Hey ihr Lieben,
jetzt ist es so weit. Vor ungefähr zwei Stunden habe ich die Notbremse für mich gezogen. Die ganze Geschichte von der Trennung ist „kompliziert“, auf jeden Fall um sie hier jetzt runter zu schreiben und ich glaube auch schwer zu verstehen, wenn man meinen Exfreund und mich nicht kennt. Es tut mir immer noch weh von meinem Exfreund zu sprechen, daher werde ich hier von meinem Freund sprechen, auch wenn er das nicht mehr ist, es ist aber faktisch einfacher für mich, auch wenn ich mich damit einer „Illusion“ hingebe. Mein Freund hat sich vor nun fast 14 Wochen von mir getrennt, wir sind im „Guten“ auseinander gegangen, insoweit wie man im „Guten“ auseinander gehen kann. Wir waren nicht wütend aufeinander, ich natürlich sehr verletzt (und bin es jetzt noch). Wir haben nicht mehr zusammen gewohnt, da ich beruflich letztes Jahr im Herbst in den Süden gegangen bin, er wohnte weiter in der gemeinsamen Wohnung in unserem Studienort. Nach vier Wochen war das meise organisatorische geklärt und wir hatten 13 Tage keinen Kontakt, vorher hatten wir deswegen noch öfters Kontakt, war für mich ja noch ein willkommender Grund. Ich hab von Anfang an gesagt, dass ich keine Freundschaft möchtte und er hat gesagt, dass er es gern „laufen lassen“ würde, um zu sehen was wird...ja, ich weiß – typisches „Hinhalten“, aber was lässt man nicht alles mit sich machen, so lang man kein klares Nein gehört hat – das hab ich übrigens bis heute nicht. Er konnte mir bis jetzt nicht sagen, dass wir keine Chance mehr haben. Dazu muss man sagen, dass er auch sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Aber das nur als Nebeninformation.
Dann folgten 13 Tage, die wir keinen Kontakt hatten – in denen ich fast verrückt geworden bin vor Sehnsucht, an Tag 14 hab ich ihn angerufen, wir haben geredet, den nächsten Tag hat er mich angerufen und wir haben über eine Stunde telefoniert (er telefoniert nicht gerne). Danach sporadischer Kontakt per Threema, ab und an ein Telefonat (vielleicht alle 7 bis 10 Tage mal), dann immer längere Telefonate. Die immer ein „Streichler“ für meine Seele waren, am Anfang hab ich noch nicht gesehen, dass ich danach aber umso tiefer falle. Nach einiger Zeit hat meine Mutter ziemlich gesundheitliche Probleme bekommen, sodass eine große OP anstehen sollte, das war Anfang Oktober. Ich war am Ende meiner Kräfte und hab versucht auf meinen Freund „zurück zu greifen“ wie ich es früher konnte, er tauchte unter. Ich überfordere uns beide. Er sagte mir, dass ihm gerade alles zu viel sei, ich ließ ihn in Ruhe. Mirging es die ersten Tage sehr schlecht, als ich verstand, dass er nicht mehr so für mich da sein konnte und auch wollte, das weiß nur er, wie er es vorher war. Aber im Endeffekt ist das in Ordnung – er ist mir keine Rechenschaft schuldig. Ich musste das aber trotzdem erst mal in meinen Kopf kriegen, zwei Tage voller Tränen. Nach etwas über einer Woche rief er mich an und fragte wie es meiner Mutter und mir ging, wir telefonierten wieder über eine Stunde. Danach hab ich gedacht, dass ich es einfach hinbekomme es „so laufen zu lassen“, um zu sehen, was passiert. Am Anfang ging es noch, aber auf längere Sicht kam ich damit einfach noch nicht klar innerlich. Ich war noch nicht und bin auch noch nicht wieder mit ihm auf einer Augenhöhe. Wir schrieben ab und an, er „gönnte“ sich ein handyfreies Wochenende, weil ihm dieser Medienkram eh auf den Geist ging und ich machte mir Gedanken, ob er den Kontakt zu mir meidet oder wieder allgemein. Wie gesagt, er ist momentan sehr mit sich selbst beschäftigt und hat mir auch vorher schon erzählt, dass er sich eine Woche quasi in seiner Wohnung ohne Kontakt verkrochen hat. Seine Eltern waren sogar sauerauf ihn, weil er sich nicht meldete.
Seit letzten Freitag zerfraß es mich irgenwie zusehenst. Meine Mutter hatte letzte Woche Dienstag ihre große OP, am Anfang sah alles gut aus. Auch am Wochenende war noch alles in Ordnung bei ihr. Ich hab am Wochenende auch wirklich viel unternommen und hatte nicht viel Zeit, aber unterschwellig war er irgendwie immer in meinen Gedanken. Montag hieß es dann schon, dass sich bei meiner Mutter was entzündet hat – kein gutes Zeichen und das machte mich fertig. Dienstag war dann irgendwie ein absoluter schei....ich war schon nach dem Aufstehen nur noch am Heulen, wäre fast nicht zum Training gegangen, hab in der S-Bahn weiter geweint...meine Mutter sowie meine Freunde wussten/wissen schon nicht mehr, was sie mir sagen soll im Bezug auf meinen Freund. Wir hatten seit Anfang September wieder Kontakt, aber es entwickelte sich weder in die eine noch in die andere Richtung was mich innerlich zerriss, geradezu zersägte. Dann war ich Dienstag im Training, hab den ganzen Nachmittag weinend auf dem Sofa verbracht. Da wurde mir das erste Mal richtig klar, dass ich so nicht die Kraft habe weiter zu machen, durch die „Doppelbelastung“ mit meiner Mutter, aber auch einfach, dass mir dieser wir haben zwei drei Mal Kontakt in der Woche nicht reicht. Ich nicht auf dem gleichen Level bin wie er. Ich mir vielleicht endlich Zeit für mich geben sollte. Das tat mir so weh, dies begreifen zu müssen. Wir waren fast 9 Jahre zusammen und ich habe die Zeit als hauptsächlich sehr glücklich empfunden und mir ist mein Freund als Person auch einfach extrem wichtig, sodass ich an diesem Tag mit dieser Erkenntnis umso mehr Angst hatte, dass ich ihn ganz aus meinem Leben streichen „muss“ – und da kommt schon der Zwiespalt – ich will keine Freundschaft, aber er ist mir als Person auch so wichtig. Toll, oder? Aber so lange ich noch so tiefe Gefühle für ihn habe, wäre es eh eine „ungleiche Freundschaft“ bzw. sie würde mich kaputt machen. Natürlich will ich ihn auch in nichts „reinzwingen“. Wenn muss er selbst merken, dass ihm etwas fehlt und was er an uns hatte, wenn er das nicht tut, hat es keine Basis mehr – das ist mir bewusst, aber sich es einzugestehen, ist trotzdem nicht leicht.
Dann haben wir den Dienstagabend telefoniert, wieder ziemlich lange, er hat viel gefragt und viele Sachen von sich erzählt – es war wirklich schön. Ich hab ihn auch darauf angesprochen, ob er den Kontakt zu mir meidet – er meinte, er hätte mit mir momentan noch am meisten Kontakt, wenn man es mit seinen anderen Freunden vergleicht. Und ich glaube ihm auch. Ich kenne ihn und glaube ihm deswegen. Trotzdem hat mir das Telefonat gezeigt, dass ich so nicht weiter machen kann, gestern Morgen hab ich ihn dann angerufen von von meiner Misere erzählt, hab ihm gesagt, dass es mich kaputt macht. In der Retrospektive hätte ich mir das Telefonat auch sparen können – aber das ist nun zu spät. Er meinte, dass ich auf mich aufpassen soll und ich an mich denken muss. Und er meinte „Nur weil du dich jetzt für Dich entscheidest, heißt das ja nicht, dass du dich gegen mich entscheidest.“ Ich meinte halt zu ihm, dass er nicht glauben soll, es würde daran liegen, dass er mir nicht wichtig wäre, sondern, dass ich so einfach nicht mehr könnte. Rausgekommen ist bei dem Telefonat abe im Endeffekt nichts, weil ich feige war und gesagt habe, ich möchte es so noch weiter versuchen.
Gestern Abend habe ich dann wieder mit meiner Mama telefoniert – ihr ging es sehr schlecht. Aus der Entzündung hat sich ein Abszess gebildet und es ist sitzt so ungünstig, dass sie, wenn es sich nicht in den nächsten Tagen zurückbildet – erneut operieren müssen – unter Umständen war die erste OP dann sogar „umsonst“, weil das Abszess so nah an der frisch operierten Stelle sitzt, dass man diese vielleicht nicht „halten“ kann. Zusätzlich kommt natürlich die Angst dazu, dass ein MRSA dadrin sitzt...danach war es für mich wieder vorbei. Allerdings hab ich dann nicht....Till...angerufen, sondern eine Freundin und mit ihr darüber geredet. Fand da war ich schon mal einen Schritt weiter als wo es meiner Mutter das erste Mal schlecht ging. Trotzdem zerfraß mich es irgendwie weiter...
Heute Morgen bin ich dann wieder weinend aufgewacht, weinend weil ich wahrscheinlich mir bewusst war, dass ich den Kontakt abbrechen muss – es geht so nicht weiter. Ich fühlte mich in die ersten Trennungswochen zurückversetzt – ein Freund von mir meinte heute, das würde ihn nicht wundern, ich wäre mir nämlich jetzt nur darüber klar geworden, was ich tun muss, was ich hätte schon am Anfang direkt tun sollen – den Kontakt abbrechen. Heute Morgen hab ich dann erst noch mit mir gekämpft. Um kurz nach eins hab ich ihn dann angerufen und ihm erzählt, dass es meiner Mama nicht gut geht, die Doppelbelastung nochmal hervor gehoben, hab ihm gesagt, dass ich momentan so nicht kann, dass ich Ruhe brauche, damit ich heilen kann. Ich hab ihm gesagt, dass sich an meinen Gefühlen nichts verändert hat, aber das ich jetzt an mich denken muss und ich glaube, dass uns der Abstand auch beiden gut tut, weil wir beide offene Baustellen zu bearbeiten haben. Er hat mir auch zugestimmt. Ich hab jetzt nicht die „absolute/totale“ Kontaktsperre „verhängt“, sondern gesagt, dass ich ein paar Wochen brauche, um zu heilen, wieder zu mir zu kommen. Er war wie immer verständnisvoll, so kenn ich ihn, aber es frisst einen trotzdem auf – weil er ist total verständnisvoll, aber trotzdem kriegt er es nicht auf die Reihe für mich da zu sein. Aber wie gesagt, er hat seine eigene Baustelle und auch dafür wird es gut sein, dass wir erst einmal keinen Kontakt haben.
Tja...und jetzt sitz ich hier und hab das Gefühl, ich hab gerade den wichtigsten Menschen aus meinem Leben gestrichen. Ich weiß, er hat sich vorher schon gegen mich entschieden und mit mir Schluss gemacht, das alles sollte es einfacher machen. Macht es aber irgendwie nicht. Gerade weine ich zwar nicht, aber es tut unendlich weh. Aber ich glaube, wir taten uns, sowie es im Moment war, beide nicht mehr gut. Auch wenn er meinte, er redet gerne mit mir – warum kam dann relativ selten was von ihm? Vielleicht wird er sich in der Phase auch bewusst, dass ich ihm gar nicht fehle oder andersherum. Oder er begreift, was er an unserer Beziehung hatte. Aber eigentlich ist es auch egal, ob wir uns beide nicht gut taten – es tat mir nicht gut – und das muss für mich jetzt im Vordergrund stehen. Die Selbstheilung – das Selbstwertgefühl – wieder ich werden. Ohne ihn. Auch wenn ich die Hoffnung natürlich nicht so schnell aus meinem Herz streichen kann – aber sie hilft beim Heilungsprozess nicht. Sie hindert. Ich möchte unsere gemeinsame Zeit und ihn nicht vergessen, aber...wie meinte ein Freund eben zu mir. „S., du hast momentan so viele andere Sachen, die deine Konzentration fordern, die Arbeit, deine Mutter, du selbst– stell Dir einfach vor, du jonglierst und es ist ein Ball zu viel, nämlich der wo Till drauf steht, es überfordert Dich, und du lässt ihn fallen, aber dadurch bekommst du die anderen Sachen wieder besser in den Griff – der Ball liegt noch da und rollt nicht weg, du kannst ihn wieder aufheben, wenn du soweit bist.“ Das fand ich eigentlich einen recht schönen Vergleich. Wenn ich die Kraft wieder hab und mit ihm auf einer Augenhöhe bin, dann kann ich das wieder angehen, wenn ich möchte – ich werde auch immer wohl noch ein bisschen Hoffnung im Herzen tragen, dass ihm auffällt, was er an uns hatte – aber das muss gerade nebensächlich sein. Ich muss den Ball jetzt fallen lassen und sehen, dass der Rest wieder ins Gleichgewicht kommt. Den Rest wird die Zukunft wohl bringen müssen...
Verzeiht, dass es jetzt so ein Roman geworden ist, aber ich musste es mir einfach von der Seele schreiben und könnte mir vorstellen, dass die nächsten Tage nochmal sehr schwer werden. Ich werde sicher öfters hier schreiben. Ich bin ein bisschen stolz, dass ich den Schritt jetzt „gewagt“ hab, auch wenn ich es erst einmal auf „ein paar Wochen“ beschränkt habe, aber es ist ja meine Entscheidung, wann ich den Kontakt wieder aufnehme und ob...
Liebe Grüße und verzeiht bitte etwaige Rechtschreibfehler,
Eure Luzifel
03.11.2016 16:06 •
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