Hallo zusammen,
habe das Forum schon vor einiger Zeit entdeckt und war stille Mitleserin, wohl wissend, dass ich früher oder später selbst hier schreiben werde...
Ich bin 36 Jahre alt und habe die letzten 11 Jahre an der Seite meines Partners verbracht... mal glücklich, mal weniger glücklich aber immer stark und gewillt, die Beziehung aufrecht zu erhalten. So ging es uns beiden; es ist die ganz große Liebe. Aber ich fang am Besten mal von vorn an.
Habe meinen Freund vor 11 Jahren kennengelernt und es hat PENG gemacht. Wir sind innerhalb von 3 Monaten zusammengezogen und nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich unsere Beziehung zur Perfektion gemausert. Wir haben uns ein kleines Häuschen auf dem Land gekauft und 2 Hunde angeschafft. Alles war perfekt. Natürlich gab's auch bei uns Reibereien aber wir haben nie zu den Pärchen gehört, die sich bei jedem heftigen Streit trennen und dann wieder zusammenkommen. Wir haben alles miteinander durchgestanden und hatten oft viele und schlimme Sorgen. Zusammen waren wir aber stark.
Mein Freund war schon immer aktiver Bodybuilder und hat - neben diversen Nahrungsergänzungsmitteln - auch Steroide zu sich genommen. Diese Kuren waren für mich persönlich immer die Hölle, da er dadurch ein anderer Mensch geworden ist. Danach war alles wie vorher, Beziehung läuft, alle glücklich. Vor einigen Monaten dann hat er mir offenbart, dass er zum 40. Lebensjahr noch einmal top in Form sein wollte und das eine Herausforderung für ihn ist und er noch einmal eine Kur in Angriff nehmen wolle. Ich fand es zu diesem Zeitpunkt schon ganz schlimm, da wir in naher Zukunft Kinder haben wollten und durch den Steroidkonsum würde sich das weiter nach hinten verzögern... ich bin mit 36 auch nicht mehr die Jüngste und das hat mir ein bißchen Sorgen gemacht. Trotz meiner Bedenken habe ich zugestimmt, weil ich weiß, dass zu diesem Zeitpunkt sein Lebensglück davon abhing. In letzter Zeit war es bei uns auch finanziell sehr eng (durch Missmanagement der vorigen Jahre), so hat er viel nebenbei an der Türe gearbeitet. Die Kur hat er Anfang August begonnen... und mit jedem Tag hat sich mein Freund mehr verändert. Er ist wegen Kleinigkeiten ausgerastet und hat nur noch gestänkert. Ich habe mir immer wieder vor Augen gehalten, dass seine Hormone eben verrückt spielen und dass es auch wieder besser wird. Zu den Aggressionen kamen in kürzester Zeit auch tiefe Depressionen und Selbstzweifel. In 2 Monaten hat sich ein lebensfroher Mann in eine todtraurige tickende Zeitbombe verwandelt. Er hat mich nur noch drangsaliert und wurde gefühlskalt. Vor der Kur habe ich mich immer geliebt gefühlt und hatte nie Zweifel, dass er mir treu war. Dadurch, dass er sich so verändert hat, hab ich natürlich nach Gründen gesucht und angefangen, ihn zu kontrollieren. Wie ein Detektiv habe ich sämtliche Sachen durchwühlt, an T-Shirts gerochen, die Unterhosen gecheckt... und natürlich nie was gefunden. Ich habe ihm aber unterstellt, dass er mich betrügt, weil er sich so verändert hat. Nach einigen Tagen dann habe ich mir gedacht:Was mache ich hier eigentlich? Er hat mich noch nie betrogen und er wird es auch nicht tun!... ich wollte nicht zu solch einer Frau werden und habe mich zusammengerissen und bemüht. Mittlerweile haben die Steroide meinem Freund aber sehr zu schaffen gemacht, er ist richtig psychotisch geworden und fing an, an sämtlichem rumzumäkeln. Nicht nur an mir, auch die Hunde konnten es ihm plötzlich nicht mehr recht machen. Er hat sie nicht mehr gestreichelt geschweige denn beachtet. Mich natürlich noch weniger. Für jede Aufmerksamkeit musste ich betteln. Er hat mich nicht mehr in den Arm genommen oder überhaupt berührt. Er war einfach nur noch in seinem Wahn und hat in allem etwas Schlechtes gesehen. Plötzlich flüchtete er immer wieder und sagte, dass er es zuhause nicht mehr aushält. Das Haus und die Stadt, in der wir wohnen, würde ihn ankotzen. Ihn würde alles ankotzen. Ich hatte mittlerweile auch keine Kraft mehr und musste Schlaftabletten zum Einschlafen nehmen. Lange Rede, kurzer sinn.... nachdem er sich mal wieder für Nichts und wieder Nichts aufgeregt hat und auf unser Zuhause geschimpft hat, ist mir der Kragen geplatzt. Ich war so stinkewütend, weil wir in dem Haus immer glücklich waren. Habe ihm dann gesagt, er soll ausziehen, wenn alles so schlimm ist. Habe 2 Monate versucht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, hab mir Anfeindungen gefallen lassen, versucht, seine Traurigkeit zu lindern etc.aber ich war mittlerweile nervlich auch parterre. Er hat dann gesagt, er müsste an die frische Luft und kam nicht wieder. Als ich am nächsten Morgen aufgestanden bin, lag er auf der couch. Ich wollte noch einmal reden und mich entschuldigen für das, was ich tags zuvor gesagt habe, aber er hat es gar nicht richtig wahrgenommen. Ich muss dazu sagen, dass er in den letzten 2 Wochen richtig wahnsinnig war und kaum ansprechbar. Er hatte nur wenige lichte Momente, in denen er sich wie ein Mensch verhalten hat... wie ein trauriger Mensch aber eben menschlich. Er hat die Steroide jetzt auch entsorgt, weil er selbst merkt, dass sie ihm ganz stark auf die Psyche schlagen. Leider hat es eine Depotwirkung und hält mindestens noch 2 bis 3 Wochen an. Das Ende vom Lied ist, dass er mir sagte, dass er es zuhause nicht mehr aushält, für die Beziehung nicht in der Lage ist, dass er nichts mehr weiß und auch keine Ahnung hat, wie es weitergehen soll. Er hat aber gestern unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht mehr zu mir zurückkommt. Das tut mir sehr weh. Habe das ganze noch nicht vollständig realisiert und bin völlig geschockt. Wie soll ich ohne diesen Mann leben, den ich seit 11 Jahren wie am ersten Tag liebe? Ich habe keine Worte für das, was sich in mir abspielt. Ich bin am Boden zerstört...
Langer Post, aber ich musste mir das erst einmal alles von der Seele schreiben. Tut mir leid, viel zu lesen.
02.10.2012 09:00 •
#1