Hallo Ihr Lieben,
längere Zeit habe ich hier nur mitgelesen, aber ich bin inzwischen einfach nur ratlos und wäre dankbar für die Einschätzung von Außenstehenden.
Ich (W,30) war bis vor Kurzem 5 Jahre mit meinem Freund zusammen; kurz zu unserer Geschichte. Wir haben uns vor 5 Jahren kennengelernt, sind relativ schnell nach 6 Monaten zusammen gezogen und alles war vollkommen Normal; es war wirklich unkompliziert, es stand nie die Beziehung auf der Kippe. wir hatten natürlich auch Probleme und es war nicht immer rosig. aber aus meiner Sicht absolut normal und es ist nie etwas gravierendes vorgefallen.
Wir waren dann über meinen 30 Geburtstag im 3-wöchigen Mexiko Urlaub; an meinem Geburtstag kam dann der Heiratsantrag, ich habe Ja gesagt. ich muss dazu sagen, dass ich nicht zu den Frauen gehöre, die Druck gemacht haben etc.
Soweit so gut, nach dem Antrag war dann auch alles wie immer, wir sind wieder nach Hause geflogen und auch da war noch 2 Wochen alles wie immer.
Plötzlich fing er an komisch zu werden; etwa 2,5 Wochen nach dem Antrag; er war mit Kollegen verabredet und meldete sich erst um 2 Uhr nachts und hatte zuvor keinen Empfang; er war 2 Std einkaufen und kam ohne Einkäufe nach Hause, die Online Zeit bei Whatsapp war aus, er war lange auf Toilette und währenddessen online, er hat sein Handy Passwort geändert und plötzlich sagte er, er geht spazieren und telefoniert mit einer Kollegin, die seine Hilfe braucht und war 3 Stunden unterwegs, bevor er wieder nach Hause kam. Während dieser komischen Vorkommnisse war auch immer der Standort weg, den wir am Handy eingeschaltet hatten.
Ich muss sagen, ich bin keine eifersüchtige Person, weil er mir auch nie Anlass dazu gegeben hat, aber all das zusammen hat mich dann doch etwas verunsichert. Ich habe ihn dann drauf angesprochen, was mir alles komisch vorkommt und habe dann auch Erklärungen für all das bekommen, aber letztlich würde ich mir das alles nur einbilden und bald könne er nicht mehr das Haus verlassen, ohne dass ich eifersüchtig wäre; hat mich eben als total überreagierend und verrückt dargestellt. Ich lag im Anschluss quasi 3 Tage weinend auf der Couch, weil das in meinen Augen einfach auf eine Andere hingedeutet hat.
Dann nach 3 Tagen haben wir uns endlich ausgesprochen und er sagte mir, dass er mit einer Kollegin schreibt; nicht so wie ich denke-sondern freundschaftlich. Im Rahmen des Antrages habe er gemerkt, dass er mit niemandem seiner wenigen Freunde vernünftig reden kann und so hat sich das ergeben, dass er ihr z.B. ein Foto vom Ring gezeigt habe und so kam es, dass Sie quasi zu seiner Freundin wurde, er habe mit ihr über den Antrag gesprochen und auch über kritische Dinge, wie bsp, dass ich sehr oft auf der Couch schlafe, weil ich Schlafprobleme habe oder ob er wirklich niemals Kinder haben möchte und wollte Ihre Meinung dazu als Mutter wissen. Jedenfalls wollte er nicht, dass ich das erfahre, da ich ja sonst denken würde, er hätte Zweifel gehabt, die es ja niemals gab.
Für mich war das auch absolut okay, ich wollte nicht, dass er den Kontakt abbricht, ich habe auch einen langjährigen Arbeitskollegen mit dem ich mich sehr gut verstehe und auch über Probleme spreche etc. auf absolut freundschaftlicher Basis.
Dann eines Abends war er müde und es ging ihm nicht so gut, sodass er früh ins Bett gegangen ist, als ich dann nochmal rein kam, legte er sein Handy direkt beiseite, was mir schon komisch vorkam. Ich bin dann nochmal reingekommen und wieder dasselbe. Daraufhin schrieb ich ihm dann, er solle sich doch bis zum darauffolgenden Tag überlegen, ob er mir nicht doch etwas zu sagen hat.
Der nächste Tag wäre auch der Tag gewesen, an dem wir den Ring umtauschen wollten, da der ursprüngliche mir nicht passte. Er war dann nach der Arbeit noch einkaufen und kam nach Hause und sagte mir dass er mit mir reden muss; es Niemanden neues gibt, er aber nicht wüsste, ob er das alles noch so kann, ob die Gefühle noch reichen. Er hat das erste Mal in den ganzen 5 Jahre geweint und sagte er will es nicht beenden, ich soll es nicht als Trennung bezeichnen, er bräuchte eine Pause. Dann ging er und meldete sich ca. eine Woche später, ob er noch ein paar Sachen holen könne. Auch eine Wochen später sagte er noch, dass er immer noch zu keinem Entschluss gekommen sei, er es aber auf keinen Fall beenden will. Ich sagte ihm dann sogar noch, er solle sich noch 2 weitere Wochen nehmen, um die richtige Entscheidung zu treffen und dass er zur Ruhe kommt.
Er meldete sich in diesem 2 Wochen garnicht, nichtmals nach Ablauf der 2 Wochen, sodass ich 2 Tage nach Ablauf zu ihm gefahren bin, um das Gespräch zu suchen.
An diesem Tag beendete er es dann, wirkte so, als habe er schon abgeschlossen. Er sagte, er wolle sich am darauffolgenden Tag bei mir melden (laut seiner Eltern hatte er an diesem Tag hier im Dorf einen Friseurtermin, den er anscheinend damit verbinden wollte, mit mir Schluss zu machen.
Er sagte, er wäre immer zufrieden gewesen, hätte es nie in Frage gestellt, hatte alles, was er wollte, aber der Antrag wäre ein Fehler gewesen; er war der Meinung ich hätte es erwartet und seine Kollegen seien der Meinung, da wir ja nun schon so lange zusammen seien und ich 30 würde, wäre es an der Zeit.
Ich hätte nicht mitbekommen, dass er sich verändert hat (weniger Fleisch essen, weniger Plastik, Nachhaltig. ); wir würden generell nicht zusammen passen, wir hätten kein gemeinsames Hobby und keinen gemeinsamen Freundeskreis. Das hätte er anfangs ja toll gefunden, dass ich nicht klammere und jeder auch sein Ding macht, aber jetzt anscheinend nicht mehr.
Daraufhin hat er immer wieder einige Sachen abgeholt und letztlich dann nachdem alles Geklärt war, wer was behält, hat er die letzten Sachen vor ziemlich genau 4 Wochen abgeholt und seitdem habe ich NICHTS mehr gehört, ich habe mich danach auch nicht mehr gemeldet.
Als wir uns dann bereits nach der Trennung zusammengesetzt haben, um über unsere gemeinsamen Dinge zu sprechen, war er jedoch wieder ganz anders als an dem Tag, an dem er es beendete. Ich habe ihn gefragt, wie es sein kann, dass er sich sicher war den Antrag zu machen und nun wenige Wochen später so sicher ist, dass er es gar nicht mehr will. Er sagte, er war sich selbst nicht sicher, als er Schluss gemacht habe, im Prinzip wäre er immer noch an dem Punkt, als er die Pause eingeläutet hat, er weiß es einfach nicht und ist sich nicht sicher, aber aktuell würde er nicht dahinterstehen es nochmal zu versuchen und wolle mich nicht noch länger warten lassen. Er sagte immer wieder derzeit, aktuell, im Moment. Er sagte sogar noch, als er endgültig ausgezogen ist, dass es im Moment die richtige Entscheidung sei, er jedoch nicht wüsste, was in 1 oder 2 Monaten sei, vielleicht würde er dann der Meinung sein, dass er einen gewaltigen Fehler gemacht habe und wieder vor der Tür stehen.
E wolle mir keine Hoffnung machen, aber er würde auch noch viel über uns nachdenken und über die schöne Zeit, die wir hatten, obwohl er versucht das beiseite zu schieben und ihm das alles auch nicht leicht fällt.
Jetzt kommt das Verrückte an der Geschichte.
Vorweg, er war schon immer Anti-Kirche, absoluter Atheist, hatte absolut nichts mit Gott zu tun.
Seine Kollegin hingegen ist wohl sehr gläubig.
Plötzlich nach der Trennung hat er seinem Instagram Profil Prayer hinzugefügt, wobei ich mir noch nichts dachte. Plötzlich gefielen ihm dort alle möglichen Seiten mit Sprüchen von Gott, Glaubensimpulsen etc. Als er dann nochmal Sachen abholte, sprach ich ihn drauf an und er verharmloste das Ganze, sagte er wäre nur offenen geworden würde einige Punkte für sich mitnehmen und sagte, dass er sich bereits seit einiger Zeit als wir noch zusammen wohnten, immer Sonnatgs heimlich Online-Gottesdienste angeschaut hätte. Ich bin aus allen Wolken gefallen, er hat nie ein Wort darüber verloren und er hat das absichtlich verheimlicht. Ab da an wurde es immer skurriler, plötzlich hatte er ein Bild aus der Bibel als Whatsapp Profilbild, liked alle möglichen Bilder mit Gott wie Halte durch, Gott ist bei dir; Heirate die Person, die für dich betet. und die gewillt ist, mit dir zu beten; Der Gottlose flieht, auch wenn niemand ihn jagt, aber die Gerechten sind furchtlos wie ein junger Löwe und postet plötzlich ein Bild, wie er sich in der Gemeinde von der der Gottesdienst stammt, einen 24/7 Prayer Room reserviert, um dort alleine 1 Stunde beten zu können. AM darauffolgenden Tag ein Bild, auf dem der Laptop mit dem Gottesdienst zu sehen ist, daneben ein Kreuz und eine Mohnblume und auf der anderen Seite Prospekte von Greenpeace.
Ich habe auch schon überlegt, ob es eine Art Midlife-Crisis ist, plötzlich verkauft er seine Kamera, die er 6 Monate zuvor unbedingt haben wollte, gibt plötzlich sein I-Phone ab, zockt nicht mehr, fährt nur noch Fahrrad statt Auto, will nachhaltig sein, trinkt selbstgebrühten Tee, wirft all seine Sport-Supplements und Eiweißpulver weg, die er wenige Wochen zuvor noch unbedingt behalten wollte, kocht vegan, Anti-Plastik, Greenpeace, will ein guter Mensch sein und die Sache mit Gott-das ist alles so absurd. Ich muss dazu sagen, dass er schon immer sehr euphorisch war bei Neuem; als Beipiel, er musste plötzlich unbedingt eine neue Kamera haben, ist nachts aufs Feld gefahren, um die Sterne zu fotografieren, hat sich youtube-Videos angeguckt, in der Wohnung Fotoleinwände angebracht und plötzlich kein Interesse mehr daran.
Laut ihm hat das alles nichts mit seiner Kollegin zutun, jedoch sind es genau dieselben Seiten, die beiden gefallen, dieselbe Kirche in der Beide jetzt aktiv sind und haben dieselben Deklarationen bei Instagram neuerdings wie Prayer und ZeroWaste; als Hintergrund er ist 32, sie ist 43, hat 3 Kinder und ist verheiratet.
Ich glaube auch nicht, dass dort was körperliches gelaufen ist, zumal sie sehr gläubig ist und verheiratet, aber evtl auf einer anderen Basis wie Seelenverwandt oder dass er mit ihr besser reden kann als mit mir.
Ich habe mir wochenlang den Kopf zerbrochen, wie es soweit kommen konnte, ob die Beziehung vllt. schon länger am Ende war, ich es aber nicht bemerkt habe, dass der Alltag die Liebe zerstört hat und und und. aber ich glaube schon, dass es einen Zusammenhang mit seiner Kollegin und Gott gibt, aber das ist für mich wirklich unbegreiflich.
Ich mache mir auch selbst Vorwürfe, wir haben uns Beide einfach keine Mühe mehr gegeben und ich stimme auch einigen seiner Punkte zu, wir haben mit der Zeit nichts mehr unternommen, der Andere war selbstverständlich, der Alltag war da, aber ich finde, man hätte darüber reden müssen. Er hat nicht einmal mit mir geredet, ich finde nach 5 Jahren setzt man sich doch zusammen und sagt das und das passt mir nicht, ich bin mir inzwischen meiner Gefühle auch nicht mehr sicher, was können wir tun, aber nein, er geht einfach.
Ich weiß auch, dass viele sagen, sie hätten es nicht kommen sehen und es gab keine Anzeichen, es aber eigentlich Anzeichen gab. Auch ich habe es absolut nicht kommen sehen, ich meine, ich habe einige Wochen vorher noch einen Heiratsantrag bekommen.
Natürlich war nicht alles rosarot, es gab auch mal Streit und es gibt auch kritische Themen, aber ich bin der Meinung, dass wir nicht alles getan haben. Ich hatte nicht mal die Chance, etwas zu ändern, es gab einfach kein Gespräch und das macht mich einfach fertig. Inbesondere, da ich ja viele seiner Punkte genauso sehe, aber man meiner Meinung darüber reden kann und ich absolut gewillt bin, daran zu arbeiten, wieder mehr unternehmen, dass man sich auch wieder mehr zu erzählen hat, 2 Matratzen kaufen, dass ich wieder öfter im Bett schlafen kann.
Das habe ich ihm auch alles gesagt, dass ich nicht bereit bin, die Beziehung aufzugeben, darum kämpfen will und wir soviel haben worum es sich zu kämpfen lohnt. Ich habe immer wieder mit ihm geredet, ihm einen Brief geschrieben, ihm Freiraum gegeben.
Ich weiß einfach nicht weiter, für mich ist das alles immer noch total absurd. Ich vermisse ihn auch nach wie vor wie verrückt. Und merke erst jetzt wieder richtig, was er mir noch bedeutet, was in der Beziehung als selbstverständlich galt. Und es tut einfach weh, zu sehen, dass er anscheinend komplett abgeschlossen hat, mich einfach aus seinem Leben streicht und das scheinbar ohne Probleme. Dass jemand, mit dem man 5 Jahre jeden Tag verbracht hat und soviele Erinnerungen gesammelt hat, dazu einfach in der Lage ist.
Mir fällt es so wahnsinnig schwer, loszulassen. Mit ihm war es anders von Anfang an als mit Anderen davor, ich bin einfach nicht bereit es wegzuwerfen. Man verlässt sich ja auch im Laufe der Jahre aufeinander und zweifelt nicht, ob der andere nach der Arbeit nach Hause kommt. Er fehlt mir so wahnsinnig, weil es auch eine lange Zeit war und soviele Erinnerungen.
Ich weiß aber auch, dass ich mit der Gott Sache nicht klarkommen könnte und wollte, aber das blende ich aus, weil er sich erst nach uns in diese Richtung entwickelt hat. Außerdem kann ich niemanden zwingen oder ihm gar einreden, dass wir noch eine Chance verdient hätten.
So schlecht der Alltag auch sein mag, aber so sehr vermisst man ihn auch, die Erinnerungen, Sachen die sich eingespielt haben, dass derjenige immer da ist und man Halt hat, die SMS und Anrufe.
Und ich finde, man sollte doch in Guten und Schlechten Zeiten füreinander da sein und nicht einfach Gehen, das macht doch eine Beziehung aus und schlechte Zeiten kommen nun mal auch.
Man rechnet mit nichts und plötzlich liegt alles in Scherben, man hat das Gefühl, man wird sich nie davon erholen.
27.06.2020 22:31 •
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