Jetzt muss ich auch nochmal Senf loswerden.
Die kritischen Meinungen haben schon ein wenig recht. Du klingst noch sehr verletzt und das darfst du auch sein. Aber so langsam musst du versuchen, dir einen Ruck zu geben und dein Kommunikationsverhalten versuchen zu ändern. Du hast mit der Frau drei Kinder, ihr wart lange zusammen und du weißt, wie sie tickt. Du weißt auch, dass du sie nicht ändern wirst. Sie ist, wie sie ist. Dein Vorteil, dass du sie kennst und auch bestimmte Dinge weißt, wie sie reagieren wird, wie sie agieren wird. Also weißt du doch auch, dass sie sich nicht ändern wird und ihr Leben so leben wird, wie sie es für richtig erachtet.
Vorwürfe werden zu nichts führen und spitze Antworten a lá wir sind ein freies Land auch nicht. Das weißt du auch, du bist ja kein Dummer. Da spricht immer noch deine Verletztheit raus, wenn du selbst mal zu dir ehrlich bist. Wenn solche Fragen kommen, bastle dir erst deine Antworten zurecht, schreib in Gedanken, was du möchtest, aber antworte lieber sachlich, z.B. wenn er das gern möchte, natürlich kannst du kommen. Auch die ganzen anderen formulierten Vorwürfe bringen dich nicht weiter. Wenn du es wirklich für den Kleinen willst, formuliere es als Bitte. Der Kleine hat gesagt, dass XYZ ihn zu schaffen macht, kannst du mit ihm sprechen, kannst du das klären, kannst du bitte darauf achten. Sachlich auf der Elternebene. Auch wenn du mit etwas nicht einverstanden bist, kannst du ihr das mitteilen. Ich hab mitbekommen, der Kleine das und das macht, das finde ich nicht gut, weil Versuche sachlich zu bleiben, ohne spitze Kommentare, Vorwürfe, etc Damit machst du es einfach nicht besser.
Was den Kleinen angeht. Meinst du wirklich, er wollte nur bei dir bleiben, weil er es so toll fand bei dir? Kinder haben ein ganz sensibles und feines Gespür ihren Eltern gegenüber. Er wird auch gespürt haben, dass Papa traurig ist, wenn er jetzt zu Mama geht und wird auch deswegen eine Nacht verlängert haben. Damit bringt man Kinder aber in einen Loyalitätskonflikt und dies ist wirklich schlimm für Kinder. Besser wäre gewesen, Mama freut sich so auf dich, wir spielen noch was Schönes zusammen und dann kommt Mama dich holen. Ganz ohne Traurigkeit mit dem Hinweis darauf, dass ihr euch ja ganz schnell wiederseht.
Nun zu dem Stellenwert deines Kindes. Momentan nimmst du jede Kleinigkeit völlig überernst, betüddelst ihn, erfüllst ihm seine Wünsche und bist für seine Bespaßung verantwortlich. Auch das ist ungesund. Ich weiß, du tust es, weil du ihn liebst, weil du ihm Sicherheit geben willst. Aber ich glaube, du wirst zum Übervater. Kinder müssen sich auch allein beschäftigen, das fördert ihre Fantasie, ihr Kreativität, sie lernen Dinge allein zu lösen, sie lernen selbstständig zu denken, sie entwickeln sich. Das scheinst du momentan ein wenig auszubremsen. Finde einen guten Mittelweg. Wie soll es denn mal werden, wenn du mal wieder eine neue Partnerin haben solltest? Meinst du, sie gibt sich damit zufrieden auf dem Abstellgleis zu stehen, wenn Sohnemann da ist? Nein, bis dahin sollte er auch bei dir gelernt haben, dass er nicht der Nabel der Welt ist, der Prinz um den sich alles dreht, denn wenn Kinder das glauben, zieht man Egomanen heran. Natürlich müssen sie spüren, dass sie geliebt werden, dass Eltern für sie da sind, aber sie müssen auch lernen, mal zurückzustecken, dass es eben al wichtigere Dinge für Papa gibt, als gerade jetzt sofort mit ihm zu spielen , mit ihm fern zu schauen, etc
Was das gemeinsame im Bett schlafen mit Ex und Next angeht, da finde ich auch, das würde zu weit gehen. Wenn du wieder liiert sein solltest, dann wirst du das hoffentlich auch nicht tun. Du bist nicht nur Vater sondern auch Mann. Aber der Mann wird gerade ziemlich vom Vater überschattet. Lebe auch wieder für dich, nicht nur für deine Kinder, denn diese Last können Kinder nicht stemmen. Es ist viel zu viel Verantwortung für sie. Versuche eine Balance zu finden.
Auch deine Ex ist Mama und Frau. Dass sie mit ihrem Neuen auch eine Beziehung führt, ein Liebesleben hat, ein Paarleben hat, ist ganz normal. Das kannst du ihr nicht vorwerfen und ich wünsche dir, dass auch du irgendwann wieder glücklich werden wirst.
Mein Rat an dich, versuche gelassener zu werden, nimm die Dinge, die du nicht ändern kannst hin, versuche ein Papa zu sein, der nicht nur Spaß- und Überpapa ist und finde dich als Mann wieder.
Setz deine Kinder nicht diesen permanenten Druck aus, vermute nicht hinter jeder Äußerung des Kleinen, dass er vernachlässigt wird, dass sich nicht um ihn gekümmert wird es ist gut, dass er Dinge allein tun muss, allein lernen muss und nicht der Prinz ist, um den sich alles dreht. Versuche auch für dich ein gesundes Mittelmaß zu finden. Und versuche, deiner Ex erst mit Abstand auf ihre Nachrichten zu antworten, erst dann, wenn du einen sachlichen Text ohne Vorwürfe zusammenbekommen hast. Ich denke, dann wird euer Verhältnis auch irgendwann entspannter und ihr könnt zusammen über Kinderthemen reden, statt zu streiten, gegenseitig Vorwürfe zu machen und völlig unkonstruktiv zu sein, sprich als Eltern in diesem Part zu versagen.
Und weißt du, der Kleine hat euch BEIDE lieb, ihr seid Mama und Papa. Es ist ganz normal, dass es ihm mal da und mal da besser gefällt. Aber das hängt doch nicht mit seiner Liebe zu euch zusammen. Da ist eben gerade etwas toller, schöner, interessanter gewesen und morgen ist es da toller, schöner und interessanter. Versuche diesen Konkurrenzkampf aus dem Kopf zu bekommen. Das schadet nur dem Kleinen. Er spürt, wenn du traurig bist, weil er eben gerade lieber bei Mama ist und er spürt auch, dass Mama traurig ist, wenn er gerade lieber bei dir wäre. Das macht ein Kind seelisch kaputt.
27.06.2017 15:33 •
x 3 #2008