Freitag, 3. März 2017
Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, was ich schreiben soll, aber ich hab das Gefühl ich „sollte“ mich hier mal wieder melden. Fast einen Monat hab ich hier nicht mehr geschrieben, online bin ich aber trotzdem noch fast täglich und lese. Was ist in dem Monat „passiert“?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hab angefangen in Stuttgart zu leben. Ich mache viel abends, fühle mich dabei auch wohl, manchmal ist es aber auch extrem anstrengend und ich bin wirklich froh einfach einen Abend auf dem Sofa zu verbringen. Gerade im Moment bin ich krank…seit gestern Nachmittag. Aber nun gut. Von größerem Interesse ist wahrscheinlich wie es bei Till und mir bzw. bei meiner Tinderbekanntschaft G. und mir weiter ging.
Zu Till lässt sich nicht viel neues sagen. Ich korrigiere gerade seine Examensarbeit, soweit ich das, und probiere ihm damit zu helfen. Nächste Woche Freitag soll sie gedruckt werden und dann endet der Streß. Ob ich mich über diese „Deadline“ inzwischen noch freue, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Ich bin gerade in einer Art Schwebezustand. Letztes Wochenende war ich daheim bei meinen Eltern und bin dann auch in meinen ehemaligen Studienort gefahren, hab mich mit meinem ehemaligen Arbeitsgruppenleiter und meinen ehemaligen Nachbarn getroffen. Bin ganz am Ende dann noch ne dreiviertel Stunde/Stunde hoch zu Till. Trotz, dass er viel zu tun hat, hat er sich diese Zeit genommen. Andererseits war er die Woche auch einen Abend mit einem Freund mal weg und sein Vater war einen Abend da, also häng ich das jetzt nicht mehr besonders hoch. Mein Name soll wohl jetzt auch bald (endlich) vom Klingel- und Türschild verschwinden. Nach über 7 Monaten wohl richtig, trotzdem tat es weh. Wir haben irgendwie über die Planung der nächsten Wochen geredet und er hat dann aufgezählt wie viel er noch zu tun hat und dann wäre er mit seinen Eltern in Prag und dann wäre ja schon Ostern, da hab ich ihn ganz offensiv gefragt, dass wir dann über „uns“ wohl erst Ende April/Anfang Mai sprechen. Daraufhin begann er zurück zu rudern und meinte, nein, das wollte er nach der Abgabe der Examensarbeit machen. Ich bin gespannt, ich sprech ihn jetzt nicht mehr drauf an. Er glaubt doch nicht, dass wir das am Telefon abhandeln, oder? Und ich bin nicht bereit dafür zu ihm hochzufahren. Ich war jetzt schon öfter in meinem alten Studienort, er jedoch seit dem nicht mehr in Stuttgart. Ich meine, meine Eltern wohnen auch „in der Nähe“ (Stunde Fahrt), aber trotzdem, ein Wochenende war ich ja auch nur bei ihm.
Ich weiß allerdings gerade nicht, was ich mir für eine Antwort „wünsche“. Alles ist in einem Schwebezustand. Er hat mich dieses Mal wieder länger gedrückt als sonst. Kann Zufall sein. Einbildung. Es kam mir zumindest so vor. Er hat mir danach geschrieben, dass es ihm leid tat, dass er momentan neben sich steht, aber das er es nett fand, dass ich da war. Er schrieb wieder „Pass auf Dich auf“. Ich weiß nicht, was er will und inzwischen weiß ich auch nicht mehr was ich will. Tja…und da kommen wir zum zweiten Thema.
Ich mag es nicht von meiner „Tinderbekanntschaft“ zu reden, aber noch einen Namen hier in den Raum zu stellen…finde ich irgendwie auch ungeschickt. Ich bin die ganze Zeit schon sehr sehr offen mit meinem Leben hier umgegangen, vielleicht sollte ich mich da etwas „zügeln“. Also reden wir bzw. ich von G. Ich hab euch letztes Mal geschrieben, dass wir uns den Sonntag ja getroffen hatten. Die Woche haben wir uns dann insgesamt noch drei Mal gesehen, den Mittwoch, Donnerstag und Sonntag (als er aus seinem Studienort zurück kam, ist er zu mir in meine Wohnung gekommen). Er steht schon im Berufsleben, ist sieben Jahre älter als ich, ein wirklich toller Mann, ein Beschützertyp, mag nicht jeder drauf stehen, ich mag es, ein ruhiger, wie ein Fels in der Brandung und dadurch, dass er erst relativ spät angefangen hat zu studieren aber sehr jung geblieben. Wir haben die ersten Treffen sehr viel geredet, verstehen uns ja auch sehr gut. Er fragt auch nach mir und ist interessiert, auch wenn er einen manchmal, wenn man etwas erzählt, unterbricht, weil er was erzählen möchte und danach wird der Faden nicht mehr unbedingt aufgenommen, das nervt mich ein bisschen. Ich mag es nicht unterbrochen zu werden. Finde es gut, wenn man sich viel zu erzählen hat, um Gottes Willen, aber das ist eine Sache, die mag ich nicht, unterbrochen werden und dann ist das Thema wie aus dem Kopf gefegt (bei ihm, bei mir eher nicht…ich komme mir dann manchmal aber dämlich vor wieder darauf zurück zu kommen).
Die Woche drauf haben wir uns einmal gesehen, waren spazieren und Cocktails trinken. Reden sehr offen. Gleich in der ersten Woche haben wir auch schon über Till gesprochen, ich weiß gar nicht nach Lehrbuch, aber ich wollte, dass er weiß, woran er bei mir ist. Er hat gemerkt, dass es mir nicht leicht fällt darüber zu sprechen, hat mich in den Arm genommen. Es fühlte sich zunächst komisch an. Nicht falsch, aber auch nicht richtig – irgendwie einfach merkwürdig. Wir reden wirklich sehr offen über die meisten Themen, dafür dass wir uns erst seit etwas über einem Monat kennen.
Die Woche drauf haben wir uns zwei Mal gesehen, einmal waren wir wieder spazieren und Cocktails trinken. Ich durfte noch nicht in seine Wohnung, welche eher in der Stadt liegt, da er im Endeffekt noch keine Lust hatte zu putzen , das schlechte Gewissen darüber hab ich ihm nur halb abgenommen. Letzte Woche Donnerstag waren wir dann bei mir, haben zusammen Pizza gemacht nach der Arbeit und danach noch auf der Couch gechillt. Und haben uns geküsst. Er war von den Küssen recht fordernd, womit ich in dem Moment nicht gut zurecht kam und was mich auch wieder nachdenklich gemacht hat. Er ist dann abends heim und ich war in meiner Gedankenwelt. Auch mit dem großen „Was mach ich hier gerade eigentlich?“ „Warum warte ich nicht wenigstens das Gespräch mit Till ab?“ G. weiß, dass ich nicht über Till „hinweg“ bin, er sagt selbst, er findet gerade einfach schön was wir haben und wir sollten es genießen. Ich mag ihm aber nicht weh tun. Was mache ich, wenn Till mit mir spricht und dann? Danach bin ich wahrscheinlich noch zerrissender als momentan. Allerdings…ginge das alles nur mit Bemühungen von Tills Seite, ich mach mich nicht mehr zum Affen. Es müsste alles mehr im Einvernehmen geschehen und er müsste mehr auf mich eingehen, ich bin nicht mehr bereit auf jeden Fall zurück zu kommen. Die Frage ist gerade eher – bin ich dafür überhaupt noch bereit? War es jetzt einfach eine schöne Zeit…neun Jahre…aber schmeiß ich dann nicht trotzdem irgendwie was weg? Er hat Schluss gemacht und trotzdem hab ich das Gefühl, ich muss auf ihn eingehen, wenn wir reden…warum? Ich bin gerade wirklich unsicher und zerrissen. Aber ich genieße das mit G. auf der anderen Seite einfach. Es tut gut jemand zu haben, dem man nicht wichtig ist, der einen attraktiv findet…trotzdem komme ich mir dabei gemein vor, weil ich ihm ja nicht weh tun will. Aber ich hab von Anfang an mit offenen Karten gespielt und ihm gesagt, dass ich nicht weiß, was ich will. Aber relativiert ein Kuss das alles jetzt? Oh Gott – was tue ich denn bitte nur gerade?
Weiter im Text. Am Wochenende war ich ja dann daheim und hab Till auch gesehen. G. weiß auch, dass ich seine Examensarbeit lese, dass ich mit ihm Kontakt habe usw. Er meinte, er hätte damit an sich kein Problem, nur wenn aus uns was werden sollte, dann würde er sich Gedanken machen, wenn ich jede zweite Woche in meinem Studienort wäre oder ähnliches. Wie kann man denn so tolerant sein? Ich hätte auf die härteste Weise Kopfkino und würde wahrscheinlich sagen, krieg erst einmal dein Leben dort klar, dann können wir weiter sehen. Dass er so lieb und zuvorkommend ist, macht die ganze Sache auch eher schwieriger als leichter. Ich mag ihm nicht weh tun, er sagt auch, dass er weiß, dass ich das nicht will und er der Meinung ist, dass uns inzwischen beiden soviel aneinander liegt, dass wir beide nicht „unbeschadet“ aus der Sache rausgehen würden. Wie Recht er hat. Und ich bin die Entscheidungsträgerin. Toll. Herzlichen Glückwunsch, Luzifel.
Ich hatte dann Montag frei und bin den Tag auch erst wieder nach Stuttgart gekommen. G. hat mich dann vom Bahnhof abgeholt und ich durfte das erste Mal seine Wohnung sehen. Wir waren dann noch zusammen einkaufen, haben gekocht, zusammen gegessen und uns auf seine provisorische Couch gelegt (wohnt momentan zur Untermiete, muss dort bald raus). Wir hatten inzwischen darüber geredet, dass es mir den Donnerstag zuvor zu schnell ging. Er hat gesagt, ich soll nichts machen, was ich nicht will und hat gesagt, dass er mich nicht mehr küsst, wenn ich das nicht will. Herzlichen Glückwunsch, was hab ich gemacht? Ihn geküsst. Wir lagen auf der Couch und ich kam mir vor wie ein Teenager. Es tat und tut so gut – aber ist es das was ich auf Dauer will? Ist es im Moment schön und dann? Der Abend war wirklich schön. Sollte ich jetzt einfach „den Moment“ genießen und nicht an das „Morgen“ denken? Was tue ich bitte? Mittwoch nach der Arbeit war ich dann wieder bei ihm. Da war ich allerdings ein bisschen angegiftet. Er wollte mich von der S-Bahn abholen. Keiner da. Ich gewartet und gewartet. Ihn probiert anzurufen, niemand dran gegangen bzw. auf dem Handy „Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar“, da kam ich mir ein wenig versetzt vor. Hab dann überlegt, ob ich heim fahre oder zu ihm laufe. Hatte mich allerdings zu sehr auf den Abend gefreut und bin dann zu ihm gelaufen. Hab ihn oben am Fenster am Telefonieren gesehen, geklingt, er hat mich reingelassen und sich entschuldigt, wäre jemand wegen einer Wohnung gewesen (im Großraum Stuttgart ja echt auch eine Aufgabe da was zu bekommen…), am Anfang war ich schon noch etwas angefressen, weil er hätte den Herrn ja auch laut stellen können und mir kurz schreiben, aber gut, war dann in Ordnung. Sind einkaufen gegangen und haben..“gevespert“ (ich werde noch zum Schwaben ). Dann wieder geredet, irgendwann, wir saßen uns gegenüber, kam er dann zu mir rüber und meinte ich würde so weit weg sitzen und hat mich geküsst. Haben abgeräumt und wieder den Abend auf dem Sofa verbracht. Ähnliches Phänomen wie Montag, der Abend war wunderschön. Er meinte auch, er käme sich vor wie ein Teenager. Bisher ist auch nichts weiter passiert als küssen und kuscheln. Und ich hab Angst, dass wenn ich weiter gehe, dass ich damit dann was festlege, was ich momentan nicht kann.
Mein Problem ist momentan, die Abende mit G. sind einfach wunderschön, es erfüllt mich, es macht Spaß mit ihm, es ist schon sehr vertraut und wir können echt über vieles reden; auf der anderen Seite Till. Als ich am Wochenende die Stunde bei ihm war, die Stunde war vergangen wie nichts. Sie ist verflogen, ohne küssen, ohne Zärtlichkeiten, einfach durch das Reden. Ich liebe seine Anwesenheit, die Vertrautheit, das wir einfach so gut reden und miteinander umgehen können. Momentan kann ich mir mit Till, sowie es zur Zeit ist, keine Beziehung vorstellen, aber das liegt einfach daran, dass er sich nicht um mich bemüht. Wir können gut reden und verstehen uns gut, aber es ist alles sehr freundschaftlich, aber was würde ich tun, wen er sich wieder um mich bemüht? Werde ich dann weich? „Rückfällig“? Ich mag ihn ja immer noch sehr, aber lieben? Nein. Da müssten wir beide dran arbeiten… Und dann das mit G.? Ich mag ihn sehr, ich hab ihm es auch schon gesagt. Allerdings…oh Gott, das klingt so weit gedacht. Ich hab keine Lust auf nochmal so eine Aktion mit Till. Ich weiß, mir kann keiner niemals eine Garantie für irgendetwas geben. Das ist mir bewusst, so ist das Leben nun einmal. Ich mag ihn und es tut gerade sehr gut ihn zu haben, unsere Treffen sind wunderschön – aber zusammen sein, ihn lieben? Das ist noch ein Schritt weiter, den ich nicht weiß, ob ich ihn gehen kann und möchte – kann ich mir vorstellen diesen Mann zu lieben? Ich weiß das klingt jetzt verklärt, aber ich möchte auch Kinder…und natürlich stellt sich für mich in meinem jetzigen Zeitpunkt auch die Frage – kann ich mir vorstellen mit diesem Mann Familie zu haben? Ihr werdet sagen, das ist alles viel zu weit gedacht und ich weiß, ihr habt Recht…trotzdem kann ich diese Gedankengänge nicht ausstellen. Es ist gerade wunderschön, aber wie geht es weiter? Ich bin nicht mehr 16, wo ich mit Till zusammen gekommen bin, da hab ich mir um so etwas keine Gedanken gemacht, da gab es Till und mich, wir waren uns wichtig und das war gut und richtig so, aber da gab es diese Gedanken um die „gemeinsame Zukunft“ in diesem Sinne nicht, aber Gott verdammt…ich bin Mitte 20 und möchte Familie haben, sollte ich dann nicht nur mit einem Mann zusammen kommen, wenn ich mir sicher bin, dass ich mir dies mit diesem auch vorstellen kann? Mit Till konnte ich es mir vorstellen, aber das ist auch Vergangenheit, dafür sind wir seit über 7 Monaten nicht mehr zusammen, die Basis ist zwar noch da, aber trotzdem ist das Vertrauen ja am bröckeln, man hat Angst, dass so etwas wieder passiert. Ich lebe in meinem Kopf in der kleinen perfekten Gedankenwelt, in der ich mal eine „glückliche“ Familie und Kinder habe…ich weiß, wie oft das schief geht, das es keine Garantie gibt usw…aber trotzdem sollte ich mir doch in meinem Alter zumindest vorstellen können, mit meinem nächsten Partner Familie gründen zu können, oder?
Eine Freundin von mir ist bald 30, seit 3 Jahren mit ihrem Freund zusammen, und sie hat sich das erste Mal vor einem halben Jahr um das Thema Gedanken gemacht und jetzt erst kürzlich mit ihrem Freund darüber geredet…ich glaube, ich bin einfach zu kopflastig, weil ich mir all diese Sachen mit Till nun einmal vorstellen konnte, ist das für mich nun irgendwie auch die „Voraussetzung“ für eine neue Partnerschaft – gehe ich damit zu weit?
So. Jetzt saß ich doch ganz schön lange am Rechner und mein Schüttelfrost macht mir sicher schon seit 10 min wieder zu schaffen.
Ich wünsche euch einen schönen Restfreitag und dann einen guten Start in das Wochenende.
Eure eigentlich glückliche, aber „leicht“ verwirrte Luzifel
03.03.2017 15:10 •
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