...da steckt man zwischenzeitlich mittendrin. In diesem Leben das so eigentlich nicht auf dem Plan stand, einem aber aufgrund äußerer oder auch innerer Umstände mehr oder weniger aufgezwungen wurde. Das Leben, das auch gerne und treffend mit dem Unwort Single-Leben bezeichnet wird... Wie schwer ist es einem gefallen sich dort hinein- und zurecht zu finden...?
Plötzlich stellt man fest, dass sich die Gedanken, das Leben, nicht mehr so sehr - und das mit abnehmender Tendenz - in der Vergangenheit abspielt, dass die Gedanken an Ex immer seltener aufkommen, dass die Intensität dieser Gedanken und damit verbundener Gefühle immer blasser wird. Natürlich gibt es noch immer wunde Punkte, oder sind es schon Narben, die einfach ein wenig wetterfühlig sind?
Man gleitet unmerklich immer weiter rein, rein in einen normalen Alltag, mit seinen normalen Alltags-Problemen, aber auch den normalen Alltags-Highlights. Man hat wieder Platz für Gedanken, die mit Ex und der Zeit mit Ex nichts mehr zu tun haben, kann plötzlich wieder weiter nach vorne sehen als bis morgen, fühlt sich klarer...
Was hat man gegrübelt...!?
All die kleinen Helferlein, die einen unterstützt haben, sich aus dem Dickicht, aus dem Sumpf, aus dem Dschungel zu befreien - mal vorsichtig, mal auch mit der Machete...
All die kleinen Helferlein: Menschen die einen an die Hand genommen haben, Menschen die einem den Kopf gewaschen haben, Menschen die einen einfach nur bespiegelt haben, Menschen die einem neue, andere Sichtweisen eröffnet haben, Menschen die einem geholfen haben sich selbst zu sortieren, wo wäre ich jetzt ohne sie?
Aber auch die kleinen Helferlein, die ohne Wissen und Absicht geholfen haben: durch ein Lächeln, ein freundliches Gespräch, einen schönen Abend... Dann gibt es noch Musik, die einem eine Gänsehaut beschert - man spürt wie es einem Kraft gibt - und Leben nicht mehr nur aus Leid, Trauer oder sorgenschwangeren Gedanken besteht, da gibt sternklare Vollmondnächte, die einen tief durchatmen lassen, es gibt flammendes Morgenrot, so wie ich es heute morgen erleben durfte (mein vor Ehrfurcht weit offenstehendes Mundwerk hab ich zwischenzeitlich glücklicherweise wieder schließen können... :) ).
Es gibt Momente, da ist man in einer Gruppe von Menschen, die eigentlich fremd sind und doch fühlt man sich vertraut, aufgehoben, geborgen, so wie ich es auf dem Forumstreffen vor nun schon wieder beinahe 1 1/2 Wochen erlebt habe...
...und ich merke, dass ich mein Leben nicht mehr nur noch als Kampf, nicht mehr nur noch als Last empfinde, ich spüre, dass es mich trägt, und dass ich mich einfach auch mal gleiten lassen darf - einfach leben kann...
Das alles geschieht mit mir OBWOHL ich allein bin, was ich nie wollte und immer als unvollständiges Dasein empfunden habe.
Plötzlich merke ich, dass es gut so ist und dass es mir an nichts existentiellem fehlt. Dass eine neue Partnerschaft nicht mehr Überlebensmittel, sondern die Kirsche auf der Sahne wäre. Schön, wenn es eine gibt. Aber nicht lebensnotwendig...
Und abseits der üblichen Zwänge, die jeden von uns irgendwie im Griff haben, fühle ich mich auf seltsame Weise frei... Ein neues Gefühl? Oder eines, das ich schon seit langem nicht ehr mempfunden habe? Völlig schnuppe, einfach schön - that's what counts... Und ich bin sehr neugierig, wie es wohl sein wird, wenn ich das nichtgewünschte aber unausweichliche Single-Dasein nun mit ausgerolltem rotem Teppich und ordentlich groovender funky Mucke empfange. Ich mein' einfach, damit es endlich richtig amtlich ist und so weiter. Vorher musste es sich immer heimlich durch die Hintertür reinschleichen... Und DAS hat doch nun wirklich keinen guten Stil... ;)
Ich spüre das, was mir mein Kopf schon länger sagt: Ich bin für mein Glück selbst verantwortlich. Von einem anderen Menschen zu erwarten, dass er mich glücklich macht, vielleicht gar alle Wunden heilt? Bißchen viel verlangt, wenn ich es mir genau überlege. Ich weiß, dass ich glücklich sein KANN, dass ich mit Ex viele unglaublich glückliche Momente hatte (reiner Kitsch, hi, hi, hi... ;) ). Aber ich weiß auch, dass ich dies niemals so empfunden hätte, wenn die Veranlagung, die Fähigkeit so zu empfinden nicht bereits in mir vorhanden gewesen wäre. Ex hat mir wohl dabei geholfen, dieses Potential zu entfalten. Aber sie hat mich nicht glücklich gemacht, sie hat mir lediglich gezeigt, dass ich es sein kann. Kleiner, aber entscheidender Unterschied... Wie es sich umgekehrt mit dem unglücklich sein verhält? Nun habe ich endlich wieder Kapazitäten frei, um mich der Suche nach der Antwort auf diese Frage zu widmen... Was ich schon weiß, ist, dass jedes sich Öffnen, jedes Zulassen von Nähe einen auch verletzlich macht. Riskant ist. Aber heißt das etwa, dass ich künftig mißtrauisch, übervorsichtig sein muss? Mich nicht mehr öffnen, keine Nähe zulassen soll? Was würde ich mir dadurch alles versagen? ::) Gerade an positiven Empfindungen?
Och nö! No risk - no fun. Nee, fun = Spaß, hat so was vom Adrenalinkick beim Bungee-Springen; brauche ich nicht. No risk - no joy, ...Freude... joh, so passt das für mich, hat irgendwie mehr Tiefe...
Fühle mich zur Zeit ein bißchen wie Phoenix, der erst zu Asche verbrennen musste, um dann wieder seine Schwingen entfalten zu können. Merke, dass ich das Potential habe, ALLEINE (sprich: in meinem sozialen Kontext - aber ohne partnerschaftliche Bindung) glücklich zu werden. Der Weg war lang, hart; emotional, mental und körperlich (boah, wat hab ich zugelegt, eyh! ;D ) anstrengend, aber, verdammte Tat, er hat sich gelohnt!!! Für das heutige Morgenrot, für den Spaziergang bei dem man mit den Füßen das Herbstlaub rascheln lässt, für jeden dieser Momente die man manchmal verstreichen läßt ohne ihnen Beachtung zu schenken, weil man zu sehr in sich verstrickt ist, die einem aber immer wieder ein klein wenig die Batterien aufladen...
Heute ist ES 14 Monate her. Ich hätte seinerzeit nicht gedacht, dass ich mich heute SO fühlen würde. Die Zeit des Reagierens ist vorüber, jetzt beginnt die Zeit in der ich gestalterisch auf mein Leben einwirken kann... Wow! Und ich bin allen, die mich bis hierher begleitet haben (aktiv oder passiv), dankbar. Meinen Freunden (alten und neuen), Bekannten, den Menschen hier im Forum (manchen ganz speziell - die Angesprochenen wissen schon, wer gemeint ist), meinen Kindern, der Sonne, dem Mond, den Sternen, dem Erfinder des Biers, dem Erfinder der Stereoanlage... letztlich wohl dem Leben... Heute fühle ich mich sicherer und aufgehobener in meinem Leben als zu der Zeit mit Ex, klingt doof, weiss ich, aber ich bin froh, dass ich sie los bin. :D Jetzt weiß ich wenigstens schon mal, was ich NICHT will. Ist doch auch was.
Tja, soweit eine Momentaufnahme über ein Jahr danach. Es wird auch weiterhin graue Wolken und Stürme geben, schon klar. Aber so wie's jetzt ist, ist es okay. Nicht mein Traum, aber mehr als nur akzeptabel. Mal schauen wie es weitergeht...
Lieber Gruß
donald
06.10.2003 11:53 •
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