Hallo zusammen,
da ich nun schon seit mehreren Tagen hier mitlese und mir Vieles sehr geholfen hat, möchte ich nun auch nochmal meine eigene Geschichte teilen. Ich habe zwar schon mit sehr vielen Leuten darüber gesprochen, aber trotzdem fällt es mir noch nicht leicht, damit umzugehen.
Es fing alles vor etwa 3 Monaten an. Eine Freundin von mir bereitete alles für ihren ersten Kunstkurs vor und ich half ihr dabei und wollte auch den Kurs über bleiben, um sie zu unterstützen. Das war der Tag, an dem ich ihn (persönlich) kennenlernte. Ich muss dazu sagen, dass meine Freundin ihre Kunst vorher schon immer online auf einer Streaming-Plattform geteilt hatte, daher kannte ich ihn quasi aus dem Internet, aber muss gestehen, ich fand seine Online-Persönlichkeit immer etwas nervig. Das wusste er aber auch und es war überhaupt kein Thema, da wir uns sowieso von Minute 1 so gut verstanden hatten, dass ich nicht mehr drüber nachdachte.
Ab da lief eigentlich alles ganz schnell. Wir verbrachten zu 3. den Abend, redeten viel und ich merkte sofort, dass da was zwischen uns beiden war. Eine Woche später hatten wir unser erstes Date. Auch da war eigentlich alles perfekt. Er fragte sofort, ob ich am nächsten Tag wieder vorbeikommen wollte und genau das tat ich dann auch. Ca 1 1/2 Wochen später fragte er dann, ob ich eine Beziehung mit ihm versuchen möchte. Ich weiß noch genau, wie seine Stimme dabei gezittert hat. Natürlich hab ich sofort ja gesagt. Das war im Ürbigen auch meine erste Beziehung (ich bin übrigens 21, er 27), deshalb war ich trotz Allem etwas unsicher, ich hatte ja keine Ahnung, wie sich das entwickeln würde.
Kurz darauf war ich erst mal im Urlaub, erst eine Woche auf Mallorca mit 2 Freundinnen und dann noch mal eine Woche in Berlin mit Freunden. Wir hatten eigentlich jeden Tag Kontakt, er wollte von mir hören, meinte, er würde mich vermissen und auch an dem einen Tag, den ich zwischen beiden Urlauben hatte, wollte er mich unbedingt sehen und alles war schön. Dann kam ich irgendwann zurück und wir hatten beide viel Zeit, da wir beide Semesterferien hatten und er gerade mit seiner Bachelorarbeit fertig war.
Allgemein dauerte es auch gar nicht lange bis wir uns unsere Freunde gegenseitig vorgestellt hatten und auch die Familien wussten schnell Bescheid. Ich bekam sogar noch eine Last-Minute-Einladung seiner Schwester auf ihre Hochzeit (nachdem ich eine Woche davor schon auf ihrem Polterabend war) und die war wirklich wunderschön. Ich hab mich so gut mit allen verstanden und auch er wirkte immer so glücklich. Trotzdem hab ich mir natürlich Sorgen gemacht, dass das alles zu schnell geht, aber ich hab einfach versucht, darauf zu hören, wie es mir geht.
In den darauffolgenden Wochen haben wir einfach so viel Zeit wie möglich miteinander verbracht. Ich war viele Tage am Stück bei ihm und er auch hin und wieder bei mir (aber nie besonders lange, da ich noch bei meinen Eltern wohne und wir beide natürlich lieber unsere Ruhe hatten). Ich hab ihm immer gesagt, wenn ihn etwas stören sollte, kann er mit mir drüber reden. Er versicherte mir immer wieder, alles sei in Ordnung und ich glaubte ihm. Irgendwie spürt man ja, ob man sich Sorgen machen muss oder nicht. Und ich hatte keinen Grund zur Sorge. Jedes mal, wenn ich weg war, kamen Nachrichten von ihm, er wollte mich immer sehen, wenn ich mal wieder weg war und auch sonst hat er mir jeden Tag mehrfach kleine Nachrichten geschrieben, wenn er an mich dachte. Es war fast zu perfekt.
Eine Situation beschäftigt mich auch immernoch besonders. Da ich, kurz nachdem wir zusammenkamen, Geburtstag hatte, hatte er mir einen Tag im Klettergarten geschenkt. Ich hatte das vorher noch nie gemacht und da ich leider eine diagnostizierte Angststörung habe, war mir dementsprechend auch nicht wohl dabei. An dem Tag, an dem wir dann dort hinfuhren, hat er das zum ersten mal zu spüren bekommen. Gerade am Anfang wär ich gern weggelaufen, aber tatsächlich hat er es geschafft, mir so gut zuzureden, dass ich's am Ende doch geschafft hab und auch wirklich glücklich war. Er wirkte auch nicht so, als wär ihm das zu viel gewesen, im Gegenteil, er wirkte eher stolz.
Ich erklärte ihm dann, wie sich das Ganze auf mich auswirkt und, dass es für mich nicht leicht ist. Ich weiß nicht, ob er das immer so ganz verstanden hat, aber ich wollte ihn eigentlich auch nicht damit belasten. Letztendlich vermute ich tatsächlich, dass es daran gescheitert ist, aber dazu später mehr. Jedenfalls sagte ich ihm noch, dass ich eben diese Angst hätte, dass es dadurch zu kompliziert für ihn wird. Aber er versicherte mir, dass wir das schaffen können.
Die letzten 2 Wochen unserer Beziehung waren dann leider auch alles andere als leicht. Ich hatte riesige Zweifel an meinem Studium und musste noch eine Klausur schreiben, also redete ich natürlich mit ihm darüber. Immer wieder sagte er mir, ich könne das schaffen und so weiter, aber ich glaube, ihm wurde es einfach zu viel. Ein paar mal hab ich angefangen zu weinen, aber er hat mich immer in den Arm genommen und mir auch gesagt, wie schwierig es für ihn ist, das zu sehen. Ich kann das ja nachvollziehen, kann ich wirklich, aber es tut so verdammt weh, diese Nähe einfach nicht mehr zu haben.
In der letzten Woche war ich nochmal ziemlich lange bei ihm und von Tag zu Tag hatte ich das Gefühl, er entgleitet mir mehr und mehr. Er lud sogar Freunde ein, während ich versuchte zu lernen. Zwar kam er jede Stunde ins Zimmer, fragte mich, wies mir geht und ob ich ins Wohnzimmer kommen möchte, aber es ging einfach nicht.
Dann kam der Freitag vor der Trennung. Eigentlich wollte ich morgens zum Arzt und anschließend nach Hause, aber ich musste den Arzttermin verschieben, weshalb ich noch ein paar Stunden bleiben wollte. Er war währenddessen weg, also schrieb ich ihm und seine Antworten waren alles andere als begeistert. Als er zurückkam, fragte ich ihn, ob alles okay wäre und er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber mir war klar, das was nicht stimmte. Auf meine Nachfragen meinte er aber nur, es wäre alles okay. Ich meinte sogar noch zu ihm, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre zu lange da gewesen und fragte, wie er das sieht. Aber er versicherte mir nur immer wieder, dass er mich gern um sich hat und ich ihn nie nerven könnte, es wäre alles in Ordnung. Gleichzeitig sagte er mir aber auch, er hätte noch viel zu tun und ich sollte besser gehen, damit ich nicht allein rumsitzen muss, während er sein Zeug macht.
Das Wochende verging und er meldete sich ein paar mal bei mir, aber nicht allzu oft, da er das ganze Wochenende gearbeitet hatte. Am Montag kam er auf meine Nachfrage nochmal bei mir vorbei und wieder einmal sagte er mir, er würde gern vorbeikommen. Ich versuchte, mir einzureden, alles wäre gut, aber selbst meine Mutter merkte, dass irgendwas nicht stimmte. Trotzdem versuchte er weiterhin, sich nichts anmerken zu lassen, blieb noch über Nacht und hatte scheinbar keine Skrupel sogar noch mit mir zu schlafen. Am nächsten Tag fuhr er dann. Ich musste ja eh lernen, also tat ich das, schrieb dann am Mittwoch die Klausur und fuhr nach Hause um mich erst mal auszuruhen.
Und dann kam der Moment. Die letzten Tage ließen mich einfach nicht los, also fragte ich ihn nochmal, ob wirklich alles in Ordnung wäre, denn ich hatte ja auch gemerkt, dass irgendwas ist. Er meinte wieder mal, dass er sehr gerne Zeit mit mir verbringt und alles, aber wir müssten über etwas reden. Naiv, wie ich bin, dachte ich, er wollte nur über die letzte Woche reden und wie wir damit umgehen können. Als er dann bei mir im Zimmer stand, hab ich's ihm aber angesehen. Er wollte es beenden. Ich habe geweint, er hat geweint. Bestimmt eine Stunde lang hielt er mich noch fest im Arm, bevor er ging. Beim Abschied hatte ich nicht mal mehr die Kraft, ihn bei der Umarmung festzuhalten. Es ergab einfach keinen Sinn. Seine Frage, ob ich noch Kontakt möchte, konnte ich nicht beantworten. Also sagte ich, ich wüsste es nicht. Und dann war er weg. Legte meine Sachen noch vor die Tür und fuhr.
Seine Begründungen ergeben auch jetzt, 5 Tage später, noch keinen Sinn für mich. Einen Tag später fragte ich ihn noch ein paar Sachen bei WhatsApp, ich brauchte das einfach. Er beantwortete sie bereitwillig, aber schlauer bin ich auch nicht daraus geworden. Er sagte, er hätte zwar Gefühle für mich, die würden aber nicht ausreichen, es hätte sich irgendwann einfach nichts mehr dazuentwickelt. Er hätte mich über das Wochenende nicht wirklich vermisst und es wäre anders als in vergangenen Beziehungen. Trotzdem wäre er glücklich gewesen, er hätte gerne mit mir Zeit verbracht, es war schön und ich wäre so toll und einzigartig. Wie leid es ihm täte, dass es so gekommen ist, dass alles seine Schuld wäre und dass er der erste wäre, der es nochmal versuchen würde, wenn es doch nur ein greifbares Problem gäbe. Als ich ihm sagte, dass ich enttäuscht davon bin, dass er die letzten Tage nicht gesagt hat, was los ist, sagte er noch, wie leid es ihm täte und dass es auch für ihn nicht leicht wäre. Er wollte vor meiner Klausur nichts sagen, weil es mir eh schon so schlecht ging. Er sagte auch, es fiel ihm schwer. Er hätte gemerkt, wie sehr ich für uns versucht habe, alles richtig zu machen und er fühle sich extrem schlecht mit alledem. Was soll mir das jetzt sagen?
Da er mir vergessen hatte, ein Shirt zurückzugeben, ging meine beste Freundin am Abend auch nochmal bei ihm vorbei und holte die Sachen für mich. Sie richtete ihm nochmal aus, dass auch ich zwischendurch Zweifel hatte und dass das normal in einer Beziehung ist. Ich wollte, dass er von meinen Zweifeln wusste, da ich definitiv auch welche hatte, aber die eben überwunden hatte. Ich wollte ihm nur nicht mehr schreiben, nachdem von meiner Seite aus alles gefragt und gesagt war. Auch das sagte sie ihm. Wieder schien er kurz vorm Weinen gewesen zu sein und auch so sah er wohl nicht gut aus. Wieso geht man diesen Schritt, wenn es einem offenbar so schwer fällt?
Die letzten Tage versuchte ich mich jedenfalls so gut es geht abzulenken, aber ich fühle mich noch immer nicht gut. Ich möchte irgendwie seine Begründung nicht wahr haben. Meint ihr wirklich, er hat die Wahrheit gesagt? Oder kann es sein, dass er das selbst nur als Grund vorschiebt, weil es das Einfachste ist? Am liebsten würde ich ihn wieder und wieder fragen, aber das werde ich nicht tun, davon hab ich letztendlich nichts. Ich will nur verstehen, wie man innerhalb von so kurzer Zeit überhaupt sagen kann, dass es nicht reicht, wenn er doch vorher der war, der sich so ins Zeug gelegt hat.
Wahrscheinlich sollte ich das auch schnell abhaken, es waren schließlich nur 2 1/2 Monate, aber es war eben auch das erste mal, dass ich all das gefühlt und erlebt habe und jetzt plötzlich wieder allein zu sein ist einfach nur furchtbar
Falls überhaupt jemand bis hier unten durchgehalten hat, dann schonmal danke, dass du dir überhaupt die Mühe gemacht hast. Ich weiß, es ist wahnsinnig lang geworden. Aber es ist einfach befreiend, so drauf loszuschreiben.
Und vielleicht hat ja jemand was Ähnliches erlebt und kann mir sagen, was das alles sollte.
01.10.2018 13:22 •
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