Hallo Ihr alle.
Ich habe mich zum ersten mal in meinem Leben in einem Forum angemeldet. Vielleicht suche ich nur irgendjemanden, der mich verstehen kann, es zumindest versucht? Es ist eine lange, lange Geschichte. Meine Geschichte. Ich bin sehr unglücklich zur Zeit.
Ich bin 35, mein Mann 33. Wir haben zwei Kinder (5 und 7). Seit 15 Jahren sind wir ein Paar, seit 7 Jahren verheiratet. Wir haben viele Höhen und Tiefen schon miteinander erlebt.
Ich liebe meinen Mann, dass weiss ich. Jedoch lag von Anfang an in unserer Beziehung etwas daneben. *herrje, wie schreibe ich das alles in der richtigen Reihenfolge auf?*
Vor eineinhalb Jahren habe ich mich von meinem Mann getrennt, weil ich dacht, dass ich nicht genügend Liebe und Bestätigung von ihm bekäme. Mir fehlte die Leidenschaft, das Begehrt werden. Er zog aus, da er sich wegen des Jobs nicht um die Kinder kümmern konnte. Wir fingen eine Paarberatung an, nach drei Monaten zog mein Mann wieder ein. Er war sehr verletzt durch die Trennung, brauchte seine Zeit, um sich auf mich wieder einzulassen, an mich und meiner Liebe zu ihm zu glauben. Wir arbeiteten an unserer Beziehung. Ich merkte, dass ich mehr Hilfe brauchte als ich mir vorher eingestanden hatte. Wegen Depressionen fing ich eine Therapie an. Dort machte ich für mich Fortschritte. Es gab da jedoch eine Sache, die ich mir nicht anschauen wollte. Die Kellertür, von der man weiss, dass sie da ist, sich nicht traut sie zu öffnen, weil man nicht weiss, was dahinter ist. Aber das Wissen um diese Tür reicht, dass man den Gedanken daran nicht mehr los wird. Es arbeitete in mir, ohne dass ich es merke. Im vergangenen Sommer liess ich mich auf eine ein halbes Jahr dauernde Affäre ein. Anfangs dachte ich, dass ich verliebt bin. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass ich in dieses Gefühl verliebt bin, dass ich bekam. Aufmerksamkeit bis zum Abwinken. Begehrt werden, mich als Frau fühlen... Und noch viel länger dauerte es, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich genau das Gefühl von meinem Mann haben wollte. Ich log mir die ganze Zeit selbst was vor. Meine Therapie ging zu Ende, ich fand mich toll, dass ich das alles unter einen Hut bekam. Ende Januar machte es klick in mir. Alles, was ich vermisste fand ich: in mir. Die Erkenntniss war einfach da. Ich hatte mit einem mal verstanden, dass ich es war, die sich die ganze Zeit nicht selbst geliebt hatte. Meine ganzen Unzufriedenheiten, die ich an meinem Mann und den Kindern rausließ, galten mir. Ich habe es nicht gesehen. Ich war hungrig nach Liebe, nach michselbstlieben, ohne es zu wissen. Meine kranke Seele fing schon vor zwei Jahren an, meinen Körper als Ventil zu nutzen. Ich hungerte. Ich nahm innerhalb von noch nicht mal zwei Jahren an die 20 kg ab. Ist nicht weiter schlimm, kann mit meiner Figur jetzt mehr als zufrieden sein. Aber die Motivation, die dahinter stand, verstand ich nicht. Und ich war gar nicht in der Lage, in mich zu gehen und mich zu verstehen. Wie einfach ist es, sich von aussen sagen zu lassen, dass man toll ist. Wie viel einfacher ist es, Liebe zu fordern, als sie selbst zu spüren und geben zu können. Vor einem halben Jahr fing ich wieder an, meine Mann all die Feindseligkeiten spüren zu lassen, ich ließ an ihm aus, was mir galt. Ich habe viele Verletzende Sachen gesagt und getan. Es tut mir so unendlich leid, dass ich mich selbst erst so spät verstehen gelernt habe. Auf seine Kosten. Ich habe Ende Januar meine Affäre beendet, wollte nie was davon erzählen und für mich daraus lernen. Ich war bereit, endlich mich anzunehmen, mich zu lieben. Ich weiss, dass ich nicht vollkommen sein kann. Und ich weiss auch, dass es nicht gesund ist, immer auf andere zu sehen und zu denken: so will ich sein, warum kann ich nicht so sein, das finde ich besser an der Person, Neid. Ich war mir selbst nicht genug. Ich kann jetzt mit meiner Unvollkommenheit leben. Es ist gut so, wie ich bin. Doch dann kam das, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich hatte es verleugnet mir selbst gegenüber, der Wahrheit nicht ins Gesicht geschaut. Ich habe getrunken. Bis vor einer Woche habe ich mich fast jeden Abend angetrunken. Warum? Vielleicht um mich selbst zu vergessen? Nicht meine eigenen inneren Probleme zu sehen? Ich war betrunken, als ich meinem Mann von meiner Affäre erzählte. Er ist unendlich enttäuscht, verletzt. Traurig. Er sucht sich gerade eine Wohnung. Er zieht aus. Er sagte, dass er alleine sein muss. Zeit für sich braucht. Das verstehe ich sehr gut. Auch, dass er nicht mit mir reden will. Ich habe für mich meine Fehler erkannt und mich kennen gelernt. Ich weiss, dass ich meinen Mann liebe. Vermutlich wird er für immer gehen, das mit den Kindern werden wir regen müssen. Alles wird sich ändern. Ich habe keine Angst vor der Zukunft, dass wir aus der DH-Hälfte raus müssen, keinen Urlaub mehr haben oder so. Ich habe Angst, dass ich nie wieder die Chance bekomme, meinem Mann spüren zu lassen, dass ich ihn liebe. Gerade jetzt versuche ich ihm zu zeigen, dass ich ihn liebe, indem ich ihn gehen lasse. Ihn verstehe. Ich habe verstanden, was Liebe und lieben ist. Ich brauche keine Liebe von aussen, um mich selbst annehmen zu können. Endlich kann ich mich, meinen Mann und die Kinder so sein lassen, wie wir sind und zufrieden sein.
Es schmerzt sehr, meinen Mann in seiner seelischen Not zu sehen und machtlos zu sein. Ich habe ihm einen langen Brief geschrieben, mit ähnlichem Inhalt wie hier zu lesen ist. Auf den Umschlag schrieb ich, dass es in seiner Entscheidung liegt, diesen Brief zu lesen. Es geht in dem Brief um mich. Wenn er den Brief nicht lesen mag, soll er ihn bitte nicht vernichten, sondern mir in ferner Zukunft ungeöffnet zurück geben.
Anfang März haben wir das nächste Paarberatungsgespräch. Ich versuche, nicht in allem einen Funken Hoffnung zu sehen, Gesten oder Worte als ein Aufeinander zu bewegen anzusehen. Ich richte mich auf ein Leben ohne ihn ein, mit der Hoffnung, vom Leben überrascht zu werden. Ein Sandkorn Hoffnung, mehr nicht.
Mein Mann hat den Glauben an mich, seiner Liebe zu mir, verloren.
Es tut so weh zu erkennen, wie viel Schmerz, Leid und Kummer ich über die Familie gebracht habe.
Meine Hoffnung ist, dass mein Mann die Chance erkennt, die jetzt auf dem Tisch liegt. Mit all den Verletzungen der vergangenen Jahre aufräumen zu können. Zu verstehen, warum wir so waren, warum wir zusammen waren. Und vielleicht, ganz vielleicht kann er irgendwann wieder die Frau in mir sehen, in die er sich mal verliebte.
Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, das alles hier zu lesen.
Und vieles ist natürlich noch nicht aufgeschrieben...
16.02.2011 10:51 •
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