Metamorphose - so möchte ich das benennen !

L
Hey, hier ein paar Zeilen, die sich mal nicht um den Stress mit meiner Männerwelt drehen:

Ich befinde mich in einer Art Metamorphose, so möchte ich das benennen. Nachdem ich mich nun viele Jahre mit schrecklichen Beziehungen herumgeplagt habe, immer wieder alles verlor und tapfer neu anfing und mich stets als Opfer betrachtete, kam heuer nun eine fette Kehrtwende.

Ich frage mich endlich: Warum passiert mir das, was mir passiert? Ich ziehe wohl solche destruktiven Menschen in mein Leben. Aber warum? Ich selbst schätze mich als eine prickelnde Mischung ein: Ich kann alles, ich mach alles - vor allem für meinen Partner. Und genau da liegt wohl der Hund begraben: Ich mache alles für meinen Partner - und was mache ich für mich? Recht wenig, habe ich erkennen müssen.

Warum? Antrainiert von zuhause. Wer nicht arbeitet, ist ein faules Schwein. Alle Menschen, die es sich gut gehen lassen, gehören in den Steinbruch. Wer erfolgreich ist, ist arrogant und oberflächlich usw. usw.

Jetzt bin ich 36 Jahre alt, bald 37. Und lebe mit Programmierungen im Kopf, die alles andere als normal sind. Wie soll ich da eine normale Beziehung führen? Ich suche mir die Extremen, die Anstrengenden. Da kann ich arbeiten, da kann ich malochen - emotional, körperlich. Nur dann bin ich was wert.

Der wahre Grund für meine stark gestörte Beziehungsthematik (die mich seit meinem ersten Freund, den ich mit 17 hatte, verfolgt), liegt in meiner Ursprungsfamilie, das wurde mir die letzten Tage mehr als deutlich.

Ich hatte mich ja freiwillig in eine Psycho-Klinik einweisen lassen, weil einfach alles über mir zusammenbrach. Und ich durfte da echt viel Konstruktives lernen. z.B.: Wieso mischt sich eigentlich permanent meine Mutter in meine Beziehungsangelegenheiten ein, urteilt über mich und meine Partner, während ihr selbst der Mann kommentarlos abgehauen ist (mein Vater ging Zig. holen und kam nie wieder zurück) und die seit 20 Jahren alleine lebt, nur Dialoge mit Gipsengeln führt und ihr ganzes Seelenheil von meiner kleinen Tochter abhängig macht und Beziehungen zu Männern nur über Esoterik-Magazine sucht? Ich bin so aufgewachsen. Fruendschaften wurden mit dem Pendel analysiert. Konstruktive Gespräche? Fehlanzeige. Denn wenn es kritisch und ernst wird, redet meine Mutter wie eine Vierjährige.

Ich verstehe nun endlich, endlich die Zusammenhänge für mein chaotisches Beziehungsleben. Die Erkenntnis ist sehr schmerzhaft. Aber ich wiederhole permanent das, was ich gelernt habe: Ich bin nur was wert, wenn ich mich kaputt arbeite (körperlich u emotional), wenn ich ausruhe, bin ich ein faules Schwein. Und wenn ich ein faires, ehrliches Gespräch auf Augenhöhe will, wendet man sich beleidigt wie ein Vierjähriger von mir ab.

Warum wundere ich mich eigentlich über das, was alles passiert ist? Ich kenne es nicht anders....und trage wohl großes Änderungspotenzial in mir, weil mir diese Zustände seit Jahrzehnten nicht gut tun. Immer wieder breche ich aus, wusste nie, wieso.

Jetzt weiß ich es: Ich will den Kreislauf durchbrechen, weiß nur noch nicht, wie das richtig geht. Ich lerne gerade zu laufen.

Ich stehe dieser alten Struktur nicht mehr zur Verfügung. Und momentan dreht sich mein Leben ganz enorm. Ich komme langsam, aber sicher, endlich bei mir an. Und je mehr das eintritt, desto mehr dreht meine Mutter, die mir überall hinterherzieht, am Rad.

Die Gefühle zu ihr? Keine Wut, kein Hass. Eher Gleichgültigkeit.

Es ist ein Irrglaube, dass man jemanden lieben muss, nur weil man mit ihm/ihr verwandt ist.

Vielleicht hilft Euch mein Text hier ein wenig, zu verstehen, warum Euer Beziehungsleben so stattfindet, wie es stattfindet.
Wenn Ihr es begriffen habt, passiert wahrscheinlich etwas ganz Großartiges in Eurem Leben.

Liebe Grüße.

Eure Lu

13.09.2011 12:39 • #1


C
Hallo Lu,

dann wünsche ich dir, dass deine Erkenntnisse dir wirklich weiterhelfen und dich dabei unterstützen, gesunde und wohltuende Beziehungen einzugehen und aufzubauen.

Was du von deiner Mutter schreibst, klingt so, als ob sie seit dem Verlassenwerden sehr bedürftig ist (vielleicht ja auch schon vorher... das geht aus dem Text nicht so hervor). Die Leere, die entstanden ist, scheint sie mit Engeln, Esoterik und dann dem kleinen Enkelkind gefüllt zu haben. Irgendwie verständlich... man sucht sich halt was, was einen beschäftigt... und die trüben Gedanken möglichst verscheucht...

Aber wie war es denn für dich, als dein Vater sang- und klagnlos verschwand? Du warst im jugendlichen Alter. War das nicht auch ein Schock für dich? Und bist du dann vielleicht mit den Trennungsschmerzen und der Trauer deine Mutter konfrontiert worden, weil du ja die Einzige warst, die zurückblieb und die vielleicht als Gesprächspartnerin zur Verfügung stand? Was war mit deiner Trauer über den Verlust des Vaters? (Oder hast du auf irgendeine Weise die Beziehung doch weiterführen können?)

Eine schwierige Konstellation auf jeden Fall. Für deine Entwicklung daraus heraus und für deine innere Metamorphose wünsche ich dir alles, alles Gute, einen klaren Kopf und ein mutiges Herz. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich auch deiner Mutter alles Gute für ihre Weiter-Entwicklung wünsche.

Liebe Grüße
Chiara

13.09.2011 13:43 • #2


A


Metamorphose - so möchte ich das benennen !

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L
Hallo Chiara.

Danke für Deine Zeilen.

Meine Mutter war und ist von jeher bedürftig wie ein kleines Kind und hat auch wohl meinen Vater mit ihrer verschlingenden, grenzübertretenden Art und Weise in die Enge getrieben, so dass er sang- und klanglos verschwand. Damals habe ich das nicht verstanden. Heute verstehe ich es umso mehr, denn mit ihr ist absolut kein konstruktives Konfliktgespräch möglich. Entweder sie weint - oder sie schiebt trotzig die Unterlippe vor und schmollt oder sie wird verbal verletztend.

Ich habe sie immer so in Erinnerung und dachte, das sei normal.

Aber das ist nicht normal. Um das zu erkennen, musste ich fast 37 werden.

Ich war 16, als mein Vater abhaute. Die Jahre davor waren ein Desaster. Meine Eltern verband eine Hass-Liebe. Ich mitten drin, stets um Ausgleich bemüht. Als mein Vater verschwand, wurde ich von meiner Mutter in die Partner-Rolle gedrängt. Während andere Teenager ihre erste Liebe erlebten, organisierte ich Anwaltstermine für meine Mutter, begleitete sie dorthin, musste mit ihr die Unterlagen sichten. Sie hat sich von mir über Jahre hinweg auffangen lassen. Und wehe, ich wollte mich in eine eigene Richtung entwickeln - da drehte sie durch, simulierte Herzattacken, nahm mir die Schlüssel weg, schloss mich im Zimmer ein.

Vier Wochen nach dem Abitur bin ich klammheimlich ausgezogen. Aber das schlechte Gewissen holte mich über Jahre immer wieder ein und ich suchte Kontakt. Ich bin ja das einzige Kind, der Vater weg.

Mein eigenes Trauma habe ich nie verarbeitet. Wann denn auch - entweder wurde ich von meiner Mutter energetisch beschäftigt, oder dann von meinen Partnern. Erst jetzt wird wir alles bewusst. Mein Vater ist seit 6 Jahren tot. Meine Eltern sind seit vielen Jahren vor seinem Tod geschieden worden. Aber meine Mutter gibt sich noch heute als seine Witwe aus und denkt, ihr stehe Witwenrente zu.

Ich will nicht alle Schuld auf sie wälzen. Aber ich habe erkannt, dass meine Entwicklung eindeutig etwas mit ihrem unentwickelten, sehr schwierigen Verhalten zu tun hat. Sie lebt bis heute in der Vergangenheit. Ihre Wohnung ist vollgestopft mit altem Plunder. Die Möbel, die noch aus der Ehe stammen, sind viel zu groß für diese Wohnung. Sie würde niemals etwas davon hergeben, obwohl ihre Wohnung einer Rumpelkammer gleicht. Das ist ihre Sache, keine Frage. Aber ich kann es nicht mehr ertragen, dass sie mein Leben auch mit ihrem Mist, Gerümpel und Schrott zumüllen will. Aber wehe, ich setze Grenzen und lehne ihre Deko-Gänsefamilie (Geburtstagsgeschenk) ab (ich lebe gerne sehr geordnet und aufs Wesentliche reduziert)...da drückt sie wieder meine Knöpfe: Du bist gemein, egoistisch...ich meine es doch nur gut! Alles Reden in der Vergangenheit hat nichts gebracht. Sie lässt sich nichts sagen, bockt und stampft wie eine verzogene Göre.

Ich ertrage das nicht mehr. Wenn ich gesund werden will, gibt es für uns keinen gemeinsamen Weg mehr.

Befreite Grüße.

Lu

13.09.2011 15:26 • #3


B
Lu,
ich wünsche Dir daß Du mitten in dieser Metamorphose steckst. Es ist zwar erst der Anfang, aber der schwerste Schritt.
Und wenn wir uns während der Trennung ja sogern die Frage stellen warum, dann habst Du hier eine Antwort: Weil die Trennung nötig war um die Tür zur neuen Lu aufzustossen. Durchgehen musst Du selbst und der Weg wird lang und hart sein und Du wirst Dich bestimmt auch oft verlaufen. Aber Du bist durchgegangen.

Du kannst wirklich stolz auf Dich sein. Und Deine Kleine auch! Du wirst nie die Fehler machen, die Deine Mutter gemacht hat.

13.09.2011 16:14 • #4


C
Hallo Lucrezia,

oje, oje, das hört sich wirklich sehr schwierig an. Und ja, da musstest du schon als Jugendliche viel tragen... und um deine innere Freiheit kämpfen.

Hoffentlich hast du bald eine andere Wohnung, so dass du wieder eine räumliche Distanz schaffen kannst (hoffentlich ohne schlechtes Gewissen).

Im Narzissten-Thread ist doch immer wieder die Rede vom Grenzen-Setzen. So wie ich das hier von dir lese, bist du ja schon bei deiner Mutter immer wieder gefordert, Grenzen zu setzen.

Das Ablehnen eines Geburtstagsgeschenks finde ich ein sehr interessantes Beispiel für die Grenzsetzung. Finde ich schon mal stark, dass du überhaupt schaffst zu sagen, dass du so ein Geschenk lieber nicht magst (dass es nicht zu deiner Wohnung oder zu deiner Art des Wohnens passt etc.). Schon DAMIT habe ich größte Schwierigkeiten (mir ist aber auch in der Kindheit eingebleut worden, mich auch immer dann höflichst und freundlichst zu bedanken, wenn das Geschenk völlig daneben ist... und mir auf gar keinen Fall irgendwas anmerken zu lassen... das habe ich als Kind nur ein einziges Mal gewagt... oh oh, was für Vorwürfe und Vorhaltungen danach... ich hätte durch meine zu geringe Wertschätzung des Geschenkes den ganzen Tag durchtrieben...). Naja, aber dann ruhig und sachlich weiterhin zu deiner Meinung und zu deiner Ablehnung zu stehen, wenn als Reaktion so ein Trotzverhalten kommt.

Viel Erfolg dabei, deine Grenzen immer wieder zu klären und gut für dich und dein Kind zu sorgen!

Liebe Grüße
Chiara

13.09.2011 21:13 • #5




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