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Mobbing Erfahrungen und Erkenntnisse

Cagy
...
was heute sicher ungleich härter für die Betroffenen ist, ist die zunehmende Unsitte irgendwelche Halbwahrheiten, gefakten Infos und/oder Bilder ungefiltert und unüberlegt über die sozialen Medien zu posten..
Das wird der *Spaß* schnell mal zum Kündigungsgrund und/oder der Ruf des/der Betroffenen ist nachhaltig ruiniert...
Sowas in diesem breiten Feld rückgängig zu machen ist kaum möglich und der Betroffene hat wenig Chancen sich zu wehren...

12.06.2023 08:55 • x 4 #61


S
Also ich hab Mobbing mal auf der Arbeit erlebt. Ich war als junge Ingenieurin im Vertrieb gelandet, wohin ich eigentlich nie wollte. Allerdings war damals der Stellenmarkt so schlecht, dass ich froh sein konnte, überhaupt nach dem Studium eine Arbeit bekommen zu haben. Heute kaum noch vorstellbar, denn heute werden diese Leute ohne Ende gesucht. Damals aber herrschte eine große Rezession und etliche meiner Studienkollegen fuhren Taxi oder schulten um z.B. zum Pharmareferenten, um überaupt Geld zu verdienen.

Jedenfalls landete ich in einem Berufsfeld, wo mit harten Bandagen gekämpft wurde. Besonders für Frauen war es schwierig, da die berühmte gläserne Decke sehr niedrig hing. So hatte ich eine etwas ältere und erfahrenere Kollegin, die mit allen Mitteln Karriere machen wollte. Jede Konkurentin und auch die männlichen Kollegen wurden von ihr nieder gemäht. Leider hatte sie dabei die Unterstützung der Chefs, die sie sozusagen als Bluthund auf Mitarbeiter ansetzten, die nicht in der Spur liefen. Das Unternehmen stand damals kurz vor der Übernahme durch einen multinationalen Konzern und jeder fürchtete um seine Stellung. Da kam die angriffslustige Kollegin vielen Chefs gerade Recht.

Ich arbeitete für eine Sparte und einen Chef, der nicht gerade durchsetzungsstark war, und dessen Umsätze zu wünschen übrig ließen. Bei den jährlichen Umsatzplanungen wurden mir also von besagter Kollegin falsche Zahlen zugespielt, die zugleich mich als Konkurrentin und unseren Bereich als ganzes schädigen sollten. In Besprechungen wurde ich von ihr direkt angegangen und nicht nur ich. Gestandene und sogar promovierte Kollegen wurden vor versammelter Mannschaft in der Luft zerrissen, bis sie heulend vor ihrem Flipchart standen. Die Krankmeldungen aus psychischen Gründen begannen sich zu häufen.

Ich hielt 5 Jahre tapfer durch. Dann wurde ich schwanger und konnte halbwegs gesichtswahrend ausscheiden. Doch diese Situation hatte Spuren hinterlassen. Eine schwere Depression holte mich viele Jahre später ein. In meinen Beruf bin ich nie wieder zurück gekehrt und habe das nicht eine Minute bereut. Heute bin ich in einem ganz anderen Berufsfeld tätig, das zwar nicht so gut bezahlt wird aber mir sehr viel Freude bereitet. Nie wieder würde ich eine solche Situation so lange ertragen, ohne tätig zu werden.

Mobbing macht krank! Mobbing zerstört nicht nur Karrieren sondern Leben. Und leider wird Mobbing immernoch viel zu häufig nicht nur geduldet sondern gezielt gegen Mitarbeiter eingesetzt, die man loswerden will. Gott sei Dank hat sich das Blatt gewendet. Heute werden Fachkräfte dringend gesucht. Keine Firma kann sich dieses Vorgehen noch leisten. Ich begrüße diese Entwicklung sehr und hoffe, dass jungen Menschen diese Erfahrungen erspart bleibt.

12.06.2023 09:17 • x 9 #62


A


Mobbing Erfahrungen und Erkenntnisse

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Islantilla
Liebe Klio,

dass was ich erzählt habe, das WAR und ist zum Glück für immer vorbei.
Heute bin ich ein ganz anderer Mensch, dank moderner Technik. Damals war es mir allerdings nicht möglich, mich verbal zu wehren, aus einem Grund, den ich hier nicht nennen möchte, weil mich sonst vielleicht einige Leute daran erkennen könnten. (Man weiß ja nie, wer hier vom eigenen Umfeld im Forum unterwegs ist)
Ich war zwar auch etwas zu dick, aber das war nicht der eigentliche Grund, warum die anderen nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Und wie gesagt, meine Eltern hat das alles nicht sonderlich interessiert. Am Anfang ja, aber dann ließ es immer mehr nach, weil sie eigene Probleme hatten. Sie meinten dann immer nur zu mir: Du lernst doch für dich und nicht für die anderen. Lass die doch machen, was sie wollen und kümmer dich nicht um die. Es kann dir doch egal sein, was die über dich denken... Tja, leichter gesagt als getan. Unmöglich für mich.
Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß und kann, dann wäre ich sehr wahrscheinlich schnurstracks zum Jugendamt gelaufen und hätte meine Eltern angezeigt. Aber so, ohne Hilfe von irgendjemandem, war es mir leider nicht möglich, etwas zu verändern. Ich war ja noch zu klein, um das alles zu wissen.

12.06.2023 09:46 • x 3 #63


tina1955
Zitat von Einfachatmen:
Ich finde das im Erwachsenenalter so krass und noch schlimmer als im Kindesalter. Denn ein Erwachsener weiß genau was er tut. Mobbing unter ...

Im Kindesalter gemobbt oder ausgegrenzt zu werden, kann schon dazu beitragen, dass man ein Leben lang daran denkt und somit triggert es in bestimmten Situationen immer wieder und kann dazu führen, dass man psychisch krank wird.

12.06.2023 10:12 • x 4 #64


S
Zitat von tina1955:
Im Kindesalter gemobbt oder ausgegrenzt zu werden, kann schon dazu beitragen, dass man ein Leben lang daran denkt und somit triggert es in bestimmten Situationen immer wieder und kann dazu führen, dass man psychisch krank wird.

Ich finde beides schlimm. Im Kindesalter hatte ich eigentlich keine Mobbingerfahrungen machen müssen. Erst im Erwachsenenalter machte ich Bekanntschaft damit. Schlimm genug. Nicht auszudenken, was das mit Kindern macht.

12.06.2023 10:33 • x 3 #65


Micha83
Gutes und wichtiges, wenn auch kein schönes Thema bei dem ich mich durchaus einreihen kann. Danke dafür schonmal

Meine Erlebnisse fanden auch in der Schulzeit statt. Ich interessierte mich für die falschen Dinge, ging den falschen Hobbys nach, hörte die falsche Musik und empfand die falschen Sachen als ästhetisch und schön. Jahrein, jahraus ein täglicher Ritt durch die Hölle der mich mehr als einmal zu dem Gedanken führte mir je nach Stimmung einen Strick, ein Messer oder sonst etwas zu nehmen und es zu beenden. Entweder sie (die Mobber), oder ich, dachte ich damals oft.

Man beschimpfte mich, warf mir Sachen an den Kopf, verfolgte und drohte mir auf dem Heimweg oder beschmierte meine Sachen mit allerlei Kram. Allein mein Stolz sowie mein eigenes Werteempfinden hinderten mich daran etwas dummes anzustellen. Zeitweise hatte ich bis zu zwei Klassen gegen mich, da man es in unserem Jahrgang als tierisch witzig empfand die ausgestoßenen Schüler zu manipulieren und gegeneinander aufzuhetzen, so als wären wir irgendwelche Pokemon gewesen. Die Klassenlehrer versuchten eher halbherzig etwas dagegen zu unternehmen, stoßen bei der Schulleitung aber ohnehin auf taube Ohren. Für diese schien ihr Job eher eine Art Prestigegeschichte zu sein, mit den man zu Presseterminen eine gute Figur machen kann. Meine Mutter (damals alleinerziehend) konnte, oder wollte mir nicht helfen. Teilweise nahm sie meine Gefühle auch gar nicht richtig ernst und goss sogar Öl ins Feuer, indem sie mich zusätzlich abwertete.

Das ganze zog sich fast komplett durch meine Schulzeit und endete erst so richtig mit meiner Entlassung und nachdem ich irgendwann entgegen aller Erwartungshaltungen mitten im Unterricht einen der niederen Mobber vom Stuhl zog und ihm die Luft abwürgte. Zuvor musste ich mir jedoch noch vom Lehrpersonal anhören, dass Gewalt ja mal gar nicht ginge. Danke für das victim blaming, liebe Schule. Lernen war für mich während dieser Zeit daher nur zweitrangig, denn ich war viel zu sehr damit beschäftigt zu überleben.

Komplett habe ich mich von den psychischen Narben bis heute nicht erholt. Zwar begab ich mich viele Jahre später in Langzeittherapie und kann heute sagen, dass die Diagnose die ich einst erhielt nach Therapie und jahrelangem Training heute nicht mehr gültig ist, doch irgendwo tief in mir gibt es noch immer Reste des vernarbten, inneren Kindes die in der passenden Situation (wie etwa im Falle meiner Trennungsgeschichte) hervorbrechen und mir das Leben schwer machen können.

Nein, Mobbing ist ganz und gar nicht witzig, auch wenn ich selbst ab und zu Scherze mache wie Die Statistik sagt: 9 von 10 Menschen finden Mobbing super., da ich durchaus in der Lage bin über mich selbst zu lachen und einen entsprechend schwarzen Humor besitze. Aber auf einer ernsten und wenig humorvollen Ebene kann auch ich sagen, dass Mobbing massiven und langanhaltenden Schaden hinterlassen kann und somit definitiv bekämpft gehört. Auch wenn ich oller Misanthrop überzeugt davon bin, dass Mobbing nie ganz verschwinden wird.

12.06.2023 11:52 • x 9 #66


Klio
Zitat von Shedia111:
Heute bin ich in einem ganz anderen Berufsfeld tätig, das zwar nicht so gut bezahlt wird aber mir sehr viel Freude bereitet.

Und das ist doch die Hauptsache
Und Mut hattest du nach dieser Erfahrung und dem Sein, das dir danach noch widerfahren ist, dich noch einmal ganz neu zu orientieren.
Du weißt nun in keiner Situation musst du verharren; du bist dazu bereit Veränderungen anzunehmen und vor allem sie auch aktiv für dich zu gestalten.

Zitat von Islantilla:
dass was ich erzählt habe, das WAR und ist zum Glück für immer vorbei.

Umso besser

Zitat von Femira:
In einer anderen Konstellation hättet ihr höchstwahrscheinlich eine andere Position gehabt.

Das kann durchaus so sein.
Ich habe es etwas anders erlebt und wie ich herausgelesen habe auch der ein oder andere.
Daher kam in mir schon die Frage auf was das begünstigt.
Das Hinterfragen soll auch kein Fehlersuchen sein. Für mich war es auf Grund der Erfahrungen schon als Kind wichtig andere versuchen zu verstehen; warum aus welchem Grund gehandelt wird.

So ist es für die Lehrerschaft ja auch sinnvoll und wichtig, finde ich, zu Hinterfragen, Herauszufinden warum ein Kind beispielsweise mobbend, aggressiv gegenüber anderen agiert und auch diesem Kind dementsprechend eine Unterstützung anzubieten.

Aber ja im normalen Schulsystem kaum zu leisten; die Lehrerschaft dafür nicht ausgebildet, selbst überfordert usw...

12.06.2023 12:17 • x 4 #67


H
Ich war in der Gruppe der Mobber.
Bei uns in der Schulzeit gab es nur zwei Kategorien: Du wurdest gemobbt oder du hast gemobbt. Ich war in der Gruppe dabei welche gemobbt haben.
Ganz so schlimm wie viele hier schreiben, war es bei uns an der Schule damals nicht, was daran lag, dass früher schon die Lehrer mächtig aufgepasst haben und auch aktiv gegen Mobbing vorgegangen wurde.
Trotzdem hat man in der Pause oder im Sport sich auf Kosten der Schwächeren amüsiert und dumme Sprüche gemacht.
Ich hab damals mitgemacht, weil ich nicht selbst zum Opfer werden wollte. Mir hat das immer sehr leid getan, aber hatte Angst mich gegen die Gruppe zu stellen.

Mich hat dieses Verhalten damals sehr lange beschäftigt, ich hatte ewig ein schlechtes Gewissen und mich sehr dafür geschämt.
Heute ist es so, dass ich für schwächere einstehe oder wenn ich sehe das jemand gemobbt wird einschreite. Ich kann das gar nicht mehr ab und traue mich endlich auch den Mund aufzumachen.

12.06.2023 12:49 • x 12 #68


Micha83
@hilflos666

Erst einmal Hut ab, dass du dich als ehemalige Mittäterin outest und sogar Reue empfindest. Das habe ich nur sehr selten erlebt. Im Gegenteil: Oft ist es schieres Vergessen, oder verdrängen auf das ich Jahre später stieß wenn ich zufällig mal einem der früheren Mobber beim Einkauf über den Weg lief und in eine Unterhaltung verwickelt wurde. Das tat dann fast genauso weh. Zu erleben wie Täter ein augenscheinlich ganz normales Leben führen, während man selbst über viele viele Jahre an den Folgen des Mobbings zu leiden hatte.

Zitat von hilflos666:
Trotzdem hat man in der Pause oder im Sport sich auf Kosten der Schwächeren amüsiert und dumme Sprüche gemacht.
Ich hab damals mitgemacht, weil ich nicht selbst zum Opfer werden wollte. Mir hat das immer sehr leid getan, aber hatte Angst mich gegen die Gruppe zu stellen.


Ja, das ist oft der Fall. Leider ist das wie ich inzwischen weiß etwas vollkommen normales. Die Furcht aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden wiegt meiner unqualifizierten und küchenpsychologischen Meinung nach in der menschlichen Psyche scheinbar weit schwerer als das moralische Empfinden gegenüber seinen eigenen Taten. Menschen sind eben hochtalentiert darin die eigene moralische Bilanz zu fälschen, da Moral im Vergleich zur Gruppenzugehörigkeit offenbar weit weniger nah an den Urinstinkten liegt.

Einen entsprechenden und psychologisch hoch interessanten Hinweis dazu lernte ich in einer Dokumentation über den besonders grauenhaften Fall des Polizeibataillons 101, während des zweiten Weltkrieges kennen. Nun möchte ich keineswegs Mobbing und die Untaten des zweiten Weltkrieges pauschal in einen Topf geworfen sehen, doch gerade dieser spezielle Fall zeigt aufgrund der ähnlichen Mechanismen wie erschreckend einfach unser Wirbeltiergehirn noch immer funktioniert. Einfach bei google oder einem youtube nach Ganz normale Männer suchen, wen es interessiert.

12.06.2023 13:11 • x 5 #69


Catalina
Zitat von Micha83:
Jahrein, jahraus ein täglicher Ritt durch die Hölle

Jepp, so war es bei mir auch. Ich hab die Schule und alles was dazu gehörte ab einem gewissen Punkt einfach nur noch gehasst. Ich wollte nicht mehr wegen meines Gewichts ausgelacht werden, nicht mehr beim Schulsport immer die letzte sein, die dann vom Lehrer einem Team zugeteilt wurde, wenn es um Mannschaftsspiele ging, keine blöden Sprüche mehr hören. Deshalb hab ich mich irgendwann komplett verweigert und bin halt einfach nicht mehr hingegangen.

Die Lehrer hat es damals kein Stück interessiert, in den 80ern herrschte großer Lehrermangel und die, die da waren, waren wohl überfordert. Meine Mutter hat das anfangs gar nicht so mitbekommen, ich hab zuhause auch nicht viel erzählt, weil ich mich geschämt habe dafür, dass ich da nicht klarkam. Erst als ich angefangen hab zu schwänzen, hat sie reagiert und ich durfte die Schule wechseln. Ab da war es dann okay.
Zitat von Micha83:
doch irgendwo tief in mir gibt es noch immer Reste des vernarbten, inneren Kindes

Ja, das merke ich bei mir auch. Es gibt vereinzelt noch Situationen, die mich triggern, aber zum größten Teil habe ich das ganz gut verarbeitet. Wenn allerdings alle paar Jahre eine Einladung zu einem Klassentreffen kommt, fühle ich mich ehrlich gesagt ziemlich ver@rscht. Glauben die ernsthaft, dass ich mit denen in Erinnerungen an meine tolle Schulzeit schwelgen möchte, nachdem sie mir die damals zur Hölle gemacht haben? Ich glaube ja mittlerweile, dass den Leuten gar nicht bewusst ist, wie sehr ich damals unter ihrem Verhalten gelitten habe.

12.06.2023 13:13 • x 6 #70


Ayaka
Zitat von hilflos666:
Heute ist es so, dass ich für schwächere einstehe oder wenn ich sehe das jemand gemobbt wird einschreite. Ich kann das gar nicht mehr ab und traue mich endlich auch den Mund aufzumachen.

Lieben Dank für den Beitrag - es ist schön zu sehen, dass es auch echte Einsicht gibt und nicht nur Ausreden, Verharmlosungen oder Victim Blaming.

12.06.2023 13:19 • x 5 #71


Micha83
Zitat von Catalina:
Glauben die ernsthaft, dass ich mit denen in Erinnerungen an meine tolle Schulzeit schwelgen möchte, nachdem sie mir die damals zur Hölle gemacht haben? Ich glaube ja mittlerweile, dass den Leuten gar nicht bewusst ist, wie sehr ich damals unter ihrem Verhalten gelitten habe

Ich bin auch nie auf irgend einem Klassentreffen gewesen. Da hat mich nichts hingezogen und alte Narben wollte ich auch nicht aufkratzen.

Als ich mich das letzte mal in psychologischer Behandlung begab fand ich durch Zufall heraus, dass eine meiner Mitpatientinnen früher mal in einer meiner Parallelklassen war und mit einem Grüppchen befreundet war, an dass ich auch nur sehr mittelmäßige Erinnerungen hatte. Ich musste dreimal darum bitten, mich mit dem Thema in Ruhe zu lassen, da sie so erfreut war einen ehemaligen Mitschüler getroffen zu haben, dass sie mich pausenlos danach ausfragte an wen ich mich denn noch so alles erinnern konnte. Das pulte jedes mal aufs Neue an diesen alten Narben herum. An mich und meinen Leidensweg hatte sie hingegen gar keine Erinnerungen mehr. Naja... Vielleicht auch besser so. Wer weiß welche Alpträume sie sonst noch vor lauter Begeisterung aus den gut verschlossenen Schubladen meines Unterbewusstseins hervorgezogen hätte

12.06.2023 13:24 • x 4 #72


S
Zitat von Catalina:
Wenn allerdings alle paar Jahre eine Einladung zu einem Klassentreffen kommt

Da gehe ich ehrlich gesagt auch nicht gerne hin. Nicht dass ich da gemobbt wurde aber mein späterer Lebensweg war eben nicht so schnurgerade und erfolgreich, wie der meiner Mitschüler:innen. Viele von denen haben ja noch mitbekommen, dass ich nach der Ausbildung an die Uni ging. Denen jetzt meinen Lebensweg zum Fraß vorwerfen, dazu habe ich keine Lust.

Es ist nicht so, dass ich mich dafür schäme. Im Gegenteil bin ich sogar ein bisschen stolz, dass ich mit Anfang 50 mich nochmal komplett neu orientiert und heute wieder Fuß gefasst habe. Aber es ist eben ein ganz anderes Niveau, auf dem ich mich heute bewege. Letztlich wohl eines, dass mir mehr liegt als das Akademiker-Niveau. Mit meinen Kollegen jedenfalls verstehe ich mich blendend, obwohl viele von denen gerade mal einen Hauptschulabschluss haben. Aber die sind sich selbst treu und dabei menschlich geblieben. Vor dieser Mein Haus, Mein Auto, Mein Boot - Mentalität graut es mir inzwischen.

12.06.2023 13:36 • x 3 #73


H
Zitat von Micha83:
dass du dich als ehemalige Mittäterin outest und sogar Reue empfindest

Damals als Kind oder besser gesagt als Jugendlicher war mir ehrlich gesagt nicht ganz so klar, was das mit der Psyche macht. Das wurde mir erst sehr viel später bewusst. Ich hatte damals und empfinde auch heute noch rückblickend Reue, weil man gesehen hat, wie man die Person durch die Dinge welche man ihr an den Kopf geworfen hat, verletzt hat.
Mir tat das immer so leid...



Zitat von Micha83:
mal einem der früheren Mobber beim Einkauf über den Weg lief und in eine Unterhaltung verwickelt wurde. Das tat dann fast genauso weh. Zu erleben wie Täter ein augenscheinlich ganz normales Leben führen,

Ja das tut mir sehr leid, dass dich das Mobbing so mitgenommen hat und du viele Jahre mit den Folgen leben musstest.
Ich glaube als Jugendlicher denkt man einfach nicht so weit, was daraus für Langzeitfolgen für die Opfer entstehen können.

Wenn ich jemanden sehe von damals, versuche ich immer abzutauchen, weil ich mich noch heute dafür schäme und der Person nicht in die Augen schauen kann... Klar wenn es zum Gespräch kommen würde, würde ich mich offen entschuldigen, aber bisher kam es dazu nicht.



Zitat von Micha83:
da Moral im Vergleich zur Gruppenzugehörigkeit offenbar weit weniger nah an den Urinstinkten liegt.

Das scheint so zu sein. Ein weiteres Beispiel dafür ist doch auch, dass in der Gruppe doch oft nur über andere gelästert wird. Wie viele sind zu dir freundlich und hinter deinem Rücken wird dann so richtig hergezogen. Meistens passiert das auch in der Gruppe, einer fängt an und alle anderen wissen auch was.

Interessant ist doch die Frage, warum Kinder/ Jugendliche überhaupt mobben? Ist das wirklich unsere Genetik, jetzt mal salopp gesagt, der Stärkste kommt zuerst an den Napf und der Schwächere muss schauen wie er Überlebt?

Vielen Dank für den Hinweis auf die Dokumentation, ich werde mir sie mir anschauen.

12.06.2023 13:39 • x 3 #74


N
Zitat von Micha83:
Jahrein, jahraus ein täglicher Ritt durch die Hölle der mich mehr als einmal zu dem Gedanken führte mir je nach Stimmung einen Strick, ein Messer oder sonst etwas zu nehmen und es zu beenden. Entweder sie (die Mobber), oder ich, dachte ich damals oft.

Hatte ich am anfang auch und die Fantasien wurden immer klarer ..nicht mobber gegen über sonder bei mir selbst..

Doch ein Vorfall veränderte dies ..

Ich glaub es war in der zweiten hauptschule da kam miten im Jahr eine neues Mädchen in die Klasse ich nenne sie mal Lisa sie hatte ein warmes Lächeln doch es erreichte ihre augen nicht ,sie freudete sich mit mir an Wochen vergingen und es war schön wem an meiner Seite zu haben, doch sie hollte ihre Vergangenheit an der alten Schule ein und so wurde sie massiv gemobbt mit mir zusammen. Kann man sagen .. Doch sie hielt es nicht aus.. Eines Tages kam sie nicht mehr zur Schule und der Direktor teilte uns mit das sie vom Balkon gesprungen sei...

Am diesen Tag fing ich an um zu denken doch das Mobbing ging nach zwei Tagen weiter mehr und härter als davor...

Das sagte mir egal was es bringt nix

12.06.2023 14:16 • x 4 #75


A


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