Hallo zusammen,
ich frage hier mal, ob jemand so etwas schon erlebt hat, ich habe das alles innerhalb von 2 Wochen erlebt.
Ich habe im Internet einen Mann kennengelernt, der 5 Monate zuvor seine Lebensgefährtin bei einem Motorradunfall verloren hat, er war bei dem Unfall dabei, aber ohne Schuld.
Ich lehnte zunächst ein Treffen ab, weil ich meinte, man könne ein solches Ereignis nicht in so kurzer Zeit verarbeiten. Er ließ nicht locker, habe alles vollständig verarbeitet. Die Beziehung wäre auch nicht mehr so gut gewesen, aber geliebt hätten sie sich schon. Es kam zum Treffen und wir verliebten uns sofort. Alles passte für uns Beide.
Wegen meiner Unsicherheit wiederholte er gebetsmühlenartig, er habe alles verarbeitet. Er sagt folgende Dinge wiederholt und ständig: ich habe mich noch nie so verliebt wie in dich, weder in meine Ex-Frau noch in meine verstorbene Partnerin, du bist die Richtige, ich liebe dich und möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Er machte Urlaubspläne und sagte sogar, er könne sich vorstellen, bei mir zu wohnen. Er wäre noch nie in einer so kurzen Zeit mit Jemandem so vertraut gewesen wie mit mir. Ich sollte dann auch versuchen, die von ihm beantragen Urlaubswochen bei meiner Arbeitsstelle klarzumachen.
Bei seinem Arbeitgeber bat er darum, an den Tagen, an denen er bei mir übernachtet hat, am nächsten Tag erstmal morgens 2 Stunden von zuhause zu arbeiten, weil er wegen der Beziehung weiter fahren müsste etc. Er meinte, wir sollten Schlüssel tauschen und Gegenstände bei dem jeweils Anderen deponieren. Gleich in der ersten Woche sollte ich seine 2 besten Freunde und seine Mutter kennenlernen, auch meine Eltern mussten sofort kennengelernt werden. In seinem kleinen Wohnort, wo ihn jeder kennt, wollte er unbedingt Händchen haltend mit mir laufen, obwohl ich das für nicht gut hielt. Auf meine Bedenken äußerte er, es könne jetzt jeder wissen, dass er ein neues Leben hat. Seine Mutter wirkte bei der Begegnung eher hilflos auf die Situation.
Auch seinen Worten folgten durchgehend Taten. Er war total auf mich fixiert, es fühlte sich für mich aber nicht einengend an, obwohl ich normalerweise immer etwas Probleme mit Nähe habe, dies war hier ganz anders. ich habe komplett mitgemacht, es war alles total authentisch und ehrlich. Was mir aufgefallen war: er teilte mir ständig seine tiefen Gefühle mit und wollte bestätigt haben, dass ich auch so fühle. Irgendwann habe ich ihm gesagt, dass ich das nicht verstehen würde, er müsse doch spüren, dass ich in diese Beziehung genauso involviert sei. Das war auch so und ich habe ihm das gezeigt. Ihm war auch wichtig zu erfahren, was meine Eltern von ihm halten. Er wollte mich auch immer einladen, was ich aber nicht immer zugelassen habe.
Wegen der verstorbenen Partnerin hatte er mich richtig beruhigt. Ich hatte teilweise sogar das Gefühl, dass ich mehr Empathie für sie hatte als er. Er sprach da auch nur sehr cool drüber und fragte mich sogar, ob ich von ihr Sachen haben möchte. Das fand ich unmöglich, habe es natürlich abgelehnt. Er hat damit meine anfänglichen Bedenken aber endgültig ausgeräumt. Die verstorbene Frau schien wirklich kein Thema mehr für ihn zu sein.
Einen Tag vor der Trennung machte er mir noch Komplimente, was für eine tolle Figur ich hätte, nähere Einzelheiten lasse ich mal weg. Er konnte garnicht von mir lassen.
Nun der Tag der Trennung:
Wir fuhren das erste Mal zusammen Motorrad, er sagte, er wolle das und es wäre kein Problem, trotz des tödlichen Unfalls. Das war sonntags. Er fuhr anschließend mit dem Moped nach Hause und wollte dann mit dem Auto zu mir kommen (65 km-Fernbeziehung). Dann rief er von zuhause aus an und teilte mit, dass er auf dem Diensthandy einen frühen Termin an der Arbeit mitgeteilt bekommen habe, dass er am Montag wg. Krisenstab Corona früher da sein müsse. Er würde jetzt aber trotzdem kommen und aber nicht bei mir übernachten.
Er kam, wir aßen und nach insg. ca. 2 1/2 Std. fuhr er wieder. Er sagte dann noch etwas grinsend, dass er dafür, dass er nicht übernachte, in der Woche an einem zusätzlichen Tag kommen könne. Er wollte mich eigentlich am liebsten jeden Tag sehen. Ich sagte dann, dass er doch seine Arbeit habe und wir uns doch am Mittwoch schon wieder sehen würden. Dass ich es aber toll gefunden hätte, dass er noch zu mir gefahren sei. Darauf sagte er in süßemTon, dass ich ihn in 3 bis 4 Wochen bestimmt öfter sehen will. Das habe ich schon nicht so verstanden, aber nichts dazu gesagt.
Da er sich nicht meldete, dass er gut zuhause angekommen sei, antwortete er mit ja, sei er. Normal war bei jeder Nachricht ein Smiley mit Herz, diesmal nichts. Eine halbe Stunde später, um ca. 22.30 Uhr teilte er mit, er habe Mutti noch bei sich. Ich fand das alles komisch, fragte aber nicht nach.
Am nächsten Morgen kam ganz früh eine whatsapp von ihm, wir würden später mal telefonieren, er müsse mit mir über etwas sprechen, was ihn belaste. Kein Herz-Smiley, nicht. In vorauseilender Verzweiflung fragte ich dann nur, ob er die Beziehung nicht mehr wolle. Er antwortete darauf, dass es etwas mit dem Unfall zu tun habe und ich nichts dafür könne. Ich fragte nochmal und er antwortete, er würde wie vorgesehen am Mittwoch kommen und es mir erklären und besprechen wie es weitergehe. Er brauche erstmal Zeit, von dem Telefonat war keine Rede mehr.
Abends habe ich es nicht mehr ausgehalten und auch festgestellt, dass seine Kulturtasche schon nicht mehr im Bad stand. Ich habe ihm dann in Panik und auch etwas in Wut geschrieben, dass ich das bis Mittwoch nicht aushalten würde und ihm daher alle Zeit lasse, auch über den Mittwoch hinaus. Er solle mir gelegentlich meine Sachen in die Garage stellen, es sei nicht eilig. Ich dachte natürlich, dass ihm die Beziehung so wichtig sei, dass er wenigstens jetzt anruft.
Aber auch daraufhin rief er nicht an sondern schrieb 2 Stunden später, wenn ich das so wolle, würde er das tun. Es habe 2 Situationen gegeben, bei denen die Erinnerung hochgekommen sei.
Mit meiner Nachricht habe ich es ihm vermutlich sehr leicht gemacht sich einfach so zu verdrücken.
Am nächsten Tag fragte er morgens per Whatsapp, ob ich die Sachen in die Garage gestellt habe. Nicht mal eine Anrede oder ein Guten Morgen war dabei. Er wahl wohl schon verärgert.
Am nächsten Tag schrieb ich ihm, dass ich noch sein Parfum gefunden hätte und es ihm schicken würde. Und bedankt habe ich mich, weil er meine Sachen gebracht habe. Darauf reagierte er mit Guten Morgen, kein Problem. ich hoffe ja, dass wir uns auch nochmal sehen. .
Ich bekomme diese plötzliche Kälte überhaupt nicht verpackt, ich hatte heute fast so etwas wie einen Nervenzusammenbruch.
Ich frage mich jetzt, mit was für einem eiskalten Menschen ich mich da eingelassen habe. Er hat nicht einmal geschrieben, dass es ihm leid tut, wie alles gekommen ist. Ich bin so enttäuscht, dass er mich am Montag so in Verzweiflung gebracht hat und es nicht mal für wichtig hielt, mir in einem persönlichen Gespräch die Gründe zu nennen. Auch frage ich mich sogar, ob die Trauer über die verstorbene Partnerin überhaupt der Grund für die Entscheidung war.
Da das alles so abstrus für mich ist, frage ich mich, welche merkwürdigen Charakterzüge er hat. War es etwa gekränkte Eitelkeit, weil ich ihm seine Entscheidung letztendlich vorweggenommen habe mit meiner Mail? Aber wenn er sich meiner entledigen wollte, war es doch eine bequeme Möglichkeit für ihn. Und was meint er mit ich hoffe ja, dass wir uns noch einmal sehen. ?
Mittlerweile denke ich sogar, dass er darauf gehofft hat, dass ich darauf flehend reagiere mit z. B. ich muss dich unbedingt sehen. um darauf dann garnicht mehr zu antworten.
Sorry für den langen Text, ich bin so verzweifelt. Er geht vielleicht auch davon aus, dass mir das alles garnichts ausgemacht hat. Man müsste vielleicht nochmal reden, aber ich traue mich nicht zu frage wg. meiner jetzt geoßen Angst vor einer Ablehnung.
22.03.2020 23:51 •
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