Dienstagnachmittag.
So. Jetzt hab ich mich ja wirklich eine ganze Weile nicht gemeldet. Und so richtig breit treten, will ich das Wochenende auch nicht. Also am Freitag hab ich mich ja noch ziemlich aufgeregt und bin ja in Tränen aufgelöst noch zu meinen Eltern gefahren. Dummes Poster. Der Abend war in Ordnung. Ich hab es meinen Eltern dann auch erzählt, weil mein Vater mich explizit gefragt hat, ob ich den nächsten Tag nur zu unseren Nachbarn oder auch zu Till fahre. Meine Eltern wissen es somit jetzt auch. Meine Mama hat dann schon wieder teilweise so angefangen zu bohren. Gerade deswegen wollte ich es ihr ja eigentlich nicht erzählen…aber ich lüg sie halt nicht an, wenn sie mich explizit fragen. Aber meiner Mutter gegenüber werde ich zurückhaltend bleiben.
Samstag bin ich dann in meinen Studienort gefahren. War um viertel vor zwei da. Hab erst oben bei Till geklingelt, wir haben uns zur Begrüßung umarmt – alles eher freundschaftlich. Aber mehr kann ich beim ersten Treffen nicht erwarten. Wir sind jetzt Seit Ende Juli getrennt. Wir haben uns jetzt seit Mitte September gar nicht mehr gesehen und vorher wenn wir uns gesehen haben immer nur, weil es noch was Organisatorisches zu regeln gab. Das war das erste Treffen, bei dem wir uns gesehen haben, weil wir uns sehen wollten. Freitag hatte er mir auch noch geschrieben, wie der genaue zeitliche Ablauf denn geplant ist. Da hab ich ihm geschrieben, dass der gar nicht geplant ist. Samstagmorgen schreibt er mir, er müsste halt noch was arbeiten und wollte es daher wissen. Dann hab ich ihn kurz angerufen – ihm gesagt, dass er auch gar nicht runter zu unseren Nachbarn kommen muss oder wir uns auch sonst nicht sehen müssen, wenn es ihm wegen der Uni nicht passt (oder auch weil er keine Lust hat – das hab ich nicht gesagt, aber er hätte ja auch aufgrund dessen absagen können). Er meinte, nein so wäre das nicht gemeint und das ginge schon. Nur, dass wir abends dann vielleicht nicht so lange machen, weil er dann noch was arbeiten müsse. Alles in Ordnung.
Wie gesagt, hingefahren, oben geklingelt, umarmt zur Begrüßung. Positiv ist mir aufgefallen, dass er rasiert und beim Friseur war, weil er mir noch nicht mal eine Woche vorher gesagt hatte, er wäre noch immer nicht gewesen. Ich hatte ihn das letzte Mal ja Anfang September gesehen und ihm da schon gesagt, dass es schei. aussieht…^^° Er wollte vor mir wohl auf jeden Fall nicht auftreten wie der letzte Mensch. Hatte auch Hemd und Pulli drüber an, also wirklich schick. Dann haben wir uns unterhalten. Es war wirklich nett, natürlich schwebte zeitweise immer noch eine Unsicherheit über uns – das ist ja auch selbstverständlich. Das erste Treffen nach über fünf Monaten. Dann sind wir runter, dort sind wir dann auch bis viertel nach fünf geblieben. Die kleine Tochter von unseren Nachbarn ist einfach so goldig:).
Um viertel nach fünf sind wir wieder hoch. Haben noch zusammen gekocht und gegessen. War dann noch bis viertel vor acht bei Till. Also nochmal zwei einhalb Stunden mit ihm allein. Der Austausch war gut. Er hat momentan extrem viel mit Uni und seiner Examensarbeit zu tun. Wirkt gestreßt. Müde. Bei unseren Nachbarn unten war er die ganze Zeit am Gähnen. Als wir alleine waren nicht mehr so, da wirkte er auch wieder aufmerksamer. Auf jeden Fall hab ich gemerkt, dass er momentan sehr viel um die Ohren hat. Geht ein, wenn es hoch kommt zwei Mal die Woche weg. Und ich hab das Gefühl, er hat momentan nicht die „Muße“ sich über uns wirklich aktiv Gedanken zu machen, weil ihm das Wasser von der Uni her bis zum Halse steht. Natürlich macht es das nicht schöner oder einfach für mich. Aber ich kann es nachvollziehen. Es macht es mir nicht einfacher, dass er sich auch deswegen nicht meldet, weil er momentan dann einfach mal froh ist seine Ruhe zu haben – so ist er. Aber ich kann es irgendwie nachvollziehen und akzeptieren. Seit Samstagabend, wo ich gefahren bin, ist wieder Funkstille. Ich hab mich auch noch nicht wieder bei ihm gemeldet. Ich lag von Samstag auf Sonntag schon ab fünf Uhr morgens wach und hab nachgedacht – es war alles so freundschaftlich. Aber „muss“ das bedeuten, dass es nichts mehr werden kann? Es kann doch auch einfach sein, dass jeder von uns momentan noch alleine seinen Weg eine Zeit lang gehen muss bevor wir wieder zusammen finden können. Ich mag in dieses Treffen weder in die eine noch in die andere Richtung viel reininterpretieren. Es war das erste Treffen. Wir haben uns gut verstanden. Es war entspannt. Wir haben zusammen lachen können. Es ist doch klar, dass nach einer Trennung etwas über einem schwebt.
Ich denke, er muss weiter sehen, dass ich mein Leben lebe. Auch ohne ihn. Dass ich ihm nicht jeden Tag schreibe und es für mich kein Weltuntergang ist, wenn wir mal einen Tag nicht schreiben oder telefonieren. Er fehlt mir sehr. Ich frag mich ernsthaft, ob wir noch eine Chance haben. Ich hoffe es so sehr. Es passte einfach wirklich gut. Es ist und wird derjenige bleiben mit dem ich alt werden möchte.
Am Samstag haben mich unsere Nachbarn in Marburg auch gefragt, was ich jetzt Silvester mache. Vielleicht mit meinen Eltern nach Dresden fahren? Sie haben mich daraufhin eingeladen. Gestern Abend habe ich ihnen zugesagt. Vielleicht verbringen wir Silvester dann sogar zusammen. Er weiß noch nicht, was er da macht. Er denkt momentan vielleicht an die nächsten zwei drei Tage. Vielleicht an die nächste Woche. Hat noch nicht mal ein Geburtstagsgeschenk für seinen Vater, der jetzt am Freitag Geburtstag hat. Das ist eigentlich gar nicht Tills Art. Auch daran sieht man, dass sein Kopf momentan woanders ausgelastet ist.
Er trinkt jeden Tag den Tee aus dem Adventskalender, den ich ihm geschenkt hab. Hat mir am Samstag erzählt, wie ihm der geschmeckt hat, dass er sich den ruhigen Moment dann auch wirklich nimmt. Oder was ganz anderes dummes. Ich hab ihm erzählt, dass ich jetzt in meiner Wohnung die Heizung dauerhaft im Winter auf 1 lasse, damit die Wohnung nicht vollständig auskühlt. Das haben wir in unserem Studienort nie gemacht. Ich hab ihm gesagt, dass es viel angenehmer ist, der Raum viel schneller warm wird und auch allgemein einfach eine Grundwärme da ist. Am Samstag hat er mir erzählt, dass er das jetzt auch macht. Das fand ich irgendwie cool. Ich weiß, es ist total dämlich. Aber er hat über diese Lappalie nachgedacht und macht es jetzt auch. Ich hab ihm noch etwas kleines zu Nikolaus dagelassen. Ein Buch über Schreibstil – „Deutsch für Profis“. Ich denke, er kann es für seine Examensarbeit brauchen oder danach auch, wenn er als Deutschlehrer arbeitet. Er hat ein wenig ein schlechtes Gewissen gehabt, da er für mich keinen Adventskalender oder was für Nikolaus hatte. Aber ich hab ihm gesagt, dass er das nicht muss, dass ich ihm damit einfach eine Freude machen möchte. Er meinte daraufhin, dass er schon was für mich für Weihnachten hat, dass er die Idee dafür aber schon länger hatte und dass das jetzt nichts „nachgemachtes“ wäre, weil ich ihm jetzt was geschenkt hätte, sondern er das schon vorher hatte. Das fand ich irgendwie goldig und es hat mich auch gefreut.
Das sind so die „Haupteindrücke“ von dem Treffen. Es war freundschaftlich, mit einer gewissen Unsicherheit belegt – aber das bleibt nach über fünf Monaten nicht aus. Aber auch wenn er momentan nicht der liebevolle Till zu mir ist, mit dem ich die letzten Jahre zusammen war, so ist er immer noch der Till, den ich damals kennen gelernt habe. Er ist etwas distanzierter, aber das war er ja zunächst auch. Es erinnert mich an die Zeit, in der wir noch nicht zusammen waren. Trotzdem versetzt es mir noch einen Stich, wenn er sich dann nicht meldet. Ob er sich heute Abend bedankt? Davon geh ich ja irgendwie schon aus.
Die Quintessenz aus diesem Treffen ist: Es wird noch (viel) mehr Zeit brauchen. Nächstes Frühjahr oder nächsten Sommer weiß ich vielleicht mehr, wenn die Zeit nicht für einen von uns auch etwas anderes (einen neuen Partner?) bringt. Ich möchte das nicht, aber es ist nun mal auch eine Option. Ich möchte uns beiden diese Zeit gerne geben, weil ich ihn von ganzen Herzen liebe.
Gestern hatte ich dann noch frei und bin erst am frühen Nachmittag von meinen Eltern wieder Richtung Stuttgart gefahren. Direkt zur Weihnachtsfeier unserer Arbeitsgruppe – zum Bowlen. Ich bin so schlecht da drin^^. Danach bin ich mit einem Kollegen noch zur U-Bahn gelaufen. Als ich dann allein eingestiegen bin, hat es mir das Herz zusammen gezogen als ich daran dachte gleich alleine in meine leere Wohnung zu kommen. Wenn man ein paar Tage nette Gesellschaft hat, dann ist das immer sehr schwierig für mich. Als ich dann in die Wohnung kam, war es dann Gott sei Dank nicht so schlimm wie gedacht. Ich hatte ja die Heizung ein wenig angelassen und so war es wenigstens nicht die leere und kalte Wohnung, sondern nur die leere Wohnung – was mir allein schon irgendwie unheimlich gut tat.
Heute Morgen hatte ich dann trotzdem ziemlich Probleme mit dem Aufstehen. Das muss einmalig bleiben, sonst muss ich das wieder auf meine Liste aufnehmen... Ich bin dann erst um halb neun aus dem Bett gekrochen und war erst um zehn auf der Arbeit – eigentlich ein absolutes No-Go. Wird nicht wiederholt. Als ich dann aufgestanden war, ging es auch wieder. Aber der Schritt bis dahin schien mir im Bett unüberwindbar. Zusätzlich denke ich wirklich immer noch an meinen Frauenarzt…arg! Hätte der mir nicht irgendwo anders begegnen können? Ich würde mich gern mal mit ihm zum Kaffee treffen, nicht weil ich hoffe, dass daraus eine Beziehung wird, sondern einfach auch, weil er als Mensch auf mich einen ersten guten Eindruck gemacht hat. Tja…Dilemma.
Jetzt muss ich noch ein bisschen mehr arbeiten. Morgen bin ich den ganzen Tag in Frankfurt und übermorgen ist auch quasi schon ein verlorener Tag. Bis Weihnachten wird auf der Arbeit nicht mehr so viel gehen.
Ach…und ich fahr am 21.12. heim zu meinen Eltern und unser Institut hat bis zum 8.1. zu. Was mach ich denn bitte in dieser langen Zeit?! Wäre ich mit meinen Eltern nach Dresden gefahren, wäre ich vom 28.12. bis 4.1. verplant gewesen…aber ich möchte meinen Eltern den Urlaub alleine gönnen, durch die gesundheitlichen Probleme meiner Mutter war es ja auch für meine Eltern eine schwierige zweite Jahreshälfte. Das wird auch noch herausfordernd. Auf die lange freie Zeit hatte ich mich mit Till immer gefreut. Und jetzt ist da so ein Loch…mal sehen, was die Zeit da so bringt. Die Zeit ist wirklich nicht mein bester Freund dieses Jahr.
Euch eine wunderschöne Woche.
Eure Luzifel