So, dann mal ein kleines Update:
Gestern Abend war meine Frau zu einer Tupper-Party eingeladen und ich saß allein auf dem Sofa rum. Zeiten, in denen ich alleine mit mir bin und nicht wirklich etwas zu tun habe sind ätzend neuerdings. Es fehlt die Ablenkung. Als sie dann nach Hause kam, ging es mir nicht sonderlich gut und wir habe uns hingesetzt und geredet.
Dabei war meine dringendste Frage eigentlich die nach dem Grund für den damaligen Seitensprung. Ich habe sie gefragt, ob ich ihr nicht gereicht hätte. Ob ich irgendetwas nicht getan hätte, was sie sich gewünscht habe oder ob ich etwas von ihr verlangt habe, was sie nicht wollte. Ob ich zu groß oder zu klein war, ob sie Bart gestört hat... irgendeinen Grund dafür, dass sie mit einem fremden Mann ins Bett gestiegen ist. - Ihre Antwort war, dass sie es nicht mehr wisse. Dass sie 13 Jahre lang daran gearbeitet hätte, ihr schlechtes Gewissen zu verdrängen und nun einfach nicht mehr sagen könnte, was genau damals passiert ist.
Ich habe ihr dann gesagt, dass die Antwort für mich mehr als unbefriedigend ist, denn ich könne mich an den Nachmittag vor 13 Jahren recht gut erinnern (was auch wirklich stimmt). Ich habe sie damals an der Haustür verabschiedet und habe ihr gesagt, dass mir nicht wohl dabei sei, sie jetzt gehen zu lassen. Ich habe ihr sogar auf den Kopf zugesagt, dass Thomas meiner Meinung nach nicht nur einen Kaffee trinken und über seine Beziehung reden wolle. Und sie ist trotzdem gegangen und hat es geschehen lassen.
Sie hat es dann mit einem Unfall verglichen. Etwas, was einfach passiert ist und was man verdrängt, damit man sich danach wieder hinters Steuer traut. Ich habe sie dann gefragt, wie ich mir dann sicher sein könnte, dass es nicht irgendwann wieder passiert, denn selbst bei einem Unfall gibt es einen Hergang, aus dem man hinterher lernt Situationen anders einzuschätzen und zu vermeiden. Aber wenn sie mir schon nicht sagen könnte, wie es zum ersten Unfall gekommen ist, dann wäre ja jede Fahrt ein extremes Risiko.
Sie sagte dann, sie hätte sich vor 8 Jahren eindeutig für mich entschieden und meinte damit unsere Hochzeit. Sie hätte mich wirklich nur das eine mal betrogen und es würde nie wieder geschehen. Das würde sie mir niemals wieder antun.
Tja, und nun geht es mir eigentlich nicht viel besser als gestern Abend, denn ich finde die Antworten äußerst unbefriedigend. Ist es falsch von mir, einen Grund wissen zu wollen? Ich möchte doch wissen, ob ich einen Anteil daran habe. Ob ich es hätte verhindern können, wenn ich mir (beispielsweise) die Harre von der Brust rasiert hätte oder öfter S. auf dem Sofa statt im Bett mit ihr gehabt hätte. War ich nicht liebevoll genug? Hätte ich längere Vorspiele bieten sollen? Irgendwas wo ich sagen kann: Okay, ich kann ich ändern. oder Okay, dann bin ich nicht der richtige. oder so. Ich meine, ich sage meinen Kindern ja auch immer Draußen ist es nicht so warm heute, also zieht euch ne Jacke an, sonst bekommt ihr ne Erkältung. Damit haben sie einen Zusammenhang und die Möglichkeit, etwas schlimmes zu verhindern. Einfach nicht im Sommerkleidchen draußen rumrennen. Und ich? Ich habe nichts. Keine Erkenntniss. Kein Oh, da muss ich drauf achten.
Sehe ich das zu eng? Verrenne ich mich da in irgendwas? Oder ist das irgendwie nachvollziehbar?
26.08.2014 07:14 •
#18