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Meine Haltung zum Thema Affären

Philinea
Zitat von MissGeschick:
Liebe Shedia, ich habe mal ein Buch über Trauer gelesen. Darin war beschrieben, dass Menschen die glücklich mit ihren Partnern waren, nach deren Tod paradoxerweise besser die Trauer bewältigen als Witwer/n aus unglücklichen Beziehungen. Die Erklärung dafür war, dass Menschen die den Großteil ihres Lebens ...


Wow, was für ein Beitrag! Ich fürchte, du hast sehr sehr recht.

14.05.2024 16:43 • #316


S
Zitat von Ema:
Aber Unglück sollte erst recht kein Dauerzustand sein.

Ist es nicht, keine Sorge!

14.05.2024 18:28 • #317


A


Meine Haltung zum Thema Affären

x 3


S
Zitat von Philinea:
Ich fürchte, du hast sehr sehr recht.

Nein, hat sie nicht. Und wenn es für irgendetwas in meinem Leben zu spät ist, dann für solche Unkenrufe, wie die von MissGeschick. Ich werde jedenfalls die Zeit, die uns noch bleibt genießen.

14.05.2024 18:30 • x 1 #318


MissGeschick
Zitat von Shedia_:
Nein, hat sie nicht. Und wenn es für irgendetwas in meinem Leben zu spät ist, dann für solche Unkenrufe, wie die von MissGeschick. Ich werde ...

Liebe Shedia,
ich bin kein rechthaberischer Mensch. Wenn ich falsch liege, freut es mich sehr für dich. Nachdem ich allerdings deine Schleife jetzt einige Male miterlebt habe (du beschreibst dein großes Unglück, wenn man dann sagt: ändere das ! beschreibst du dein großes Glück und einige Zeit später alles von vorn) glaube ich das nicht. Aber das darf dir herzlich wurscht sein. Meine „Unkenrufe“ haben keinerlei Bedeutung für dein Leben. Es war ein Impuls, mit dem du nichts anfangen musst.


Zitat von Shedia_:
Danke dir aber für deinen Input. Ich hoffe, dir geht es mit allen deinen Entscheidungen gut und du fühlst dich wohl in deinem Leben. Lass dir aber gesagt sein, von einer inzwischen lebenserfahrenen Seniorin, wie mich: Glück ist kein Dauerzustand sondern immer nur eine Momentaufnahme. Dem ewigen Glück hinterher zu laufen ist der größte Fehler, den ein Mensch machen kann.

Mir gehts nicht mit all meinen Entscheidungen gut, das wär nicht besonders reflektiert. Ich hab aber definitiv kein einziges Jahr meines Lebens an Frust und Wut und (Selbst-) Hass verschenkt. Und im Schicksalschläge Lotto hab ich doch auch schon ein zwei Hauptgewinne gezogen. Ich weiß also was es heißt sich aufzurappeln, auch wenn man nicht weiß wie. Aber nachdem ich mich auf die Sonnenseite des Lebens zurück gekämpft habe, bin ich nicht mehr so geduldig mit Menschen, die Gründe finden statt Lösungen.

Weißt du, ich bin auch nicht mehr 20. Und meinem Glück bin ich noch nie hinterhergelaufen. Aber meinem Unglück eben auch nicht. Und ich würde deinem Kalenderspruch zum Glück noch hinzufügen: jeder ist selber für sein eigenes verantwortlich.
Mein Leben ist jedenfalls sehr erfüllt. Und das nicht nur weil ich Glück habe, sondern weil ich mich gesund gemacht habe. Mir erarbeitet habe gesunde und erfüllte Bindungen eingehen zu können. Und das hab ich nicht durch die Menschen geschafft, die mir Taschentücher gereicht haben. Sondern die, die mir einen fetten Spiegel hingehalten haben, die mir in den Hintern getreten haben, die die mich wütend gemacht haben, die haben mir geholfen.

Sei es drum, du willst einfach nur ungestört noch eine Runde im Shedia Karussel fahren. Dann eine gute Fahrt.

14.05.2024 19:26 • x 4 #319


W
Zitat von MissGeschick:
(du beschreibst dein großes Unglück, wenn man dann sagt: ändere das ! beschreibst du dein großes Glück und einige Zeit später alles von vorn) glaube ich das nicht.


Ich glaube das schon.
Blickwechsel nennt man das. Oder Wahrnehmungswechsel. Alles hat sehr verschiedene Seite an sich, und was man in der Hauptsache wahrnimmt, hängt vom eigenen Standort ab.
Man muss nicht notwendig und unbedingt dem Drang nachgeben, immer nur das Schlechte, Ungenügende, Nervige usw. zu sehen und es auch noch möglichst aufzubauschen zu Schaustücken maßloser Tragödie.
Ja, hat man die Stärke dazu, man könnte es sogar umgekehrt machen. Das Gute, Erfreuliche, Glücklichmachende, Passende, Stimmige, Wunderbare ... in den deutlichen Vordergrund stellen.
Dann würden so manche Dinge, die die Kleinkariertheit - die sich naturgemäß auch nur um die kleinen, um die nebensächlichen Dinge bekümmert, weil ihr das Auge fehlt für die großen und wesentlichen -, geradezu dampfen und wüten lässt, ganz anders aussehen.

14.05.2024 20:13 • x 2 #320


MissGeschick
Zitat von whynot60:
Ich glaube das schon. Blickwechsel nennt man das. Oder Wahrnehmungswechsel. Alles hat sehr verschiedene Seite an sich, und was man in der Hauptsache ...

Das hast du wunderschön in Worte gefasst. Ich habe das nicht so hinbekommen. Aber ja, genau das habe ich auf die harte Tour gelernt. Ich kann mich vergraben und alles und mich kacke finden. Oder ich kann die Schönheit am Leben sehen und wertschätzen. Ich hab mich entschieden mich selber nicht zu begrenzen. Ich geh baden ob 20 kg mehr oder weniger, ich hab Spass am und im Wasser. Etc pp. Und wenn man das Leben und sich so annimmt, dann findet am Ende völlig natürlich alles seinen Weg. Und man selber nimmt seine beste Form an. Körperlich und geistig.

14.05.2024 21:24 • x 1 #321


W
Zitat von MissGeschick:
Ich geh baden ob 20 kg mehr oder weniger,


Warum auch nicht!
Da hast Du vollkommen recht!
Was auch sollte das Gewicht mit der Freude am Wasser und überhaupt am Leben zu tun haben?

15.05.2024 01:13 • #322


MissGeschick
@whynot60

Ich bezog das auf Shedia, die sich selber immer so betont als „Dicke“ und dadurch eingeschränkte Person beschreibt. Ich wünsche ihr da mehr Leichtigkeit und Achtsamkeit mit sich.

15.05.2024 07:17 • x 2 #323


S
Zitat von whynot60:
Blickwechsel nennt man das. Oder Wahrnehmungswechsel.

Richtig, darum geht es eigentlich. Ich bin, wie ich schon mehrfach geschrieben habe, chronisch depressiv. Die Gründe für diese Erkrankung liegen, so habe ich es begriffen, in meiner eigenen Art, die Dinge zu bewerten. Ich sehe tatsächlich fast alles negativ und gebe mir selbst auch noch die Schuld dafür. Um gesund zu werden, muss ich also lernen, meine Bewertungen zu verändern. Dazu ist es nicht zwingend notwendig, mein Leben grundlegend zu ändern, zumal die tatsächlichen Möglichkeiten dazu mit 60 Jahren auch nur noch begrenzt vorhanden sind. Ich kann heute z.B. meinen Berufsweg nicht mehr grundlegend verändern. Und ich kann auch nicht mehr ändern, dass meine Gesundheit unter meinem Gewicht gelitten hat.

Was ich aber ändern kann, ist mein Umgang damit. Ich kann z.B. die Bewegung in meinen Alltag integrieren, die mir gut tut und Spaß macht. Ich kann aber auch ständig frustriert auf dem Sofa liegen, weil ich keinen Stabhochsprung mehr erlernen werde. Ebenso kann ich die Intimität und Vertrautheit mit meinem Mann genießen oder ich kann mich ärgern und schlecht fühlen, weil wir nicht mehr das komplette Kama sutra rauf und runter praktizieren können.

Ich habe mich nun entschieden, die Dinge positiv zu bewerten, wie sie eben sind. Dabei geht es nicht darum, sich das Leben schön zu reden, sondern sich die Rosinen heraus zu picken, die das Schicksal mir vor die Füße wirft. Vor noch gar nicht so langer Zeit bin ich statt dessen wütend auf ihnen herum gelatscht, weil ich ganze Torten erwartet habe, das gebe ich zu. Aber auch eine Shedia lernt Gott sei Dank irgendwann dazu.

Worum es aber nicht mehr geht, ist meinen Mann und meine Familie noch einmal zu verlassen und mich selbst neu zu erfinden. Das würde mich bestimmt nicht glücklicher machen, sondern heillos überfordern. Ich bitte darum, dies zu respektieren. Wäre ich noch einmal 20 Jahre jünger oder vielleicht auch nur 10 Jahre und befände mich in der gleichen Situation wie damals, würde ich es vielleicht tun und bestimmt auch schaffen. Ob mich dieser Weg allerdings glücklicher gemacht hätte, wage ich heute zu bezweifeln.

Realistisch betrachtet, bin ich eben keine attraktive Frau und war es nie. (Was mich aber nie daran gehindert hat schwimmen zu gehen) Ich hatte einfach bei Männern nie besonders gute Karten und habe immer alle hübschen Frauen für ihre Chancen beim starken Geschlecht beneidet. Ich dachte tatsächlich, wenn man von Männern begehrt und umworben wird, ist man automatisch glücklich. Das ist aber ein eklatanter Irrtum, den ich inzwischen revidiert habe. Ich kenne viele sehr hübsche Frauen, die heute sehr unter dem Verfall ihrer Schönheit leiden und die noch viel weniger aus ihrem Leben machen konnten, als ich.

Man soll sich ja eigentlich nicht vergleichen. Aber inzwischen tue ich das wieder ganz gerne und muss sagen, meine Bilanz sieht gar nicht so schlecht aus. Ich habe eine wundervolle Familie, lebe in einem schönen Haus mit Garten und gehe einem Beruf nach, den ich liebe. Ok, mein Mann ist krank. Aber er kann noch viele Dinge tun, die andere mit dieser schrecklichen Erkrankung nicht mehr können. Ok, mein Beruf ist ein Hilfsjob. Aber ich kann jeden Tag alten Menschen ihr Leben ein bisschen angenehmer machen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Ich weiß, ich hätte noch viel mehr erreichen können, hätte ich in manchen Situationen die Weichen anders gestellt. Aber ich habe immer und in jeder Situation nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Und manchmal waren einfach die Umstände so schwierig, dass ich nicht anders hätte handeln können. Einzige Ausnahme ist eben diese bescheuerte Affäre. Da habe ich wirklich krassen Mist gebaut. Aber was solls. Immerhin weiß ich jetzt, dass mein Mann ein wirklich guter Liebhaber ist und ich weiß, dass gutaussehende, attraktive Männer auch in dieser Beziehung nicht unbedingt die bessere Wahl sind. Mein AM jedenfalls war eine Vollkatastrophe im Bett. Nicht mal seine Socken hat er ausgezogen. Gruselig!

Nun also, noch mal für alle, die sich immer noch Sorgen um mich machen: Es geht mir gut! Ich habe dazu gelernt. Auch dank dieses Forums. Eine erneute Shedia-Schleife, sollte sie passieren, werde ich getrost meiner Depression zuordnen, sie begrüßen, kurz abtauchen und dann sehr schnell wieder an die Oberfläche schwimmen. Ich hoffe, ich kann euch ersparen, diesen Tauchgang noch einmal mit mir durchzustehen. Aber garantieren kann ich es leider nicht. Bitte seid dann aber so gnädig wie möglich mir mir. Ich selbst bin es ja auch und das obwohl ich mir ansonsten stets der schärfste Kritiker war. Aus diesem Grund auch musste ich immer nach Ausreden und Entschuldigungen suchen. Das brauche ich heute nicht mehr, denn ich bin einfach auch nur ein Mensch mit Fehlern und Unzulänglichkeiten, so wie jeder andere auch. Dank euch habe ich auch das endlich begriffen.

Also nochmal vielen lieben Dank für Eure Hilfe in den letzten Jahren. Sie war wirklich wertvoll für mich und somit auch für meine Familie. Danke dafür auch nochmal an die @Forenleitung , die wirklich einen Streifen mit mir mitgemacht hat.

Liebe Grüße
Shedia

15.05.2024 08:51 • x 2 #324


E
@Shedia

Du schreibst immer und immer wieder....
Zitat:
(...) ich bin chronisch despressiv... (...)

weißt du, wie viele Menschen es gibt, die chronische Erkrankungen haben. Die haben AUCH so ihre Probleme, mit denen sie leben (müssen), klarkommen wollen (was ich für viel wichtiger halte)...mit den Umständen einer chronischen Erkrankung klarkommen WOLLEN.

Das Schild der chronischen Erkrankung ständig vor sich herzutragen, lähmt und reduziert auf etwas, was die Situation noch mehr verschärft. Das Bewusstsein im Umgang damit - DAS macht es entweder zum wirklich noch heftigeren Thema, oder aber... es lässt eine Bewusstseins-Veränderung im Umgang damit entstehen. Nein... das hebt chronischer Erkrankungen nicht auf, aber der Umgang damit verändert sich.

Woher ich das schon wieder habe - Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren
bla-bla-bla....! nutzt hier nicht immer. Der Umgang mit derartigen Risiken, Ängsten, Sorgen, Nöten lässt sich lernen. Ich sitze seit 26 Jahren auf einem Pulverfass - chronische Diagnosen inklusive. Sie können damit leben, wenn Sie das wollen! Jo... hab ich gelernt - lerne ich immer noch.

2 User haben in den letzten Posts geschrieben, dass sie es AUCH angepackt haben, um aus ihren ebenso massiven Problemstellungen herauszukommen. Sie haben etwas hinter sich gelassen, lassen wollen, lassen müssen, OHNE die Geschehnisse zu vergessen. Sie wissen, wo sie herkommen....und wissen auch, dass sie da nie wieder hin wollen.
Und glaube mal nicht, dass sich in deren Leben alles nach ihnen gerichtet hätte, weil... sie es so schwer hatten/haben! Nach mir hat sich übrigens aus niemand gerichtet - im Gegenteil... auch ich wurde getreten, geschüttelt, angeschnauzt....und EINE einzige Frage hat etwas bewirkt: Willst du dem folgen, der als dein Liebstes für immer gegangen ist? Ich bekam kein Wort heraus. Ich wurde angeschrien.... kein Wort kam. Ich heulte Rotz und Wasser...kein Wort. Ich bekam physischen Druck verpasst.... kein Wort. WAS WILLST DU WIRKLICH? wurde ich angelurrt (angeschrien). Erneut kam die Frage: Willst du dem folgen, der als dein Liebstes für immer gegangen ist? Mit ganz leiser Stimme kam: Nein, das will ich nicht! LAUTER....nach dem 5. oder 6. Lauter, habe ich geschrien: Nein, das will ich nicht! Was willst du denn?

Ich will leben!

Dann tu etwas dafür! Dafür musst DU selbst etwas tun! Willst du das wirklich? Ja!

Der physische Druck wich zuerst... und damit auch alle anderen Anspannungen. Rotz und Wasser liefen in Strömen. Die Frau, die mir das abverlangte.....in DEM Moment ein Biest, ein Aas. Sie hatte mich weichgekocht - ich war hart wie ein Brett.

Also - mit medizinischen Diagnosen umgehen zu lernen... es geht. Der Umgang damit ist aus meiner Sicht zwingend nötig, DEN zu erlernen. Damit wird das Schild immer kleiner, bis das Schild weggestellt werden kann. WANN das geschieht, bestimmst nur DU. DEIN Schild ist es.
Nein... das hebt auch nicht die Probleme auf, die sich aus deinem restlichen Leben ergeben haben. Auch mit den Problemen gilt es einen Umgang zu finden, um auch diese Probleme ggf. zu lösen.

Suche niemals mehr Gründe, warum etwas NICHT (mehr) geht! Das geht es auch nicht.

Und.... lasse Worten deiner Vorhaben unbedingt Taten folgen! Niemand kann dir sagen, ob und was bei den Taten herauskommt.... das wirst du spüren!

15.05.2024 09:35 • x 2 #325


Ayaka
Zitat von MissGeschick:
Liebe Shedia, ich habe mal ein Buch über Trauer gelesen. Darin war beschrieben, dass Menschen die glücklich mit ihren Partnern waren, nach deren Tod paradoxerweise besser die Trauer bewältigen als Witwer/n aus unglücklichen Beziehungen. Die Erklärung dafür war, dass Menschen die den Großteil ihres Lebens ...

toller Beitrag und ruft eine der intensivsten Erinnerungen meines Lebens auf

als wir in den letzten Minuten am Sterbebett meines Vaters standen, er war bereits seit Wochen im künstlichen Tiefschlaf, gab es einen Moment in dem meine Mutter alles vergeben hat - das konnte man richtig spüren. Meine Mutter hat dann auch die Trauerphase sehr gut überstanden.

Ich glaube Vergebung ist immer noch ein zentrales Thema für dich. Dir und deinem Mann gegenüber.

15.05.2024 10:17 • x 4 #326


E
Zitat von Ayaka:
toller Beitrag und ruft eine der intensivsten Erinnerungen meines Lebens auf als wir in den letzten Minuten am Sterbebett meines Vaters standen, er war bereits seit Wochen im künstlichen Tiefschlaf, gab es einen Moment in dem meine Mutter alles vergeben hat - das konnte man richtig spüren. Meine Mutter hat dann auch ...

meine feste Überzeugung ist, dass Vergebung immer ein wichtiges Thema ist - so schwer Vergebung ab und an auch sein mag.

Anderen und auch sich selbst zu vergeben ist etwas sehr wichtiges, um Ballast loszuwerden (nicht missverstehen). Aus meiner Sicht hat zu vergeben auch etwas mit einer abgeschlossenen Aufarbeitung und Verarbeitung zu tun, damit in bestimmten Phasen auch
ein Loslassen ermöglicht werden kann....egal um welche Situationen es sich handelt.

15.05.2024 10:25 • x 4 #327


Heffalump
Zitat von Shedia_:
Ich bin, wie ich schon mehrfach geschrieben habe, chronisch depressiv. Die Gründe für diese Erkrankung liegen, so habe ich es begriffen, in meiner eigenen Art, die Dinge zu bewerten. Ich sehe tatsächlich fast alles negativ und gebe mir selbst auch noch die Schuld dafür.

so herrlich unvollkommen.
Aber, du nutzt es nicht.

Ich bin mit meinem Ehemann, krank und dick geworden. Nur krank und Dick blieb. Was mich weder davon abhält weitere Dummheiten zu machen, noch davon, mein Leben zu leben.
Ja es gibt Phasen, wo ich mich einigel. Wo ich mich selber bemitleide - und es gibt Phasen, da fühl ich mich, wie zwanzig.
Das Leben läuft nicht in einer gerade Linie, es gibt immer ein Auf und Ab. Wenn die Sonne scheint, freu ich mich, wenn es regnet, freut sich die Natur.

Und hab es aufgegeben, immer nur die Schuld bei mir zu suchen, bringt null komma nix.
Das Leben schenkt dir Zitronen - mach Limonade oder Marmelade draus.

Zitat von Shedia_:
Realistisch betrachtet, bin ich eben keine attraktive Frau und war es nie

Das liegt im Sinne des Betrachters. Lieber rund, als klappern. Gehst beim schwimmen nicht unter. Schau dich um. Niemand, absolut niemand, findet an sich etwas, an dem er nicht herumnörgeln kann - und trotzdem, sucht er da nicht bei sich das Übel.
Ja klar - man könnte abnehmen, leicht gesagt, doch nicht immer möglich. Hab erst kürzlich gelernt, warum es mir unmöglich ist. Hinnehmen ist die Devise. Ich werde heuer auch runden, denke, ich hab noch vielleicht gute 20 Jahre, dann wird es zittrig. Aber ich entscheide, ob es gute zwei Jahrzehnte werden oder schlechte.

Vergib dir, das du unvollkommen bist. Wenn du ein gläubiger Mensch bist, was ich nicht weiß, dann magst du dir denken, Gott schuf uns nach seinem Bilde - somit er auch unvollkommen. Verzeihe ihm, das er uns mit Fehlern und Abgründen schuf.
Er wusste es damals nicht besser

15.05.2024 10:37 • x 3 #328


S
Zitat von KuddeI7591:
Das Schild der chronischen Erkrankung ständig vor sich herzutragen, lähmt und reduziert auf etwas, was die Situation noch mehr verschärft.

Da hast du völlig Recht natürlich. Aber glaub mir, ich trage dieses Schild schon lange nicht mehr vor mir her. Anfangs habe ich das natürlich getan, auch hier im Forum. Ich habe den sekundären Krankheitsgewinn gewiss überstrapaziert und das wurde mir mit Recht vorgehalten. Inzwischen aber hat sich auch hier das Blatt gedreht. Bei meiner neuen Arbeit z.B. weiß keiner etwas von dieser Diagnose. Nur der Betriebsarzt natürlich, der ja auch der Schweigepflicht unterliegt, sofern die Erkrankung meine Arbeitsfähigkeit nicht beeinträchtigt. Und das tut sie schon lange nicht mehr.

Trotzdem war es gerade in der schlimmsten Phase meiner Erkrankung eine ungemeine Erleichterung, um diese Diagnose zu wissen. So konnte ich mir viele meiner Verhaltens- und Denkweisen erklären und konnte sie mir entweder verzeihen oder sie langsam und behutsam verbessern. Heute weiß ich zum Beispiel um meine Vulnerabilität, die sicher auch genetische Faktoren hat. Auch meine Mutter war rückblickend betrachtet depressiv und essgestört. Nur ging man damals eben nicht zum Psychiater. Man machte das mit sich selbst aus, man war ja schließlich nicht verrückt. Auch dieses Wissen um die Lebensumstände meiner Mutter als junges Mädchen, ihre Kriegstraumata, die Auswirkungen der Epigenetik in diesem Zusammenhang auch auf mich, habe mir vieles verständlicher gemacht. Meiner Mutter konnte ich inzwischen gut verzeihen. Meinem Vater leider immer noch nicht. Vielleicht, weil ich zu wenig aus seinem Leben weiß.

Auch mir selbst kann ich vieles inzwischen gut verzeihen. Ich weiß z.B. dass an schlimmen Tagen immer noch eine starke Antriebslosigkeit auftritt, die verhindert, dass ich meinen Aufgaben im Haushalt erledigen kann. Früher hielt ich mich selbst einfach für faul und beschimpfte mich innerlich entsprechend. Sogar als ich damals in meiner Wohnung im Bad zusammenbrach und mich einfach nicht mehr rühren konnte, beschimpfte mich die ganze Zeit mein innerer Kritiker auf das schärfste. Erst starke Psychopharmaka brachten ihn zum schweigen. Inzwischen kann ich das mit den Werkzeugen, die ich in der Therapie gelernt habe ganz gut handhaben und benötige nur noch eine geringe Dosis Antidepressivum, um einen Rückfall zu verhindern.

Du siehst also, ich benutze die Diagnose nur noch manchmal als Ausrede. Viel wesentlicher ist es aber, um sie zu wissen und die Zusammenhänge zu kennen.

Ich hoffe, so kannst du besser verstehen, worum es mir geht, wenn ich von meiner Depression schreibe.

15.05.2024 11:25 • x 1 #329


S
Zitat von KuddeI7591:
meine feste Überzeugung ist, dass Vergebung immer ein wichtiges Thema ist - so schwer Vergebung ab und an auch sein mag.

Ja, Verzeihen ist wichtig! Aber nicht um jeden Preis! Ich habe z.B. lange versucht, meinem Vater einfach mal so quasi blanko zu vergeben, was mir nie gelang und weshalb ich mich nun wiederum für schuldig hielt. Aber in der Therapie habe ich gelernt, dass es ok ist, manche Dinge nicht zu verzeihen, weil sie einfach nicht entschuldbar sind. Und wenn man schon vergeben will, so geht das für mich nur, wenn ich die Gründe für das jeweilige Fehlverhalten kenne. Über meinen Vater weiß ich aber leider nur sehr wenig. Er hat nie viel von seiner Kindheit und seinem Elternhaus erzählt. Ich weiß nur, dass die Familie nach dem Krieg völlig verarmte und mein Vater mit 13 Jahren aus dem Haus ging, um selbst für sich zu sorgen. Das erklärt natürlich schon die Härte, mit der er uns begegnete. Es erklärt aber nicht, warum er uns ständig verbal abwertete und lächerlich machte oder eben zuschlug, wann immer ihm danach war.

Hätte er uns wissen lassen, dass er vielleicht selbst so behandelt worden war und hätte sich davon abgegrenzt, wäre es leichter gewesen, ihm zu verzeihen. Das hätte aber Selbstreflektion und eine Begegnung mit uns auf Augenhöhe vorausgesetzt. Dazu war er bis zum Schluss nicht bereit, obwohl ich ihn an seinem Krankenbett mehrfach darum angefleht habe. Er aber schickte mich lieber genervt zum Teufel. Das will und werde ich ihm nicht verzeihen, denn es war seine letzte und wohl verletzendste Entscheidung.

15.05.2024 11:36 • #330


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