Marc, du musst akzeptieren, dass du ihr Verhalten null beeinflussen kannst. Das bringt alles nichts. Sie macht, was sie will und führt das Leben, das sie will. Ob das dir und deinen Kindern schmeckt, das ist für sie nebensächlich. Ihr geht es prinzipiell nur um sie selbst.
Also was tun, wenn da jetzt drei Kinder sind, die das alles psychisch belastet? Als allererstes ist wichtig: Dir und den Kindern eure Hilflosigkeit einzugestehen. Du kannst nichts tun, um sie zu ändern. Diese Situation ist eure reale Lebenswelt. Fertig. Mehr gibt es da nicht mehr zu denken und zu überlegen.
Was machst du jetzt als Vater, der trotzdem seine Kinder behüten und beschützen und ihnen beistehen will? Du bist da für sie, du hörst ihnen zu, du hältst aber deine Klappe zu allem, was sie über ihre Mutter sagen. Das einzige was du sagen kannst, ist: Ich finde das, was sie macht, auch nicht gut. Ich kann es nicht ändern, wir müssen damit leben, aber ich bin für euch da. Ich liebe euch.
Dann musst du endlich auch mal realisieren, wie unterschiedlich deine Kinder auf die Situation reagieren:
Dein Ältester leidet unglaublich und ist zum Frustesser mutiert. Ich vemute mal, du machst die Einkäufe für euch. Also fang an, nicht mehr so viel ungesundes Zeugs anzuschleppen. Der braucht nicht jeden Tag eine Tüte Chips, Süsskram, nur Zuckerzeugs zum Trinken oder täglich eine Fertigpizza. Wenn er so was will, dann soll er selbst los gehen und sich was kaufen. Bei seiner, auch noch pubertär bedingten Faulheit, wird er nicht jedesmal losziehen. Hier kannst und solltest du ein bisschen steuern und ihm auch sagen, sein Gewicht ist grenzwertig.
Sein Verhalten in deinem Haushalt kommt mir bekannt vor. War bei mir ähnlich, diverse Aufgaben hatte mein Ex übernommen, der dann nicht mehr da war. Da musste ich meinen Kinder, die waren damals 16 und 18 Jahre alt, auch sagen: Die Aufgaben im Haushalt müssen umverteilt werden, weil ich neben meinem Vollzeitjob, das alles nicht mehr alleine machen kann. Eine Regel war bei uns: Wer zuerst nach Hause kommt, der kocht was für alle. Ansonsten sind leidige WG-Diskussionen, wie sauber soll es bei uns sein, wer macht die Spülmaschine leer, leider normal. Da bleibt dir nichts übrig, als immer und immer wieder zu reden und zu erziehen, auch bei einem volljährigen Kind.
Und das ist dein Sohn: Ein volljähriges Kind. Weil dein Sohn mit deiner Ex nichts mehr zu tun haben wollte, hast du da die Grenzen nicht beachtet, in wie weit du ihn in deine Gedankenwelt mit einbeziehen kannst. Mein Sohn hat seinen Vater damals genauso verurteilt wie ich für sein Handeln und hat sich bei mir ausgekotzt, ich zum Teil auch, Aber: Ich hab immer versucht zu sehen, dass er einfach auch ein Kind ist, das seinen Vater vermisst und auch liebt.
In das Verhältnis, das mein Ex zu seinen Kindern aufbauen musste, habe ich mich nicht eingemischt. Ging mich nichts mehr an. Nur einmal hab ich diese mir selbst auferlegte Regel gebrochen: Nach ein paar Monaten, in denen mein Sohn seinen Vater nicht getroffen hatte, obwohl mein Ex versucht hatte, über kurze Telefonate oder Facebook Kontakt zu halten, hab ich den Ex angerufen. Der Ex war so mit sich, the Next und seinem neuen Leben beschäftigt, dass er von alleine, obwohl selbst auch Fussballfan, nicht auf die Idee gekommen ist, seinen Sohn zu einem Bundesliga-Spiel einzuladen. Da war viel Zeit auf dem Weg zum Spiel und zurück sich zu unterhalten und ein Stück weit auszusprechen. Seitdem treffen sie sich wieder regelmäßig.
Meine Tochter erinnert mich ein bisschen an deine. Die hatte auch immer sorgen, dass es dem armen Papa gut geht so alleine ohne seine Familie, obwohl er ja the Next hatte, die aber zum Glück nicht in unserer Nähe gewohnt hat und mit der er eine Fernbeziehung führt.
Über mich hat sie sich auch Sorgen gemacht damals. Wir sind im Haus umgezogen und irgendwann war klar, sie will was machen und braucht Geld dafür. Sie ist dann mit einer Freundin und deren Mutter zu Ikea und hat Deko-Kram, Kissen, Lämpchen und neue Bettwäsche gekauft, um mir mein Single-Schlafzimmer hübsch zu machen.
Meine Tochter wollte nicht groß was wissen über unsere Probleme, die hatte eher so eine kindliche Haltung: Sagt mir, wie mein Leben weiter geht, wo ich wohne und wie das mit der Versorgung ist. Darum hab ich mit ihr nicht ansatzweise die Gespräche führen können und wollen, wie das mit meinem Sohn war. Das war aber ok und auch meine Verantwortung als Mutter, sie da so zu akzeptieren, zu respektieren und bedingungslos zu lieben, wie sie war.
Meine Trennung liegt ja jetzt schon Jahre zurück. Vor zwei Jahren hat sie mit der Freundin wohl über die Zeit nochmal gesprochen. Sie ist dann heim gekommen und hat gefragt, warum sie damals so wenig einbezogen war und sie einiges nicht mitbekommen hat. Meine Antwort war: Weil du es nicht wolltest. Ich hab ihr dann alle Fragen beantwortet, die sie hatte und ihr einfach aus meiner Sicht erzählt, wie das damals für mich war. Am nächsten Tag ist sie mit einem Blumenstrauß gekommen, aus Dankbarkeit und Liebe und auch um mir zu zeigen, dass sie sieht, wie viel mir damals abverlangt wurde und ich wohl dabei gar nicht schlecht war.
Meine Kinder lieben ihren Vater immer noch, wobei sie von ganz alleine herausgefunden haben, was nicht (so) liebenswert an ihm ist. Aber das wissen sie bei mir auch
Allerdings habe ich schon den Eindruck, sie haben irgendwie den Respekt vor ihrem Vater verloren und er weiß nicht lange so viel über ihr Leben wie ich. Dafür musste ich aber nicht auf ihren Vater verbal einprügeln vor ihnen. Sie haben sich ihre Meinung alleine gebildet, aber entscheiden zwischen ihrem Vater und mir, mussten sie sich nie. Meine Kinder sollten immer beide Eltern lieben dürfen.
Deine Tochter versucht auch irgendwie durch ihr Leben zu kommen und zwar so, dass es sich für sie gut anfühlt. Sie ist ein Teenager und hat im Moment vermutlich auch genug mit sich, der Schule und ihrem Freundeskreis zu tun. Das hat nichts aber auch gar nichts mit dir als Vater oder aber mit ihrer Mutter zu tun. Sie hat sich ein stückweit ruhig stellen lassen, durch die Geschenke und Zuwendungen von The Next. Ist jetzt nicht doll. Da würde ich entspannt abwarten, wie sie sich in ein paar Jahren da selbst beurteilt. Mir ist komplett wurst, ob the Next meinen Kindern was schenkt. Ich frag da auch gar nicht, geht mich nichts an. Versuch deine Tochter ein bisschen zu bremsen in ihren Ansprüchen, die ist schon noch ziemlich im pubertären Konsumwahn. Überleg dir da, wo deine Grenzen sind, kommuniziere das sachlich und halte dich dann dran.
Dein kleiner Sohn, der ist dem allem am meisten ausgeliefert. Der kann nicht wie deine Tochter mal für eine Zeit ins Ausland, um dem Irrsinn für eine Zeit zu entwischen, der ist noch zu jung, um ein eigenes Leben mit Freunden neben der Familie zu führen.
Bei ihm fällt mir schon auch auf, dass er einerseits viel zu viel mitbekommt, was ihn altersmäßig weit überfordert. Auf der anderen Seite hat er aber auch große Narrenfreiheit und versucht euch auszuspielen oder lässt sich wie ein Kleinkind behandeln. In seinem Alter kann man, auch wenn es eigentlich ein anderes Abendritual gibt, wirklich auch mal alleine schlafen gehen. Ich persönlich denke auch nicht, es ist gut, dass er jetzt wieder in das leere Bett von the Next einquartiert wird, weil er diesen Schlafplatz über kurz oder lang eh wieder verlieren wird. Aber für ihn habt ihr jetzt den Sozialarbeiter. Der gibt ihm vielleicht endlich so was wie ein bisschen Ruhe, Zuwendung, Zeit nur für ihn und Verlässlichkeit. Das hat deine Ex nicht hinbekommen und du auch nicht.
Hier habt ihr beide, wohl auch oft aus egoistischen Gründen, die jeweiligen Zeiten nicht eingehalten oder geändert. Ich finde, da muss mehr Struktur und wirklich feste Regeln her. Da gibt es auch nichts zu diskutieren. Hast du ja gemerkt, als er partout nachts immer rumkutschiert und heim zu Mama wollte. Es gibt Regeln für deinen Sohn und die werden eingehalten.
Ansonsten kann ich dir nur raten, den Sozialarbeiter jetzt machen zu lassen. Dich da rauszuhalten, keine Informationen geben von dir aus oder dich einzumischen. Einfach mal abwarten, bis er sich an dich wendet und deine Einschätzung hören will.
Du siehst doch jetzt bei deinem Sohn, dass es gut ist, professionelle Hilfe von außen anzunehmen. Es ist höchste Zeit, dass du das auch für dich machst. Nur mit Unterstützung von außen kannst du deine eigenen Baustellen aufarbeiten, lernen deine Hilflosigkeit in Bezug auf deine Ex anzunehmen und das Leben ein bisschen gelassener zu sehen. Nichts ist planbar, nur weniges ist wirklich kontrollierbar, aber an deinem Leben und an dir kannst du arbeiten und damit solltest du endlich anfangen mit Unterstützung eines Therapeuten.
18.11.2017 10:36 •
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