Guten Abend, ich bin neu hier im Forum und wollte nur meine Geschichte loswerden und vielleicht kann der Eine oder Andere mit noch einen Tipp dazu geben.
Mein Freund (Ex-Freund?) hat vor zwei Tagen um eine Pause gebeten. Wir sind seid fast vier Jahren zusammen, haben uns damals auf der Arbeit kennen gelernt und ich fand ihn sofort toll. Ich war davor lange in Fernbeziehungen, meistens mit Narzissten. Die längste Beziehung, die ich hatte, war sehr toxisch und er hat mich regelrecht ausgesaugt. Ich hab mich danach in Psychotherapie begeben, auch wegen anderer Probleme, und dachte eigentlich, dass ich da als gestärkte Frau rausgegangen bin.
Mein jetziger vielleicht-noch-partner war danach meine erste lange Beziehung in der neuen Stadt an der neuen Arbeitsstelle. Er ist auch nicht ganz unbelastet. Bei ihm war der Vater nach langem Kampf an Krebs gestorben, danach ist er in ein tiefes Loch gefallen und hat Jahre gebraucht, um überhaupt wieder voran zu kommen und nach dem Studium eine Arbeit zu finden. Daran nagt er immernoch und ist emotional ziemlich kalt und verschlossen. Er sagt auch selber, dass er damals depressiv war. Zudem ist er nicht wirklich entscheidungsfreudig, er braucht lange um zu einer Entscheidung zu kommen und dann ist er unsicher und lamentiert lange darüber. Ich bin auch nicht perfekt, ich bin sehr perfektionistisch und oftmals aufbrausend und habe lange die ganze Hausarbeit für ihn gemacht und ihn darin unterstützt, einfach die Sachen laufen zu lassen. Er ist viel am Computer, spielt im Internet und ist chronisch geistig abwesend im Alltag. Das ganze wurde noch schlimmer, als ich vor 6 Monaten angefangen habe, für eine große Prüfung zu lernen. Direkt davor hat er allein eine Wohnung gekauft, ich hatte nicht genug Geld um beizusteuern, in die wir eingezogen sind. Das waren auch drei Monate ziemlicher Aufwand, bei dem ich, meine Eltern und meine Freunde einen großen Teil der Arbeit gemacht haben. Wir haben also auch eine extrem stressige Zeit hinter uns und einiges zusammen durchgestanden.
Nun hatte ich vor 9 Tagen die Prüfung und dann Geburtstag. Einen Tag nach meinem Geburtstag dann abends sagt er plötzlich, er will eine Pause. Er war die Wochen vorher noch abweisender als sonst und abends sehr lange weg, aber ich dachte das liegt daran, dass ich nur lerne und er sich anderweitig beschäftigt. Anscheinend hat er aber in der Zeit mit allen in seinem sozialen Umfeld gesprochen, was er tun soll, da er in der Beziehung nicht glücklich ist, telefoniert etc damit ich nicht mithöre. Er meinte, er ist sich nicht sicher ob ich die richtige bin, da er mich wahrscheinlich nicht liebt, er empfindet zwar etwas für mich, aber er weiß nicht, ob er vielleicht jemanden anderes mehr lieben könnte. Das tat extrem weh, vor allem, da ich ihm vor unserem Umzug auch durch eine sehr schwere Zeit geholfen habe und ich dachte, wir bauen und jetzt endlich was zusammen auf. Er hatte sich schon eine Liege bestellt für das Arbeitszimmer, auf der er geschlafen hat, und natürlich habe ich in der Nacht kein Auge zugetan. Ich habe eigentlich gedacht, wir sind jetzt beide fertig mit Karriereplanung, haben eine Wohnung und können an der Beziehung arbeiten, um dann Kinder zu bekommen etc, das habe ich ihm auch gesagt und einen Paartherapeuten vorgeschlagen. Er hat das auch erstmal nicht abgelehnt. Das Problem ist, dass ich denke, dass er eine Trennung auf Raten macht, weil er sich wieder nicht entscheiden kann und er mich nicht verletzten will. Ich bin jetzt aus der Wohnung raus bei Freunden und weiß nicht was ich tun soll. Ich muss Sonntag kurz hin um Sachen zu holen und mir graut es schon. Ich vermisse ihn so sehr, aber alle sagen ich soll abschließen und den Schlussstrich ziehen und dass er mir nicht gut tut und sich nicht ändern wird. Ich will das nicht wahr haben! Er sagt auch, dass er weiß, dass er sich ändern muss und dass er das Problem ist und ich glaube ihm auch, dass er das einsieht. Er meint auch, er weiß, dass er sich nicht öffnen kann und mich abweisend behandelt. Aber ich weiß nicht, ob die Einsicht genug ist. Ich hab ihm gesagt, wenn er auch bereit ist, ich bin bereit, Therapie mit ihm zu machen und um die Beziehung zu kämpfen, aber mit je mehr Leuten ich rede und je länger ich nachdenke, desto mehr frage ich mich, ob ich nicht einfach gehen sollte und ihm die Entscheidung abnehmen soll. Zudem ist es schrecklich, auf heißen Kohlen zu sitzen. Erschwerend hinzu kommt, da es seine Wohnung ist, die ich mit viel mühe mit renoviert habe, und ihm auch die meisten Möbel darin gehören, bin ich jetzt ohne alles. Mein Handy hat er besorgt und die hülle auch und die Panzerfolie auch, alles was ich gerade in meinem Blickfeld habe erinnert mich an ihn. Es ist manchmal kaum zu ertragen. Meine Freunde sind für mich da, aber ich breche schon bei dem Gedanken zusammen, mir einen Drucker zu kaufen oder einen Internetzugang organisieren zu müssen, oder eine Wohnung suchen zu müssen. Ich lebe schon wieder aus Koffern, nachdem wir erst im Juni unsere gemeinsam ausgesuchte Küche endlich geliefert bekommen haben und ich dachte, ich könnte mich nach quasi zwei Jahren Stress Mal wieder entspannen. Ich habe es einfach so satt, immer alles unfertig zu haben und auf kippe. Gestern Abend haben wir dann nochmal geredet, bevor ich gegangen bin, er war total normal, er muss sich noch um das in der Wohnung kümmern und um jenes und hat sich mit mir unterhalten als wäre alles beim Alten. Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll. Vielen Dank, dass Ihr euch diesen Riesentext durchgelesen habt, ich weiß, es ist viel zu viel. Ich musste es loswerden an einem neutralen Ort. Liebe Grüße
12.11.2022 17:36 •
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