Hallo,
auch ich wurde gerade nach 4 Jahren und trotz bereits begonnenem, gemeinsamen Hausbaus - es gab also durchaus Zukunftspläne - von meinem Freund verlassen.
Für mich kam es etwas überraschend - obwohl ich eigentlich selbst gewusst habe, daß manches im Argen liegt, aber die Entscheidung nicht treffen sondern an meinem Alltag / Leben und auch an den Gewohnheiten festhalten wollte und weil ich vor allem auch gar nicht bemerkt habe / bemerken wollte ? - , daß er sich mit solchen Gedanken beschäftigt.
Auch habe ich gehofft, unser Haus - Projekt und etwas Zeit bringt alles wieder ins rechte Lot.
Nach der Ansage meines Freundes - im übrigen bei einem sehr gemütlichen sonntäglichen Kaffee Kuchen - also absolut keine Streitsituation sondern eher sehr harmonisch - war ich fassungslos und dann total kämpferisch.
Seine Ansage war: er (47) hat lange nachgedacht, ob er mich ( 37) noch liebe oder lieb habe - und er sei zu der Erkenntnis gekommen, daß er mich eben nicht mehr liebe, sondern wahnsinnig lieb habe - so wie seine Schwestern - und alles für mich tun würde. Er wüßte, daß Dinge wie Vertrauen, Geborgenheit, Einigkeit, Verlässlichkeit - die bei uns stark und bis zu diesem Moment auch uneingeschränkt vorhanden waren - sehr wichtig seien - aber wenn das Gefühl eben nicht mehr da ist, er sich ein weiteres Zusammenleben nicht mehr vorstellen kann.
Für unsere Familien und auch im Freundeskreis war es der totale Schock und bis jetzt fehlt es Nachvollziehbarkeit. Meistens bekamen wir zu hören: Aber ihr hattet doch so große, gemeinsame Pläne! / Ihr wart doch so ein tolles Paar, was sich perfekt ergänzt hat und eine solche Einigkeit ausgestrahlt hat. / Ist das die Midlife - Crisis?
Ich weiß es nicht.
Ein bißchen zu unserer Geschichte:
Wir haben uns über unseren Beruf kennengelernt und es hat sich dann bald eine sehr tiefe Bindung ergeben. Nach gut einem Jahr bin ich - ursprünglich als Zwischenlösung gedacht - zum ihm gezogen und habe dabei ganz schön über meinen Schatten springen müssen. Ich lebte bis dato in einer Großstadt und er auf dem Land. Landleben war für mich ein absolutes No-go. Aber es war ja auch nur als Zwischenlösung gedacht und ich habe meine Stadt - Wohnung behalten.
Nach einigem Hin Her und der schlußendlich gemeinsam getroffenen Entscheidung, doch nicht zurück in die Großstadt zu gehen - haben wir meine restlichen Sachen aus der Stadtwohnung geholt und selbige zum größten Teil untervermietet. Anfänglich war das für ihn okay - dann wurde es immer mehr zu einem - leider nie wirklich ausgesprochenen - Problem. Er glaubte, ich hielte mir eine Hintertür offen und ich denke, daß habe ich auch mit meiner Zurückhaltung hinsichtlich Wohnort - Anmeldung / KfZ - Ummeldung etc. noch begünstigt.
Mein Freund hat sehr große Verlustangst, die sich im Grunde seit Beginn unserer Beziehung immer wieder bemerkbar gemacht hat und auf Erlebnisse in seiner Kindheit zurückzuführen ist.
Ein weiteres großes Problem kam dazu als ich mich dann vor 2 Jahren selbstständig gemacht und dafür wirklich viel Zeit und Kraft investiere - mich aber dadurch sehr, sehr in mein Atelier zurückgezogen habe. Trotz allem gab es Bemühungen, wenigstens 1 Tag / pro Woche etwas gemeinsam zu unternehmen und das hat auch meistens geklappt.
Warum erzähle ich das? - Ich weiß um diese Dinge und habe, weil ich glaube, die Gefühle sind nicht weg - sondern durch den Alltag und die mangelnde Kommunikation verschüttet worden, natürlich wahnsinnig große Hoffnung, daß es eine zweite Chance gibt.
Im Moment lebe ich in der Stadt - Wohnung ( 350km weit weg) - räumliche Distanz ist also gegeben - und versuche zu verstehen, zu analysieren und auch zu trauern.
Es gibt sporadischen Kontakt - meist aus rein pragmatischen Gründen, wie Post o.ä. - allerdings sucht er dann das telefonische Gespräch - statt email / sms o.ä.
Ich versuche, die Gespräche sachlich zu halten, frage aber auch durchaus nach Dingen / Themen - die NICHT unsere Beziehung betreffen sondern mehr alltäglicherer Natur sind (sein Job / sein Sohn / Gesundheit ...) und forsche dennoch in diesen ruhig verlaufenden Telefonaten nach den kleinsten Anzeichen für Hoffnung.
Wir haben kurz vor meinem Aus-/ Umzug (bin bereits eine Woche später zurück gegangen - damit hatte er definitiv nicht gerechnet) viele Gespräche miteinander geführt und dabei auch Dinge besprochen, die wir längst hätten mal sagen sollen. Er war ganz oft erstaunt und auch traurig darüber, weil er es so nicht gewußt hat.
Bei meinen anfänglichen kämpferischen Überredungsversuchen hat er mir deutlich gesagt, daß er an ein Lass es uns nochmal versuchennicht mehr glaubt, weil er das in der Vergangenheit bei alten Beziehungen versucht hat und diese Versuche dann doch immer kläglich gescheitert sind.
Ein sofortiges Lass es uns nochmal versuchen kann ich mir im Moment tatsächlich auch nicht vorstellen. Der Druck wäre immens hoch und der Alltag hätte uns schnell wieder eingeholt. Ich sehe nur eine Chance - sofern er diese überhaupt zulassen kann - wenn etwas Zeit vergeht und er sich im Klaren darüber wird, ob die Gefühle wirklich weg oder nur verschüttet sind. Und natürlich wenn sich Dinge ändern ( Ich z.B. muss an anderen Arbeitsstrukturen arbeiten, damit mich der Beruf nicht vollkommen auffrisst - muss also lernen, auch Prioritäten zu setzen.)
Anfänglich glaubte ich auch, daß ich vielleicht etwas falsch verstanden habe und wir uns gleich in den Arm nehmen und sagen: Wir schaffen das! und habe bis zum Umzugstag immer wieder das Angebot gemacht - alles wieder auszupacken, zurückräumen und das Image der Drama -Queen auf mich zunehmen. Es gab einen Moment, wo er sehr schwankte - und dann meinte: Aber wie soll das denn gehen?
Ich selbst kämpfe mit emotionalen Tiefschlägen, absolutem Unverständnis (es fallen mir so viele Momente ein, die ich jetzt natürlich alle hinterfrage bzw.wenn ich sie berücksichtige, seine Entscheidung / Ansage für mich total absurd erscheinen lässt.) - und der großen Hoffnung, daß Abstand und Zeit -- auch Vermissen / Nachdenken und Aufflackern der Gefühle mit sich bringt.
Auch werden wir in absehbarer Zukunft wieder mehr an einem Projekt zusammen arbeiten müssen - er kann sich da nicht raushalten und für mich ist der Auftrag auch existenzsichernd. Im Klartext heißt das aber, wir werden - im Grunde wie zu Beginn unserer Beziehung - immer mehr statt weniger Zeit miteinander verbringen müssen. Wie soll das funktionieren? Grundsätzlich denke ich, sind wir zumindest in der Öffentlichkeit schon professionell genug, daß private vom beruflichen zu trennen - aber wie sieht`s dann im Inneren aus? Die Hoffnung wird wachsen - je mehr Zeit man miteinander verbringt, oder?!
Und bis dahin? - Kontaktsperre? - Deren Sinn ich durchaus nachvollziehen kann - nur weiß nicht, ob das immer der richtige Weg ist. Bin etwas ratlos.
Was meint ihr? Vielleicht hilft ein Blick von außen?
Danke schon mal fürs Lesen.
rotes_huetchen
28.09.2013 00:44 •
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