Liebe Ikone,
ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir momentan geht, mir ging es teilweise ähnlich in den ersten Monaten meiner Trennung.
Aber ich möchte dich hier mal auf etwas hinweisen. Du hast geschrieben, dass ihr a) schon einmal getrennt wart und b) sich nach eurem Neuanfang ziemlich schnell die erneute Ernüchterung breitmachte.
Die Dinge, welche zunächst für dich okay waren, wolltest du nach einiger Zeit geändert wissen. Mit anderen Worten, du wolltest ihn verändern, so dass er in deine Lebensplanung und in deine Vorstellung von Beziehung hineinpasst. Aber scheinbar hat er ganz andere Wertmaßstäbe und Planungen, als du sie hast.
Zitat: Doch ab Weihnachten letzten Jahres ging es dann wieder rapide bergab. Ich wollte, dass auch er sich auf mich einlässt und sein Herz öffnet, doch er liess es nicht zu.
Du hast versucht ihn in deine Vorstellung von Liebe und Beziehung hineinzuzwängen, du schreibst, er habe ein Idealbild von Partnerschaft, sagst aber nie wie dieses Bild aussieht........offensichtlich ist nur, dass seine und deine Idealbilder nicht zusammenpassen.
Konsequenterweise hast du dich unglücklich gefühlt, weil er sich nicht änderte und du ihn nicht so akzeptieren konntest / wolltest wie er ist.
Sicherlich war auch er unglücklich damit, zu etwas gedrängt zu werden, was vielleicht nicht in seine Vorstellungen von Beziehung passt.
Ergo kamen Trennungsgedanken auf :
Zitat: Ich war ja nicht mal mehr glücklich zum Schluss und habe bereits Weihnachten an eine Trennung im neuen Jahr gedacht, da er mich wirklich total gemein behandelt hat.
Nach deinem Urlaub warst du dir sicher, dass du diese Beziehung so nicht mehr weiterführen wolltest, der Abstand hat dir Klarheit gebracht.
In einem Brief hast du ihn um eine Entscheidung gebeten..UND sie bekommen.
Zitat:...wo er mir nochmal direkt ins Gesicht sagte, dass es einfach für eine Beziehung nicht mehr reicht und er kein Feuer mehr für mich spüren würde.
Wahrscheinlich hatte er genauso Trennungsgedanken wie du, weil auch ihm diese Beziehung nicht mehr gut getan hat, aber da ER es war, der letztendlich die Entscheidung getroffen hat, weil er wohl eingesehen hat, dass er sich nicht dir zuliebe so verbiegen kann, damit ihr glücklich werdet, bist du jetzt sauer? verletzt? enttäuscht? wütend?
Vielleicht verletzt in deinem Stolz?
Zitat:.... doch die Art und Weise wie er mich losgeworden ist , das tut einfach so weh und macht auch verdammt wütend...
Weisst du Ikone, er hat doch nur getan, was du verlangt hast, er hat sich entschieden, und eigentlich war es auch eine Entscheidung in deinem Sinne, denn du warst schon lange nicht mehr glücklich.
Wenn du ehrlich bist und genau hinschaust: gab es überhaupt eine Basis für eine funktionierende, glückliche Beziehung?
Zitat: Ich hörte immer wieder von ihm,es sei zuviel passiert zwischen uns, doch im nachhinein ist mir immer noch nicht klar, was er damit eigentlich gemeint hat. Keiner von uns beiden ist in der Beziehung fremd gegangen-es gab keine Gewalt und keine finanz. Abhängigkeit.Es waren einfach zwischenmenschliche Schwächen,welche sich im Laufe der Zeit an die Oberfläche gedrängt haben ,die jedoch hätten gelöst werden können, wenn er nicht ein Idealbild von einer Partnerschaft gehabt hätte...
Diese zwischenmenschlichen Schwächen die du da so lapidar beschreibst, sind oft genau die Dinge, die eine Beziehung zerbrechen lassen, wenn nämlich beide nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen können oder wollen und es immer wieder Grundsatzdiskussionen um gemeinsame oder individuelle Ziele, Wünsche und Wertvorstellungen gibt.
Du warst vorher 5 Jahre lang allein, hast fast die Hälfte deines Lebens ohne Partner verbracht, und dennoch spürst du jetzt den Entzug und meinst, ein Leben ohne ihn ist fast unvorstellbar. Du idealisierst ihn und eure Beziehung, verharmlost die Probleme die ihr hattet, und versuchst dir innerlich weiszumachen, dass alles ja nicht so schlimm war.
Doch Ikone, es WAR schlimm, so schlimm, dass du dich trennen wolltest, weil du es nicht mehr aushalten konntest.
Und genau das ist es, was du dir immer wieder vor Augen führen musst. Keine Beschönigungen, keine rosarote Brille, welche alles im diffusen Licht erscheinen lässt, und die Realität verbirgt!
Dass du jetzt in diesem Loch hängst, liegt wohl zum einen daran, dass du dich zu sehr von ihm und der Beziehung zu ihm abhängig gemacht hast.
Sicher fehlen die starken Arme die einen halten, sicherlich fehlen Zärtlichkeit und S., aber all das ist nicht personenbezogen, all das wirst du auch von einem anderen Mann bekommen, welcher besser zu deinen Vorstellungen von Beziehung passt.
Natürlich ist es schwierig, seine S. nicht ausleben zu können, denn meistens ist es doch so, dass zum S. eine gehörige Portion Zuneigung gehört, und man nicht einfach so ex und hopp einen ONS aufreissen kann (wobei das nun in München wahrlich nicht schwierig wäre ).
Und du solltest dir auch nicht immer all das Negative vor Augen führen, wenn du an den kommenden Herbst und Winter denkst. Beachte auch all die guten Dinge die auf dich zukommen, herrliche Tage im Herbstwald oder im Schnee ohne Streitereien und ohne dieses schreckliche Gefühl des Unglücklichseins weil die Beziehung nicht funktioniert.
Zeit für Freunde und gemütliche Abende die du in Ruhe geniessen kannst. Sicher ist zu zweit alles schöner, aber auch allein sind diese Dinge angenehm und schön, wenn man nur die Augen dafür öffnet!
Es liegt ganz allein an dir, ob du weiterhin im Selbstmitleid versinkst, oder ob du endlich oben auf dem Berg stehen und vor Freude singen willst!
In diesem Sinne einen schönen Spätsommerabend
Gruss
Thilde