Zitat von Mik89: irgendwas ist bei uns schiefgelaufen und mich würde interessieren was
Meine Glaskugel sieht bei euch schon ein strukturelles Problem von Anfang an und eine Sollbruchstelle durch die Kinder.
Sie hat mit 12 die Familienverantwortung als Frau übernommen. Also hat sie gelernt, die eigenen Bedürfnisse so zu unterdrücken, dass sie sie nicht mehr spürt. Damit ihre Bedürfnisse das 12jährige Mädchen, das von Mama in den Arm genommen und umsorgt werden möchte, statt für die Eltern zu kochen, nicht so schmerzen.
Das hat sie also als default move gelernt. Aus ihrer Sicht wird so die Familie zusammen gehalten.
Das ist das, was Du als tolle Frau bewundert hast, weshalb sie Dir in Deinen Tiefs die Hand gereicht und Dich nach oben gezogen hat und Du jede Unternehmung als schön und harmonisch empfunden hast.
Klar, hast Du sie auch zurück geliebt und ihr Urlaube ermöglicht usw. Aber das aus der Kindheit gerissene Loch, dass jemand sich kümmert, ohne dass sie weinen muss, sich durchsetzen muss, weil sie jemandem so am Herzen liegt, dass dieser Mann ihre Bedürfnisse erkennt, aktiv anfragt und erfüllt, als ein solcher Mann erscheinst Du hier im Thread nicht.
Also wäre für eine längere Ehe eine gesündere Frau oder ein rücksichtsvollerer Mann nötig gewesen.
Deshalb zieht sie auch der Sozialarbeiter an. Der ist es gewohnt, Zugang zu verletzten Seelen zu finden und diese aktiv zu ermutigen, die eigenen Bedürfnisse zu spüren und zu versorgen. Das lernt sie jetzt und dieser Lernprozess ist schmerzhaft und mühsam. Ihr Therapeut-Freund unterstützt sie dabei. Du lachst sie aus, wenn sie ihr Misstrauen Deinem guten Willen ihr gegenüber äußert, indem sie den weggenommenen Schlüssel bei Dir (statt ihrem Sohn) vermutet. Du bestätigst damit die von ihr wahrscheinlich schon immer getragene Angst, dass Du Dich sofort gegen sie richtest, wenn sie nicht wie erwartet funktioniert und ihre eigenen Bedürfnisse (z.B. nach einer eigenen Wohnung) durchsetzt, selbst wenn Du eigentlich gerade das gleiche Bedürfnis (räumliche Trennung) hast.
Kann es sein, dass sich bei Dir vieles im Leben um Gewinnen und die Oberhand behalten dreht? Und sie stets gut darin war, anderen zum Erfolg zu verhelfen und passiv darauf zu hoffen, dass ihr das dann vergolten wird?
Bei Menschen, die es als ihre Hauptaufgabe sehen, den Laden am funktionieren und die Familie zusammen zu halten, ist S. übrigens Bindemittel statt Liebesbeweis. Da habt ihr euch eventuell missverstanden.
Die Sollbruchstelle war dann ihr Kinderwunsch. Sie wollte eine Familie, um daran ihre Kindheitserlebnisse zu heilen. Machen viele. Nennt sich dann meine Kinder sollen es mal besser haben. Du hast Bedenken. Sie muss Dich überreden. Du stellst sofort die und was, wenn nicht-Frage und sie muss nuklear antworten (Trennung), um ihr Bedürfnis durchzusetzen. Du wendest Angst vor behinderten Kindern als Grund für Kinderlosigkeitswunsch an. Sie bekommt ein behindertes Kind von Dir. Damit ist sie sofort in der Defensive. Das zweite Kind (über den Unfall kann man nachdenken) scheint Dir sehr zugewandt. Und ganz folgerichtig, kann sie bei einer Trennung auch nicht den Großteil ihrer Familie behalten, sondern muss das gesunde Kind an Dich abgeben und die mental 4jährige behalten. Kein Wunder, dass es ihr jetzt schlecht geht.
Sieht aus, als hätte sie diese Deine Fähigkeit, in jeder Lebenslage das für Dich Optimale herauszuholen, schon vorausgesehen. Sie ist, bevor sie sich Dir offenbart hat, zum Anwalt gegangen. Hat dort (wie jede trennungswillige oder von Trennung betroffene Person vom Anwalt aufgetragen bekommt) eine Liste der Assets und zu klärenden Posten hingetragen. Du findest den Ordner und verwendest ihn gegen sie. Sie hat doch tatsächlich danach gefragt, ob ihr bei einer Trennung die Möbel zustünden. Ja sapperlott.
Na klar hat sie sich das gefragt. Du Dich ja auch. Nur mit dem Unterschied, dass Du ihr stets überlegen warst und sie Dir stets unterlegen. Und nun ist die Wohnung lieber für beide verloren als dass sie diese behält bzw. gewinnt.
Aus Deiner Sicht hätte sie nur mal was sagen müssen?
Aber die Grillerei endete erst, als sie weinte.
Ich denke, Du bist sehr gesund egoistisch und sorgst stets gut für Dich. Das hat sie nie gelernt. Auch in den 18 Jahren mit Dir könnte sie es nicht lernen. Jetzt kommt ein unansehnlicher, mittelmäßig Verdienender und eher creepy erscheinender Typ vorbei und gibt ihr den Raum, ohne Angst zu ihren Bedürfnissen zu stehen, ohne Sorge, ihm damit etwas zu nehmen ohne mit ihm darüber in Konflikt zu geraten oder die und was, wenn nicht-Frage gestellt zu bekommen. Und sie setzt all ihre Hoffnung auf ihn. Er verlangt nicht mal S. dafür, ihr beizustehen. Er scheint ihre Unterlegenheit aktuell nicht auszunutzen. Wenn Du sie liebst, kannst Du nur für sie hoffen, dass das so bleibt und dieser Mann sich wirklich ohne direkten Eigennutz um sie kümmert.
Sie wollte das, was ihr euch beide aufgebaut habt, behalten und mit den beiden Kindern sowohl deren Bedürfnisse als auch die eigenen erkunden dürfen, ohne von Dir und ihrer Rolle als Deiner Unterstützerin zugedeckt zu werden. Da hast Du ihr einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Wer da also als erstes eiskalt gegenüber dem anderen agiert hat und mit totalem Liebesentzug gehandelt hat, wäre zu diskutieren. Aber sie hat Dich ja mit dem Typen betrogen, also stellt sich die Frage nicht. Dass sie Dich in Deiner mentalen Gesundheit jahrelang unterstützt hat, indem sie Dich ohne schlechtes Gewissen zu wecken nach Holland hat gehen lassen, ohne selbst Unterstützung vor Ort zu haben, kann man als ihre eigene Großzügigkeit oder Dein temporäres Verlassen der Zwänge zu Hause werten. Aber ja, Du hast Deine Freunde dort nicht geküsst. Also ganz was anderes.
Die Frau geht aus einer langjährigen Ehe mit Dir auf dem Zahnfleisch und mit behindertem Kind als Lebensaufgabe hinaus und kann dabei zusehen, wie ihr das gesunde Kind immer weiter entfremdet. Zu Dir zurück kann sie dennoch nicht, denn ihr Freund zum Reden, den sie mit Optik, lieber Stimme und ein paar Küssen binden konnte, würde sie im Verhältnis zu Dir nur noch weiter in die Schuld drücken. Und für noch mehr Unterstützung bei Dir (Tasche packen, wenn Du so aussiehst, als bräuchtest Du eine Auszeit, etc.) und Schönwettermachen und sich selbst nicht spüren, fehlt ihr schlicht die Kraft.
Sie musste als Kind stark und innerlich tot sein und nach außen zufrieden wirken, um erwachsene Menschen zu unterstützen und die, von deren Liebe sie abhängt, nicht zu verlieren. Und das hat sie ihr ganzes Leben lang weiter gemacht. Und das hat sich für Dich als gute Ehe angefühlt.
Kann so sein. Muss aber nicht. Ist nur meine persönliche Interpretation dessen, was Du hier von eurem Leben und ihrem Verhalten erzählt hast.
Nur eine Frage an Dich: Warum hast Du sofort durchgesetzt, dass euer Sohn bei Dir bleibt und sie eure Tochter nimmt? Gab es dafür gute Gründe?