Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier und bin aus purer Verzweiflung auf diese Community gestoßen, als ich die Dinge, die mich am meisten beschäftigten, einfach bei Google eingegeben habe. Nach erstem Einlesen war ich schon sehr froh darüber, hier so viele Themen vorzufinden, in denen ich mich stellenweise wiederfinden konnte.
Wie ist meine Ausgangssituation?
Ich (m) war seit dem letzten Herbst in einer Beziehung mit einem Mann, sieben Jahre jünger als ich. Die Beziehung entstand schnell und war gefühlsmäßig intensiv, obwohl es viele Dinge gab, die eigentlich von Anfang an dagegen sprachen. Beispielsweise, dass wir uns intellektuell weit auseinander befinden, dass wir sehr unterschiedliche Hobbies haben und auch, was Nähe und Distanz anbelangt (er wollte mich am liebsten jeden Tag sehen, mir reicht dagegen 1-3 mal die Woche aus). Eigentlich waren die 30km Entfernung kein Problem. Anfangs lief alles gut, dann kam es nach vier Wochen zu einem ersten Streit. Aus reinen Nichtigkeiten (die ich gemeinhin sogar als Kindergarten abtun kann), was dafür sorgte, dass der Sturz von Wolke 7 brutal war und ich merkte, dass meine Gefühle nicht mehr so in Gang kommen wollten, wie ich das gerne gehabt hätte.
Ab da gab es jede Woche mindestens einmal lautstarken Streit. Fast immer wegen Nichtigkeiten. Jedes Mal, wenn meine Gefühle dabei waren, wieder stärker zu werden, kam der nächste Klopper. Hatte ich mal keine Zeit (bereits vorab angekündigt), wurde das zu einem echten Dilemma. War ich mal fürs Kino verabredet (in Originalsprache), ein Drama, denn er kann kein Englisch. Wollte ich in der Krankheitsphase keinen S., wurde das als Zeichen mangelnden Interesses ausgelegt. Ständig wurde alles so hingedreht, als wolle ich die Beziehung beenden und müsse nur Gründe finden. Ich war schon sehr verwundert, woher das immer kam. Vermutlich aus Verlustängsten. Schließlich führten diese häufigen Streitigkeiten dazu, dass wir eine On-Off-Beziehung führten. Inklusive auflegen am Telefon, verlassen der Wohnung bei Streitigkeiten und Funkstille unter der Woche. Mal wurde ich in Messengern blockiert, dann war ich wieder frei und vice versa. Mir wurden Dinge verboten, sobald ein neuer Männername fiel war das immer ein potenzieller Nebenbuhler und mit meinen Freunden durfte ich nichts mehr alleine machen. Dann kam wieder die Versöhnung mit ganz viel Nähe und kurz darauf knallte es wieder. Immer derselbe Kreislauf. All das zehrte sehr an mir. Eines Tages entdeckte ich in seiner Wohnung im Mülleimer eine Schachtel Antidepressiva. Angeblich gegen Migräne, will ich auch mal nicht bezweifeln. Doch je mehr ich nach Symptomen für all das Verhalten suchte und recherchierte, desto klarer wurde es mir: Bor.der.line.
Er weißt zu viele Symptome dafür auf, als dass es nicht so wäre und da diese Form der Instabilität schon einmal in einer Beziehung auftrat (mit einem Mann in Behandlung), war das für mich ein totales Deja-vue. Unkontrollierte Ausraster, krampfhaftes Klammern, immer auf Risiko, anfängliche Idealisierung bishin zu Hassgefühlen mir gegenüber. Als ich ihn mit meiner Vermutung konfrontierte, auch ihn Hinblick auf (ärztliche) Unterstützung, beendete er die Beziehung mit einem lauten Knall und warf mir dabei so hässliche, nicht wahrheitsgemäße und verletzende Dinge vor die Füße, dass mir glatt die Spucke wegblieb, weil ich mir kaum vorstellen konnte, dass er selbst glaubte, was er da von sich gab. Alles in allem: Furchtbare Charakterzüge, die ich in keiner Weise vertreten kann. Zu einem letzten Treffen kam es noch nach einer Woche Ruhe, doch da ging erneut die Bombe hoch. Ich verließ das Café an Ort und Stelle bei dem Vorwurf, ich hätte ihn sch. behandelt und das Karma werde mich schon noch hart genug strafen. Dass ich mich selbst über Monate diesem psychischen Terror ausgeliefert habe und so blöd war, das nicht realisiert zu haben, das dämmerte mir alles erst jetzt.
Seitdem herrscht Funkstille. Alles, was er auf seinen Social Media Kanälen seitdem postet, ist natürlich kein Anzeichen von Trauer oder Schmerz. Alles blumig, alles super, viel Party, gute Zeit mit Freunden. Auch die Freundeslisten öffentlich, damit jeder sehen kann, wie viele neue Leute da auf einen Schlag hinzukamen. Der Profistalker in mir erkannte schnell, wer da aufeinmal statt mir angesagt war und nach nur vier Wochen fanden ständig Unternehmen der beiden statt. Vergebene Herzen auf den Kanälen, gemeinsame Fotos auf FB, Kuschelvideos auf IG. Ich war nicht eifersüchtig (immerhin leuchtet mir mehr als ein, dass an der Beziehung nichts mehr zu retten war), viel eher fühlte ich mich ganz schnell abgehakt, während ich noch Wochen später schlucken muss. Die Verarbeitung all dessen passiert bei mir nur langsam. Woher der Neue aufeinmal kam - keine Ahnung. Er war zwei Wochen nach mir da und vier Wochen wurde der Beziehungsstatus geändert. Seitdem gibt es täglich neue Fotos, good time with boyfriend and friends. Nun bin ich nicht der Dümmste und weiß schon, dass Social Media alles nur eine Filterblase ist und die Realität bei weitem nicht immer schön ist. Und trotzdem schmerzt es mich. In den Kommentaren zu seinen Bildern sind so viele Spitzen mir gegenüber. Beispielsweise dass es Spielereien mit dem Namen seines Neuen (beginnt mit demselben Buchstaben wie ich) und ihm gibt, die wir damals als 'unsere' entdeckt hatten. All diese Dinge, die mir zeigen: er weiß, dass ich mitlesen. Er weiß es.
Und obwohl ich diese Spielerei durchschaue, killen mich diese Fotos. Oder die Tatsache, dass es gemeinsame Fotos mit Freunden (welche ich nie kennenlernen durfte) gibt, all sowas. Es ist das fremde Glück, das ich nicht haben durfte, obwohl ich aus meiner Perspektive wirklich viel durchgemacht und mich auch sehr bemüht habe. Klar, ein Teil von mir denkt sich schon jetzt: warte mal ab, bis es da erstmal knallt. Alles nur eine Frage der Zeit. Doch gerade quäle ich mich selbst und kann es auch nicht lassen, diese Bilder anzusehen. Obwohl ich sehr rational unterwegs bin (Beziehung wäre nicht glücklich verlaufen; Krankheitsbild; große Unterschiede bei allem), ertränke ich meine Gefühle in Alk. und Dingen, die ich schnell bereue. Ich bin so übermannt von Gefühlen, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
02.05.2018 14:09 •
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