Guten Morgen, ihr Lieben und vielen, vielen Dank für die zahlreichen echt guten Antworten
Ich versuche mal in einer Sammelantwort alle Fragen/Anregungen/Unstimmigkeiten aufzugreifen. Jede eurer Antworten mit einem Zitat punktgenau zu beantworten, wird mir nicht gelingen , seht es mir nach .
Also: Es ist KEIN Minijob sondern tatsächlich knapp sozialversicherungspflichtig. Meine Idee dazu war, weiterhin Krankenkasse über den AG laufen zu lassen aber die Stunden so weit runterzuschrauben um mal von dem letzten körperlich harten Job etwas runterzukommen ( dort war ich Teilzeit 25 Stunden beschäftigt, aber es fühlte sich nach einen sehr anstrengenden Vollzeitjob an). Dort war es quasi unmöglich, mal einen freien Tag zwischendurch zu bekommen ( noch nicht mal für die anfänglich äußerst knappen Impftermine oder wichtige Arztbesuche bekam man frei), Urlaub waren nur 25 Tage ( ist inzwischen ja gar nicht mal unüblich, aber ich war vorher sehr verwöhnt mit durchgängi 30 Tagen Urlaubsanspruch ) - kurzum: für wenig Geld wurde äußerst viel verlangt bei minimaler WorkLife Balance. Daher kam mir das Jobangebot ja so gelegen. Der einzige Punkt, der mir im VG ein wenig zu denken gab, war der Moment, als der Vorgesetzte das Wort gute Seele in den Mund nahm, also dass er es schön fände, so eine gute Seele im Unternehmen zu haben. Die etwas Älteren von euch können mit diesem Begriff vielleicht noch was anfangen. In meinem Ausbildungsbetrieb damals war die gute Seele eine ältere , leicht übergewichtige grauhaarige Dame, die morgens Kaffee an alle verteilte, für jeden ein nettes Wort übrig hatte, immer eine Kittelschürze anhatte und mit einem Putzlappen rumlief. Was sie genau machte den ganzen Tag wusste niemand so genau, aber wir liebten sie alle....Ich bin alles andere als diese klassische gute Seele aus vergangenen Zeiten, wollte aber diese Begrifflichkeit im VG nicht unnötig überbewerten, man legt ja nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Jetzt im Nachhinein sehe ich das etwas anders, ich glaube, die suchen tatsächlich so eine gute Seele, die unsichtbar bleibt, obwohl sie anwesend ist, immer eine Sonderstellung im Team hat und immer dafür sorgt, dass jeder es schön behaglich hat. Ich würde ja sogar gerne die Aufgabe übernehmen, alle mit Kaffee zu versorgen, dann hätte ich wenigstens eine halbe Stunde was zu tun, aber jede Etage hat einen voll ausgerüsteten High-Tech-Kaffevollautomaten und jeder Mitarbeiter ist es gewohnt, sich dort seinen Kaffee schnell selbst zu ziehen, zumal es für diese glaube ich auch eine willkommene Abwechslung ist, mal kurz aufzustehen und ein Päuschen am Kaffeeautomaten einzulegen.
Zum Thema: Buch mitbringen, Sprache am PC lernen, Videos schauen.... das würde ich natürlich gerne machen und hätte da auch überhaupt kein Problem mit, aber offiziell erlaubt hat man mir das nicht und es wäre schon arg provozierend den beschäftigten Mitarbeitern gegenüber, so offen seine Langeweile zur Schau zu stellen und außerdem ist mir das peinlich. Und genau das ist im MOment das Anstrengende: ich habe ( noch) keinen PC, hinter dem ich mich mal eine halbe Stunde verstecken kann, ich habe aber auch keine Aufgaben im hauswirtschaftlichen Bereich. Da ich aber bisher meistens in der offenen Küche stand/pseudo-arbeitete und da jederzeit einer der Kollegen um die Ecke biegen kann, weil er sich einen Kaffee holen will, muss man quasi pausenlos so tun, als sei man beschäftigt. Also mich dann da so ganz offen mit dem Handy hinzustellen und mir auf Youtube ein Video anzuschauen, das wäre wirklich sehr dreist , das möchte ich nicht, da bin ich auch nicht der Typ für, so offen zu provozieren. Leider ist das Gebäude ein rundum verglaster Neubau, wenn ich also einfach mal draußen ein bisschen spazieren gehen würde, würden mich alle Kollegen mit Fenstern zur Hofseite sehen.
Zum Thema: Jobs entwickeln sich, man muss mal ein paar Wochen abwarten... ja, das ist grundsätzlich so, das kenne ich ja bislang aus allen anderen Jobs, wo man am Anfang auch noch nicht viel machen konnnte und erst im Laufe der Zeit konnte man immer mehr machen. Aber da habe ich immer direkt zu Beginn gesehen und es wurde auch klar kommuniziert, wo die Reise hingehen wird. Also : du guckst heute erstmal nur zu, morgen machst du dann schon mal die einfachen Brötchen selber, übermorgen die dekorierten etc.... oder im Büro : schau mal, das wirst du demnächst selber machen ( Arbeiten im SAP, Buchungen, Warenausgabe etc.)... aber wir zeigen dir das Step by Step, heute schaust du bitte erstmal in deine Unterlagen.... In DIESEM Job ist ja per Stellenbeschreibung, die ich Freitag gesehen habe, ganz klar definiert und aufgelistet, was meine zukünftigen Arbeiten sein werden und ich sehe ganz klar und eindeutig schon jetzt, dass da keinesfalls zwei Stunden täglich mit gefüllt werden. Natürlich warte ich erstmal ab, bis ich den PC kriege, vielleicht ist ja das Bestellen der Küchenartikel ( meine einzige Aufgabe am PC) derartig aufwändig und kompliziert, dass damit meine ganze Woche ausgelastet ist . Wer´s glaubt....
Zum Thema: was denken die sich dabei, so eine Stelle auszuschreiben, wieso können die sich das leisten, Geld einfach zu verschleudern für eine Arbeitskraft die nicht gebraucht wird ? Ich denke, die Antwort hierauf ist einfacher als gedacht: in diesem Unternehmen arbeiten überwiegend Akademiker, bislang mussten zwei Assistentinnen der GF das Eindecken der Konferenzräume übernehmen. Was für mich- die ich tatenlos in der Küche rumstehe- pillepalle und lächerlich ist, war für die einfach nur nervig: vor der eigentlichen Arbeit erstmal in die Konferenzräume und leere Pullen wegräumen, nach den Meetings wieder rein und wieder abräumen, - die haben irgendwann wohl auf den Putz gehauen und gesagt, dass sie nicht fürs Catering eingestellt wurden und dass sie das von ihrer eigentlichen Arbeit abhält. Und dann kam man auf die glorreiche Idee, dafür jemanden einzustellen ohne sich aber Gedanken darüber zu machen, was diese neue hauswirtschaftliche Hilfe eigentlich die ganze Zeit machen soll. Niemand hat das richtig durchdacht, man wollte nur schnell die beiden Grazien ruhig stellen. Es hat auch dort eigentlich niemand Zeit dafür, diese Stelle richtig zu durchdenken und dann kam man auf so hirnrissige Ideen wie : die macht dann noch den Postausgang- ohne sich zu überlegen, dass ich zeitlich nicht beides kann, da die Konferenzräume um 8 Uhr bestückt werden müssen und die Post erst ab 11 Uhr kommt... oder die organisiert dann auch zukünftig das Catering.. ohne zu bedenken, dass das nur 3 Mal im Jahr überhaupt nötig ist.... . Also kurzum: ein Schnellschuss, der vorne und hinten nicht durchdacht war. Geld genug haben die, da fallen die paar Kröten monatlich für mich überhaupt nicht ins Gewicht.
Mein derzeitiges Fazit ( ohne den Anspruch der Endgültigkeit): wenn sich nicht sehr schnell noch ganz drastisch was entwickelt an dieser Stelle, dann mache ich das auf keinen Fall weiter. Arbeit ist für mich immer schon nicht nur Geld verdienen sondern auch eine sinnvolle Beschäftigung und eine Tagesstruktur zu haben und danach mit dem guten Gefühl nach Hause zu gehen, etwas geleistet zu haben. Ich hatte bisher immer Jobs, in denen es extrem schwierig war, wenn ich mal fehlte, also wo meine Arbeit eine echte Hilfe und Bereicherung für das Unternehmen war und man sich immer händeringend nach meiner Rückkehr sehnte. Derzeit würde ich mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass ich morgen in eine schmuddelige Spülküche gehe, wo ein Berg dreckiges Geschirr auf mich wartet als in den gläsernen Palast wo ich wieder zwei Stunden nur rumstehen werde ...
08.05.2022 07:07 •
x 6 #25