Mittwochmorgen.
Das Gedankenkarussell drehte sich gestern Abend noch ganz schön schnell. Ich hab Angst, dass wir diese Woche doch nicht telefonieren – aber warum hab ich die? Wir haben davor 16 Tage nichts voneinander gehört. Trotzdem hat man dann irgendwie Angst vor der „Ablehnung“. Ich versteh mich manchmal wirklich selbst nicht. Zudem mach ich mir wirklich Sorgen um ihn, weil er sich so abzuschotten scheint. Aber Gott, das ist doch nicht mein Problem – er hat sich doch gegen meine Hilfe entschieden, indem er sich getrennt hat. Aber ich kann diese Sorgen nicht abschalten. Wenn wir telefonieren würde ich ihn so gern fragen, was sein Problem mit sich selbst ist, worüber er gerade einfach nachdenkt? Ob er im Moment „nur“ ein Problem mit mir (bzw. mit uns) hat oder ob da nicht was bei ihm im Argen liegt. Aber das kann und darf ich nicht. Es ist nicht mein Problem, solang er sich nicht damit explizit von sich aus an mich wendet. Es tut wirklich weh einen Mensch, den man so lieb hat, obwohl er einem so wehgetan hat, so zu sehen und nichts machen zu „können“ bzw. eher nicht zu dürfen.
Anstelle dessen werde ich ihn in dem Telefonat wohl eher etwas „anderes“ fragen, aber etwas, was ein wenig in die Richtung geht. Ich möchte ihn gern nochmal auf sein allgemeines Kontaktverhalten ansprechen, aber es mit den Worten einleiten, dass ich ihn etwas fragen möchte, einfach um ihn ein klein wenig besser zu verstehen und somit besser damit umzugehen. Ich möchte ihm nochmal vor Augen führen, was er mir vor der „Pause“ gesagt hat, dass er mit mir in diesem Moment noch am meisten Kontakt hat und vorher werde ich ihn wohl fragen, was er der Tochter von unseren Nachbarn in meinem Studienort jetzt noch gekauft/geschenkt hat. Die Nachbarin hätte sich bei mir bedankt und gesagt, dass ein tolles Päckchen vor der Tür gestanden hätte…da kann ich dann mit einfließen lassen, dass er wohl auch bei den beiden nicht mehr unten war. Und dann kann ich ihn einfach für mich fragen, ob er momentan allgemein den Kontakt zu anderen meidet bzw. zumindest deutlich reduziert hat. Und ich kann ihm dann ruhig auch sagen, wenn er mich fragt, warum ich das frage, dass mir das helfen würde es zu wissen, einfach um besser damit umzugehen. Er wird mir ehrlich antworten, es ist Till. Er lügt mich nicht an.
Genauso hab ich ihm schon mehrfach gesagt, dass ich keinen Kontakt aus Mitleid, einer Verpflichtung heraus oder ähnlichem will, wenn er den Kontakt ernsthaft möchtet (und wenn es nur selten ist), dann soll/kann er mir gerne schreiben oder wir können telefonieren. Aber er soll/darf nichts machen, was er nicht auch will. Auch das hoffe ich, dass er das ehrlich macht. Ich vertraue ihm, aber trotzdem ist da im Hinterkopf diese Angst, dass er sich zu irgendetwas mir gegenüber verpflichtet fühlt. Das will ich nicht.
Und dann die letzte Baustelle ist, dass ich ihm ja auch gesagt hab, dass er mir sagen soll, wenn er sich 100%ig sicher ist, dass es kein „uns“ mehr geben kann. Er sagt selbst, er will mich nicht hinhalten und er sagt es mir. Wieder – ich vertraue ihm. Das Problem ist einfach, dass er wirklich erst mit sich selbst zu Recht kommen muss, um sich noch einmal mit uns auseinander zu setzen. Aber vielleicht gehört das auch gerade mit in die Phase des „ich ziehe mich von allen ein wenig zurück“. Vielleicht bzw. eher hoffentlich ficht er gerade auch den Kampf mit sich selbst. Einfach auch für sich. Nicht mal unbedingt um unser Willen. Obwohl ich nicht sagen kann, dass ich das schlecht fände, wenn es auch so wäre !
Kennt ihr das, wenn die Zeit einfach zäh vor sich hinfließt, wenn man auf etwas wartet? Ich möchte ihm und mir wirklich die Zeit geben, aber diese fließt so zäh und langwierig vor sich hin. „Fast“ eine Qual.
Ich hoffe, dass mir auch diesmal das Runterschreiben einfach wieder was bringt und das Gedankenkarussell sich wieder anfängt langsamer zu drehen. Ich kann/darf momentan nicht so für ihn da sein, wie ich das gerne würde. Es muss weiterhin um mich gehen, aber das ist wirklich schwer, wenn man denkt, dass es dem liebsten Menschen auf der Welt schlecht geht, er nicht mit sich zurechtkommt, wahrscheinlich sogar depressive Anwandlungen hat. Aber er will/wollte meine Hilfe nicht. Das muss ich mir immer klarer machen – trotzdem muss ich ihn für mich einfach fragen, ob ich nur das Gefühl habe oder er wirklich momentan soziale Kontakte eher meidet bzw. reduziert hat (und viel alleine ist). Das muss ich für mich fragen, weil es mir für unser momentanes Verhältnis einfach Halt und Gewissheit geben würde, dass der sehr sporadische Kontakt nicht per se an mir liegt. Wenn ich weiß, dass er momentan zu „allen“ so ist, kann ich (eher) damit leben. Natürlich zeigt mir das dann auch nur wieder auf, wie groß seine Probleme mit sich selbst sein müssen…aber das darf ich dann nicht zu meiner Herzensangelegenheit machen.
So – was gibt es noch zu sagen? Tja gestern Abend hab ich auf dem Sofa verbracht, mit einem Kollegen hin und her über mein Gedankenkarussell geschrieben (es weiß ja keiner, dass ich wieder Kontakt aufgenommen hab, außer unsere CTA, die den Antrag gekriegt hat, der hab ich es vorgestern kurz erzählt). Er ist immer so ernüchternd, meint, dass ich meine Leidenszeit nicht verlängern soll, dass ich ihm eh nicht helfen kann, vielleicht sogar alles schlimmer mache. Das hat mir schon einen Stich versetzt, deswegen hab ich mir auch nochmal über Tills Worte über unseren Kontakt Gedanken gemacht – er meinte, ihn würde der Kontakt jetzt nicht belasten oder so (nicht so wie mich ja zuvor und wenn wir ehrlich sind vielleicht jetzt auch wieder ein bisschen). Somit gehe ich aber davon aus, dass er den Kontakt auch auf seine Art irgendwie möchte, nur in einer abgespeckten Version momentan. Ich möchte es nicht für ihn und auch nicht für mich „schlimmer“ machen – das ist das allerletzte was ich möchte. Mir liegt doch unser beider Wohlergehen und Glück am Herzen. Seines momentan noch mehr als meins – aber ich bin ja gerade in der Lernphase, um das in ein gesundes Gleichgewicht zu bekommen.
Bin dann gegen 23 Uhr ins Bett, so genau kann ich mich gar nicht erinnern, was ich sonst gemacht hab. Hab auch schon überlegt, es gibt eine Facebookgruppe in der Kleinstadt wo ich wohne – ob ich da einfach mal reinschreibe, dass ich „neu“ bin und das ich Anschluss in meiner Kleinstadt suche, ob jemand mal Lust hat einfach abends wegzugehen und ein wenig zu quatschen…irgendwie so. Oder ist das zu „aufdringlich“? Ich finde es schwierig sonst in meiner Kleinstadt so richtig Anschluss zu finden, da ich nicht dort, sondern in Stuttgart rudere…die Kleinstadt hat keinen Ruderverein. Habt ihr da noch Ideen?
Heute Morgen bin ich dann eine halbe Stunde vor dem Wecker aufgewacht. Gestern Abend hatte ich ihn auch noch an, also das Radio…mir fällt erst auf wie viele „Liebeslieder“ und „Trennungslieder“ im Radio kommen seit sich Till getrennt hat. Es ist schrecklich, wenn ich ehrlich bin. Trennungslieder verkraft ich ja irgendwie, aber als dann „Marry You“ von Bruno Mars kam, was ich echt ein schönes Lied finde und oft auch mit Till gehört hab, musste ich gestern das Radio ausmachen. Arg…da sieht man mal, was eigentlich meine Ziele und Wünsche sind – ein Leben mit Till. In meinem Kopf passen wir einfach wirklich gut zusammen. Die Zeit wird es bringen müssen. Also bin ich normal aufgestanden, hab daheim gefrühstückt – musste mich heute ein wenig mehr dazu zwingen als die letzten Tage, daher streich ich das auch noch nicht von meiner Liste, weil ich es nicht so souverän war wie ich mir das gewünscht hätte.
Und jetzt stell ich mir gleich meinen Timer und fang an zu arbeiten.
Euch alle einen schönen Mittwoch – ich sehe gerade raus und sehe die wunderschöne Morgenröte. Eigentlich kann es doch jetzt nur ein schöner Tag werden.
Eure Luzifel
P.S. Manchmal hab ich wirklich das Gefühl die Zeit ist mein „Feind“ bzw. meine Ungeduld. Ich möchte es wirklich ehrlich meinen mit dem „auf sich zukommen lassen“ und ihm die Zeit geben, die er braucht. Ich muss da noch einiges lernen und das wird mich sicher auch nicht viel Kraft kosten.
P.P.S. Ich möchte so gern ein Happy End für uns. Aber irgendwie glaube ich, sollte ich davon ein wenig los lassen, weil wenn es das dann nicht mehr gibt, wird es noch einmal umso schwerer für mich. Was tue ich? Weiter kämpfen, weil er es wert ist oder aufgeben, weil ich mit selbst auch schützen muss? Ich möchte kämpfen und hoffe, dass ich bis zu der endgültigen Entscheidung so gestählert und gestärkt bin, dass ich seine Meinung akzeptieren kann (ohne wieder ganz unten zu sein), egal wie er sich entscheidet.
23.11.2016 07:43 •
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