Hallo CobainsDisease,
ich habe mir gerade einen Großteil dieses Threads durchgelesen und mich entschieden, auch ein paar Worte zu schreiben. Ich verstehe nicht ganz, warum deine Trennung hier so sehr auf eine angebliche Mann-Frau-Problematik reduziert wird - eine Trennung ist immer schwierig und ich weiß nicht, inwieweit es hilfreich ist, sich an Stereotypen festzuklammern, die letztlich niemals die Realität treffen können.
Was ich damit eigentlich sagen möchte, ist, dass ich es überhaupt nicht schlimm finde, wenn du weinst und wenn du viel weinst und dass es nichts mit Jammern zu tun hat. Auch dass deine Ex-Partnerin dir noch immer wie die perfekte Partnerin vorkommt, hat nichts mit Rumjammern zu tun, sondern ist Ausdruck dessen, dass du 11 Jahre in einer Beziehung gelebt hast, in der du zufrieden warst. Du warst es 11 Jahre lang gewohnt, jeden Tag Liebe und Aufmerksamkeit von ihr zu erhalten, du warst es gewohnt, alles mit ihr zu teilen. Und deswegen ist es auch mehr als verständlich, dass du nach 2 Monaten immer noch wieder Gedanken hast, die glauben, dass sie die perfekte Partnerin ist. Denn diese Gewohnheiten müssen sich ganz langsam ändern. Du schreibst ja selbst, dass du jeden Tag allein aufwachst und deine Gedanken zu ihr wandern etc. Und dass wird sich nun langsam ändern. Du wirst immer weiter jeden Tag allein aufwachen und irgendwann wird das normal sein. Irgendwann wirst du dich daran gewöhnt haben, deinen Tagesablauf, Wochenablauf, Monatsablauf und deine gesamte Lebensplanung nur für dich zu machen. Es ist klar, dass es jetzt noch schwer fällt, nach vorn zu schauen, ohne an sie zu denken, denn du hast 11 Jahre nach vorn geschaut und dabei an sie gedacht. Nimm dir Zeit und gib dir Zeit, es ist normal!
Ich habe zudem herausgelesen, dass du deine Partnerin gern nochmal treffen möchtest, dass du glaubst, dass du das brauchst, um abzuschließen. Und anscheinend bin ich allein mit der Meinung, dass du das machen solltest, wenn du das Gefühl hast, das zu brauchen! Es ist gut, auf seine Gefühle zu hören, denn auch wenn sie gerade noch alle danach schreien, wieder mit ihr zusammen zu kommen, werden sie sich auch ändern. Und du schreibst ja selbst, dass du mittlerweile schon weißt, dass es nichts bringt, ihr zu schreiben, weil die Person, die du erreichen möchtest, nicht da ist. Vielleicht hilft es dir, diese Person nochmal zu treffen und festzustellen, dass sie wirklich nicht mehr da ist. Es ist das allerwichtigste, dass du die Trennung akzeptierst. Du musst in den Zustand kommen, an dem du akzeptierst, dass es vorbei ist, dass es kein Zurück gibt. Und bevor dieser Zustand eingetreten ist, kann es helfen, nochmal alles in Bewegung zu setzen, was man in Bewegung setzen möchte. Wenn du aber eigentlich sowieso schon dabei bist, die Trennung zu akzeptieren und wirklich zu verstehen, dass die Person, mit der du in einer Beziehung gewesen bist, so nicht mehr da ist, dann brauchst du das Treffen vielleicht schon gar nicht mehr. Und dann ist es genau richtig, dir eine Zeit zu setzen, in der du auf keinen Fall Kontakt zu ihr haben möchtest. Ohne Kontakt kannst du dich leichter daran gewöhnen, dass es sie wirklich nicht mehr für dich gibt, dass sie in deinem Leben (vorerst) keine Rolle mehr spielt. Bevor eine potenzielle Freundschaft möglich ist, musst du dich von ihr lösen und ich glaube, dass das auch der einzige Weg ist, um überhaupt eine Freundschaft zu ihr zu führen. Wenn du nun zu schnell eine Freundschaft möchtest, dann wirst du vielleicht irgendwann feststellen, dass du unter dem Deckmantel der Freundschaft nur die Hoffnung auf ein Beziehungs-Revival versteckt hast - und das solltest du vermeiden! Schließe ab, lass los! und das braucht Zeit!
Ich glaube, dass Erklärungen und Gründe nicht wirklich dabei helfen, Trennungen zu verarbeiten. Es kann helfen, mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin im Austausch zu stehen, bis man versteht, dass es vorbei ist. Denn mehr braucht es eigentlich nicht. Es ist letztlich egal, ob sie dich wegen des anderen Kumpels verlassen hat oder aus fehlender Liebe, aus Egoismus oder warum auch immer. Die Tatsache, dass sie sich getrennt hat, bleibt stehen. Ob/dass sie vielleicht etwas mit einem anderen hat, hat nichts mit dir zu tun. Und da solltest du dich auf jeden Fall auch in Schutz nehmen. Wenn sie was mit einem anderen hat, macht es dich nicht schlechter. In eurer Beziehung lief irgendetwas nicht so gut und mit etwas mehr Abstand wirst du vielleicht auch sehen können, welche Dynamiken das gewesen sind. Dass ihr beide dafür Verantwortung tragt und nicht DU schuld bist, wurde hier ja schon geschrieben. Und letztlich führen Dynamiken eben dazu, dass Partner sich entfernen und nur einer es merkt oder der andere es nicht wahrhaben möchte oder oder oder. Liebe kann vergehen und so furchtbar schmerzhaft es ist, so gut ist es auch. Denn angenommen, dass ihre Liebe nun vergangen ist oder sich verändert hat, dann heißt das auch, dass das auch mit deiner Liebe passieren kann Und in keinem Fall ist ein neuer Partner ihrerseits eine Abwertung deiner Person. Der Wert deiner Person hängt nicht von ihr ab, das musst du nun Stück für Stück lernen. Er hängt meiner Meinung nach auch nicht davon ab, wie viele andere Partnerinnen oder auch S. man hat. Er hängt davon ab, was du an dir selbst schätzt und wie du im Leben stehen möchtest!
Vielleicht noch ein paar Überlegungen zur Liebe: Dass du dich nach ihr sehnst und sie zurück möchtest, hat viel mit dir zu tun. Mit deiner Angst vor dem Alleinsein, mit deiner Sehnsucht nach Aufmerksamkeit und Liebe. Denke ein bisschen darüber nach und frage dich: Vermisst du SIE als Person? Oder vermisst du die Art und Weise, wie du dich in ihrer Gegenwart und in der Beziehung zu ihr gefühlt hast? Vermisst du die Stabilität und Zukunftssicherheit oder vermisst du SIE? Ich denke, es ist nicht immer leicht, das zu unterscheiden, aber es kann helfen! Und in diese Überlegungen solltest du definitiv einfließen lassen, wie sie dich behandelt hat! Denn das ist nicht von ihrer Person unabhängig. Manchmal macht man den Fehler und denkt ja in dieser Ausnahmesituation war sie sch., aber vorher war sie perfekt. Sowas gibt es nicht! Auch das Verhalten in Ausnahmesituationen gehört zu einer Person. Und daher muss das auch in die Beurteilung einfließen, ob du diese Person wirklich vermisst!
So, ich hoffe, ich habe vielleicht ein paar Worte gefunden, die dich zum Nachdenken anregen Ich glaube nicht daran, dass stereotype Mann-Frau-Bilder perfekte Erklärungen für Trennungen liefern. Gründe für Trennungen sind individuell und sie können mit so vielen verschiedenen Dingen zusammenhängen. Ebensowenig denke ich, dass es hilfreich ist, sich an einem Idealbild Mann festzuhhalten und sich damit zu vergleichen - das kann in vielen Punkten einfach nur frustrierend sein und dann stellt sich die Frage, wieso man sich frustrieren lässt, wenn man eigentlich einfach so zufrieden mit sich sein könnte, wie man eben ist. Frag dich, was DIR wichtig ist im Leben. Darauf kommt es an!
06.10.2017 14:54 •
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