Mein Liebling,
bereits unser Kennenlernen begann mit einer Lüge deinerseits. Einer Lüge, die ich dir, nach einer Erklärung deinerseits und dem Versprechen, mir gegenüber von nun an absolut ehrlich zu sein, verzeihen konnte.
Wir hatten dann ein paar wirklich tolle Monate, verstanden uns prächtig, lachten viel zusammen und führten unglaublich tiefe Gespräche. Wir konnten über alles sprechen und haben so manche Nacht zum Tag gemacht. Ich fühlte mich bei dir angekommen.
Für mich warst du ein Seelenverwandter. Und ein bisschen habe ich dich auch bewundert, du warst so straight und wir machten Pläne für unsere gemeinsame Zukunft.
Dann wurde es plötzlich anders, ich folgte meinem Instinkt und fand dich wieder bei der Partnerbörse, auf der wir uns kennenlernten. Ich bekam dazu keine ausreichende Erklärung von dir, im Gegenteil, du machtest mir Vorwürfe.
Naiv wie ich war, schluckte ich die Kröte und fühlte mich schlecht, obwohl ich nichts gemacht hatte.
Wir blieben zusammen und es folgten wieder ein paar sehr schöne Monate.
Bis zu dem Tag, an dem du beim Anwalt warst, um dich bzgl. der Scheidung von deiner Frau zu erkundigen. Kurz vor unserem Kennenlernen warst du bei ihr ausgezogen, weil, wie du es nanntest, sie dich terrorisiert hat mit ihrem Verhalten. Trotz nur 6-jähriger Ehe war ja klar, dass du für sie zahlen musst. Und weil du gut verdienst, nicht gerade wenig.
Ich war mir deiner sicher, hatte ich dich doch in all den Monaten immer unterstützt und wieder aufgebaut, wenn man wieder eine der geheulten Nachrichten von deiner Frau kamen, wenn es bei der Arbeit stressig war, wenn du dich mal wieder von aller Welt missverstanden fühltest. Ich war da, ohne wenn und aber.
Es gab dann - nach fast 1 Jahr - das erste Gespräch mit deiner Frau, in dem du ausloten wolltest, ob es nun endgültig aus sei zwischen euch und wie das Finanzielle geregelt wird.
Ab diesem Tag sind meine Gefühle und ich 3 Wochen lang Achterbahn gefahren. Ich konnte kaum schlafen und essen. Denn es folgten weitere Treffen, aber nie eine klare Aussage, was nun Sache ist. Jetzt hast du dich, ich vermute mal zumindest auch wegen dem finanziellen Druck, dazu entschieden, ihr noch eine Chance zu geben.
Das ist - so deine Worte - aber natürlich keine Absage an mich, du musst das tun, um endgültige Klarheit zu haben, was deine Gefühle betrifft. Das du beim 3. Treffen mit ihr im Bett gelandet bist, erfuhr ich durch Nachhaken, weil mein Instinkt wieder Alarm schlug. Aber natürlich wolltest du das nicht, es ist einfach passiert. Und Menschen machen Fehler. Deine Worte. Aber wenn jemand anderes einen Fehler macht, wird er von dir aufs schärfste verurteilt.
Während ich hier schreibe, kommt mal wieder eine deiner - ich vermute mal - Schlechtes-Gewissen-und-Warmhalte-Nachrichten.
Du hälst mich wohl für ziemlich verblödet, zu denken, ich lasse mich mit ein paar belanglosen Nachrichten bei Laune halten, bis du denn mal weisst, was du willst bzw. merkst, dass das mit deiner Frau nichts mehr wird, um dann wieder bei mir anzukommen.
Tja, mein Lieber, momentan lasse ich dir diese Sicherheit noch.
Aber wenn der Tag kommt, an dem du zu mir zurück willst, dann werde ich nichts weiter machen, als dir diesen Text vorzulesen und mir mit Entzücken deine Reaktion anschauen und danach zeige ich dir die Tür.
Ich habe gelitten, gehofft und bin daran verzweifelt. Ich habe zugelassen, dass du mit mir so umgehst, das kann ich mir selbst kaum verzeihen. Das war ein großer Fehler, das passiert mir nie wieder. Aber Menschen machen nun einmal Fehler - oder was meinst du?
Deine X
24.04.2019 19:06 •
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