Guten Abend,
ich schreibe mal wieder aus meinem Loch, in das ich mich verkrochen habe. Heute war ein sehr anstrengender und emotionaler Tag. Mein Ex ist aufgetaucht und wir haben geredet. Ich habe ihm gesagt, dass er mich anders behandelt als zuvor und wo sein Problem genau liegt, ob ich was gemacht habe usw. Er hat nur rumgedruckst und ausreden gesucht. Ich habe ihm genau angesehen, dass da mehr dahinter ist und ihn gebeten doch einfach klar auszusprechen was er denkt. Er meinte damit würde er mich nur verletzen, ich sei nicht reflektiert genug, um das zu verstehen und dann würden wir nur streiten. Das Fass will er nicht aufmachen. Ich habe ihm gesagt dass ich das selbst entscheiden kann und dann hat er losgelegt.
Er hat Dinge über unsere Beziehung und meine Psyche gesagt, über seine Entscheidung sich zu trennen und darüber, dass er unsere Beziehung für toxisch hält, unser Kontakt ihn vergiftet und er deshalb auf Distanz geht und keinen Kontakt und auch keine Freundschaft sieht. Und da sitze ich nun... Für mich war er immer ein sehr reflektierter Mensch, zu dem ich was psychologisches Wissen und Persönlichkeitsentwicklung angeht immer hinauf geblickt habe. Alle Handlungen von ihm, die ich nicht für gut hieß, konnte er so erklären, dass er am Schluss der Kluge oder das Opfer war und er hatte mich immer wieder an der Angel. Und auch jetzt ist er derjenige, der unter mir gelitten hat. Ich habe alles für ihn getan. Aber da er ja sonst in meinen Augen recht hatte, habe ich nun auch wieder die Tendenz ihm zu glauben.
Bin ich wirklich so wie er mich beschreibt? Habe ich ihn wirklich so eingeengt? Habe ich soviele schwierige psychische Themen? Bin ich so unnormal? Ist seine Neue wirklich soviel besser in ihrer Persönlichkeit? Er sagte im Gespräch immer keiner hat Schuld aber im Endeffekt war alles ich...
Mit der Grundaussage, dass wir eine toxische Beziehung hatten, hat er aber auf jeden Fall recht. Für mich war die Beziehung sehr anstrengend, ständig darauf zu achten, dass es ihm gut geht und ihn psychisch oben zu halten, hat Kraft gekostet. Gleichzeitig hatte ich nicht das Gefühl von ihm emotional die Unterstützung zu bekommen, die ich gebraucht hätte. Ich hatte ständig das Gefühl, für ihn nicht gut genug zu sein und ihn zu verlieren. Es war ein ständiger Wechsel von Love-Overload und Liebesentzug, von Charakter- und Bedürfnisänderungen seinerseits, so dass ich einfach nicht hinterhergekommen bin.
Gleichzeitig ist mir inzwischen bewusst, dass ich auch definitv Themen bei mir habe, die ich angehen muss. Ich definiere meinen Selbstwert irgendwie darüber, wie sehr ich gebraucht werde - zumindest wie sehr ich von ihm gebraucht werde - und hatte starke Verlustangst. Mit Sicherheit hat ihn das auch eingeengt. Meine Aufgabe ist es nun, mit mir selbst ins Reine zu kommen, mich selbst zu finden und nach Vorne zu schauen, damit ich weiss, wer ich bin, was ich brauche und wie ich leben möchte. Und hoffentlich kommt dann irgendwann ein Mann an meine Seite, der zu mir passt. Ähnliche Werte hat und auch bereit ist in einer Beziehung Gutes und Schlechtes zu teilen, füreinander da zu sein, füreinander Verantwortung zu übernehmen, und trotzdem jeder man selbst sein kann. Das wäre mein Wunsch.
Ob ich wirklich der so große toxische Part war, weiss ich nicht. Vielleicht ja, vielleicht aber nein und er ist doch ein sehr guter manipulativer Mensch, der es wieder schafft mich klein zu machen. Ich werde es wohl nie herausfinden. Seine Meinung über mich erklärt aber auf jeden Fall sein jetziges Verhalten (sofern es nicht strategisch manipulativ ist). Er sieht mich als toxisch, mich als die Person, die ihn runtergezogen hat - klar, dass er dann nicht schaut, wie es mir geht, wenn seine Retterin hier mit einzieht, ich bin in seinen Augen immernoch diejenige, die ihn von seinem Glück abhält.
Ich glaube, es gehören zwei dazu, er hatte seinen Anteil und ich meinen an dem ganzen Schlamassel. Ich wünschte er könnte das auch so sehen und auch die guten Zeiten. Dann könnte jeder seinen Weg gehen, da man eben einfach nicht zusammengepasst hat und jeder seine Themen hat, an denen er zu arbeiten hat. Und man könnte als Mensch einander immernoch wichtig sein. Sieht der eine den anderen als Gift, ist das natürlich nicht möglich. Ich wünsche ihm, dass er das in seinem Leben findet, was er sucht, befürchte aber, dass das nicht passieren wird, wenn er nicht auch bei sich sucht. Aber das geht mich nun nichts mehr an...
16.12.2023 18:16 •
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