Vielen Dank für deine Geschichte. Das lesen deiner Beiträge hat mir wirklich sehr geholfen den gestrigen Abend zu überstehen. Sie erinnert mich sehr stark an meine eigene und wir sind in vielerlei Hinsicht ziemlich gleich musste ich feststellen. Ich bin auch ein sehr rationaler Mensch, der seine emotionale Seite erst so wirklich jetzt erkennt.
Wir lernten uns vor knapp 12 Jahren (09/2006) kennen. Sie war damals 17 und ich 20 Jahre alt. Es hat knapp drei Monate intensive ICQ- und MSN-Chats benötigt bis zu unserem ersten Date. Wir kamen dann recht schnell zusammen und führten knapp drei Jahre eine glückliche Fernbeziehung, da ich beruflich in Deutschland noch sehr viel unterwegs war. Nahezu jedes Wochenende bin ich zu ihr fahren - egal wie weit der Weg auch war.
Da jetzt ihr Studium anstand und ich vorerst beruflich an einem Ort verbleiben musste, entschieden wir in unsere erste gemeinsame Wohnung zu ziehen. Alles war bestens. Natürlich gab es immer mal ein wenig Streit über die Nichtigkeiten des Lebens oder unterschiedliche Ausrichtungen, aber vielleicht hätte ich damals schon merken müssen, dass es nicht funktionieren kann. Schon früh in unserer Beziehung musste ich erkennen, dass Sie oftmals nur an ihre eigenen Interessen denkt oder mich auf eine Stufe mit (neuen) Freunden stellt. Vielleicht habe ich mich so sehr an eine Zukunft mit ihr geklammert, dass es unvorstellbar war nicht mit ihr zusammen leben zu wollen. Sie ist eine wunderschöne Frau, die sehr gut bei Männern ankommt und eigentlich schon immer weit über meiner Liga. Vielleicht kam das auch noch dazu. Ich habe ihr immer Ihren Freiraum gelassen, weil sie den einfach brauchte. Ich habe sie in allem unterstützt die Jahre und gleichzeitig nie wirklich etwas von ihr eingefordert. Aber wie sollte ich auch, wenn sie plötzlich wieder das süße Mädchen ist, das in deinem Arm liegt und einen anstrahlt. Dann sieht man nur die positiven Dinge die man an ihr hat. Ich will auch gar nicht bestreiten, dass ich nicht auch einige Macken habe, die vielleicht auch schließlich zu unserer Trennung führten.
Im Jahr 2013 musste ich nochmal für ein Jahr weg. Wir führten wieder eine Fernbeziehung. Doch als ich wieder kam suchte sie das erste mal ein Gespräch auf: Ich weiß nicht, ob das Freundschaft oder Liebe ist. Für mich brach eine Welt zusammen, denn ich habe es absolut nicht kommen sehen. Sie wollte zu Ihren Eltern ziehen, aber ich hielt sie auf und wir sprachen darüber.
Ein halbes Jahr später im Frühling 2015 suchte Sie sich nach dem Studium einen Job in der Nähe ihrer alten Heimat. Auch das hatten wir nicht wirklich gemeinsam entschieden, aber ich akzeptierte es, denn es war für sie eine große Möglichkeit. Ich richtete meine Zukunft danach aus und wollte im Herbst ein Studium in der Nähe beginnen. Wir führten für einige Monate eine Fernbeziehung und zogen anschließend wieder zusammen. Leider fanden wir keine anständige Wohnung in dem Raum in dem wir eigentlich leben wollten, also haben wir uns notgedrungen für etwas zwischen ihrem Arbeitsort und meiner Hochschule entschieden. Das war der größte Fehler, denn aufgrund des vielen Berufsverkehrs brauchte sie so pro Strecke fast eine Stunde fahrt, was über Monate unsere Beziehung stark belastete. Sie war nur noch schlecht gelaunt nach der Arbeit, ich vertieft in mein Studium... man lebte absolut parallel.
Im Sommer 2016 suchte sie das Gespräch und teilte mir mit, dass sie in die Großstadt ziehen wolle. Alleine. Sie sei unglücklich und habe Angst etwas zu verpassen. Ich war zu diesem Zeitpunkt genauso genervt von Ihr und lies sie gewähren. Schon damals hatte ich starken Trennungsschmerz, aber konnte ich Ihr handeln irgendwie nachvollziehen. Sie ist vorerst zu ihren Eltern gezogen. Meine Semesterferien hatten gerade begonnen und ich hatte einfach nichts zu tun. Ich habe viel Sport gemacht und versucht damit klar zu kommen. Auch ihre Eltern oft besucht und bin darüber auch irgendwie nach einem Monat wieder in Kontakt mit ihr getreten. Sie wollte mich regelmäßig sehen, teilweise drei bis viermal aber die Woche, auch wenn anfangs kalt und freundschaftlich. Teilweise hätte man vielleicht aber auch denken können, dass wir gar nicht richtig auseinander waren oder sie Ihre Entscheidung doch bereut, aber unsicher war. Nach drei Monaten hat sie dann eine Wohnung gefunden. Ich habe ihr (als einziger Freund) beim Umzug geholfen. Später sagte ich ihr aber, dass ich jetzt nicht mehr so für sie da sein kann wie bisher, weil ich damit abschließen müsse. Sie hat mich geküsst und es fühlte sich an wie zehn Jahre zuvor.
Wir waren wieder zusammen und glücklich, wenn auch wohnlich getrennt. Es war alles bestens. Jeder war zufrieden und konnte seinen Freiraum genießen. Ich brauchte ihn für mein Studium und sie brauchte Ihn, um sich mit Kollegen/innen in der Großstadt zu treffen. Weihnachten 2017 machte ich ihr dann einen Antrag und sie sagte ja. Alles schien perfekt. Wir sind im März zusammengezogen, haben uns im Sommer einen Roller gekauft und waren glücklich. Wirklich glücklich. Wir haben uns Hochzeitslocations ausgesucht, sogar erst vor zwei Wochen noch eine Zusage verschickt. Wir waren gerade am überlegen wie wir unsere Safe the date Karten machen sollen. Dann kam es wie es kommen musste vor drei Wochen: Ich war sauer auf Ihr Verhalten, weil sie wieder nur an ihre Interessen gedacht hat und mich quasi wieder in ihrer Wochenendplanung ausgeschlossen hat. Gleichzeitig war sie enttäuscht von meinem Verhalten, dass ich nicht einfach wieder ihr nachlaufe. Monate lang wollte sie nicht feiern, weggehen oder sich mit mir und mit Freunden treffen, obwohl ich ihr das immer wieder vorgeschlagen habe. Sie hatte es definitiv nicht leicht in den letzten Monaten (Gesundheit, Arbeitsbelastung, Stress etc.). Aber ich kann nicht immer alles auffangen, wenn ich selbst noch mit Problemen zu kämpfen habe (z.B. habe ich fast drei Monate verzweifelt nach einem Thesisthema gesucht in der Zeit, obwohl ich schon längst mit dem Studium bis dahin fertig sein wollte).
Sie hat sich etwas distanziert und ich merkte, dass etwas nicht stimmt. Drei Tage vor der Brautkleidanprobe kam es dann zum Streit und wir haben uns einige Dinge an den Kopf geworfen, weil ich dachte, dass sie damit auch mal mein Verhalten verstehen kann. Das war nun vor genau zwei Wochen. Aber das konnte sie nicht - wie immer. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht und vor allem nicht daran, dass es jetzt aus sein könnte, denn wir waren gerade die Hochzeit am planen. Am Tag der Brautkleindanprobe bekam sie wohl dann Panik. Abends hat sie sich mit Arbeitskollegen getroffen, aber komischerweise aus einer anderen Abteilung. Ich wusste hier schon, dass irgendwas absolut nicht stimmen kann. Sie hat sich immer weiter zurückgezogen, aber uns auch keine Chance gegeben darüber zu reden was denn los sei. Jeden Tag wollte sie raus und sich mit ihren Freundinnen treffen oder flüchtete zu einer Freundin die angeblich selbst Probleme hatte. Dann hat sie sich wohl letzte Woche abends heimlich mit einem Arbeitskollegen getroffen, auf den sie schon länger ein Auge geworfen hat. Die Gefühle hatte sie wohl schon länger, aber hat sie immer unterdrückt. Den Kontakt hat sie nach unserem Streit gesucht und fühlte sich scheinbar dann in der Nacht der Brautkleidanprobe bestätigt von ihm. Einen Tag später sucht sie das Gespräch und verlässt mich. Erneut.
Aber dieses mal ist es ganz anders als vor zwei Jahren. Ich kann einfach nicht verstehen was da passiert ist. Wir waren wirklich wieder glücklich bis zu diesem Streit bzw. dem Vorgeplänkel. Diesmal war es kein Prozess der über Monate verlief wie damals. Ich kann verstehen, wenn man sich nach 12 Jahren mal zu einer anderen Person hingezogen fühlt, vor allem in einem Moment in dem wir ein paar ungeklärte Probleme hatten. Sie konnte sich immer frei entfalten und ich habe Sie nie an irgendwas behindert. Sie hatte ein schweres Jahr, aber ich war immer für Sie da. Und dann kommt es zu einem kleinen Streit, sie fühlt sich ungeliebt und hinterfragt erneut alles? Ich verstehe die Welt einfach nicht mehr.
Ich denke dieses mal ist es sinnlos noch einmal um sie kämpfen zu wollen. Vielleicht erkennt sie auch, dass es vielleicht doch nur den Bezug zu der Situation hatte. Sie versucht momentan mit mir in Kontakt zu bleiben und fragt mich ständig wie es mir geht. Ich weiß nur nicht, ob aus Mitleid oder weil sie vielleicht doch selbst darüber nachdenkt, dass es vielleicht ein Fehler war.
edit: Ich habe auch mal einen Beitrag aufgemacht. Vielleicht hilft mir das wie dir...
26.10.2018 11:06 •
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