aufwärts, langsam aber eindeutig. Am diesen Punkt haben wird die Wahl, sich zu trennen oder die Beziehung auf eine solche Basis zu stellen, daß man mit dieser Verletzung leben kann und zwar gemeinsam. Mir ist dies nach diesem Prozess zwar gelungen...aber vor dem VORHER ist sehr viel verloren gegangen. Ich habe mich damit abgefunden.


Von dem Zustand vorher muss man sich verabschieden. Es wird nie wieder so wie Vorher, denn das Unschuldige das Unbefleckte/ Unbekümmerte ist durch den Betrug/Verrat des Partners weg gebrochen. Die Basis ist zerstört.

Man kann nur versuchen, aus den Fragmenten der alten Basis, eine Neue zu bilden.

Vielleicht ist es auch ratsam, sich die zerbrochene Partnerschaft wie eine von der Sonne verdörrte Sonnenblume vorzustellen, die schwarz/braun und vertrocknet am Wegrand steht.

Aus ihr soll etwas neues entstehen und so nimmt man die wenigen Kerne der Sonnenblume, pflanzt sie behutsam in Erde, stellt sie an einen warmen Ort, gießt sie regelmäßig, schützt sie vor zu viel Wind, Regen und zu starker Sonne - bis eines Tages zartes Grün aus der Erde spitzt und dieser kleine dünne Halm, nach und nach zu einer noch schöneren Sonnenblume wird.

LG

06.11.2014 15:39 • #209


blechpirat
Für die, die es bisher auch immer interessiert hat, will ich heute mal wieder ein kleines Update bringen...

Der Tag der Entdeckung ist nun etwas mehr als 5 Monate her. Eine lange Zeit eigentlich, aber irgendwie auch nicht. Vieles verblasst von Tag zu Tag, vieles zieht mich aber nach wie vor noch sehr runter. Unsere Kommunikation ist nach wie vor sehr gut. Das zeigt sich vor allem Stresssituationen, beispielsweise wenn die Kinder mal wieder frei drehen und man eh schon auf 180 ist. Wir differenzieren unsere schlechte Laune besser und lassen sie nicht aneinander aus, wenn der Ursprung ganz klar nichts mit dem anderen zu tun hat. Und wir achten sehr darauf, neben Eltern auch noch Eheleute zu sein. Begünstigt wird das alles auch durch meinen neuen Job, der mir wirklich Spaß macht und in dem ich endlich mal wieder sowas wie Erfolg spüre, was sich auch sehr auf die Geborgenheit zu Hause auswirkt.

Leider lässt bei meiner Frau inzwischen das tägliche Bemühen um uns wieder merklich nach - ganz im Gegensatz zu mir. Dadurch bedingt fühle ich mich oft wie ein Hündchen, dass Frauchen hinterher rennt, damit Frauchen bloß nicht abhaut. Ich weiß nicht, ob ich das richtig beschreiben kann, aber oft fühle ich mich in einer schwächeren Position als sie, so nach dem Motto Wenn ich jetzt nicht 110% gebe, dann tut sie es vielleicht wieder. Ich fühle mich, wenn man so will, sehr erpressbar, auch wenn sie mir eigentlich keinen Grund dafür gibt. Das stresst mich sehr und mein Gerechtigkeitssinn meint, dass es ja eigentlich andersherum sein müsse...oft wünsche ich mir, ich würde auch bei ihr klarere Zeichen dafür sehen, dass auch sie aus ihren Fehlern gelernt hat.

Hinzu kommt, dass mir anfangs das Kopfkino (sie mit ihm) erspart geblieben ist. Inzwischen holt es mich aber allabendlich ein. Meistens kurz vor dem Einschlafen weil ich mir vorstelle, wie die beiden nach dem Seitensprung so engbeieinander gelegen haben. Oder wie sie später neben mir lag und an ihn dachte und an das, was sie ihm noch schreiben oder schicken könnte. Oft wache ich nachts auf und kann dann nicht wieder einschlafen, weil ich Angst davor habe, weiter zu träumen. Ich hoffe, dass das nur eine Phase ist, die schnell wieder vergeht.

Ein weiteres Problem ist eine gemeinsame Freundin, der ichh mich zu Anfang anvertraut hatte. Eigentlich wollte ich das nicht, aber sie hat mich damals in einem Loch erwischt und ich konnte in dem Moment nicht anders. Anfangs war alles okay, sie hat nur ab und zu gefragt wie es mir geht. Inzwischen lässt sie leider meine Frau sehr deutlich spüren, dass sie sie regelrecht verabscheut. Meine Frau steckt das zwar ganz gut weg, aber mich zieht es immer wieder runter, weil es mir immer wieder die Ausmaße der ganzen Sache vor Augen führt und ich einfach nicht zur Ruhe komme.

Tja, soweit der Stand der Dinge. Ich hoffe, meinen leidensgenossen hier im Thread geht es gut?

17.12.2014 13:50 • #210


A


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