Zitat von Sunflower95: Wir sind Beide christlich und mein Ex wollte unbedingt eine gläubige Frau(die Jetzige ist Esoterikerin) und für uns war immer klar, Scheidung kommt nicht in Frage- bis die Neue dann kam..
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die christliche Heirat bei einem tief gläubigem Menschen viel kaputt macht. Denn man hatte sich mal Treue versprochen und Zusammenhalt in guten und in schlechten Zeiten und dann wird alles aufgelöst, weil eine Andere besser in sein Konzept passte. Jung und mit Geld versehen. Was will er mit dieser Frau, der er schon finanziell vermutlich nicht das Wasser reichen kann? Oder hat er so viel, dass er da mithalten kann?
Und der Trennung voraus gehen Verrat, Betrug und Lügen. Auch etwas, was man von einem christlichen Menschen nicht erwarten würde. Aber oft ist der Glauben nur Fassade und dahinter lauern andere Dämonen, die nur übertüncht werden, aber irgendwann hervor brechen und alles zerstören.
Nachdem Dir Dein Glaube so wichtig ist, wirst Du aber sicher auch die Hoffnung haben, dass Gott auch ein offenes Auge und Ohr für Dich und Deine Nöte hat.
Der Bruder einer früheren Freundin verunglückte eines Sonntags vormittag mit dem Auto tödlich. Er hätte den elterlichen Hof übernehmen sollen und wollte das auch gerne tun. Sie hatten gerade einen neuen Schweinestall gebaut. Und dann kam der Tod. Meine Freundin, die vorher schon gläubig war, flüchtete sich durch diesen Unglücksfall förmlich in die Religion. Gott wird wissen, warum und wieso das geschah. Sie fuhr dann auch mit einer Gruppe nach Medjugorje. Ich merkte, dass die Religion ein Fluchtpunkt für sie geworden war und es allmählich auch etwas wahnhafte Züge annahm. Wir haben uns aus den Augen verloren, weil ich wegzog. Damit war unsere eher unverbindliche Freundschaft beendet, auch weil sie mir ein wenig fremd geworden war.
Meine Mutter war auch tiefgläubig und sehr katholisch. So bin ich aufgewachsen. Aber sie war auch ein schwieriger Mensch, der latent oft unzufrieden mit sich und der Welt war. Meine Kindheit war daher nicht nur einfach, denn vieles übertrug sich auf mich, auch mein Verhalten in Beziehungen, was ich erst Jahrzehnte später begriff. Und so manches Mal fragte ich mich, warum sie denn oft so unausgeglichen und einer inneren Wut getrieben war, wo sie doch so gläubig war. Wieso bewirkte der Glaube und der sonntägliche Kirchgang nicht, dass sie sich christlicher verhielt?
Diesen Widerspruch habe ich nie auflösen können. Gegen ihre inneren Dämonen kam auch der Glaube nicht an. Sie wurde mit ca. 40 Jahren schwer krank und hatte eine schwere Autoimmunkrankheit, die unbehandelt zum Tod führt. Mit Cortison und vielen anderen Medikamenten wurde sie 54 Jahre alt. Sie hatte alles in allem kein schönes und leichtes Leben. Heimatvertrieben aus dem Sudentenland landete sie mit Mutter und Schwester im Westen. Der Vater war lange in russischer Gefangenschaft und kam erst Anfang der 50iger Jahre heim und musste seine Familie erst ausfindig machen, der Bruder war in Rumänien gefallen.
Sie fasste hier Fuß, lernte mit ihren damals 9 Jahren sogar noch den hiesigen Dialekt und passte sich an. Sie wollte hier ankommen und tat es wohl größtenteils auch. Als sie 16 Jahre alt war, verstarb ihre Mutter, wohl an Darmkrebens. Auch etwas, was sie nie ganz verwunden hatte. Und so war das Wichtigste für sie, bald unter die Haube zu kommen und Mutter zu werden. Viele Frauen dieser Generation waren so. Sie wählte meinen Vater und hatte damit einen guten Griff getan. Aber gegen ihre innere Unzufriedenheit half das alles doch nichts, auch nicht das Gebet am Abend.
Auch ein Beispiel, dass der Glaube allein auch nicht hilft und manche Menschen doch ihren Versuchungen erliegen und dann über das hinweg gehen, was sie vor langer Zeit versprochen hatten und jetzt keine Bedeutung mehr hat.
Ich wünsche Dir, dass Du dennoch im Glauben ein wenig Trost findest und irgendwann darüber hinweg kommst. Solche Dinge passieren, was Dir auch nicht hilft. Aber damit ist Dein künftiges Leben noch lange nicht beendet und gescheitert. Wer weit unten ist, der findet den Weg nach oben.