Hallo Carter!
es ist schon komisch, dass ich so viel Zeit benötige um dir zu antworten. Es scheint so, als würde ich jetzt ein wenig verarbeiten.
Das Buch, welches du beschreibst, befasst sich mit Nähe und Distanz und wie wir damit umgehen können. Solche Bücher gibt es viele, mal gut, mal weniger gut geschrieben. Es ist ganz wichitg, dabei in sich reinzufühlen, ob man sich da wieder findet.
Ich habe mal ein Buch angelesen, welches sich auch mit Beziehungen und Emotionalität befasst. In etwas das gleiche Thema: Nähe und Distanz. Liebe und Abhängigkeit. Das Buch war ganz anders aufgebaut. Das befasste sich eher damit, dass viele Menschen gar keine verbindliche Liebe mehr zulassen, Abhängigkeit in einer Partnerschaft als sehr schlimm ansehen. Überhaupt Abhängigkeit. Dass dadurch kaum Bindungen entstehen.
Und wenn man genau überlegt, ist doch jeder Mensch von etwas abhängig. Der Arbeiter, der davon abhängig ist, dass seine Arbeit geschätzt wird, die Freundin, der die Meinung ihrer bsten Freundin so wichtig ist, das Vereinmitglied, welches von den Öffnungzeiten des Vereins abhängig ist, sonst könnte er nicht trainieren... etc etc.
Abhängikeite gibt es auch in Bziehungen. Das ist nicht problematisch Natürlich spreche ich nicht von wirklich krassen emotionalen Abhängigkeiten, die Menschen in kranken Beziehungen verharren lassen.
Ich habe dieses Problem bei uns gesehen. Ich hatte teilweise den Eindruck, dass mein X seinem besten Freund näher stand als mir. Als ob er Angst hätte, noch einem Menschen vertrauen zu müssen.
Ich denke, er konnte sich seit der Planung der Weltreise nicht mehr auf mich einlassen. Viel zu groß war seine Angst, etwas falsches zu tun. Viel zu gross war seine Angst, dass er dann nicht mit leichtem Herzen fliegen kann.
Die Tage vor der Abreise waren schlimm für ihn, das habe ich gemerkt. er hat mich oft gefragt, ob wir uns noch sehen können, ich konnte es schon länger nicht mehr.
Ich wollte nichts halbes mehr.
Auch jetzt antworte ich teilweise eher schroff. ich möchte entweder geliebt, oder nicht geliebt werden.
es ist gut sich in einer Beziehung zu fragen, was den anderen weniger lieben lässt. das ist sehr wichtig. Ich finde nämlich, dass die Liebe immer zu selbstverständlich gesehen wird.
aber alles setzt eine direkte Kommunikation voraus. und das war bei uns nicht möglich, wusste er doch viel zu wenig über seine Gefühle bescheid und schwieg sich aus.
Komischerweise habe ich den Hauptgrund für den Rückzug nicht unbedingt bei mir gesehen, eher in seinem Sein. In seiner Art das Leben zu führen. In seiner Angst, seiner Unverbindlichkeit.
Das erste Jahr hat er sehr mit sich gekämpft, wollte so sehr ein guter Partner sein, wusste selber, dass seine Halbherzigkeit (bitte im wahrsten Sinne des Wortes nehmen ---- hat auch mit der o.g. Skala der Gefühle zu tun) keine gesunde Beziehung hervor bringt. Später hat er sich in die Arbeit und sein Leben gestürzt, ich glaube, der war teilweise Mal im Monat abends mal zuhause, nicht nur zum schlafen.-
wenn ich jetzt aber über deine Worte nachdenken, über den von dir geschilderten Inhalt des Buches, weiss ich schon, dass wir noch eine Chance gehabt hätten.
Aberd das kam mir alles nicht mehr ehrlich vor.
ich bin sehr direkt, kann meine Gefühle recht klar benennen. da käme es mir eher wie Schein vor, wenn ich nicht offen kommunizieren könnte und immer mehr in die Warte-Position gehen müsste. Das wäre die einzige Lösung gewesen. Zu warten, geduldig sein.
aber irgendwann konnte ich das nicht mehr.
dass der andere seine Liebe nicht in Worte kleiden kann oder will.. darauf möchte ich noch eingehen. Von einem guten Partner erwarte ich, dass er sich darüber auch Gedanken macht und mit mir darüber spricht.
Denn Liebe ist die Basis der Beziehung, und wenn ein Partenr sich dessen nicht mehr sicher sein kann, dann gerät das ins Wanken. dann ensteht viel Unsicherheit und Angst, die sich oft in Wut ausdrückt..
Meistens ist es aber eher der Partner, der sich darüber Gedanken macht, der diese Liebe nicht spürt oder hört. und das ist schon nicht gut.... (ich glaube, ich wiederhole mich)..
Liebe spürt man nicht immer, aber die Basis sollte stimmen. Auch sollte man sich hinterfragen, warum man es nicht sagen kann. Und man sollte sich auch fragen, wie der andere sich fühlt, der sich dieser Liebe nicht gewiss ist.
Auch wenn ich mir meiner Gefühle oft klar bin, zweifel ich viel. Ich spreche daher mit vielen Menschen um mir eine Meinung zu bilden. Am liebsten mit Alten und Kindern, am liebsten mit Menschen, die viel erlebt haben. Mit Priestern, mit Obdachlosen, mit Esoterikern, mit alllen..
ich weiss nicht, wie ich es beschreiben soll. Aber mir ist die Meinung, einer erfahrenen 80jährigen lieber und gewichtiger, als die von Konsum gesteuerten Menschen, die um mich herumflitzen...
Und egalm mit wemich gesprochen habe, bei Reisen und hier in der Heimat, es kristallisierte sich für mich immer heraus, dass es wichtig ist, sich über das zu freuen, was man hat. und nicht danach zu sehen, was man nicht hat.
Doch in einer Partnerschaft, ist das nicht immer einfach. Denn wie soll man so viel Liebe investieren, wenn man nicht weiss, ob man auch geliebt wird, wie man ist..
Carter , ich möchte dir Mut machen. wirklich, auch wenn ich selber eher negativ klinge, aber das liegt eher daran, weil ich mich hier total öffnen kann. Merkwürdig. Ich habe damals in meinem Thread sehr gehetzt geschrieben, erst später beim genauen Lesen, fiel mir auf, wie wenig ich dabei auf die anderen eingehen konnte, die mir so lieb zur Seite standen. Selber habe ich aber erst einen Monat nach meinem Kummer begonnen, über mich zu schreiben, vorher habe ich viel getröstet und bin auf andere eingegangen..
Jetzt gerade lass ich viele Gedanken zu..
sorry für das Chaos!