Hallo. Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll. Ich habe in den letzten Wochen viele Beiträge gelesen, die mir gezeigt haben, dass ich mit meiner Situation nicht alleine bin, dennoch fühlt sich der Schmerz und die Leere so unerträglich an, dass ich immernoch glaube, so kann sich niemand vor mir gefühlt habe. Ich versuche einmal, die Situation zu erklären.
Mein Verlobter und ich waren 9 Jahre lang unzertrennlich, im letzten Jahr kam der Heiratsantrag, alles war wunderschön, voller Liebe und Ehrlichkeit. Wir kennen uns seit dem Abitur, sind zusammen erwachsen geworden, haben von der Zukunft geträumt und uns jeden Tag mit kleinen Aufmerksamkeiten oder lieben Worten gezeigt, wie stolz und glücklich wir miteinander sind.
Vor vier Wochen kam für mich das absolut Unerwartete. Ich war eine Woche beruflich im Ausland, seit meiner Rückkehr war irgendetwas anders und dann der Satz, der alles verändert hat. Jemand habe Gefühle für ihn und er wahrscheinlich auch für sie. Er ist sofort ins Hotel und wollte ein paar Tage nachdenken. Wir haben uns nochmal zum Spazieren getroffen und es war vertraut und liebevoll und er sagte, ich soll mir keine Sorgen machen. Nach einer Woche dann die Entscheidung: Es ist vorbei. Einfach so. Er muss rausfinden, was das mit dieser Frau ist. Seitdem ist er weg und erzählt Freunden, wie glücklich er jetzt sei. Alles sei leicht, unbeschwert und er sieht für uns kein Zurück, da es etwas Ernstes ist. Das war es bei uns seit 9 Jahren auch - und der Antrag war zu 100% aus Liebe (obwohl er sie seit Jahren kennt).
Jetzt sind fast 4 Wochen vergangen und alle sagen, dass es mit jedem Tag besser wird. Wird es nicht. Ich kann nicht schlafen, essen, arbeiten. Selbst die kleinsten Dinge sind sinnlos und kaum zu bewältigen, weil dieser unerklärliche Schmerz, immer wieder mit voller Kraft zuschlägt. Ich weiß, dass ich stark sein muss, es gibt ja keine Alternative, aber es ist so unbegreiflich und schwer zu akzeptieren, dass der Mann, der vor ein paar Wochen noch glücklich und verliebt in mich war, nun eine andere Frau liebt. Glücklich mit ihr sein darf, obwohl er es doch immer mit mir war. Dass sie meinen Platz einnimmt und meine Zukunft leben darf, während ich bei 0 stehe und von vorne anfangen soll. Ungefragt und ohne jegliches Mitspracherecht über mein Leben. Aber am schlimmsten ist das Wissen, dass ich ihn verloren haben. Den Mann, zu dessen Antrag ich Ja gesagt habe, weil ich mir sicher war, dass unsere Liebe etwas ganz Besonderes ist. Er fehlt mir jeden Tag, in jeder Minute und alles erinnert mich an ihn. Bilder, Musik, bekannte Wege. Das Schlimmste ist, dass all seine Sachen noch in unserer Wohnung sind - inklusive mir. Alles ist, als wäre nichts passiert, nur dass doch alles anders ist. Ich bemühe mich, schnellstens eine neue Wohnung zu finden, was einerseits eine Perspektive ist, andererseits aber alles endgültig werden lässt. Ich habe schreckliche Angst, dass er zu einer Erinnerung werden muss und auch, wie meine Zukunft ohne ihn aussehen soll.
Ich weiß, dass er nicht zurückkommen wird, und doch ist es fast unmöglich, die Hoffnung gehen zu lassen. Kennt jemand dieses Gefühl? Kann mir jemand sagen, dass das bitte irgendwann erträglich wird? Ich danke euch.
16.01.2020 15:48 •
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