Moin,
ich weiß nicht, ob ich Dir wirklich helfen kann.
Aber ich möchte Dir mal ein paar Gedanken mitgeben, erstens als jemand, der bereits 3 Fernbeziehungen geführt hat (unter jeweils sehr unterschiedlichen Voraussetzungen), und zweitens so ein paar Bauchgefühle beim Lesen Deiner Geschichte.
Zum Thema Fernbeziehung allgemein
Eine Fernbeziehung ist etwas absolut und vollkommen anderes als eine normale Beziehung. Dieses wirklich leben zu können, erfordert gewisse Charaktermerkmale, und zwar auf beiden Seiten. Ob Ihr die habt, weiß ich nicht.
Warum ist das so? Nun, es geht um Zeitqualität. Ihr teilt keinen Alltag (telefonieren, skypen etc. kannst Du niemals mit einem gemeinsamen Alltag gleichsetzen, glaub mir). Und das ist ein gewaltiges Thema. Du bist immer Einzelkämpfer, und hast quasi noch einen Backup irgendwo sitzen.
Die Qualität der Zeit, die man zusammen hat (naturgemäß sehr wenig) ist eine völlig andere, weil die Beziehung immer durch Uhr und Terminkalender determiniert ist. Und sei es nur unbewusst, aber das hat eine gewaltige Auswirkung. Tendenziell ist man konfliktscheuer, nach dem Motto: Die wenige Zeit, die wir haben, wollen wir nicht durch Streit belasten. Wieder gilt: Das passiert sehr häufig unbewusst, aber mit gewaltigen Auswirkungen.
Warum schicke ich das voran: Weil dieser Modus durchbrochen wird, sobald man (wie ihr) auf Normalmodus umschaltet. Plötzlich sind die Probleme da (des Alltags), die man jetzt ausdiskutiert (s. Thema Zeitqualität), weil man die Schranken des Kalenders nicht mehr hat. Vorher hat man unbewußt (dieses Thema unbewußt ist mE ganz wichtig, deswegen wiederhole ich mich) darüber hinweggesehen. Weißt Du was ich meine?
Das ist der Grund, warum Fernbeziehungen (meine Erfahrung die einiger meines Umfeldes) weitaus stabiler sind wenn man vorher ein, zwei Jahre Normalmodus hatte. Man hat die Kämpfe um Kleinigkeiten hinter sich...Umgekehrt (wie bei euch): Ungleich fragiler.
Das wäre eine Erklärung - die Konsequenz (so hart es klingt): Es passt nicht, vergiss es.
Nun noch was zum Thema Bauchgefühl:
Ihr scheint beide sehr viel Wert auf eure berufliche Entwicklung zu legen. Das ist völlig in Ordnung, versteh mich bitte nicht falsch. Allerdings sind die Prios klar. Und wenn Ihr beide bereits entschieden habt, nach langer Fernbeziehung wieder auseinanderzugehen, dann sind diese Prios nicht auf die Beziehung gelegt (da kannst Du mich jetzt gerne dafür steinigen). Denn die erwartbare Reaktion wäre, sich zu freuen, dass das Martyrium ein Ende hat und man endlich Zeit für sich hat. Eine längere Phase des Getrenntseins kann man dann nach zwei, drei Jahren wieder einlegen, aber sofort im Anschluss? Sorry....
Versteh mich nicht falsch, ich will Dich nicht runtermachen und maße mir nicht an, ein Urteil zu fällen. Es ist nur das Bauchgefühl eines alten Hasen, der diese Thematik sehr gut kennt (s. oben).
Lass den Kopf nicht hängen.
Grüße ausm Pott!
Kalle
24.07.2014 19:55 •
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