Liebes Forum,
ich bin neu hier. Mein Name ist S. und werde im September 38, Programmierer und Friedhofsgärtner. Ich lese hier seit einigen Monaten viel mit und nach langer Reflektion möchte ich nun meine eigene Geschichte niederschreiben.
Meine folgende Geschichte wird sehr lange werden und ich hoffe, daß es jemanden gibt, der so viel Durchhaltevermögen beim Lesen hat und mir antworten möchte. Auch für Interpretationshilfen bin ich überaus dankbar Hierfür schonmal im Vorraus ein großes Dankeschön!
Meine Ex-Freundin L. (20), von der ich nun seit fast 4,5 Monaten getrennt bin, und ich lernten uns im Winteranfang 2016 kennen und wir waren uns auf Anhieb sehr sympathisch. So kam es, daß wir uns anfreundeten und nach und nach immer mehr Zeit miteinander verbrachten, welche unheimlich schön war. Wir verliebten uns, ungeachtet dem Altersunterschied, ineinander. Wir sind beide Jungfrau vom Sternzeichen und wir fanden, daß es noch nie jemanden gab, mit dem wir uns so gut verstanden haben. Wir redeten auch offen und viel über unseren Altersunterschied und stellten immer wieder fest, daß das kein Hindernis sein wird es eher gesellschaftlich manchmal schwierig sein könnte aber wir das gemeinsam meistern werden. L. ist für ihr Alter unglaublich reif im Kopf und sehr intelligent und kreativ. Ich hatte stets das Gefühl als würden wir meistens auf Augenhöhe kommunizieren und sein. An Sylvester 2017 (01.01.2017) kamen wir dann offiziell zusammen.
Unsere Beziehung zueinander kann ich einfach nur als wundervoll bezeichnen. Wir sind beide Menschen mit viel Humor und Interessen und so etwas wie Langeweile gab es bei uns einfach nicht. Wir lachten viel miteinander und es wurde schnell ein sehr harmonisches und inniges Verhältnis das wir zueinander hatten. L. begeisterte mich durch ihr weltliches Denken, ihre Einstellung zum Leben und ihre Intelligenz jeden Tag aufs Neue. Auch L. sagte und schrieb mir immer wieder, was ich für sie für ein wundervoller und unersetzbarer Mensch bin, den es kein zweites Mal gibt. Wir bauten zueinander ein so großes Vertrauen auf wie ich ehrlich sagen muß, noch nie vorher mit einem Menschen haben konnte. Wir konnten einfach über alles offen und stundenlang reden, lachen, gemeinsam weinen und wir spürten uns dabei sehr intensiv.
Es bürgerte sich wie selbstverständlich ein, daß wir unseren gesamten Alltag miteinander teilten, uns daran teilhaben ließen und aus nichts ausschlossen. Sie sagte mir auch so oft Danke für deine Liebe! und, daß sie noch nie so einen warmherzigen und fröhlichen Menschen wie mich getroffen hätte.
Klar hatten wir auch ein paar Mal kleine aber unspektakuläre Meinungsverschiedenheiten die aus Missverständnissen heraus kamen aber schnell gelöst wurden und nie ein Problem darstellten.
Wir sind beide leidenschaftliche Gamer (ja ich bin junggebliebene 37 ) und für mich war es selbstverständlich, daß ich auch auf die z.T. noch jugendlichen Bedürfnisse, Ansichten und Unerfahrenheit Rücksicht nahm. Sie lernte sehr viel von mir und ich gab ihr gerne meine Erfahrungen weiter. Wir saugten uns quasi gegenseitig ein wie ein Schwamm und genossen dies so unwahrscheinlich.
Auch Probleme des Anderen waren uns immer wichtig und wir halfen uns mit Leichtigkeit bei allem was anstand. Ich glaube, wir lernten uns in dieser Zeit kennen, schätzen und lieben, wie es in vielen Beziehungen erst nach längerer Zeit der Fall ist. Ob das Gesund war, das kann ich leider bis heute nicht beurteilen aber ich selbst sehe darin nichts Negatives. Unsere Tage und Beziehung war vollgefüllt von Dingen die uns glücklich und ausmachten. Die nächsten 7 Monate waren die glücklichsten in unserer beider Leben.
Auch war ich ihr Erster
Zu L.: Ihre Eltern sind beide schon lange geschieden, sie hat bei ihrer etwas depressiven Mutter gelebt und der Kontakt zu ihrem Vater ist leider nicht der den sie sich wünschen würde. Sie hat wegen ihren Familienverhältnissen, in denen es früher wohl auch öfter Gewalt gab, auch immer mal wieder sehr geweint.
Zu dieser Zeit hatte ich einen heftigen und langandauernden Rechtsstreit mit meinem Vermieter den ich aus einem Formfehler meinerseits verlor. Ich hatte vor L. keinerlei Geheimnisse zu keiner Zeit auch nicht was Vergangenes in meinem Leben betraf. Da ich in meiner Jugend 2x wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis verurteilt wurde, waren die strafrechtlichen Konsequenzen meines Formfehlers einschneidender als gedacht. Ich wurde also zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt welche sich auch nicht durch eine Berufung revidieren ließen (ich kam nach 3 Monaten nach Hause). Zu dieser Zeit war ich selbständiger IT-Dienstleister und legte diese Arbeit dann daraufhin still.
L. und ich schrieben beide Gnadengesuche. Es ergriff mich sehr, mit wieviel Ergeiz und Hingabe sie für mich kämpfte! Ich sagte ernst zu ihr, daß wenn sie sich trennen wolle, ich das verstehen würde da ich nicht erwarte, daß sie das aushält und ja auch weil sie noch so jung ist und ich ihr nichts schlechtes damit antun will. L. meinte Schatz was redest du denn da! Wir schaffen das gemeinsam und danach haben wir doch alle Zeit der Welt für uns! Wir schaffen das, Schatz! Mit ihrer Liebe, Hingabe und dem Ernst den sie in all das investierte, rührte sie mich oft zu Tränen. Noch nie hatte ein Mensch so derartig hinter mir gestanden.
Wir gingen zusammen zu einer Psychologin und erzählten dieser alles. Sie wollte uns helfen und erstellte also ein psychologisches Gutachten über mich, welches wir einreichten. Wir versuchten alles damit diese Sache uns nicht trennen würde. Da die Laufzeit der Gnadengesuche und des Gutachtens etwas dauerte, ging ich für einige Wochen in einen versteckten Wohnwagen der hinter der KFZ-Werkstatt eines guten Freundes geschützt stand. Ich erwartete nicht von L., daß sie mitkommen würde und sagte ihr das auch aus meiner erwachsenen Sichtweise heraus. Sie sagte Schatz nein, da wo du hingehst da gehe auch ich hin. Du bist meine Familie!. Also zogen wir in den besagten Wohnwagen ein. Nahmen so viele Sachen mit wie wir brauchten und hatten auch die Playstation dabei. Trotz des Grundes weswegen dieser Umstand war, war diese Zeit für uns beide wunderschön und sehr innig.
L. arbeitete im Ort und fuhr mit Rad jeden Tag vom Wohnwagen zur Arbeit und zurück. Ich arbeitete derweil in der KFZ-Werkstatt meines Freundes.
Wir redeten in dieser Zeit sehr viel über uns, über die Zeit wenn ich weg sein sollte und was danach ist. Ich gab auch immer zu bedenken, da ich nicht zulassen wollte, daß L. in irgendetwas blauäugig hineinläuft, daß wenn das alles passieren sollte, danach vieles von Null weg wieder aufgebaut werden müsse und auch finanziell würde es eine Zeit dauern bis alles wieder in Ordnung wäre.
L. verstand alles und sagte stets, daß ihr das klar ist und wir beide das gemeinsam schaffen und wir doch die Zeit hätten. Sie sagte Es geht nicht immer alles von heute auf morgen. Ich weiß, daß wir vielleicht einige Monate brauchen werden aber danach haben wir es dann geschafft. Diese Zuversicht und das Wissen von einer damals fast 19-jährigen verblüffte mich oft aber ich fühlte mich sehr gut, so eine intelligente und leidenschaftliche Partnerin mit festen Zielen vor Augen, an meiner Seite zu haben. Ich gab L. alles von mir was ich nur konnte und ich tat dies alles so unheimlich gerne.
Nach ca. 1,5 Monaten verpfiff mich irgendjemand, bevor die Gesuche bearbeitet waren. Ich wurde also am 23. Juli 2017, vor den Augen meiner Lebensgefährtin (so sagte sie es immer selbst) L., verhaftet. Die Beamten waren sehr nett und gaben uns beiden noch fast eine Stunde Zeit um uns voneinander zu verabschieden. Auch vor den Türen der JVA gaben sie uns eine Menge Zeit dafür. L. sagte während sie mein Gesicht in Händen hielt Schatz ich versuche alles um dich da rauszuholen. Bitte halte durch!. L. und ihre Mutter wohnten Luftlinie 100 Meter gegenüber, so daß wir uns vom Fenster und Balkon aus sehen konnten (furchtbar schlimm kann ich gar nicht beschreiben).
Zwei Tage später kam L. zum ersten Besuch. Wir waren beide schockiert, daß wir uns durch eine Glasscheibe ansehen mussten und nur über ein Telefon miteinander reden konnten. Es ist nicht zu beschreiben, wie schlimm es ist, wenn man seine Frau zwar sieht und hört aber sie weder in den Arm nehmen, trösten noch sie riechen und küssen kann. Aber auch das hielt uns nicht davon ab, miteinander auch zu lachen und unsere Liebe zu spüren. Die Scheibe sollte für 3 Monate aufrecht bleiben bei 3x 1 Stunde Besuchszeit im Monat. Das nahm ich so nicht hin. Ich schrieb mehrere Briefe an die Leitung und legte auch meine Motivation dar, daß ich einfach nur meine Beziehung weiter pflegen möchte und meine Frau in den Arm nehmen will. Nach 8 Besuchen wurde endlich diese Scheibe vorzeitig gelöst und wir konnten uns in der Cafeteria sehen und im Arm halten.
L. sagte jedes Mal, daß ihr jeder Besuch wieder Kraft gibt. Auch kümmerte sie sich in der Zeit um meine Zwergpinscherhündin Luna. Wir schrieben uns viele Briefe und Karten. So schöne und wundervolle Briefe und Karten, Zeichnungen habe ich noch nie vorher von irgendjemandem erhalten. Aus jedem Brief ging die tiefe Liebe von L. hervor und ihre Sehnsucht und Freude, auf das geplante, gemeinsame Leben danach. Auch ihr schrieb ihr viel und zeichnete für sie. L. suchte in der Zeit nach einer Wohnung für uns.
Eines Tages ging es L. sehr schlecht, sie erzählte, daß sie unter psychischem Druck stand auch die seit September begonnene Ausbildung im Einzelhandel schien ihr teilweise zu schaffen zu machen. Sie fühlte sich nicht angenommen und verloren. Ich hatte die Möglichkeit, einen Antrag auf 3/4 der Strafe zu stellen. Ich redete mit L. bei einem Besuch darüber. Ich hätte quasi 6 Wochen Restzeit auf 3 Jahre Bewährung auf mich genommen. L. sagte Schatz, ich kann und will das nicht für dich entscheiden aber wenn ich es dürfte dann würde ich sagen bitte komm Schatz ich brauch dich!. Also unterschrieb ich bei der Richterin und konnte am 30. Oktober 2017 wieder zu L. nach Hause. Sie hatte sich extra die Woche Urlaub genommen und laut ihrem letzten Brief und Besuch freute sie sich wie ein Kleinkind darauf, daß wir beiden Blödelköpfe endlich wieder vereint sind.
Gut die Gefängniszeit mal übersprungen. Als ich also am 30. Oktober um 6 Uhr früh entlassen wurde, stand meine L. nicht da um mich abzuholen. Ich wartete in meinem dreckigen T-Shirt noch eine Weile und ging dann traurig und verwirrt zu meiner Mutter. Zu L. ging ich nicht, da mich das so verunsicherte, daß ich nicht wußte, ob ich noch willkommen sei und auch weil ihre Mutter wohl anwesend sein würde. Meine Mutter sah mich ganz erstaunt an und verstand nicht, wo L. ist. L. kam dann 2 Stunden später zu meiner Mutter. Ich rannte ihr entgegen und wirbelte sie voller Freude wild durch die Luft. Auch L. freute sich total, leider konnte ich durch meine eigene Freude nicht sehen, wie sehr sie sich wirklich freute.
Nach einem Frühstück gingen wir zu ihr nach Hause. Ihre Mutter war verreist so waren wir allein. Da wir beide von der schlaflosen Nacht noch ziemlich müde waren, legten wir uns erstmal ins Bett, kuschelten innig und schliefen nach ein bisschen Reden eng aneinandergekuschelt ein. Als wir aufwachten, machte mir L. Frühstück und Kaffee Sie sagte Sonst hast du immer für mich so toll gekocht, jetzt drehen wir den Spieß mal um . Wir redeten, lachten und schmusten viel. Nach dem Frühstück wurde L. still. Sie setzte sich an ihre Playstation und zockte ihr neues Spiel (Assassins Creed Origins). Ich war ein wenig irritiert aber wollte nichts dazu sagen, da ich ja erst wieder da war und nicht gleich etwas komisch finden wollte. Sie bedeutete mir, daß ich mich doch hinter sie setzen und sie von hinten umarmen soll. Ich tat dies.
Was ich an mir bemerkt hatte - wenn man aus dem Gefängnis kommt, sind die Sinne noch nicht wieder alle so entfaltet und man ist mit manchen Eindrücken etwas überfordert, vor allem was Töne oder schnelle Abläufe angeht. Sie erklärte mir während des Zockens was in dem Spiel bisher alles war und dies und das und ich kam gar nicht wirklich mit. Ich saß mehr oder weniger still hinter ihr und hatte meine Arme um sie geschlungen. Ich sagte zu mir selbst Okay, sie hat ja auch 3 Monate lang einen Alltag gehabt, das muß für sie jetzt auch erst wieder alles werden. Hmmm. so vergingen die Tage nach genau dem gleichen Schema. Auch unser sonst so offener S. war anders. Was sehr auffällig war, daß L. nicht mehr so offen und ausgelassen redete wie ich es von ihr kannte. Sie war plötzlich extrem introvertiert und schien oft lange in Gedanken versunken zu sein. Ich bat sie um ein Update damit ich mich wieder einfinden kann. Sie sagte Och es ist nicht viel passiert Schatz. Ich war meistens nur in der Arbeit und zuhause. Ohne dich hat mir nichts mehr Spaß gemacht und ich wollte ohne dich nichts machen. Ich bin nun wirklich kein Mensch, der schnell paranoid wird oder dergleichen aber die gesamte Atmosphäre fühlte sich seltsam an und ich bekam immer mehr das Gefühl, als wäre ich plötzlich ein Störfaktor. Nach 3 Tagen fragte ich meinen Schatz ganz aufmerksam, was denn los sei und ob irgendetwas nicht stimme. Sie antwortete ganz verwundert, daß doch alles in Ordnung sei und sie nicht wisse was ich meine. Ich beschrieb ihr mein Erleben der letzten Tage und daß mich das ein wenig verunsichern würde auch weil sie so in Gedanken zu sein schien. Sie sagte Ach ich weiß selbst gar nicht was ich denke weil das so schnelle Gedanken sind. Mach dir keine Sorgen Schatz es ist alles gut. Hmmm. mein Eindruck blieb aber. Noch am selben 3. Tag fragte mich L. auf sehr zurückhaltende Weise, ob es ok wäre, wenn sie mal ein Wochenende zu einer Freundin fahren würde. Klar ich fand das schon sehr komisch, vermissten wir uns doch 3 Monate so unheimlich und gerade als wir wieder zusammen wären möchte sie ohne mich ein WE verbringen. Ausserdem hatte sie keine wirklichen Freunde (mehr) und ihr beste Freundin war ihr sauer, weil sie sich die 3 Monate über gar nicht mehr meldete und antwortete. Also fragte ich, zu welcher Freundin denn? Sie meinte daraufhin Nur für den Fall, wenn ich mal wieder eine habe. Das war für mich gedanklich der Anlaß, zu denken, daß es sich bei vermeintlicher Freundin um einen Mann handeln würde. Ich sagte darauf nur, daß ich das komisch finden würde weil wir doch gerade erst wieder zusammen wären.
So vergingen also die ersten 14 Tage. Einige Tage waren sehr schön aber imaginär war ständig dieses Seltsame und das Schweigen anwesend. Auch fiel mir auch, daß L. kaum mehr Fragen an mich stellte. Sie teile mir oft nur Endergbnisse ihrer Gedanken mit nicht aber den Werdegang. Ich fühlte mich überhaupt nicht mehr integriert, was ich ihr auch offen und freundlich kommunizierte. Sie ließ mich 2 Wochen glauben, daß alles in Ordnung sei und ich mir keine Sorgen machen müssen. Auch anderen fiel es auf. Ich fragte sie nach diesen 2 Wochen, ob sie sich denn freut, daß ich wieder da bin und was denn los sei mit ihr. Sie sagte Natürlich Schatz ich freu mich so unendlich. Ich bin halt depressiv und leide irgendwie an Lethargie. Ja das konnte ich auch beobachten. Sie saß oft da wie ein häufchen Elend und war sehr träge und lethargisch geworden. Ich sagte dann einmal zu ihr Schatz, wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen du hast Liebeskummer. Ich weiß es bis heute nicht aber ich bin mir fast sicher, daß ich da den Nagel auf den Kopf getroffen habe.
Sie versicherte mir, daß sie mich über alles liebt und es nie jemanden anderes geben würde oder gegeben hätte. Ich versuchte ihr das Reden zu erleichtern und sagte, daß es schon sein kann nach 3 Monaten ohne einander, daß man sich entliebt oder jemanden anderen kennenlernt, dann kann sie es mir einfach ohne Angst sagen. Sie verneinte dies wieder und sagte, daß ich ihr Mann sei den sie sich wünscht und sie sich keinen anderen vorstellen könne.
An dieser Stelle erstmal ein dickes Sorry, daß der Text so lang ist Ich befürchte auch, daß er gerade einmal die Hälfte ausmacht. Ich danke jedem von Euch, der sich meiner Story annimmt!
Jetzt mach ich erstmal eine kurze Schreibpause. bis gleich
##### hier füge ich dann den Teil 2 ein ######
06.08.2018 10:52 •
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