Nach 12 Jahren und Verlobung fehlt ihm etwas Schluss

Hallo ihr Mitleidenden!
Ich gehe im Moment durch die ätzendeste Phase des Liebeskummers. Und ich befürchte, das ich noch ganz am Anfang stehe. Es ist die permanente verzweifelte Hoffnung - egal womit ich gerade beschäftigt bin- dass er gleich anruft oder schreibt und fragt, ob wir uns zum Reden treffen. So war das sonst auch. Entweder er oder ich hat sich gemeldet und wir konnten darüber reden. Und immer wieder wusste ich- Ja, er ist der Mann, den ich für immer lieben werde. Und meine Welt war wieder ok. Dieser Mensch ist nicht nur mein Partner gewesen, sondern mein Zuhause. Meine Familie. Außer ihm und Mama habe ich alle verloren.

Ich kenne ihn seit meiner Geburt, wir sind nebeneinander aufgewachsen und ich war schon mit 15 in ihn verliebt. Ja, wir hatten eine wunderschöne Kindheit. Waren nach der Schule im Schwimmbad, haben uns eine Decke geteilt und als es angefangen hat zu regnen, sind wir mit der Decke über dem Kopf nach Hause gelaufen. Wir haben mit unseren Freunden Baseball gespielt, zusammen für den Führerschein gelernt. Er war einfach immer irgendwie dabei. Das klingt verrückt, aber ich glaube, ich bin auf ihn geprägt worden. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich solche Gefühle, ich wusste noch nicht einmal, dass es so etwas gibt. Manchmal waren meine Gefühle so stark, dass sie mir Angst gemacht haben. Wir konnten nächtelang über Dinge reden, die vor 10 Jahren passiert sind. Haben uns angesehen und wussten, was der andere denkt.
Mit 19 Jahren sind wir zusammen gekommen. Leider war das Zusammenkommen nicht so einfach. Er wollte eigentlich keine Beziehung, war mehr der Einzelgänger. Nach einigen Monaten, mitten einer märchenhaften, schneebedeckten Nacht am 31.1.2010 berührten sich zum ersten Mal unsere Lippen. Mein allererster Kuss. Der magischste Moment meines Lebens. Wir waren ein Paar.

Ich spule mal vor.
Es gab viele Krisen. Die schlimmste war 2016, er hatte eine Affäre. Ich wäre fast daran gestorben. Wir kamen wieder zusammen. Seither lief es komischerweise besser denn je. Er machte mir 2018 einen Antrag und ich konnte mein Glück kaum fassen. Er hat sich zu dem besten Mann gewandelt, den man sich nur hätte vorstellen können. War vorsichtig mit mir, hatte Geduld, hat mich zu Wochenendseminaren begleitet obwohl er anderes hätte tun können, kümmerte sich um den Haushalt, gab mir das Gefühl, die Eine zu sein und dass er es jetzt verstanden hatte. Er hat mir oft den Bauch gestreichelt und gesagt, wie er sich freut, wenn da mal ein Baby heranwächst.

Doch ein Problem konnten wir nie beseitigen: Das S.. Ich war sehr zufrieden, doch ihm hat es nicht gereicht. In der Hinsicht war ich ihm nicht genug. Und das ist der Grund für die Trennung.
Natürlich spielt Vertrauen hier eine entscheidende Rolle. Ich glaube, ich habe ihm den Betrug von damals nicht verziehen. Vielmehr die Tatsache, dass es ihm hinterher nicht mal sonderlich leid tat.
Und er wollte nicht sein Leben lang in der Bringschuld stehen und der Bumann sein. Kann ich auch irgendwie verstehen. Leute, ich sags euch. Fremdgehen ist das Schlimmste, was man dem Partner antun kann. TUT ES NIEMALS. Es zerstört alles.

Jetzt sind wir getrennt. Ich habe die Liebe meines Lebens verloren. Und muss nun zur Erkenntnis kommen, dass ich für ihn nicht die Liebe seines Lebens war. Sonst hätte er mich nicht betrogen und mir dieses Leid erspart. Er sagt, er braucht seine Freiheit, will sich selbst nicht mehr anlügen und will seine Bedürfnisse befriedigen. Er sagt, Liebe reicht nicht immer aus und ich solle anfangen, Erfahrungen zu sammeln. Er will die Trennung beibehalten, da es ihm so besser geht.

Bum, ein Stich ins Herz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er schon andere trifft. Wie egal kann man jemandem eigentlich sein? Ab und zu schreibt er mir. Hi, wie gehts. Einmal hat er geschrieben, dass er mich vermisst und an mich denkt. Aber im nächsten Moment schreibt er, dass jeder seine Wege gehen muss.

Manchmal schaffe ich es, wütend auf ihn zu sein. Darauf, wie er mit mir umgegangen ist und es aktuell tut. Aber die Wut hält nicht lange. 99 % des Tages starre ich an die Wand und versuche zu verstehen, was passiert. Wie ich damit jemals klar kommen soll. Es zerreißt mich ähnlich wie 2016, man ist nicht handlungsfähig. Muss aufpassen, dass mir nicht mitten beim Einkauf die Tränen kommen. Alles, was man ansieht, sieht anders aus. Morgens denkt man, man würde sterben vor Sehnsucht und der Blick aufs Handy ist so voller Hoffnung, die dann zerschmettert wird. Ich glaube, richtig schlimm wird es erst, wenn ich wochenlang nichts mehr von ihm gehört habe und mir klar wird, dass er abgeschlossen hat.

Selbst wenn wir jetzt wieder zusammenkämen. ich würde immer wieder Angst haben, dass es wieder passiert. Mein Kopf weiß, dass es besser so ist. Aber mein Herz brüllt nach ihm und blutet. Kennt ihr das, wenn ihr mal mit der Hand gegen etwas schlagen müsst, nur um mal den Schmerz woanders zu spüren als im Herzen? Jede Ablenkung ist für die Tonne. Alle Liebeskummertipps, die man so liest, würde ich am liebsten nehmen und verbrennen. Ich bin so wütend auf alles. Wir wollten doch heiraten. Es ist, als hätte man mir mein gesamtes Leben aus der Hand genommen.

Und immer abends, besonders am WE, wenn kein Licht in seiner Wohnung brennt, fahre ich einen Film, wie er schon bei seiner nächsten Freundin ist und es sich gut gehen lässt.
Ich will das nicht. Wie komme ich da raus? Helft mir bitte.
Danke.
Angel 88

Oh wie ich Dich verstehen kann... Viele Deiner Worte klangen so als hätte ich Sie geschrieben... Auch wir waren fast 11 Jahre zusammen. Seit 2020 hat er mich 2 mal verlassen und kam 2 mal zurück... Am 27.8 ist er wieder gegangen. Er liebt eine andere..... Die will ihn zwar nicht aber er ist regelrecht besessen von ihr.
Unsere Beziehung war leider sehr toxisch und obwohl mein Verstand genau weiß das es das beste ist was mir passieren konnte leidet mein Herz so sehr.
Ich wünsche uns beiden das wir es irgendwann schaffen und erstmal mit uns selbst Glücklich werden.
Ich glaube das beste ist erstmal sämtlichen Kontakt ab zu brechen und Nummer zu löschen. Ist schwer. Hab ich aber auch getan. Ich will nicht mehr sehen was er macht, wo er ist. Das wirft einen jedes mal zurück