Missbrauch durch den Ex - Partnerin geht auf Distanz

Danke nochmal, alles sehr wertvolle Beiträge.

Meine Frage wäre hier einfach noch, ob es ratsam wäre sie nach und nach erzählen zu lassen oder die Thematik komplett meinerseits liegen zu lassen? Was ich dann als Gefahr sehe ist, ich kann ja immer und immer wieder reinlaufen in irgendetwas. Ich bin ein normalerweise sehr harmloser Kandidat, gebe sehr gerne Sicherheit, bin liebevoll im Umgang und bin halt trotzdem reingelaufen in etwas was meinem Selbstbild absolut konträr entgegensteht. Chance recht hoch, dass sowas nochmal passiert.

Sie hat mir damals auch die Briefe ihres Ex Freundes gezeigt und sich so etwas echauffiert dadrüber. Das war mein erster Kontakt mit dieser Thematik. Da war ich mir noch nicht über das Ausmaß bewusst. Auch hier hab ich es gegen die Wand gefahren, weil ich da so ein bisschen eine neutrale Position eingenommen habe, in den Briefen seine Verliebtheit in sie herausgelesen habe und seine Verzweiflung. Auch das eine riesige Falle.....

Aus der Einschätzung die Leute müssten sich selbst wieder um Normalität bemühen, resultiert ja dann auch quasi, dass ich in der Beziehung auf gesunde Normalität mehr oder weniger bestehen müsste. Dementsprechend meine Bedürfnisse kundtue, für mich auch in dem Sinne einstehe... was dann aber genau tue wenn es ja nicht erfüllt werden kann aufgrund dieser Problematik? Also ich find den körperlichen Entzug schon sehr einschneidend, gerade für ein noch junges Paar.

@Scheol

Zitat von McCree:

Nur ich habe genauso das Gefühl nicht zwingend die richtige Person zu sein, die das teilweise über lange Zeit dann mit ihr durchstehen kann

Zitat von McCree:

Ich würde es gerne, aber es nagt ja bereits jetzt schon an mir und wir sind erst ganz knappe 4 Wochen in der Thematik drin.

Wenn du das nicht kannst, dann ist das okay.

Zitat von thegirlnextdoor:

Habe vor einer Weile einen Artikel über Opfer S.ueller Gewalt gelesen, und das - also diese Flucht nach vorne bzw. sich (aus von außen eher schwer nachvollziehbaren Gründen) erneut in Situationen zu begeben, die an die ursprünglich erlebte, traumatische Gewaltsituation erinnern - scheint durchaus häufiger vorzukommen.

@McCree
eine sehr schwierige Situation für euch und du bist nicht ihr Therapeut. Meistens hängt Mißbrauch auch mit Schweigen, Verheimlichen zusammen, auch mit Angst, Scham, Schmerz und/oder weil der Täter auch Drohungen ausgesprochen hat.
Deine Freundin muss in ihrem Tempo an ihre Geschichte herangehen, mit einem erfahrenen Therapeuten ihres Vertrauens.

Zitat von McCree:

So kam es, dass es recht schnell ging und es intim wurde... auch sogar teilweise aus ihrer eigenen Initiative heraus. Scheinbar eine Flucht nach vorne?

Frauen berichteten mir, dass Intimität und Nähe am Anfang noch mit einem neuen Partner möglich war, bis der erste Triggermoment auftaucht und ab da alles auf Alarm steht, der meistens erstmal auch bleibt, bis sich mit dem Thema auseinander gesetzt wird.
Das ist ein jahrelanger, schmerzhafter Prozess und wie der ausgeht ist ungewiss.

Zitat von McCree:

Passt auch damit zusammen, dass sich da nichts nach vorne bewegt, sondern Schockstarre herrscht.

Deshalb solltest du dir gut überlegen ob du es schaffst diesen schweren, langen Weg mit ihr zu gehen, mit dem Bewusstsein, dass dir viel Nähe und Körperlichkeiten fehlen werden und die WegStrecke viel Kraft, Geduld und Schmerz kosten wird.

Viel Glück und alles Gute für dich !

@Charla

Zitat von Charla:

Frauen berichteten mir, dass Intimität und Nähe am Anfang noch mit einem neuen Partner möglich war, bis der erste Triggermoment auftaucht und ab da alles auf Alarm steht, der meistens erstmal auch bleibt, bis sich mit dem Thema auseinander gesetzt wird.
Das ist ein jahrelanger, schmerzhafter Prozess und wie der ausgeht ist ungewiss.

Quasi 1:1 so passiert und tatsächlich auch meine Frage gewesen an sie, warum es denn jetzt so plötzlich ganz anders wurde. Es war eine Kleinigkeit, die das Ruder komplett rumngerissen hat und das finde ich halt sehr, ja da habe ich großen Respekt vor, weil diese Kleinigkeiten kann man nicht verhindern. Du sagst es so wie er es gesagt hat, du hast es so gemacht wie er es gemacht hat. Schwierig dem zu entkommen.

@McCree
weil sie ihr Trauma bisher nicht aufgelöst hat überträgt sie unbewusst und automatisch ihre Gefühle auf dich und kann Vergangenes und Gegenwärtiges nicht trennen, ihr Hirn spult immer das gleiche Muster ab und will sie so vor Wiederholung schützen.

Es kann alles mögliche ein Trigger sein, eine Farbe, Dunkelheit, Licht, eine Geste, ein Geruch, eine Berührung, ein Wort, u.v.m. deshalb wird es nicht ausbleiben, dass sie immer wieder mal retraumatisiert werden kann.

Ich würde nicht so drängen, sofern du es willst, ihr vielleicht sagen, dass du sie gern unterstützen willst und für sie da bist, und dir auch wünscht, dass sie daran arbeitet und sich fachliche Hilfe sucht. Vielleicht ist jetzt eine kleine Auszeit für euch hilfreich um zu sehen wo ihr steht und was ihr bereit seid zu tun um euch näher zu kommen?

Zitat von McCree:

Du sagst es so wie er es gesagt hat, du hast es so gemacht wie er es gemacht hat. Schwierig dem zu entkommen.

Wieso dem zu entkommen?

Sie möchte, denke ich, wenn sie dir das erzählt, gehört werden und gibt dir einen großen Vertrauensvorschuss.
Sag ihr bei sowas, dass es gut ist, wenn Sie dir von Ihren Triggern erzählt, dann wenn sie das kann. Es reicht wenn du aufmerksam zuhörst und ihr Sicherheit vermittelst.
Aber das ist keine leichte Sache.

Ich kenne Frauen, die auf Männer sehr S. gewirkt haben, extrem wsren und mit Reizen gespielt haben. Innerlich aber traumatisiert. Die haben so natürlich die falschen Männer angezogen, sich mit Alk. oder Dro. betäubt und zwei von ihnen sind in die Richting Prost. abgerutscht. Wieder ins Leben zurück gefunden aber das ist nur mit Therapie möglich.

Wie du deine Freundin am Anfang kennengelernt hast, gehe ich davon aus, sie war sehr S. und intensiv? Wie ein Rausch?

Zitat von thegirlnextdoor:

Habe vor einer Weile einen Artikel über Opfer S.ueller Gewalt gelesen, und das - also diese Flucht nach vorne bzw. sich (aus von außen eher schwer nachvollziehbaren Gründen) erneut in Situationen zu begeben, die an die ursprünglich erlebte, traumatische Gewaltsituation erinnern - scheint durchaus häufiger vorzukommen.

Das zitieren deines Beitrages hat eben nicht geklappt. Das möchte ich nachholen, weil es auch für meine Erkenntnisse, stimmig ist was du gelesen hast.
Es gibt nicht selten Frauen, die diese Missbrauchserfahrungen gemacht haben und sich unbrwusst in änliche Situationen bringen. Ich glaube aber, die spühren das erst nicht, das wird erst hinterher klar. Es gibt diese und andere die dann ganz anders werden und alles verweigern, sich wenn möglich zugeknöpft zeigen und sehr vermeiden bis ganz dicht machen.

@McCree
Was ich dir noch mitgeben möchte.
Leider kenne ich mit Trauma auch aus und trotzdessen war ich auf eine Erzählung von einem Mann, der mir über seinen Missbrauch als Kind erzählt hatte, nicht vorbereitet. Er nannte mir nur ein Detail, eine Situation und was ihn daran noch heute erinnert. Ich kann dir sagen, dass hat mich mitgenommen, schon sehr, dass ich darüber länger dran zu knabbern hatte. Was ich dir damit sagen möchte, ist was Schoel dir hier schon als Frage gestellt hat.
Bist du dir im Klaren darüber, dass wenn sie davon erzählt, du damit umgehen kannst und wirklich wissen möchtest?
Für Menschen die nicht so nah selbst an einem Trauma waren, die können sich die Auswirkungen nicht mal ansatzweise vorstellen. Wie Scheol das sehr gut beschrieben hatte, erklärt es dir das zumindest, das du einen Einblick davon bekommen kannst, was mit deiner Freundin innerlich passiert. Sie kommt in einen Zustand, der das außen nicht mehr groß wahrnimmt,durch trigger. Wenn sie zum Beispiel erstarrt (Freez) dann kann es sein das du das erst garnicht merkst. ( Eine Vergleich: wenn du so sauber bist, dass sich deine ganze Wut überkommt und du rasend bist, innerlich daran reinsteigerst und plstzen könntest für sut und dann jemand von außen irgendwas sagt oder macht, du den wrg stößt weil du dazu in deiner Emotion nicht in der lage bist, es vielleicht grade noch so fertig bekommst dem mitzuteilen lass mich jetzt bitte in Ruhe , so ist das vielleicht minimal zu erklären- nicht mehr im außen nur noch im innen) Ich habe Frauen kennengelernt, die sind teilweise einfach umgekippt oder haben stark hin und her gewippt- waren nur noch körperlich anwesend , das innere war wie getrennt. Das muss bei deiner Freundin so extrem nicht sein. Aber es ist wichtig, dass du dich damit auskennst und zu merken lernst, dass dir das Freez bei deiner Freundin auffällt. Manchmal sieht das aus wie als würde jemand verpeilt sein oder einen leeren Blick haben, wie weggeträumt aussehen. Andere reagieren panisch und andere wollen von jetzt auf gleich durch eknen Trigger, in Ruhe gelassen werden.

Traust du dir das zu?
Wie geschrieben, du kannst dir ,wenn du nie unter einem schlimmen Ereignis gelitten hast, wo deine Psyche so heftig reagiert hat, dass nichts mehr geht, das nicht vorstellen.
Wenn du es dennoch probieren möchtest mit ihr, dann hilft euch beiden vielleicht mehr eine solche Situation zu besprechen, in wie weit sie dir mitteilen kann wenn es jetzt ein Trigger war und qie du darauf reagieren kannst und was sie braucht. So müsst ihr nicht ins Ttauma gehen sondern erprobt die Situation und den Umgang damit als paar. Kannst du mir folgen?
Für betroffene die nicht gut sprechen können, helfen zahlen als Beispiel. 1 ist sas und 2 das und bei 3 ist es dann das. Bei dem 1 braucht sie das oder könnte das helfen zsw. Vielleicht ist das ein Ansatz. Genau wie die Skills die Scheol dir bereits schrieb. Co Regulation. Das kannst du alles machen, ohne das sie darüber sprecheb muss und ohne das du zu sehr eingenommen wirst. So oder so brauchst du viel verständnis und geduld, auch sich selbst öfter zurücknehmen. Lass das alles mal wirken und schau was dir dein Gefühl die nächste Zeit dazu sagt.

@Blattfee Vielen Dank für deine Erfahrung.

Tatsächlich traue ich mir das schon zu, da ich selbst in meiner Jugend traumatisiert war und da auch noch so meine Macken mit in den Alltag genommen habe. Im Gegensatz dazu, würde ich aber behaupten ich habe es nicht vollständig, aber zum größten Teil für mich selbst verarbeitet (Mobbing auch mit starker körperliche Ausprägung). Bin in jeder Form funktionsfähig und kann mich auch Situationen stellen, die mich immer noch triggern und mir selbst sagen ist jetzt Blödsinn und gehe da rein. Daher haben mich anfängliche Red Flags, die einem schon aufgefallen sind nicht direkt abgeschreckt.

Womit ich emotional gerade total überfordert bin ist, dass es sich wie eine Rückabwicklung anfühlt.
Zeit geben bedeutet hier auch quasi man startet von vorne. Das was sie teilweise auch übersprungen hat, diese richtige Kennenlernphase, holt sie jetzt quasi nach oder versucht es, weil ich einen Trigger bedient habe, der ihr scheinbar sagt Guck dir den Typen jetzt nochmal genauer an. Was ich grundsätzlich für eine gesunde Reaktion halte, aber mich vor eine Situation stellt in der ich ja sie nun was das angeht bereits kenne und ich mich nicht in der Position des erneuten Eroberns sehe, wenn sie für mich den Ball auf ihrer Seite hat.

Es suggeriert mir innerlich eben auch, dass ich etwas falsch gemacht habe. Das lässt sich rational so leicht abtun, trotzdem empfinde ich es so. Und ich muss ehrlich sagen, dass für mich diese Herangehensweise nicht funktionieren wird. Es ist quasi einen Gegenbeweis führen, in den Augen einer Person die dich jetzt aber für überführt hält. Da sehe ich mich nicht.

Die Distanz in der Kommunikation und der Intimität macht mir zu schaffen und die bereits nun 7 Monate damit so gut wie weggeworfen, weil sie haben mich ja nur genau hier hin geführt. Das ist frustrierend, gerade wenn man sich auch eine schöne Beziehung wünsch und eigentlich vieles dafür getan hat.

Zitat von Blattfee:

Es gibt nicht selten Frauen, die diese Missbrauchserfahrungen gemacht haben und sich unbrwusst in änliche Situationen bringen. Ich glaube aber, die spühren das erst nicht, das wird erst hinterher klar.

Ja, auf jeden Fall. Die Frauen (natürlich ist das nicht bei allen Missbrauchsopfern gleich!) die es so machten, verstanden natürlich selbst nicht, was sie da taten. Es war selbstverständlich keine Absicht, auch wenn sie sich aktiv in diese Situationen begaben (also nach dem Übergriff/den Übergriffen! Nicht für den Übergriff, selbstverständlich).
Aber die Absicht bezog sich auf die Situationen danach, die dann eigentlich kein Missbrauch mehr war/gewesen wäre... vielleicht hatte ich das missverständlich formuliert.
Stimme deinen Ausführungen jedenfalls voll und ganz zu.

@thegirlnextdoor

Danke das du dir die Zeit nimmst und das erklärst, das hatte ich dann nicht 1:1 verstanden bzw anders verstanden.
Ich empfinde deine Beiträge oft als sehr hilfreichen Input, danke dafür.

Als Nachtrag habe ich übrigens noch folgenden Satz:

Meine Gefühle zu dir haben sich nicht geändert, ich will es mit dir schaffen, aber mein Körper hat sich in der Beziehungspause noch nie so gut angefühlt seitdem wir zusammen sind. Daher weiß ich nicht auf was ich hören soll.

Was soll mir das sagen außer, ok dann tue ich dir jetzt den Gefallen und bin raus?

Der Punkt ist, dsss es hier ggf. Jahre an Trauma-Therapie benötigt. Das ist halt das Gemeine, es können kleinste Trigger sein (Szene in einem Youtube-Video das Du dir beiläufig anguckst, etc). Und das auch mit Therapie. Es kann dann Wochen dauern, bis das Trauma abklingt.

Dazu schreibst Du auch von Ritzen, also Borderline. Sollte sie hier eine Diagnose haben (vermutlich aber auch hier keine Therapieeefahrung) kann das für Dich als Betroffenen böse enden. Muss man einfach so sagen. Solange Du jetzt noch der weiße Ritter bist, ist alles super. Dieses zeigen wie böse der Ex war ist leider auch ein typischer BL Schachzug, um Dich als Retter weiter zu binden.

Das Problem ist, dass BL Dich von einer Sekunde auf die andere in die schwarze Phase drehen können. Und dann wirds böse. Dann bist Du Täter und Co. in Personalunion. Und Du kannst zugucken, wie sie ggf vor Deinen Augen in eine Affaire geht. Das braucht dann von Dir auch eine sehr hohe Reselienz.

Gerade durch den genannten Indikator Borderline würde ich Dir davon abraten, diese Beziehung weiter zu führen. Denn Du kannst sehr tief fallen dabei, schau Dir mal Erfahrungsberichte hier im Forum dazu an.

@Gorch_Fock

Ritzen gehört zur Selbstverletzung und ist nicht automatisch gleichzusetzen mit der Persönlichkeitsstörung Borderline. Natürlich gibt es Borderliner die sich selbstverletzen bzw auch Ritzen, aber wie geschrieben ist nur das Ritzen kein Indiz von Borderline.
Es gibt Menschen die sich ritzen die kein Borderline haben.

Falls sie das doch haben könnte, sehe die Situation aber anders aus, wäre ganz anders zu bewerten.
Dafür müssten aber Fachleute eine Diagnose stellen bzw Sie in Therapie.

@Gorch_Fock
Erkenne ich so nicht in ihr.
Sie ist wenig impulsiv, eher dauerhaft passiv und in sich zurückgezogen ohne Ausbrüche.
Da gibt es auch keine intensiven Emotionen, außer ggf. den hier erwähnten Freeze Moment, den ich so nicht auf dem Schirm hatte und mich mal jetzt etwas eingelesen habe.

Was es gab war eine Essstörung (Magersucht), scheinbar auch ritzen (früher...) und dann irgendwann Wärmflasche teilweise missbräuchlich verwendet, war so heiß immer, dass sie nun dauerhafte Verfärbungen am Bauch hat. Aber alles schon etwas her. Jetzt macht sie Extremsport.

Abstand von der Person nehmen, ist mein Rat.
Ganz schnell.

Wie Blattfee schon richtig schrieb, feststellen können das nur Fachleute. Du solltest aber die gängisten Störungsbilder kennen, alles andere wäre sonst für Dich ggf. sehr ungut - vorsichtig formuliert.

Es gibt auch stille Borderliner, die das Selbstverletzungselement nicht zeigen, dafür aber zu anderem Hochrisikoverhalten tendieren.

Schau hier mal rein:
https://www.grenzwandler.org/