Es ist schon ein Drittel August. Es ist bald 5 Uhr am Morgen, ich kann nicht schlafen in diesem Moloch aus Hitze, wo aus den Rauhfasern Wärme zu strömen scheint und ich ganz beklommen hier sitze, eigentlich den ganzen Tag bin. Ein Stein, der sich in tausend Formen winden kann, der für die Kinder funktioniert, wenn er seine Stimme aus dem Kalk presst und meine Stimme hat sich verändert wie mein Haar, dass nun etwas grauer geworden ist. Und ich kann funktionieren für die vielen Gespräche, die an mir läuten, deren besitzergreifende Art vielleicht nur wenige verstehen, da ich nicht dazu im Stande bin mich zu wehren. Gibt es da etwas zu klagen: nein, ich bin einfach nur überladen wie eine zu schwere Perseide die über dem Nordhimmel zu schnell abfällt und ich habe dieses Jahr schon 4, 5 verglühende Striche gesehen.
1/3 schreibt es sich einfacher, bald fahre ich in den Norden, besser gesagt in 6 Stunden, mit einer Freundin, dann blicke ich von der Fähre hoffentlich auf graue Wände aus Gewittern, die die Luft ausspülen und neu und frei zum atmen werden lassen. Am Samstag ein Wiedersehen mit Deinen Freunden, oder Wg-Mitbewohnern oder Kollegen oder was auch immer, ich weiß es so wie so viel seit nun 4 Monaten nicht und der Reiz oder der Drang so etwas zu erfahren ist weit geringer als die Vorstellung, die sich am Ende für Dich einen Ort wünscht, an dem Du Ruhe hast. Deine Freunde nun: wo Kriege sich in Köpfen abspielen ist die Erlösung fern, und da ich sie letztlich als Dein Sprachrohr verstehen muss, sehe ich Waffen, die ich nicht erwartet hätte, vor allem wo Do vor 2 Wochen noch aus dem Stuhl sprangst um mich zu sehen, als wir uns zufällig im Kino sahen. Da waren sie: die aufgrissenen, dunklen, strahlenden Augen und unser unsicheres Spiel, die Witze, der Sarkasmus, das Spiel mit Worten. Ich will nicht dran glauben, dass es alles fake ist, und ich will auch nicht glauben, dass Du aus reiner Höfflichkeit schnellstmöfglich Dir den Weg gebahnt hast um mich zu umarmen, aber die Härte, mit der ich behandelt wurde lässt alles ausbleichen, was sich vielleicht als eine Form von Nähe suchen Deinerseits andeutete. Wer bist Du? Du warst ja auch in der Beziehung so passiv, dass ich manchmal an Deinem Atem zweifelte, aber Deinen Kern habe ich gesehen und er ist auch immer noch für mich sichtbar dort. Ich kann mir vorstellen, dass es wieder so ist, wie Du schon mal geschildert hast, wie sehr doch es Dich trifft, wenn Freunde von Dir eine Meinung äußern, der Du dann einfach folgst, weil sie sagen was richtig und was falsch ist. Wo springst Du hin, wildes Pferd, was sind Deine Hufe, wo ist Deine wahre Stirn gegenüber alledem, was Dich umgibt? Ach, wieviel Zeit wirst Du haben und allemal viel wird bei uns beiden passieren und ich kann nun wieder davon berichten, wie ich rieche und Farben stärker flimmern, und mich Menschen bei der Hand nehmen mit festen Griff und ich sah so viele Filme, es ist alles gefüllt.
Es ist alles so halbgar und Luft füllt den Raum aus zum Boden, wo eine zynische Bemerkung und Trotz gegen die Welt von Dir und mir sonst Platz finden würden, oder unsere Katzen, die zwischen uns schlafen und seit Monaten nun mehr existieren als leben, seltsame Geister geworden sind, auch weil jedes laute Geräusch sie wohl an das Feuer errinert und jeder Gast an der Tür sie an Dich. Die Akzeptanz für alles klingt überall durch, und die Tage saß ich bei vielen und habe Dinge lernen dürfen und jetzt braucht mich eine Freundin gerade ganz dringend und wir telefonieren mal nachts, mal tags um zu schauen, wie sie wieder Halt findet. Im Schweiß der Bahnen dieser Stadt suhle ich mich von A nach B, ertrage keine Musik mehr weil zuviel Reiz, sitze ganz oft beim Fenster und höre die unsynchronen Geräusche dieses riesigen Innenhofs, höre mich durch die über nun 2 Monate entstehende Spotify-Playlist dieses Sommers durch. Zeit ist unförmig geworden, wie die Borke, die von den Straßenbäumen fällt und gestern lief ein Mann mit Aktenkoffer schnaufend durch mich durch und dann zielte er auf andere, mit einem fast comic-haften Gang, seine Knie immer weit nach vorne. Es sind so wenige interssante Menschen da draußen, ich bin müder in diesem Monat als im Juli.
Ja, was ist dieses schimmernde erste Drittel des Augusts bloß, liebe N., zwischen Zecken liegend machte ich dieses Bild und ich ging von allen Weg und versank in Volksdorf fast im Moor. Ich musste darüber lachen, weil ich einfach unbedacht herumlief, da war wieder eine Form von eigener Doofheit, die ich an mir vermisst habe.
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