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Nach 15 Jahren aus allen Wolken gefallen

C
Hallo Liebe Community,

da ich wie so viele hier nicht wirklich schlafen kann, möchte ich meine noch ganz frische Geschichte teilen.

Mein Mann (36) und ich (41) sind seit 15 Jahren zusammen und seit drei Jahren verheiratet.

Letzten Sonntag bemerkte ich eine Art Lethargie bzw. Ungewöhnliches Verhalten an ihm. Er lag nur im Bett und scrollte auf seinem Handy, ich schob es auf einen Kater, da er am Vorabend mit seinem Trauzeugen unterwegs war.
Am Montag, nach der Arbeit setzte er sich zu mir an unseren Esstisch und war praktisch ein anderer Mann. Er starrte vor sich hin und ich konnte kein Gespräch mit ihm anfangen. Die typische Frage, alles ok?, kam auf. Er sagte nur es sei nichts. Ich merkte aber das dies gelogen war, mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken herunter, ich kannte diesen Blick und diese Art.

Vor etwa acht Jahren saßen wir schon einmal so da und er stammelte rum das er uns nicht mehr sehen würde. im nachhinein weiß ich das dies einer depressiven Phase geschuldet war welche durch beruflichen Stress und der Krebsdiagnose seines Vaters ausgelöst wurde. Wir verbrachten eine Woche getrennt bevor er zu mir zurück kam. Wirklich hilfe wollte oder konnte er sich nicht holen, ich hab versucht ihn zu unterstützen wo es nur geht. Es folgten dann im letzten Jahr Burnout und Jobwechsel, keine schöne Zeit aber wir haben das hin bekommen. Jetzt ist er in seinem neuen Job noch während der Probezeit wieder befördert wurden, ich hatte Angst das dies wieder zu viel wird. Er versicherte mir aber das alles ok so ist.

Zurück zu Montag, ich bohrte weiter und er Antwortete meistens nur mit, ich weiß es nicht, was ich raus bekommen habe ist das er nicht weiß ob das zwischen uns nur noch Freundschaft ist und er keine Ahnung hat was mit ihm los ist. Ich fragte ihn ob er jemand kennengelernt hat und er antwortete mit, ja, vor etwa einem Jahr mal auf einer Arbeitsreise aber er hätte mich nicht betrogen und es bestehe kein Kontakt und er will auch keinen warmen Übergang oder sonst was.
Er schnappte sich dann ein paar Sachen, stopfte diese in eine Einkaufstüte und sagte er würde für ein paar Tage bei einem Freund schlafen. Weg war er. Ich stand unter Schock, er hatte mir noch vor zwei Wochen angeboten seinen alten Job zu übernehmen und mit ihm in einem Büro zu arbeiten, wir haben uns letzte Woche Reisepässe beantragt für einen geplanten USA besuch, er kaufte Konzertrickets für uns und wir planten verschiedene Aktivitäten mit Freunden.

Am Montag Vormittag schrieb er mir dann, wie geht es dir?, ich antwortete das ich traurig sei und ziemlich verloren. Ich fragte ihn ebenfalls und er sagte mir, er wüsste nicht was gerade mit ihm los ist, er kann es überhaupt nicht einordnen und ob wir am Mittwoch noch mal in ruhe reden wollen.
Ich werde versuchen heute arbeiten zu gehen um nicht den ganzen Tag zu weinen und mich zu fürchten das er heute Abend endgültig den Schlussstrich zieht.
Es trifft mich wie so viele auch völlig unvorbereitet, ich habe auch von Freunden immer nur gehört wie viel er von mir spricht wenn sie zusammen sind und wie sehr er mich liebt.
Ich fühle mich so allein in unserer Wohnung und vermisse ihn, ich habe angst das dies jetzt mein Alltag wird.
Ich werde ein update geben wie das Gespräch verlaufen ist, ich habe leider ein sehr schlechtes Gefühl.
Vielleicht habt ihr ein paar Tipps für mein Gespräch heute.
Vielen Dank fürs Lesen

14.02.2024 04:26 • x 3 #1


Heffalump
Zitat von Catzchen:
und wie sehr er mich liebt

Der Burnout wurde mit Therapie überwunden?

14.02.2024 04:34 • #2


A


Nach 15 Jahren aus allen Wolken gefallen

x 3


C
Nein leider nicht, ich konnte ihn nicht dazu bewegen einen Therapeuten zu besuchen.
Er war sechs Wochen krank geschrieben und das wars dann.
Er hat sehr große Schwierigkeiten über sowas zu reden. Er sagte mir mal das er erzogen wurde immer Stärke zu zeigen. Dies zeigt sich selbst bei Krankheit und Schmerz.

14.02.2024 04:45 • x 1 #3


Heffalump
Zitat von Catzchen:
ich konnte ihn nicht dazu bewegen einen Therapeuten zu besuchen.

ohne wird Heilung nicht möglich sein. Ich denke, dein Mann hat eine Depression, möglich durch den Burnout.

Zitat von Catzchen:
Er hat sehr große Schwierigkeiten über sowas zu reden. Er sagte mir mal das er erzogen wurde immer Stärke zu zeigen. Dies zeigt sich selbst bei Krankheit und Schmerz.

Du könntest ihm, bei eurem Gespräch, mitteilen, das er seine Probleme bei Trennung mitnimmt. Sie werden nicht verschwinden - du wirst ihm zur Seite stehen, wie im Ehegelübde erwähnt, aber nur, wenn er sich helfen lässt.
Wenn er stark sein will - dann gehört dazu auch, Schwäche zeigen zu können.

Ich würde gar nicht so darauf eingehen, was er dir gerade antut, auch, weil ihm das wohl bewusst, aber er nimmt seine Umwelt ja nicht in dem Maße wahr, wie es im Bestfall sein könnte.
Jedoch, du musst auch Dich selbst schützen.

Nur in einem gesunden Körper wohnt auch (meist) ein gesunder Geist

14.02.2024 04:54 • x 2 #4


C
Danke für den Rat. So in etwa habe ich mir das auch vorgenommen, du hast es aber besser in Worte gefasst.

14.02.2024 05:06 • x 1 #5


Heffalump
Versuche ihm keine Vorwürfe zu machen, nicht persönlich werden. Wenn möglich nicht weinen. brich ab, wenn du nicht mehr kannst. Dann lieber vertagen.

Was er als stark bezeichnet, ist schwach.

14.02.2024 05:08 • x 1 #6


Gorch_Fock
Catzchen, sehe es wie die Mitglieder vor mir. Dein Mann hat mit hoher Wahrscheinlichkeit psychische Probleme (vermutlich Depression, ggf. Burn Out) und seine -sorry - bescheurte Aussrede sich nicht helfen zu lassen, wird letztlich dazu führen, dass er Beziehung und irgendwann die Arbeit verliert. Das vielleicht auch mal als Druckmittel für den Herren mit der anerzogenen Stärke.

Und jetzt kommt Deine Rolle dabei: Durch angstvolles Agieren kommst Du nicht weiter. Mach eine klare Ansage, dass Du ihn als Ehepartner unterstützt aber dann auch erwartest, dass er sich psychotherapeutische Hilfe und akut Unterstützung beim Hausarzt holt. Da die Wartezeiten auf Therapie trotz ggf. PKV-Versicherung lang sein können, brauch er vermutlich eh erstmal ggf. medikamentöse Unterstützung.

Lehnt er das ab, solltest Du ihm dann aber auch Konsequenzen ankündigrn. Frag ihn mal, ob es in einer Ehe normal ist, mit einer Einkaufstüte voller Klamotten zu verschwinden. Du wirst so nicht leben. Gib ihm ggf. noch ne Woche Bedenkzeit und dann wirst Du die Trennung aussprechen.

Rechtlich dürfte durch die geringe Ehezeit noch kein größerer Schaden eingetreten sein. Kinder werden von Dir nicht erwähnt bis dato. Aufpassen musst Du allerdings jetzt bereits beim Thema Unterhalt bei Krankheit. Es besteht die Gefahr, dass Du ggf. unterhsltspflichtig wirst, wenn die Erkrankung in der Ehe aufgetreten ist. Und das scheint so, da im letzten Jahr schon so eine Episode aufgetreten ist. Auch wenn es jetzt noch etwas fernliegend ist, solltest Du auch diesen Part auf dem Schirm haben, wenn Du die Ehe weiterführen willst. Zudem steigt mit jedem Jahr Ehe der Versorgungsanspruch an.

14.02.2024 05:24 • x 5 #7


C
@Heffalump Das mit dem Weinen ist bei mir leider eine Herausforderung, ich bin sehr nah am Wasser gebaut.
Ich werde heute Abend sehen ob er seine Gedanken ordnen konnte.

14.02.2024 05:27 • #8


Heffalump
Das glaube ich unbesehen.

Aber es wird ihn belasten - und in seinem Zustand...
Zeige du Stärke, wo er nicht kann.
Denn das, was er da abzieht, hat mit Stärke nichts zu tun, es ist aufs Minimum herab gebrochen - schlicht Feigheit.

14.02.2024 05:32 • x 1 #9


C
Danke für den Hinweis, das wusste ich nicht. Ich bin selber ein Mensch der in solchen Situationen auch sofort nicht nur die Gefühlsebene die Oberhand gewinnen lässt sondern auch ganz rationelle Dinge sofort versucht zu klären.
Die Zeile mit der Einkaufstüte hat mich übrigens das erste mal wieder zum Schmunzeln gebracht und ja, du hast so recht! Ich würde gerne ausführlicher Antworten aber ich muss zur Arbeit, vielen Dank bis hierhin.

14.02.2024 05:38 • x 1 #10


Heffalump
viel Glück - heute bei dem Gespräch

14.02.2024 17:40 • x 2 #11


L
Zitat von Catzchen:
Ich fragte ihn ob er jemand kennengelernt hat und er antwortete mit, ja, vor etwa einem Jahr mal auf einer Arbeitsreise aber er hätte mich nicht betrogen und es bestehe kein Kontakt und er will auch keinen warmen Übergang oder sonst was.

Das er extra keinen warmen Übergang betont, lässt mich stutzen und ich hoffe, ich habe Unrecht.

Viel Kraft. Mich würde diese Unsicherheit die er ausstrahlt, kalt machen.

14.02.2024 18:06 • x 4 #12


C
Update:
Unser Gespräch lief wieder relativ schleppend, er hat kaum ein Wort raus bekommen.
Er sagte mir das er sich nicht sicher sei ob seine Gefühle noch ausreichen, er fühlt sich wie in einer midlifecrisis und wüsste nicht was in seinem Kopf so los ist.
Ich fragte ihn daraufhin ob er sich vorstellen könnte an der Beziehung zu arbeiten, in z.B. einer Paartherapie. Er sagte verhalten ja, schon aber er könne mir nichts versprechen und er hätte ja auch jemanden kennengelernt.
Da wusste ich das es keinen Sinn hat, ich sagte ihm das ich das Gefühl habe, daß er innerlich schon einen Entschluss getroffen habe und es einfach nicht raus bekommt. Er antwortete, ja ich sehe uns einfach nicht mehr in der Zukunft zusammen.
Ich fragte noch bzgl. der Frau nach und habe tatsächlich intuitiv auf die Richtige getippt..
Ich habe sie tatsächlich schon einmal kennengelernt, mit ihrem Freund
Ich fragte ihn ob die beiden sich abgesprochen haben bzgl. einer Trennung von ihren jeweiligen Partnern, dies verneinte er.
Er möchte mich auch nicht aus seinem Leben streichen, Freundschaft kommt für mich allerdings erstmal nicht in Frage.
Danach wollte ich wissen wie er sich das gedacht hat, Ehe, Wohnung, Haustiere. Er habe sich noch keine Gedanken gemacht und über Scheidung wollte er sich auch keine Gedanken machen, Hallo?! Ich könne alles behalten, er zahlt seinen Teil der Miete erstmal weiter auch für die Haustiere. Ich möchte die Wohnung behalten, auch wenn es finanziell schwieriger wird. Der Wohnungsmarkt ist eine Katastrophe und ich würde für 200 Euro weniger nur eine kleine, schlecht ausgestattete zwei Zimmerwohnung in einer schlechten Gegend bekommen.
Er sagte mir das unser Gespräch am Montag nicht geplant gewesen sei und er sich deshalb keine Gedanken gemacht hat. Ich denke, so einen Entschluss wälzt man doch erstmal ein paar Wochen, wenn nicht Monate im Kopf durch und macht sich Gedanken um Alles?!
Nach einer halben Stunde fragte er, ob er mich wieder allein lassen könne und ob ich klar kommen würde.
15 Jahre in 30 Minuten weg, ich habe keine konkrete Antwort bekommen wie es jetzt weiter gehen soll.
Es laufen ja auch einige Verträge auf ihn, alles so Kleinigkeiten die aber geklärt werden müssen. Wie ist das mit Telefon und Internet etc.
War auch zu erschöpft weiter zu Bohren.
Wie soll ich mich jetzt verhalten, es gibt ja noch zig sachen zu klären.
Ich dachte erstmal an ein Gespräch mit einem Anwalt, meine Freundin arbeitet in der Branche und hat mir welche raus gesucht.

Nach unserem Gespräch habe ich meinen Besten Freund angerufen (die Beiden sind ebenfalls befreundet) er ist auch aus allen Wolken gefallen.
Vor drei Wochen haben die beiden sich noch getroffen und mein Mann sagte ihm, ich sei das Beste was ihm passieren konnte und er liebt mich über Alles.
Mein Freund kennt die neue Flamme meines Mannes sogar recht gut, ihren Freund auch. Da war er auch völlig perplex und wollte das nicht glauben und zwischen denen läuft nie im Leben etwas, sie liebt ihren Freund über alle sagte er.
Naja, dachte er bei meinem Mann auch...

Ich habe das noch gar nicht realisiert, das ist alles irgendwie so surreal das er jetzt nicht mehr in meinem Leben ist. Wir waren 15 Jahre fast keinen Tag getrennt und jetzt sitz ich hier so lost und kann das alles nicht begreifen.
Ich bin sehr traurig und verletzt, ich habe unseren Alltag geliebt und liebe Ihn. Wir haben immer viel unternommen, erst am Wochende haben wir zwei Aktivitäten mit Freunden gebucht.
Ich will mich am liebsten verkriechen, werde aber trotzdem versuchen zu arbeiten.
Danke fürs lesen

15.02.2024 05:17 • x 6 #13


C
@Lumba war bei mir auch so...und leider wohl zurecht

15.02.2024 05:17 • #14


Wollie
Hab gerade deine Geschichte gelesen, wieder so ein Klassiker....er verguckt sich und schwups, bist du aussortiert. Lass dir einfach mal einen Drücker da und rate dir auch, so schnell es geht dich mit durch einen RA beraten zu lassen. Habt ihr Kinder ? Unterhaltsansprüche müssen geklärt werden.
Mach dir so schnell es geht Kopien von seinen Gehaltsnachweisen usw. und glaub kein Wort wenn er sagt, er zahlt erstmal alles. Im Hormonrausch versprechen sie viel, halten vor allem wenn es Geld geht, oft wenig.
Es tut mir sehr leid für dich, dass es so endet. Aber du wirst da durch kommen, wie viele andere hier im Forum

15.02.2024 05:31 • x 6 #15


A


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